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Bundesweit Letzter: Ebersberg ist Tote-Hose-Landkreis – sagt Ranking

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In einem Dynamik-Vergleich des Instituts der deutschen Wirtschaft landet der Landkreis Ebersberg bundesweit auf dem letzten Platz aus 400 Regionen.

Landkreis – Was waren das für Zeiten als sich der Landkreis Ebersberg als geilste Region der Republik feiern konnte, um es mal dynamisch zu formulieren. Platz 1 im Focus-Money-Ranking 2017 – Ebersberg ganz vorn, ganz oben. Doch 2017 ist sieben Jahre her, und um die hiesige Dynamik ist es offenbar mau bestellt. Das legt eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nahe. Demnach landet der Landkreis Ebersberg, was die Vorzeichen bei Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt und Lebensqualität angeht, nicht im Mittelfeld und nicht irgendwo im Nirgendwo. Sondern auf Platz 400 von 400 Regionen in Deutschland. Ebersberg ganz hinten, ganz unten.

Letzter Rang bei der Dynamik - Aber eine Krise auf hohem Niveau

Nur nicht falsch verstehen. Die Kölner Wirtschaftsforscher, getragen von Arbeitgeberverbänden und Industrie, betonen: Es ist eine Krise im betuchten Milieu. Was den Status quo angeht, schneidet Ebersberg mit Platz 49 von 400 noch sehr ordentlich ab. Obwohl man vielleicht neidisch auf die Nachbarn im Kreis München schielt, die Platz 1 belegen. Aber das Problem ist eher: Zuletzt ging nicht mehr viel vorwärts. Der Landkreis Ebersberg ist zum Tote-Hose-Landkreis mutiert.

Letzter Platz hinter Schwabach, Nordfriesland, Kronach und Görlitz: Das Dynamikranking des IW.
Letzter Platz hinter Schwabach, Nordfriesland, Kronach und Görlitz: Das Dynamikranking des IW. © IW Consult

Der Datenanalyst der für die Studie verantwortlichen Firma IW Consult, Johannes Ewald, sagt mit Blick auf die Entwicklung seit der Corona-Pandemie: „Die Erholung fehlt noch.“ Alle anderen Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland haben seit 2020 mehr Boden gutgemacht, legt die Studie nahe.

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Minus bei Gewerbe-Ansiedlungen – Alternde Bevölkerung

Die Forscher machen das an einem Schwung von Kennzahlen fest, vergleichen das Jahr 2020 mit dem Jahr 2022 oder 2023. Da ist zum Beispiel das Gewerbesaldo – die Zahl der Firmen-An- und -Abmeldungen gegengerechnet. Ebersberg belegt mit einem Minus von 1,4 bundesweit Platz 388. Da ist die Steuerkraft je Einwohner, die bei überdurchschnittlichen 1333 Euro liegt, sich aber über den Vergleichszeitraum nur um sieben Euro verbessert hat – Platz 392. Bei der jüngsten Entwicklung der wissensintensiven Dienstleistungen, also Arbeitsplätzen für Top-Spezialisten, ist der Landkreis mit Minus 2,6 Prozentpunkten Allerletzter – Platz 400.

Auf Spielzeugniveau rangiert der Landkreis Ebersberg nicht nur, was den Ausbau der erneuerbaren Energien angeht. Platz 400 unter 400 deutschen Landkreisen in Sachen Dynamik bei Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Lebensqualität: Das kann (v.re.) Landrat Robert Niedergesäß und den Kreisräten Roland Frick, Bianca Poschenrieder, Magdalena Föstl und Toni Ried nicht schmecken. Das Bild zeigt sie bei einer Präsentation zum Windkraft-Ausbau.
Auf Spielzeugniveau rangiert der Landkreis Ebersberg nicht nur, was den Ausbau der erneuerbaren Energien angeht. Platz 400 unter 400 deutschen Landkreisen in Sachen Dynamik bei Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Lebensqualität: Das kann (v.re.) Landrat Robert Niedergesäß und den Kreisräten Roland Frick, Bianca Poschenrieder, Magdalena Föstl und Toni Ried nicht schmecken. Das Bild zeigt sie bei einer Präsentation zum Windkraft-Ausbau. © Stefan Roßmann

Dazu kommen auch schlechte Noten in der Sozialstruktur. Im Landkreis Ebersberg ist die Bevölkerung im Schnitt älter geworden als anderswo – Platz 383 bei der Entwicklung des Altersquotienten, des Anteils der Über-60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung, auch wenn das beim Niveau für Rang 44 reicht. Auch das Straftaten-Niveau ist niedrig (Platz 60), hat aber von 2020 bis 2022 mehr zugelegt als anderswo (Platz 251). Und es sind unterdurchschnittlich wenige 25- bis 30-Jährige (Platz 307) und 30- bis 50-Jährige (Platz 251) in den Arbeitsmarkt zugezogen, die Ärztedichte stagnierte (Platz 278) und die Zahl der Baugenehmigungen ging zurück (Platz 395).

Zwei-Jahres-Zeitraum kann Ausreißer sein – schleppende Dynamik bei vielen süddeutschen Landkreisen

Datenanalyst Ewald betont, dass es sich bei den Zahlen aus dem Zwei-Jahres-Zeitraum durchaus um einen Ausreißer handeln könne. „Ebersberg ist nicht auf dem absteigenden Ast“, betont er. Um einen solchen Schluss ziehen zu können, müsse man die Daten über einen längeren Zeitraum weiter im Blick behalten. Allerdings fällt auf, dass der Landkreis nicht nur zäh aus den Nach-Corona-Startlöchern herauskommt. So habe man etwa beim Ausbau der erneuerbaren Energien, einem Fokus der Studie, auch in Köln bemerkt, dass Ebersberg in Sachen Windenergie derzeit „in der Nachkommastelle verschwindet“.

„Ebersberg ist nicht auf dem absteigenden Ast.“

Johannes Ewald, Datenanalyst bei EW Consult

Einordnend betont der IW-Forscher, dass bei zahlreichen süddeutschen Landkreisen eine schleppende Dynamik auffalle. „Viele Regionen leiden an den Rahmenbedingungen“, sagt er mit Blick auf krisengeprägte Zeitläufte in Deutschland und der Welt. Die gute Nachricht für Ebersberg: „Das Niveau ist immer noch sehr hoch.“

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