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Orientierung in Nordfriesland :
Südlich der Teetasse

Von Wolfgang Krischke
Lesezeit: 5 Min.
Rum oder runter – das ist hier die Frage: Schafe beim Transfer der Bahnlinie zum Hallig Nordstrandischmoor
Die Nordfriesen wählen ihre Raumbegriffe teils noch immer nach der Himmelsrichtung. Doch langsam verblassen die Landkarten im Kopf.

Wenn die Teetasse nicht „rechts“, sondern „südlich“ vom Kuchenteller steht, wenn man „rauf“ zum Bäcker und „runter“ zum Sportplatz geht, obwohl die Landschaft flach ist, so weit das Auge reicht, dann – befindet man sich in der Welt der Nordfriesen. Genauer gesagt in ihrer Sprachwelt. Deren begriffliche Orientierung im Raum wirkt auf den Außenstehenden ziemlich exotisch. Denn im Deutschen verwendet man im Nahbereich in der Regel Wörter wie rechts, links, vor oder hinter. Was sie bedeuten, ist entweder relativ, nämlich von der eigenen Blickrichtung abhängig. Oder es bezieht sich auf einen Gegenstand mit eingebauter Vorder- und Rückseite, ist also „intrinsisch“ zu verstehen: Wenn jemand „vor“ dem Fernseher sitzt, ist klar, dass er sich gegenüber dem Bildschirm befindet.

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