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Internationales Rüstungsprojekt :
Berlin und Paris treiben Entwicklung eines Kampfpanzers voran

Lesezeit: 2 Min.
Sébastien Lecornu und Boris Pistorius am Montag in Berlin
Die Verteidigungsminister von Frankreich und Deutschland haben sich auf das weitere Vorgehen beim Bau eines gemeinsamen Kampfpanzers verständigt. Bislang gab es Streit bei der Verteilung der Aufträge an die Industrie.

Als „positives Signal“ für die deutsch-französische Kooperation hat Staatsministerin Anna Lührmann die politische Ankündigung zum Kampfpanzersystem Main Ground Combat System (MGCS) am Dienstag in Paris bewertet. „Die Übereinkunft zeigt, dass der Wille zur Zusammenarbeit auch im Rüstungsbereich ungebrochen ist“, sagte die grüne Europaministerin der F.A.Z. Die Zeitenwende führe dazu, dass Deutschland und Frankreich enger zusammenrücken müssten. „Wir haben echte Signale, dass wir vorankommen“, sagte der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu nach seinem Gespräch mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in Berlin am Montag. Er sei jetzt zuversichtlich, dass die Planungen für den Kampfpanzer, der ab 2035 den derzeit vom franzö­sischen Unternehmen Nexter gebauten „Leclerc“ und den vom Münchner Familienunternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) gefertigten „Leopard 2“ ablösen soll, schnell vorankämen.

Das im Juli 2017 unterzeichnete Projekt über den Bau eines „Kampfpanzers der Zukunft“ war versandet, weil keine Verständigung über die Aufgabenteilung der beteiligten Rüstungsunternehmen ge­lang. Präsident Emmanuel Macron hat Lecornu und Pistorius daraufhin am Rande der jüngsten Konferenz über die europäische Luftverteidigung in Paris ins Gewissen geredet, bei MGCS endlich vo­ranzukommen. „Wir sind beide An­hän­ger einer klaren und offenen Kommuni­kation“, erläuterte Pistorius nun in Ber­lin. Deshalb hätten sie jetzt über alle Streitpunkte diskutiert. „Allen Unken­rufen und allen Gerüchten zum Trotz kann ich sagen, wir beide wollen dieses Projekt“, sagte Pistorius. Als Vorbild für die Aufgabenteilung zwischen Frankreich und Deutschland nannten sowohl er als auch Lecornu das Kampfflugzeug­system FCAS. Dort habe Frankreich die Führung, während sie Deutschland bei MGCS haben soll.

Was diese Ankündigung konkret für die industrielle Aufgabenteilung bedeutet, bleibt jedoch abzuwarten. Nach der Vereinbarung zwischen Lecornu und Pistorius liegt es nun an den Militärs beider Seiten, bis Ende September ihre Erwartungen an das Kampfpanzersystem zu definieren. Dann wollen die beiden Minister in Evreux zusammenkommen, wo die deutsch-französische Flugstaffel stationiert ist. Erst dann dürfte das entscheidende Tauziehen um die MGCS-Arbeitspakete, wie beispielsweise den Bau der Kanone, beginnen. Verkompliziert wurden die bisherigen Verhandlungen dadurch, dass Berlin von der ursprüng­lichen Aufgabenteilung zwischen KMW und Nexter, die ihre Kräfte schon im Jahr 2015 in der Holding KNDS gebündelt haben, abgekehrt war und das Düsseldorfer Rüstungsunternehmen Rheinmetall mit in das Projekt geholt hat.

Seitdem der KMW-Rivale hinzugekommen war, traten die MGCS-Verhandlungen auf der Stelle, zumal auch der letzte politische Wille fehlte, den Prozess zu beschleunigen. Beobachter werten die nun erzielte Vereinbarung zwischen Berlin und Paris als Neustart für den Bau des Panzers, der über einen alternativen Antrieb verfügen, eine rollende Gefechtszentrale für weitere autonom gesteuerte Fahrzeuge sein und den Kampfverband wie bei FCAS über eine Datenwolke digital miteinander vernetzen soll. Liegen die Erwartungen von militärischer Seite im September auf dem Tisch, hält man eine Einigung über die Aufgabenteilung noch in diesem Jahr für möglich. Dann könnte die Konsolidierung der Panzerhersteller in Europa beginnen.