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Gewagte These :
Der Nil auf Abwegen

Von Horst Rademacher
Lesezeit: 4 Min.
Der weiße Nil fließt in das riesige Sumpfgebiet Sudd in Südsudan.
Klimaveränderungen könnten den längsten Strom Afrikas einst gezwungen haben, nach Westen zu fließen und in den Atlantik zu münden. Ein Geologe hat neue Indizien für diese gewagte These.

Der Nil ist seit Jahrtausenden die wichtigste Lebensader im östlichen Nordafrika, von seinen Quellen in Ruanda und Burundi bis zur Mündung ins Mittelmeer. Bevor es den Assuan-Staudamm gab, ließ der Strom während der alljährlichen Überschwemmungen im Sudan und Ägypten riesige Mengen an fruchtbarem Schlamm zurück. Auf dem darauf betriebenen Ackerbau gründete sich unter anderem die Pharaonenhochkultur des Alten Ägyptens. Allerdings ergoss sich der Nil während der jüngsten Erdgeschichte keineswegs immer ins Mittelmeer. Allein in den vergangenen fünf Millionen Jahren gab es mindestens zwei jeweils etwa eine Million Jahre lange Phasen, in denen der Nil nördlich von Khartum völlig versiegte. Der amerikanische Geologe Walter Alvarez von der University of California in Berkeley hat nun eine mehr als 150 Jahre alte, längst in Vergessenheit geratene Hypothese aufgefrischt: Danach könnte der Nil durch einen riesigen, inzwischen völlig ausgetrockneten See im Sudanbecken nach Westen über den Fluss Niger und dessen größten Nebenarm, den Fluss Benue, in den Atlantik geflossen sein.

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