„Schminke“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Gesichtsschminke. Für weitere Bedeutungen siehe [[Schminke (Begriffsklärung)]].}}
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[[Datei:Cosmetics.JPG|mini|Schminkutensilien]]
[[Datei:Kostümierte Stelzenläuferin (Kleines Fest).jpg|mini|Geschminkte Stelzenläuferin]]
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'''Schminke''' oder '''Make-up''' bezeichnet die abwaschbare, farbliche Gestaltung von Haut und Haaren, in der Regel im Gesicht. Die natürliche Haut- und Haarfarbe lässt sich dadurch vorübergehend tönen oder färben, hervorheben, abschwächen und/oder farblich gestalten. Verwandte Formen der farblichen [[Körpergestaltung#Haut|Hautgestaltung]] sind das [[Permanent Make-up]] und die [[Tätowierung]], bei denen die Farbgestaltung dauerhaft ist: die Farbe wird in die Haut bzw. unter die [[Oberhaut]] gespritzt oder geritzt.
'''Schminke''' ({{enS|Make-up}}) bezeichnet die abwaschbare, farbliche Gestaltung von Haut und Haaren mittels chemischen oder [[Naturkosmetik|natürlichen Produkten]], in der Regel im Gesicht. Die natürliche Haut- und Haarfarbe lässt sich dadurch vorübergehend tönen oder färben, hervorheben, abschwächen und/oder farblich gestalten. Verwandte Formen der farblichen [[Körpergestaltung#Haut|Hautgestaltung]] sind das [[Permanent Make-up]] und die [[Tätowierung]], bei denen die Farbgestaltung dauerhaft ist: Die Farbe wird in die Haut bzw. unter die [[Oberhaut]] gespritzt oder geritzt.


== Geschichte ==
== Geschichte ==

=== Schminke und Hautschmuck in vorgeschichtlicher Zeit ===
=== Schminke und Hautschmuck in vorgeschichtlicher Zeit ===
[[Datei:Afrikanischer Maler 001.jpg|mini|''Weiße Dame von Ahahouret'' – Afrikanische Felszeichnung mit deutlich erkennbarem Körpermuster]]
[[Datei:Afrikanischer Maler 001.jpg|mini|hochkant|''Weiße Dame von Ahahouret'' – afrikanische Felszeichnung mit deutlich erkennbarem Körpermuster]]


Vermutlich ist das Zieren des eigenen Körpers so alt wie die Menschheit und wurde zunächst zu [[Schamane|schamanischen]] und [[Ritual|rituellen]] Zwecken im Rahmen der damaligen [[Fruchtbarkeitskult]]e zelebriert. So wurden Muschelschalen als Behälter für Schminke aus gelbem [[Goethit]], rotem [[Hämatit]] und schwarzem [[Pyrit]] schon vor 50.000 Jahren von [[Neandertaler]]n in Spanien benutzt.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.pnas.org/content/107/3/1023.short | titel=Symbolic use of marine shells and mineral pigments by Iberian Neandertals | autor=[[João Zilhão]] | hrsg= [[Proceedings of the National Academy of Sciences]] PNAS Vol. 107 No. 3 Pp. 1023–1028, {{DOI|10.1073/pnas.0914088107}} | datum=2009-12-05 | zugriff=2014-09-02 | sprache=en }}</ref><ref>{{Internetquelle | url=http://www.deutschlandfunk.de/schminke-in-der-eiszeit.676.de.html?dram:article_id=27085 | titel=Schminke in der Eiszeit | autor=[[Michael Stang]] | hrsg=Deutschlandfunk | datum=2010-11-01 | zugriff=2014-09-02}}</ref>
Vermutlich ist das Zieren des eigenen Körpers so alt wie die Menschheit und wurde zunächst zu [[Schamane|schamanischen]] und [[Ritual|rituellen]] Zwecken im Rahmen der damaligen [[Fruchtbarkeitskult]]e zelebriert. So wurden Muschelschalen als Behälter für Schminke aus gelbem [[Goethit]], rotem [[Hämatit]] und schwarzem [[Pyrit]] schon vor 50.000 Jahren von [[Neandertaler]]n in Spanien benutzt.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.pnas.org/content/107/3/1023.short | titel=Symbolic use of marine shells and mineral pigments by Iberian Neandertals | autor=[[João Zilhão]] | hrsg= [[Proceedings of the National Academy of Sciences]] PNAS Vol. 107 No. 3 Pp. 1023–1028, {{DOI|10.1073/pnas.0914088107}} | datum=2009-12-05 | zugriff=2014-09-02 | sprache=en }}</ref><ref>{{Internetquelle | url=http://www.deutschlandfunk.de/schminke-in-der-eiszeit.676.de.html?dram:article_id=27085 | titel=Schminke in der Eiszeit | autor=[[Michael Stang]] | hrsg=Deutschlandfunk | datum=2010-11-01 | zugriff=2014-09-02}}</ref>
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Weltweit zeigen menschliche Figuren auf [[Höhlenmalereien]] deutliche Hautverzierungen, was darauf schließen lässt, dass die damaligen Menschen ebenfalls Kopf- und Körperschminke trugen. Auch auf gefundenen [[Statuette|Figurinen]] wie der [[Venus von Willendorf]] wurden Farbreste aus [[Ocker]], [[Calciumcarbonat|Kalkweiß]] und [[Asche]] ausgemacht, welche eindeutig der Verzierung der Figur zugeordnet werden konnten. Sie sind noch heute Teil des kulturellen Ausdrucks verschiedener Völker Afrikas, etwa der [[Massai]] und der [[Nuba]], sowie bei Völkern [[Australien]]s und [[Mikronesien]]s. Nicht selten wurden gemalte Hautverzierungen mit dekorativen Schnitten oder Stichen ([[Skarifizierung]] wie gerade jetzt wieder als [[Piercing]] und [[Körperschmuck|Branding]] in westlichen Ländern in Mode gekommen) und daraus resultierenden [[Schmucknarben]] (Nuba) oder [[Tätowierung]]en ([[Māori]] in [[Neuseeland]] namens [[Tā moko]]) oder Piercings (Massai, [[Tellerlippen]]frauen) kombiniert.
Weltweit zeigen menschliche Figuren auf [[Höhlenmalereien]] deutliche Hautverzierungen, was darauf schließen lässt, dass die damaligen Menschen ebenfalls Kopf- und Körperschminke trugen. Auch auf gefundenen [[Statuette|Figurinen]] wie der [[Venus von Willendorf]] wurden Farbreste aus [[Ocker]], [[Calciumcarbonat|Kalkweiß]] und [[Asche]] ausgemacht, welche eindeutig der Verzierung der Figur zugeordnet werden konnten. Sie sind noch heute Teil des kulturellen Ausdrucks verschiedener Völker Afrikas, etwa der [[Massai]] und der [[Nuba]], sowie bei Völkern [[Australien]]s und [[Mikronesien]]s. Nicht selten wurden gemalte Hautverzierungen mit dekorativen Schnitten oder Stichen ([[Skarifizierung]] wie gerade jetzt wieder als [[Piercing]] und [[Körperschmuck|Branding]] in westlichen Ländern in Mode gekommen) und daraus resultierenden [[Schmucknarben]] (Nuba) oder [[Tätowierung]]en ([[Māori]] in [[Neuseeland]] namens [[Tā moko]]) oder Piercings (Massai, [[Tellerlippen]]frauen) kombiniert.


Auffällig ist, dass die Art der Hautverzierungen umso farb- und musterlastiger wurden, je weiter die Völker in den Norden der Welt vorstießen, und Schmucknarben zurückgingen. So waren bei den Wikingern Schmucknarben kaum bekannt, während Farbtätowierungen bei [[afrika]]nischen Völkern wiederum nicht oder wenig bekannt waren und diese dafür Narbentätowierungen vorzogen. Grund dafür ist vermutlich die Anpassung an die Hautfarbveränderungen. Eindrucksvolle Tätowierungen konnten durch die Auffindung mumifizierter Leichen, insbesondere [[Moorleiche]]n, nachgewiesen werden. Auch der in den [[Ötztaler Alpen]] entdeckte jungsteinzeitliche Mann („[[Ötzi]]“) wies Tätowierungen in Form von wenigen Zentimeter langen, parallelen Linien an den Hand- und Fußgelenken und ein Kreuz im Lendenbereich auf. Allerdings sind sich die Forscher nicht einig, ob diese als Schmuck oder aus medizinischen Gründen wie [[Akupunktur]]punkte angebracht wurden.
Auffällig ist, dass die Art der Hautverzierungen umso farb- und musterlastiger wurde, je weiter die Völker in den Norden der Welt vorstießen, und Schmucknarben zurückgingen. So waren bei den Wikingern Schmucknarben kaum bekannt, während Farbtätowierungen bei [[afrika]]nischen Völkern wiederum nicht oder wenig bekannt waren und diese dafür Narbentätowierungen vorzogen. Grund dafür ist vermutlich die Anpassung an die Hautfarbveränderungen. Eindrucksvolle Tätowierungen konnten durch die Auffindung mumifizierter Leichen, insbesondere [[Moorleiche]]n, nachgewiesen werden. Auch der in den [[Ötztaler Alpen]] entdeckte jungsteinzeitliche Mann („[[Ötzi]]“) wies Tätowierungen in Form von wenigen Zentimeter langen, parallelen Linien an den Hand- und Fußgelenken und ein Kreuz im Lendenbereich auf. Allerdings sind sich die Forscher nicht einig, ob diese als Schmuck oder aus medizinischen Gründen wie [[Akupunktur]]punkte angebracht wurden.


=== Antike ===
=== Antike ===
[[Datei:KAMA Boîtes à maquillage.jpg|mini|([[Pyxis (Behälter)|Pyxiden]]) (5. Jahrhundert v. Chr.)]]
[[Datei:KAMA Boîtes à maquillage.jpg|mini|[[Pyxis (Behälter)|Pyxiden]], 5. Jahrhundert v. Chr.]]
Etwa ab 2500 v. Chr. finden sich Nachweise, dass im [[Altes Ägypten|Alten Ägypten]] die Haut zum Schutz vor der intensiven Sonnenbestrahlung mit Salben und Ölen eingerieben wurde. Auch Rouge für die Wangen und Lippenfarbe wurden von den Ägypterinnen benutzt. Zur Aufbewahrung der cremigen Farben dienten Pflanzenstängel. Bei Ausgrabungen wurden grüne Schminkfarben aus [[Malachit]] (Kupferspat), blaue Farben aus [[Lapislazuli]], schwarze Farben aus Kohle-Öl-Gemischen, rote Farben aus [[Cinnabarit|Zinnober]] und Bleiglanzpuder ([[Galenit]]) gefunden. Die Betonung der Augen hatte in Ägypten eine besondere Bedeutung, da die Augen ein Sinnbild für den Sonnengott [[Re (Ägyptische Mythologie)|Re]] darstellten. Die hierzu genutzten schwarzen und grünen Farben wurden häufig von Priestern hergestellt und wie [[Kajal]] benutzt. Im [[Tempel von Edfu]] wurden entsprechende Rezepte gefunden.
Etwa ab 2500 v. Chr. finden sich Nachweise, dass im [[Altes Ägypten|Alten Ägypten]] die Haut zum Schutz vor der intensiven Sonnenbestrahlung mit Salben und Ölen eingerieben wurde. Auch Rouge für die Wangen und Lippenfarbe wurden von den Ägypterinnen benutzt. Zur Aufbewahrung der cremigen Farben dienten Pflanzenstängel. Bei Ausgrabungen wurden grüne Schminkfarben aus [[Malachit]] (Kupferspat), blaue Farben aus [[Lapislazuli]], schwarze Farben aus Kohle-Öl-Gemischen, rote Farben aus [[Cinnabarit|Zinnober]] und Bleiglanzpuder ([[Galenit]]) gefunden. Die Betonung der Augen hatte in Ägypten eine besondere Bedeutung, da die Augen ein Sinnbild für den Sonnengott [[Re (Ägyptische Mythologie)|Re]] darstellten. Die hierzu genutzten schwarzen und grünen Farben wurden häufig von Priestern hergestellt und wie [[Kajal]] benutzt. Im [[Tempel von Edfu]] wurden entsprechende Rezepte gefunden.


Die Römerinnen benutzten erst nach der Eroberung Griechenlands ausgiebig dekorative Schminke. Zum Entfernen wurde [[Olivenöl]] oder [[Eselsmilch|Esels-]] bzw. Ziegenmilch benutzt. Die zu dieser Zeit genutzte [[Wimperntusche]] wurde aus gebranntem [[Kork]] hergestellt. Eine, vermutlich dem gleichen Zweck dienende Creme wurde 2003 bei einer baubegleitenden [[Ausgrabung|archäologischen Ausgrabung]] in [[Southwark]], [[London]] gefunden. Sie gilt als die bisher älteste aus Europa erhaltene kosmetische Creme und stammt aus einer dem [[Gallorömische Kultur|gallorömischen]] Gott [[Mars (Mythologie)|Mars]]/[[Camulos (Gott)|Camulos]] geweihten Tempelanlage aus der Zeit um 150 n. Chr., die gefunden wurde. Das Gefäß mit der sehr gut erhaltenen Creme, auf deren Oberfläche noch Streichspuren von Fingern erhalten sind, wurde dort höchstwahrscheinlich als [[Opfer (Religion)|Opfergabe]] niedergelegt. Chemische Analysen ergaben, dass sie überwiegend aus tierischem Fett, wahrscheinlich von Rindern oder Schafen, [[Stärke]] und [[Zinn(IV)-oxid|Zinnoxid]] in Form von [[Kassiterit]] besteht. Es handelt sich um eine gut deckenden Creme, die nach Auftragen auf die Haut gut einzieht und anschließend den [[Hautfarbe|Teint]] fein hell abtönt.<ref>{{Internetquelle |url=https://museum-of-artifacts.blogspot.com/2015/10/2000-year-old-roman-face-cream-with.html |titel=2,000-year-old roman face cream with visible, ancient fingermarks |werk=Museum Of Artifacts |sprache=en |abruf=2020-12-24}}</ref>
Die Römerinnen benutzten erst nach der Eroberung Griechenlands ausgiebig dekorative Schminke. Zum Entfernen wurde [[Olivenöl]] oder [[Eselsmilch|Esels-]] bzw. Ziegenmilch benutzt. Die zu dieser Zeit genutzte [[Wimperntusche]] wurde aus gebranntem [[Kork]] hergestellt. Eine vermutlich dem gleichen Zweck dienende Creme wurde 2003 bei einer baubegleitenden [[Ausgrabung|archäologischen Ausgrabung]] in [[Southwark]], [[London]] gefunden. Sie gilt als die bisher älteste aus Europa erhaltene kosmetische Creme und stammt aus einer dem [[Gallorömische Kultur|gallorömischen]] Gott [[Mars (Mythologie)|Mars]]/[[Camulos (Gott)|Camulos]] geweihten Tempelanlage aus der Zeit um 150 n. Chr., die gefunden wurde. Das Gefäß mit der sehr gut erhaltenen Creme, auf deren Oberfläche noch Streichspuren von Fingern erhalten sind, wurde dort höchstwahrscheinlich als [[Opfer (Religion)|Opfergabe]] niedergelegt. Chemische Analysen ergaben, dass sie überwiegend aus tierischem Fett, wahrscheinlich von Rindern oder Schafen, [[Stärke]] und [[Zinn(IV)-oxid|Zinnoxid]] in Form von [[Kassiterit]] besteht. Es handelt sich um eine gut deckende Creme, die nach Auftragen auf die Haut gut einzieht und anschließend den [[Hautfarbe|Teint]] fein hell abtönt.<ref>{{Internetquelle |url=https://museum-of-artifacts.blogspot.com/2015/10/2000-year-old-roman-face-cream-with.html |titel=2,000-year-old roman face cream with visible, ancient fingermarks |werk=Museum Of Artifacts |sprache=en |abruf=2020-12-24 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20201223151645/https://museum-of-artifacts.blogspot.com/2015/10/2000-year-old-roman-face-cream-with.html |archiv-datum=2020-12-23 |offline=ja |archiv-bot=2023-01-07 09:22:37 InternetArchiveBot }}</ref>


=== Mittelalter und beginnende Neuzeit ===
=== Mittelalter und Frühe Neuzeit ===
[[Datei:Eliza1.JPG|mini|Elisabeth I. mit damals typisch bleiweiß-hellem Gesicht]]
[[Datei:Eliza1.JPG|mini|hochkant|Elisabeth I. mit damals typisch bleiweiß-hellem Gesicht]]
Im Mittelalter galt nur der blasse Teint als schön. Um eine möglichst makellose Blässe zu erreichen, verwendete man das hoch [[toxisch]]e [[Bleiweiß]], das häufig schwer heilende [[Abszess]]e der Gesichtshaut hervorrief. In der Renaissance wurde das Färben von Wangen und Lippen durch [[Elisabeth I.]] in England und [[Katharina von Medici]] in Frankreich wieder populär. Die rote Lippenfarbe entstand aus [[Koschenille]], einem roten Farbstoff, der aus der Koschenilleschildlaus gewonnen wurde. Im 17. Jahrhundert wurden die [[Schönheitspflästerchen]], kleine zugeschnittene Flecken aus Leder, Seide oder Samt, sehr beliebt.
Im Mittelalter galt nur der blasse Teint als schön. Um eine möglichst makellose Blässe zu erreichen, verwendete man das hoch [[toxisch]]e [[Bleiweiß]], das häufig schwer heilende [[Abszess]]e der Gesichtshaut hervorrief. In der Renaissance wurde das Färben von Wangen und Lippen durch [[Elisabeth I.]] in England und [[Katharina von Medici]] in Frankreich wieder populär. Die rote Lippenfarbe entstand aus [[Koschenille]], einem roten Farbstoff, der aus der Koschenilleschildlaus gewonnen wurde. Im 17. Jahrhundert wurden die [[Schönheitspflästerchen]], kleine zugeschnittene Flecken aus Leder, Seide oder Samt, sehr beliebt.


Im 18. Jahrhundert wurde neben Bleioxid auch Wismutoxid, Quecksilberoxid, Zinnoxid und Talk zum Weißfärben der Haut verwendet. Rote Schminke für Lippen und Wangen wurde mit Saflor, Koschenille, Rotholz, Sandelholz und Zinnober gefärbt. Außerdem wurden die Haare mit fettigen Pomaden behandelt, damit Haarpuder darauf haftete. Haarpuder bestand zumeist aus Weizen- oder Reisstärke und wurde mit Kohle grau, mit Ocker blond oder mit einem der zuvor genannten Mittel rötlich gefärbt.
Im 18. Jahrhundert wurde neben Bleioxid auch Wismutoxid, Quecksilberoxid, Zinnoxid und Talk zum Weißfärben der Haut verwendet. Rote Schminke für Lippen und Wangen wurde mit Saflor, Koschenille, Rotholz, Sandelholz und Zinnober gefärbt. Außerdem wurden die Haare mit fettigen Pomaden behandelt, damit Haarpuder darauf haftete. Haarpuder bestand zumeist aus Weizen- oder Reisstärke und wurde mit Kohle grau, mit Ocker blond oder mit einem der zuvor genannten Mittel rötlich gefärbt.


=== Gegenwart ===
=== 19. und 20. Jahrhundert ===
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts werden Kosmetika unter Berücksichtigung der möglichen Gesundheitsfolgen hergestellt. Die Verwendung von Bleiweiß lässt nach und wird durch [[Zinkoxid]], [[Titan(IV)-oxid|Titaniumdioxid]], [[Bornitrid]], [[Reis]]mehl, [[Talkum]], [[Kalziumkarbonat|Schlämmkreide]] abgelöst. Rote Farben werden aus [[Färberdistel]] oder [[Karmin]] hergestellt. Beliebt ist auch [[Schnouda]], eine farblose Mischung von [[Alloxan]] (aus [[Harnsäure]] bereitet) mit [[Hautcreme|Fettcreme]], die die Haut rot färbt. Mit der Erfindung des [[Lippenstift]]s 1915 erhält die Kosmetikindustrie einen neuen Schub. Die Ausgaben für [[Kosmetik]] steigen stark. Besonders beliebt sind Lippenstift, [[Lidschatten]] und [[Wimperntusche]].
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts werden Kosmetika unter Berücksichtigung der möglichen Gesundheitsfolgen hergestellt. Die Verwendung von Bleiweiß lässt nach und wird durch [[Zinkoxid]], [[Titan(IV)-oxid|Titaniumdioxid]], [[Bornitrid]], [[Reis]]mehl, [[Talkum]], [[Kalziumkarbonat|Schlämmkreide]] abgelöst. Rote Farben werden aus [[Färberdistel]] oder [[Karmin]] hergestellt. Beliebt ist auch [[Schnouda]], eine farblose Mischung von [[Alloxan]] (aus [[Harnsäure]] bereitet) mit [[Hautcreme|Fettcreme]], die die Haut rot färbt. Mit der Erfindung des [[Lippenstift]]s 1915 erhält die Kosmetikindustrie einen neuen Schub. Die Ausgaben für [[Kosmetik]] steigen stark. Besonders beliebt sind Lippenstift, [[Lidschatten]] und [[Wimperntusche]].


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Die von Ludwig Leichner erfundenen Fettschminken werden als Mischungen der Farbstoffe mit Fetten beschrieben. Ludwig Leichner wurde zuletzt 1982 in dem amerikanischen James-Bond-Titel von John Gardner erwähnt; der Autor beschreibt darin einen Schmink- und Verkleidungsspezialisten in New York, der eine zweifelhafte Verwandtschaft mit dem berühmten Wagner-Sänger Ludwig Leichner im 19. Jahrhundert in Anspruch nahm, dem Erfinder der Theater-Fett-Schminke.
Die von Ludwig Leichner erfundenen Fettschminken werden als Mischungen der Farbstoffe mit Fetten beschrieben. Ludwig Leichner wurde zuletzt 1982 in dem amerikanischen James-Bond-Titel von John Gardner erwähnt; der Autor beschreibt darin einen Schmink- und Verkleidungsspezialisten in New York, der eine zweifelhafte Verwandtschaft mit dem berühmten Wagner-Sänger Ludwig Leichner im 19. Jahrhundert in Anspruch nahm, dem Erfinder der Theater-Fett-Schminke.


Im [[NS-Staat]] galt es als „undeutsch“, sich zu schminken. [[Gottfried Krummacher]], damals Mitglied der Reichsleitung der [[NS-Frauenschaft]], erklärte im November 1933:<ref>''Dies zuerst lesen!'' In: ''Junge Front. Wochenzeitung ins deutsche Jungvolk'', Jg. 2 (1933), Nr. 48 vom 26. November.</ref>
== Formen der Schminke ==
{{Zitat|Es ist die Auffassung der deutschen Männer wie der deutschen Frauen, dass Frauen, die sich die Augenbrauen abrasieren, die sich schminken und die Haare färben oder die in der Öffentlichkeit durch exzentrische Manieren aufzufallen suchen, wie z.B. Rauchen, Pudern usw., einer älteren Generation angehören, deren Zeitalter im Vergehen ist. Der Hinweis, dass die jüngere Generation derartige Dinge ablehnt, … dürfte gerade diese Frauen in größte Verlegenheit bringen, denn sie meinen, sich jung machen zu können, während sie sich gerade durch solche Dinge einer vergehenden und abgewirtschafteten und überalterten Weltanschauung und Weltanschauungszeit zurechnen.}}


== Formen der Schminke ==
=== Kaschierende Schminke ===
=== Kaschierende Schminke ===
Die ''kaschierende Schminke'', auch [[Camouflage (Schminke)|Camouflage]] genannt, wird vorwiegend zur Abdeckung von Hautfehlern benutzt; das kann rein kosmetisch und auch medizinisch sein.

Die ''kaschierende Schminke'', auch [[Camouflage (Schminke)|Camouflage]] genannt, wird vorwiegend zur Abdeckung von Hautfehlern benutzt das kann rein kosmetisch wie auch medizinisch sein.


==== Kosmetik ====
==== Kosmetik ====
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''Kosmetische Schminke'' (üblicherweise als dekorative Kosmetik oder Make-up bezeichnet) gilt dem dekorativen [[Körperschmuck]] und soll im Allgemeinen die Ausstrahlung einer Person steigern. Typische kosmetische Produkte sind Gesichts-Make-up, Lidschatten, Lippenstift und Nagellack. Das Schminken dient der Betonung der persönlichen [[Attraktivität]] und der [[Tarnung|Kaschierung]] eventuell vorkommender [[Makel]], wie [[Hautalterung|Falten]] oder Hautverfärbungen (z.&nbsp;B. [[Couperose]]). Diese Schminke nutzten vorwiegend [[Frau]]en, zunehmend aber auch Männer. Dekoratives Schminken ist meist an die jeweiligen [[Mode]]trends und den [[Farbtypenlehre|Erscheinungstyp]] gebunden.
''Kosmetische Schminke'' (üblicherweise als dekorative Kosmetik oder Make-up bezeichnet) gilt dem dekorativen [[Körperschmuck]] und soll im Allgemeinen die Ausstrahlung einer Person steigern. Typische kosmetische Produkte sind Gesichts-Make-up, Lidschatten, Lippenstift und Nagellack. Das Schminken dient der Betonung der persönlichen [[Attraktivität]] und der [[Tarnung|Kaschierung]] eventuell vorkommender [[Makel]], wie [[Hautalterung|Falten]] oder Hautverfärbungen (z.&nbsp;B. [[Couperose]]). Diese Schminke nutzten vorwiegend [[Frau]]en, zunehmend aber auch Männer. Dekoratives Schminken ist meist an die jeweiligen [[Mode]]trends und den [[Farbtypenlehre|Erscheinungstyp]] gebunden.

[[Datei:Contouring the cheekbone with makeup in proper and wrong pose.jpg|mini|Dunkel geschminkte Wangen um ein definiertes Gesicht hervorzuheben bzw. vorzutäuschen. Im falschen Betrachtungswinkel, wie auf der rechten Abbildung, kann dies wie Schmutz wirken.]]


==== Medizin ====
==== Medizin ====
''Medizinische Schminke'' wird meist zur Kaschierung von entstellenden [[Hautveränderung]]en, wie [[Verbrennung (Medizin)|Brandnarben]], [[Verätzung]]en, [[Feuermal]]en, überdimensionalen [[Muttermal]]en, bereuten [[Tätowierung]]en oder ähnlichem eingesetzt. Die Kosten übernimmt meist die [[Krankenkasse]]. Inzwischen hat sich im Rahmen der fortschreitenden [[Laser#Medizin|Laser-]] und [[Hauttransplantation]]stherapien, eher eine Behandlung damit durchgesetzt, um die Probleme dauerhaft zu lösen, anstatt immer überdecken zu müssen. Nur bei hartnäckigen, tiefsitzenden [[Narbe (Wundheilung)|Narben]] wird Camouflage noch benutzt, teilweise können dazu sogar aufwändige [[Silikon]]prothesen verwendet werden.
''Medizinische Schminke'' wird meist zur Kaschierung von entstellenden [[Hautveränderung]]en, wie [[Verbrennung (Medizin)|Brandnarben]], [[Verätzung]]en, [[Feuermal]]en, überdimensionalen [[Muttermal]]en, bereuten [[Tätowierung]]en oder ähnlichem eingesetzt. Die Kosten übernimmt meist die [[Krankenkasse]]. Inzwischen hat sich im Rahmen der fortschreitenden [[Laser#Medizin|Laser-]] und [[Hauttransplantation]]stherapien eher eine Behandlung damit durchgesetzt, um die Probleme dauerhaft zu lösen, anstatt immer überdecken zu müssen. Nur bei hartnäckigen, tiefsitzenden [[Narbe (Wundheilung)|Narben]] wird Camouflage noch benutzt, teilweise können dazu sogar aufwendige Silikon[[prothese]]n verwendet werden.

=== Film ===
[[Datei:Dorothy Seastrom, silent film actress (SAYRE 9327).jpg|mini|hochkant|Stummfilmschauspielerin Dorothy Seastrom, 1925]]
In den Anfängen des Films während der [[Stummfilm]]zeit stand die ''filmische Schminke'' noch ganz in der Tradition der Theaterschminke und wurde sehr stilisiert eingesetzt. Später glich man die Filmschminke den jeweiligen Modetrends an und schaffte es sogar über das Medium Film, selbst welche zu initiieren (''[[Barbarella (Film)|Barbarella]]'', ''[[Pulp Fiction]]''); berühmte [[Model]]s wie [[Marilyn Monroe]] oder [[Greta Garbo]] wurden zu Filmikonen und umgekehrt. Filme wie ''[[Apocalypse Now]]'' schafften es sogar, verschiedene „Schminkgenres“ zu verbinden; so gibt [[Francis Ford Coppola]] dem wahnsinnig gewordenen Colonel Kurtz ([[Marlon Brando]]) mit dessen tarngrün-schwarzer Kriegsschminke nicht nur etwas Militärisches, sondern auch etwas Teuflisches, da das Make-up an das der Stummfilmzeit angelehnt ist.


=== Theater ===
=== Theater ===
[[Datei:Schminkerin.JPG|mini|Eine Schauspielerin schminkt sich]]
[[Datei:Schminkerin.JPG|mini|Eine Schauspielerin schminkt sich.]]
Im europäischen [[Theater]] wurde und wird ''Bühnenschminke'' als Steigerung der künstlerischen Ausdrucksform genommen, sei es die totale [[Verneinung (Psychoanalyse)|Verneinung]] der persönlichen Gesichtszüge des Schauspielers, wie in der [[Pantomime]], [[Clown]]erie und [[Travestie]]. Im europäischen Theater gab und gibt es eine dem gesellschaftlichen Rollenverständnis oder [[Typus (Literatur)|Archetypen]] folgende Bühnendarstellung, etwa die [[Naiv]]e oder die [[Lebensalter|Alte]], die entsprechend geschminkt werden müssen. Theaterschminke und Karnevalsschminke müssen besondere Anforderungen erfüllen. Theaterschminke dunkelt das Gesicht zum Ausgleich grellen Scheinwerferlichts ab und ist im Regelfall wasserfest. Es wird nach der Vorstellung meist mit fetthaltigen Reinigungsmitteln entfernt. Besonderer Bedeutung kommt der Schminke auch im [[Tanzsport]] zu, wobei hier wie auch im [[Wrestling]] der Übergang zur Theaterschminke fließend ist, da auch das Publikum von Körperbemalung animiert wird.
Im europäischen [[Theater]] wurde und wird ''Bühnenschminke'' als Steigerung der künstlerischen Ausdrucksform genommen, sei es die totale [[Verneinung (Psychoanalyse)|Verneinung]] der persönlichen Gesichtszüge des Schauspielers, wie in der [[Pantomime]], [[Clown]]erie und [[Travestie]]. Im europäischen Theater gab und gibt es eine dem gesellschaftlichen Rollenverständnis oder [[Typus (Literatur)|Archetypen]] folgende Bühnendarstellung, etwa die [[Naiv]]e oder die [[Lebensalter|Alte]], die entsprechend geschminkt werden müssen. Theaterschminke und Karnevalsschminke müssen besondere Anforderungen erfüllen. Theaterschminke dunkelt das Gesicht zum Ausgleich grellen Scheinwerferlichts ab und ist im Regelfall wasserfest. Es wird nach der Vorstellung meist mit fetthaltigen Reinigungsmitteln entfernt. Besonderer Bedeutung kommt der Schminke auch im [[Tanzsport]] zu, wobei hier wie auch im [[Wrestling]] der Übergang zur Theaterschminke fließend ist, da auch das Publikum von Körperbemalung animiert wird.


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Eine andere Funktion hat Schminke in den religiösen indischen Ritualtheatern wie [[Kutiyattam]], [[Kathakali]] und [[Yakshagana]]. Dort kommt das Make-up einer Maske gleich, welche die Alltagsperson verdeckt und in einem komplizierten, zeitaufwendigen Prozess dem Darsteller hilft, sich mit seiner Rolle zu einem guten Teil zu identifizieren.<ref>Sudha Gopalakrishnan: ''The Face and the Mask. Expression and Impersonation in Kutiyattam, Krishnattam, and Noh.'' In: David Shulman, Deborah Thiagarajan (Hrsg.): ''Masked Ritual and Performance in South India. Dance, Healing, and Possession.'' University of Michigan, Ann Arbor 2006, S. 137, ISBN 978-0891480884.</ref> Im Tanzritual [[Teyyam]], das im Norden des indischen Bundesstaates [[Kerala]] aufgeführt wird, ermöglicht der etwa zweistündige Schminkprozess dem Darsteller, bei seinem Auftritt von der zu verkörpernden Gottheit besessen zu werden, so dass ihn die Gläubigen als eine zeitweilige Erscheinungsform dieser Gottheit verehren.
Eine andere Funktion hat Schminke in den religiösen indischen Ritualtheatern wie [[Kutiyattam]], [[Kathakali]] und [[Yakshagana]]. Dort kommt das Make-up einer Maske gleich, welche die Alltagsperson verdeckt und in einem komplizierten, zeitaufwendigen Prozess dem Darsteller hilft, sich mit seiner Rolle zu einem guten Teil zu identifizieren.<ref>Sudha Gopalakrishnan: ''The Face and the Mask. Expression and Impersonation in Kutiyattam, Krishnattam, and Noh.'' In: David Shulman, Deborah Thiagarajan (Hrsg.): ''Masked Ritual and Performance in South India. Dance, Healing, and Possession.'' University of Michigan, Ann Arbor 2006, S. 137, ISBN 978-0891480884.</ref> Im Tanzritual [[Teyyam]], das im Norden des indischen Bundesstaates [[Kerala]] aufgeführt wird, ermöglicht der etwa zweistündige Schminkprozess dem Darsteller, bei seinem Auftritt von der zu verkörpernden Gottheit besessen zu werden, so dass ihn die Gläubigen als eine zeitweilige Erscheinungsform dieser Gottheit verehren.

=== Film ===
In den Anfängen des Films während der [[Stummfilm]]zeit stand die ''filmische Schminke'' noch ganz in der Tradition der Theaterschminke und wurde sehr stilisiert eingesetzt. Später glich man die Filmschminke den jeweiligen Modetrends an und schaffte es sogar über das Medium Film selbst welche zu initiieren ([[Barbarella (Film)|Barbarella]], [[Pulp Fiction]]), berühmte [[Model]]s wie [[Marilyn Monroe]], oder [[Greta Garbo]] wurden zu Filmikonen und umgekehrt. Filme wie [[Apocalypse Now]] schafften es sogar verschiedene „Schminkgenres“ zu verbinden, so gibt [[Francis Ford Coppola]] den wahnsinnig gewordenen Colonel Kurtz ([[Marlon Brando]]) mit dessen in tarngrün-schwarzen Kriegsschminke, nicht nur etwas Militärisches, sondern gibt ihm auch etwas Teuflisches, da das Make-up an das der Stummfilmzeit angelehnt ist.


=== Kulturelle Schminke ===
=== Kulturelle Schminke ===
[[Datei:Make up of Vishnumoorthi Theyyam.jpg|mini|[[Teyyam]]]]
[[Datei:Make up of Vishnumoorthi Theyyam.jpg|mini|hochkant|[[Teyyam]]]]


Die Färbung und/oder farbliche Kennzeichnung der Haut ist zu allen Zeiten auch Zeichen gewesen, die Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen aber auch musikalischen, kulturellen oder, in der heutigen Zeit, subkulturellen Gruppen zu kennzeichnen. So kennzeichnen sich Personen, die sich zur [[New Romantic|New-Romantic]]-, [[Gothic (Kultur)|Gothic]]- bzw. [[Visual Kei|Visual-Kei]]-Szene oder auch dem [[Punk]] zurechnen, durch extrem exaltierte Schminke aus.
Die Färbung und/oder farbliche Kennzeichnung der Haut ist zu allen Zeiten auch Zeichen gewesen, die Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen, aber auch musikalischen, kulturellen oder, in der heutigen Zeit, subkulturellen Gruppen zu kennzeichnen. So kennzeichnen sich Personen, die sich zur [[New Romantic|New-Romantic]]-, [[Gothic (Kultur)|Gothic]]- bzw. [[Visual Kei|Visual-Kei]]-Szene oder auch dem [[Punk]] zurechnen, durch extrem exaltierte Schminke aus.


In [[Japan]] z.&nbsp;B. setzten sich [[Geisha]]s von „normalen“ Frauen auch durch Schminke ab.
In [[Japan]] z.&nbsp;B. setzten sich [[Geisha]]s von „normalen“ Frauen auch durch Schminke ab.


=== Kampfschminke ===
=== Kampfschminke ===
In Europa trugen die [[Kelten]] und die [[Wikinger]] auffällige Haut- und Körperfarbe bevorzugt bei Kriegsschlachten, sowohl um die Gegner durch gemalte Fratzen einzuschüchtern, als auch im Glauben daran, durch die zuvor vom Dorfschamanen gesegnete Hautfarbe unverletzbar zu sein – ein Phänomen, durch etliche Hollywoodfilme bekannt, das in Nordamerika bei den [[Sioux]]- und [[Irokesen]]<nowiki>-Indianern</nowiki>, in Mittel- und Südamerika bei den [[Azteken]] und den [[Maya]]s oder auch bei den asiatischen Kriegsvölkern wie den [[Skythen]] und den [[Hunnen]] beschrieben worden ist.
In Europa trugen die [[Kelten]] und die [[Wikinger]] auffällige Haut- und Körperfarbe bevorzugt bei Kriegsschlachten, sowohl um die Gegner durch gemalte Fratzen einzuschüchtern, als auch im Glauben daran, durch die zuvor vom Dorfschamanen gesegnete Hautfarbe unverletzbar zu sein; dieses Phänomen, durch etliche Hollywoodfilme bekannt, ist in Nordamerika bei den [[Sioux]]- und [[Irokesen]]-Indianern, in Mittel- und Südamerika bei den [[Azteken]] und den [[Maya]]s oder auch bei den asiatischen Kriegsvölkern wie den [[Skythen]] und den [[Hunnen]] beschrieben worden.
{{Siehe auch|Kriegsbemalung}}
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[[Datei:Maskowanie.JPEG|mini|[[Tarnschminke]]]]
[[Tarnschminke]] wird vorwiegend zu [[Tarnung|Tarnzwecken]] benutzt und ist je nach Einsatzort dementsprechend eingefärbt, so ist sie für den Einsatz in Wüstengebieten gelbbraun-sandfarben, für den Einsatz in Wäldern und Wiesen grünbraun und für den Einsatz in Eis- und Schneegebieten weißgrau.
[[Tarnschminke]] wird vorwiegend zu [[Tarnung|Tarnzwecken]] benutzt und ist je nach Einsatzort dementsprechend eingefärbt, so ist sie für den Einsatz in Wüstengebieten gelbbraun-sandfarben, für den Einsatz in Wäldern und Wiesen grünbraun und für den Einsatz in Eis- und Schneegebieten weißgrau.


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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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* [[Gesichtsbemalung]]
* [[Maskenbildner]]
* [[Make-up-Entferner]]
* [[Make-up-Entferner]]
* [[Visagist]]
}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Christian Janecke]] (Hrsg.): ''Gesichter auftragen. Argumente zum Schminken.'' Jonas Verlag, Marburg 2006, ISBN 978-3-89445-365-7.
* [[Christian Janecke]] (Hrsg.): ''Gesichter auftragen. Argumente zum Schminken.'' Jonas Verlag, Marburg 2006, ISBN 978-3-89445-365-7.
* Schminke, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Aufl., 17. Bd. 1905, S. 907 f.
* [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Schminke?hl=schminke ''Schminke''.] In: ''Meyers Großes Konversations-Lexikon''. 6. Auflage, 17. Bd. 1909, S. 907 f.
* Wilfried Umbach: ''Kosmetik und Hygiene.'' 3. Auflage 2004, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, S. 316–336, ISBN 3-527-30996-9.
* John Gardner, License renewed, New-York (1981), (A Berkley Book) 1982, S. 3.
* Umbach: Kosmetik und Hygiene, 3. Auflage 2004, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, S. 316–336, ISBN 3-527-30996-9.
* Uta G. Poiger: [http://www.zeithistorische-forschungen.de/2-2017/id=5490 ''Auf der Suche nach dem wahren Selbst. Feminismus, Schönheit und Kosmetikindustrie in der Bundesrepublik seit den 1970er-Jahren.''] In: ''[[Zeithistorische Forschungen]]'' 14 (2017), S. 286–310.
* Uta G. Poiger: [http://www.zeithistorische-forschungen.de/2-2017/id=5490 ''Auf der Suche nach dem wahren Selbst. Feminismus, Schönheit und Kosmetikindustrie in der Bundesrepublik seit den 1970er-Jahren.''] In: ''[[Zeithistorische Forschungen]]'' 14 (2017), S. 286–310.


== Weblinks ==
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* [http://www.dominik-leiner.de/download/Dekorative_Kosmetik_Weltmarkt_2005.pdf Marktstudie zu dekorativer Kosmetik (Stand 2005)] (PDF-Datei; 193 kB)
* [http://www.dominik-leiner.de/download/Dekorative_Kosmetik_Weltmarkt_2005.pdf Marktstudie zu dekorativer Kosmetik (Stand 2005)] (PDF-Datei; 193 kB)
* [http://www.marquise.de/de/1700/kosmetik.shtml Helfer der Schönheit – Kosmetik in Rokoko und Empire]
* [http://www.marquise.de/de/1700/kosmetik.shtml Helfer der Schönheit – Kosmetik in Rokoko und Empire]

Aktuelle Version vom 29. Juni 2024, 10:14 Uhr

Schminkutensilien
Geschminkte Stelzenläuferin

Schminke (englisch Make-up) bezeichnet die abwaschbare, farbliche Gestaltung von Haut und Haaren mittels chemischen oder natürlichen Produkten, in der Regel im Gesicht. Die natürliche Haut- und Haarfarbe lässt sich dadurch vorübergehend tönen oder färben, hervorheben, abschwächen und/oder farblich gestalten. Verwandte Formen der farblichen Hautgestaltung sind das Permanent Make-up und die Tätowierung, bei denen die Farbgestaltung dauerhaft ist: Die Farbe wird in die Haut bzw. unter die Oberhaut gespritzt oder geritzt.

Schminke und Hautschmuck in vorgeschichtlicher Zeit

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Weiße Dame von Ahahouret – afrikanische Felszeichnung mit deutlich erkennbarem Körpermuster

Vermutlich ist das Zieren des eigenen Körpers so alt wie die Menschheit und wurde zunächst zu schamanischen und rituellen Zwecken im Rahmen der damaligen Fruchtbarkeitskulte zelebriert. So wurden Muschelschalen als Behälter für Schminke aus gelbem Goethit, rotem Hämatit und schwarzem Pyrit schon vor 50.000 Jahren von Neandertalern in Spanien benutzt.[1][2]

Weltweit zeigen menschliche Figuren auf Höhlenmalereien deutliche Hautverzierungen, was darauf schließen lässt, dass die damaligen Menschen ebenfalls Kopf- und Körperschminke trugen. Auch auf gefundenen Figurinen wie der Venus von Willendorf wurden Farbreste aus Ocker, Kalkweiß und Asche ausgemacht, welche eindeutig der Verzierung der Figur zugeordnet werden konnten. Sie sind noch heute Teil des kulturellen Ausdrucks verschiedener Völker Afrikas, etwa der Massai und der Nuba, sowie bei Völkern Australiens und Mikronesiens. Nicht selten wurden gemalte Hautverzierungen mit dekorativen Schnitten oder Stichen (Skarifizierung wie gerade jetzt wieder als Piercing und Branding in westlichen Ländern in Mode gekommen) und daraus resultierenden Schmucknarben (Nuba) oder Tätowierungen (Māori in Neuseeland namens Tā moko) oder Piercings (Massai, Tellerlippenfrauen) kombiniert.

Auffällig ist, dass die Art der Hautverzierungen umso farb- und musterlastiger wurde, je weiter die Völker in den Norden der Welt vorstießen, und Schmucknarben zurückgingen. So waren bei den Wikingern Schmucknarben kaum bekannt, während Farbtätowierungen bei afrikanischen Völkern wiederum nicht oder wenig bekannt waren und diese dafür Narbentätowierungen vorzogen. Grund dafür ist vermutlich die Anpassung an die Hautfarbveränderungen. Eindrucksvolle Tätowierungen konnten durch die Auffindung mumifizierter Leichen, insbesondere Moorleichen, nachgewiesen werden. Auch der in den Ötztaler Alpen entdeckte jungsteinzeitliche Mann („Ötzi“) wies Tätowierungen in Form von wenigen Zentimeter langen, parallelen Linien an den Hand- und Fußgelenken und ein Kreuz im Lendenbereich auf. Allerdings sind sich die Forscher nicht einig, ob diese als Schmuck oder aus medizinischen Gründen wie Akupunkturpunkte angebracht wurden.

Pyxiden, 5. Jahrhundert v. Chr.

Etwa ab 2500 v. Chr. finden sich Nachweise, dass im Alten Ägypten die Haut zum Schutz vor der intensiven Sonnenbestrahlung mit Salben und Ölen eingerieben wurde. Auch Rouge für die Wangen und Lippenfarbe wurden von den Ägypterinnen benutzt. Zur Aufbewahrung der cremigen Farben dienten Pflanzenstängel. Bei Ausgrabungen wurden grüne Schminkfarben aus Malachit (Kupferspat), blaue Farben aus Lapislazuli, schwarze Farben aus Kohle-Öl-Gemischen, rote Farben aus Zinnober und Bleiglanzpuder (Galenit) gefunden. Die Betonung der Augen hatte in Ägypten eine besondere Bedeutung, da die Augen ein Sinnbild für den Sonnengott Re darstellten. Die hierzu genutzten schwarzen und grünen Farben wurden häufig von Priestern hergestellt und wie Kajal benutzt. Im Tempel von Edfu wurden entsprechende Rezepte gefunden.

Die Römerinnen benutzten erst nach der Eroberung Griechenlands ausgiebig dekorative Schminke. Zum Entfernen wurde Olivenöl oder Esels- bzw. Ziegenmilch benutzt. Die zu dieser Zeit genutzte Wimperntusche wurde aus gebranntem Kork hergestellt. Eine vermutlich dem gleichen Zweck dienende Creme wurde 2003 bei einer baubegleitenden archäologischen Ausgrabung in Southwark, London gefunden. Sie gilt als die bisher älteste aus Europa erhaltene kosmetische Creme und stammt aus einer dem gallorömischen Gott Mars/Camulos geweihten Tempelanlage aus der Zeit um 150 n. Chr., die gefunden wurde. Das Gefäß mit der sehr gut erhaltenen Creme, auf deren Oberfläche noch Streichspuren von Fingern erhalten sind, wurde dort höchstwahrscheinlich als Opfergabe niedergelegt. Chemische Analysen ergaben, dass sie überwiegend aus tierischem Fett, wahrscheinlich von Rindern oder Schafen, Stärke und Zinnoxid in Form von Kassiterit besteht. Es handelt sich um eine gut deckende Creme, die nach Auftragen auf die Haut gut einzieht und anschließend den Teint fein hell abtönt.[3]

Mittelalter und Frühe Neuzeit

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Elisabeth I. mit damals typisch bleiweiß-hellem Gesicht

Im Mittelalter galt nur der blasse Teint als schön. Um eine möglichst makellose Blässe zu erreichen, verwendete man das hoch toxische Bleiweiß, das häufig schwer heilende Abszesse der Gesichtshaut hervorrief. In der Renaissance wurde das Färben von Wangen und Lippen durch Elisabeth I. in England und Katharina von Medici in Frankreich wieder populär. Die rote Lippenfarbe entstand aus Koschenille, einem roten Farbstoff, der aus der Koschenilleschildlaus gewonnen wurde. Im 17. Jahrhundert wurden die Schönheitspflästerchen, kleine zugeschnittene Flecken aus Leder, Seide oder Samt, sehr beliebt.

Im 18. Jahrhundert wurde neben Bleioxid auch Wismutoxid, Quecksilberoxid, Zinnoxid und Talk zum Weißfärben der Haut verwendet. Rote Schminke für Lippen und Wangen wurde mit Saflor, Koschenille, Rotholz, Sandelholz und Zinnober gefärbt. Außerdem wurden die Haare mit fettigen Pomaden behandelt, damit Haarpuder darauf haftete. Haarpuder bestand zumeist aus Weizen- oder Reisstärke und wurde mit Kohle grau, mit Ocker blond oder mit einem der zuvor genannten Mittel rötlich gefärbt.

19. und 20. Jahrhundert

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Ab Mitte des 19. Jahrhunderts werden Kosmetika unter Berücksichtigung der möglichen Gesundheitsfolgen hergestellt. Die Verwendung von Bleiweiß lässt nach und wird durch Zinkoxid, Titaniumdioxid, Bornitrid, Reismehl, Talkum, Schlämmkreide abgelöst. Rote Farben werden aus Färberdistel oder Karmin hergestellt. Beliebt ist auch Schnouda, eine farblose Mischung von Alloxan (aus Harnsäure bereitet) mit Fettcreme, die die Haut rot färbt. Mit der Erfindung des Lippenstifts 1915 erhält die Kosmetikindustrie einen neuen Schub. Die Ausgaben für Kosmetik steigen stark. Besonders beliebt sind Lippenstift, Lidschatten und Wimperntusche.

Pioniere auf dem Gebiet der Kosmetikaherstellung sind der Berliner Bariton Ludwig Leichner, der 1873 die erste bleifreie Bühnenschminke entwickelte, sowie Max Factor, der unter anderen auch den Look von Stars wie Gloria Swanson, Greta Garbo und Joan Crawford kreierte, ihm wird auch die Erfindung des Begriffs „Make-up“ zugeschrieben. Weiterhin wären zu nennen Elizabeth Arden und Helena Rubinstein.

Die von Ludwig Leichner erfundenen Fettschminken werden als Mischungen der Farbstoffe mit Fetten beschrieben. Ludwig Leichner wurde zuletzt 1982 in dem amerikanischen James-Bond-Titel von John Gardner erwähnt; der Autor beschreibt darin einen Schmink- und Verkleidungsspezialisten in New York, der eine zweifelhafte Verwandtschaft mit dem berühmten Wagner-Sänger Ludwig Leichner im 19. Jahrhundert in Anspruch nahm, dem Erfinder der Theater-Fett-Schminke.

Im NS-Staat galt es als „undeutsch“, sich zu schminken. Gottfried Krummacher, damals Mitglied der Reichsleitung der NS-Frauenschaft, erklärte im November 1933:[4]

„Es ist die Auffassung der deutschen Männer wie der deutschen Frauen, dass Frauen, die sich die Augenbrauen abrasieren, die sich schminken und die Haare färben oder die in der Öffentlichkeit durch exzentrische Manieren aufzufallen suchen, wie z.B. Rauchen, Pudern usw., einer älteren Generation angehören, deren Zeitalter im Vergehen ist. Der Hinweis, dass die jüngere Generation derartige Dinge ablehnt, … dürfte gerade diese Frauen in größte Verlegenheit bringen, denn sie meinen, sich jung machen zu können, während sie sich gerade durch solche Dinge einer vergehenden und abgewirtschafteten und überalterten Weltanschauung und Weltanschauungszeit zurechnen.“

Formen der Schminke

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Kaschierende Schminke

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Die kaschierende Schminke, auch Camouflage genannt, wird vorwiegend zur Abdeckung von Hautfehlern benutzt; das kann rein kosmetisch und auch medizinisch sein.

Frau beim Nachschminken mit Wimperntusche

Kosmetische Schminke (üblicherweise als dekorative Kosmetik oder Make-up bezeichnet) gilt dem dekorativen Körperschmuck und soll im Allgemeinen die Ausstrahlung einer Person steigern. Typische kosmetische Produkte sind Gesichts-Make-up, Lidschatten, Lippenstift und Nagellack. Das Schminken dient der Betonung der persönlichen Attraktivität und der Kaschierung eventuell vorkommender Makel, wie Falten oder Hautverfärbungen (z. B. Couperose). Diese Schminke nutzten vorwiegend Frauen, zunehmend aber auch Männer. Dekoratives Schminken ist meist an die jeweiligen Modetrends und den Erscheinungstyp gebunden.

Medizinische Schminke wird meist zur Kaschierung von entstellenden Hautveränderungen, wie Brandnarben, Verätzungen, Feuermalen, überdimensionalen Muttermalen, bereuten Tätowierungen oder ähnlichem eingesetzt. Die Kosten übernimmt meist die Krankenkasse. Inzwischen hat sich im Rahmen der fortschreitenden Laser- und Hauttransplantationstherapien eher eine Behandlung damit durchgesetzt, um die Probleme dauerhaft zu lösen, anstatt immer überdecken zu müssen. Nur bei hartnäckigen, tiefsitzenden Narben wird Camouflage noch benutzt, teilweise können dazu sogar aufwendige Silikonprothesen verwendet werden.

Stummfilmschauspielerin Dorothy Seastrom, 1925

In den Anfängen des Films während der Stummfilmzeit stand die filmische Schminke noch ganz in der Tradition der Theaterschminke und wurde sehr stilisiert eingesetzt. Später glich man die Filmschminke den jeweiligen Modetrends an und schaffte es sogar über das Medium Film, selbst welche zu initiieren (Barbarella, Pulp Fiction); berühmte Models wie Marilyn Monroe oder Greta Garbo wurden zu Filmikonen und umgekehrt. Filme wie Apocalypse Now schafften es sogar, verschiedene „Schminkgenres“ zu verbinden; so gibt Francis Ford Coppola dem wahnsinnig gewordenen Colonel Kurtz (Marlon Brando) mit dessen tarngrün-schwarzer Kriegsschminke nicht nur etwas Militärisches, sondern auch etwas Teuflisches, da das Make-up an das der Stummfilmzeit angelehnt ist.

Eine Schauspielerin schminkt sich.

Im europäischen Theater wurde und wird Bühnenschminke als Steigerung der künstlerischen Ausdrucksform genommen, sei es die totale Verneinung der persönlichen Gesichtszüge des Schauspielers, wie in der Pantomime, Clownerie und Travestie. Im europäischen Theater gab und gibt es eine dem gesellschaftlichen Rollenverständnis oder Archetypen folgende Bühnendarstellung, etwa die Naive oder die Alte, die entsprechend geschminkt werden müssen. Theaterschminke und Karnevalsschminke müssen besondere Anforderungen erfüllen. Theaterschminke dunkelt das Gesicht zum Ausgleich grellen Scheinwerferlichts ab und ist im Regelfall wasserfest. Es wird nach der Vorstellung meist mit fetthaltigen Reinigungsmitteln entfernt. Besonderer Bedeutung kommt der Schminke auch im Tanzsport zu, wobei hier wie auch im Wrestling der Übergang zur Theaterschminke fließend ist, da auch das Publikum von Körperbemalung animiert wird.

Im Unterschied zum europäischen Theater werden im japanischen Kabuki-Theater Kostüme und Schminke nach festgelegten Regeln und nach einem ikonischen Verständnis ausgewählt. In den klassischen indischen Tänzen, die wie Bharatanatyam der Unterhaltung dienen, wird das Gesicht geschminkt, um die für den ästhetischen Gefühlsausdruck (sanskrit bhava) entscheidenden Augenbewegungen und die Mimik hervorzuheben. Beide werden nach einem Jahrhunderte alten Formenkatalog erlernt.

Eine andere Funktion hat Schminke in den religiösen indischen Ritualtheatern wie Kutiyattam, Kathakali und Yakshagana. Dort kommt das Make-up einer Maske gleich, welche die Alltagsperson verdeckt und in einem komplizierten, zeitaufwendigen Prozess dem Darsteller hilft, sich mit seiner Rolle zu einem guten Teil zu identifizieren.[5] Im Tanzritual Teyyam, das im Norden des indischen Bundesstaates Kerala aufgeführt wird, ermöglicht der etwa zweistündige Schminkprozess dem Darsteller, bei seinem Auftritt von der zu verkörpernden Gottheit besessen zu werden, so dass ihn die Gläubigen als eine zeitweilige Erscheinungsform dieser Gottheit verehren.

Kulturelle Schminke

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Teyyam

Die Färbung und/oder farbliche Kennzeichnung der Haut ist zu allen Zeiten auch Zeichen gewesen, die Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen, aber auch musikalischen, kulturellen oder, in der heutigen Zeit, subkulturellen Gruppen zu kennzeichnen. So kennzeichnen sich Personen, die sich zur New-Romantic-, Gothic- bzw. Visual-Kei-Szene oder auch dem Punk zurechnen, durch extrem exaltierte Schminke aus.

In Japan z. B. setzten sich Geishas von „normalen“ Frauen auch durch Schminke ab.

In Europa trugen die Kelten und die Wikinger auffällige Haut- und Körperfarbe bevorzugt bei Kriegsschlachten, sowohl um die Gegner durch gemalte Fratzen einzuschüchtern, als auch im Glauben daran, durch die zuvor vom Dorfschamanen gesegnete Hautfarbe unverletzbar zu sein; dieses Phänomen, durch etliche Hollywoodfilme bekannt, ist in Nordamerika bei den Sioux- und Irokesen-Indianern, in Mittel- und Südamerika bei den Azteken und den Mayas oder auch bei den asiatischen Kriegsvölkern wie den Skythen und den Hunnen beschrieben worden.

Tarnschminke

Tarnschminke wird vorwiegend zu Tarnzwecken benutzt und ist je nach Einsatzort dementsprechend eingefärbt, so ist sie für den Einsatz in Wüstengebieten gelbbraun-sandfarben, für den Einsatz in Wäldern und Wiesen grünbraun und für den Einsatz in Eis- und Schneegebieten weißgrau.

Vor allem in den USA malen sich einige Sportler, beispielsweise im American Football oder Eishockey, schwarze Balken unter die Augen oder als durchgehenden Streifen über den Nasenrücken. Das vermindert einerseits den Blendungseffekt des Sonnenlichts, das auf den verschwitzten Wangenknochen glänzt. Andererseits wird es auch als Styling genutzt, um „gefährlicher auszusehen“; so malen sich vereinzelt auch schwarze Spieler Streifen auf, die sie mit heller Farbe absetzen. Wrestling-Kämpfer bemalen nicht selten ihren kompletten Körper mit Farbe.

Commons: Schminke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schminke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Make-up – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. João Zilhão: Symbolic use of marine shells and mineral pigments by Iberian Neandertals. Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS Vol. 107 No. 3 Pp. 1023–1028, doi:10.1073/pnas.0914088107, 5. Dezember 2009, abgerufen am 2. September 2014 (englisch).
  2. Michael Stang: Schminke in der Eiszeit. Deutschlandfunk, 1. November 2010, abgerufen am 2. September 2014.
  3. 2,000-year-old roman face cream with visible, ancient fingermarks. In: Museum Of Artifacts. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Dezember 2020; abgerufen am 24. Dezember 2020 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/museum-of-artifacts.blogspot.com
  4. Dies zuerst lesen! In: Junge Front. Wochenzeitung ins deutsche Jungvolk, Jg. 2 (1933), Nr. 48 vom 26. November.
  5. Sudha Gopalakrishnan: The Face and the Mask. Expression and Impersonation in Kutiyattam, Krishnattam, and Noh. In: David Shulman, Deborah Thiagarajan (Hrsg.): Masked Ritual and Performance in South India. Dance, Healing, and Possession. University of Michigan, Ann Arbor 2006, S. 137, ISBN 978-0891480884.