(Go: >> BACK << -|- >> HOME <<)

  1. Startseite
  2. Politik

Horrorszenario im EM-Stadion: „Massenpanik ist die eigentliche Gefahr“

KommentareDrucken

IS-Terroristen haben Anschläge zur EM angekündigt. Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt, sagt ein Experte – und erinnert an einen anderen Vorfall.

Berlin – Optisch erinnert das Plakat an pixelige 3D-Ballerspiele aus den 90ern: Ein Mann in Tarnkleidung und mit Maschinengewehr steht in einem stilisierten Fußballstadion. Darüber in radebrechendem Englisch der Satz: „Schieß das letzte Tor“ – und drei mögliche Ziele: Berlin, Dortmund und München. Die Botschaft dieses und zahlreicher weiterer Bildchen im radikal islamistischen Propagandamagazin Stimme von Khorasan ist nicht weniger als eine Aufforderung zu Terroranschlägen während der EM 2024 in Deutschland.

EM 2024 und Terrorgefahr in Deutschland: „Der IS will das Momentum von Moskau ausnutzen“

Hinter dem Magazin steckt der IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK). Die Gruppe hatte sich 2015 in Afghanistan als lokaler Ableger des Islamischen Staats (IS) gebildet, sie gilt als zweitstärkste bewaffnete Gruppe in dem Land – neben den Taliban. Schon seit längerem hat die hochaktive Gruppe auch Deutschland fest im Fokus, heißt es aus Sicherheitskreisen.

„Der IS will das Momentum von Moskau auszunutzen“, glaubt Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project (CEP). Ende März waren bei einem Terroranschlag auf ein Veranstaltungszentrum bei Moskau mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen. Direkt nach dem Angriff hatte der IS eine lange Rede als Tonaufnahme veröffentlicht. Die Botschaft: Europa ist das nächste Ziel.

Drohung von ISPK gegen Dortmund, Berlin, München: „Einzeltäter könnten sich motiviert sehen“

„Man will zeigen, dass man aktiv ist und das nun in die Tat umsetzt“, erklärt Schindler. Während ISPK in den letzten Jahren Dutzende Anschläge vor allem im Nahen Osten verübt hatte, war die Terrorgruppierung in Europa lange Zeit kaum ein öffentliches Thema. Bis jetzt. „Moskau war eine wichtige Erinnerung daran, dass diese Gruppierungen durchaus auch komplexe konzertierte Angriffe steuern können.“

Mit der konkreten Nennung von Orten wie Dortmund oder München während der EM geht es dem IS auch um größtmögliche Verunsicherung. „Sie wollen die Sicherheitsbehörden zwingen, zusätzliche Ressourcen an diesen Stadien einzusetzen, und damit zusätzlichen Druck ausüben“, sagt Schindler. Und: „Auch Einzeltäter könnten sich durchaus motiviert sehen, etwas zu unternehmen. Und diese sind im Vorfeld schwer auszumachen und unberechenbar.“ 

Weiche EM-Ziele: Sorge vor Drohnen-Angriffen

Bereits vor Monaten wies NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) auf diese potenzielle Gefährdergruppe hin. In Nordrhein-Westfalen laufen beim Thema Sicherheit während der EM alle Fäden zusammen: 20 der insgesamt 51 Spiele finden in dem Bundesland statt, die NRW-Polizei übernimmt bundesweit eine führende Funktion im eigens eingerichteten International Police Cooperation Center (IPCC) in Neuss. „Der ISPK versucht Einzeltäter und Gruppen zu rekrutieren, um sie gegen weiche Ziele einzusetzen“, sagte Reul Ende Februar im NRW-Innenausschuss.

NRW-Innenminister Herbert Reul
NRW-Innenminister Herbert Reul im Innenausschuss des Landtags. © Peter Sieben

Weiche Ziele gibt es während einer Fußball-EM en masse: Fanmeilen, Straßenfeste, Public Viewings in Städten und auf Dorfplätzen. Eine enorme Herausforderung für die Sicherheitsbehörden. „Stadien sind recht gut zu schützen. Bei einem Dorffest wird das schon schwieriger“, sagt Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler. Zugleich wächst die Sorge vor ferngesteuerten Attacken während der Fußballspiele. „Horrorszenario im Stadion: Eine Drohne mit einem Sprengsatz fliegt hinein und explodiert. Der Schaden wäre wahrscheinlich nicht so groß, weil das nur mit einer recht kleinen Drohne gelingen könnte. Aber die Massenpanik ist die eigentliche Gefahr.“

Bundesinnenministerin Faeser macht klar: Sicherheit hat höchste Priorität

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zuletzt betont, die Sicherheit der Fußball-EM habe höchste Priorität, die Polizei werde verstärkt Präsenz zeigen. Angesichts von Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt gilt die Sicherheitslage in diesen Monaten als besonders angespannt. „Wenn es ein Jahr gab, in dem es eher ungünstig ist, ESC, Olympia und eine WM in Europa direkt hintereinander zu veranstalten, dann ist es leider 2024“, kommentiert Hans-Jakob Schindler.

Auch interessant

Kommentare

Teilen