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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Gesichtsschminke. Für weitere Bedeutungen siehe [[Schminke (Begriffsklärung)]].}}
[[Datei:Cosmetics.JPG|mini|Schminkutensilien]]
[[Datei:Kostümierte Stelzenläuferin (Kleines Fest).jpg|mini|Geschminkte Stelzenläuferin]]
'''Schminke''' oder '''({{enS|Make-up'''}}) bezeichnet die abwaschbare, farbliche Gestaltung von Haut und Haaren mittels chemischen oder [[Naturkosmetik|natürlichen Produkten]], in der Regel im Gesicht. Die natürliche Haut- und Haarfarbe lässt sich dadurch vorübergehend tönen oder färben, hervorheben, abschwächen und/oder farblich gestalten. Verwandte Formen der farblichen [[Körpergestaltung#Haut|Hautgestaltung]] sind das [[Permanent Make-up]] und die [[Tätowierung]], bei denen die Farbgestaltung dauerhaft ist: dieDie Farbe wird in die Haut bzw. unter die [[Oberhaut]] gespritzt oder geritzt.
 
== Geschichte ==
 
=== Schminke und Hautschmuck in vorgeschichtlicher Zeit ===
[[Datei:Afrikanischer Maler 001.jpg|mini|hochkant|''Weiße Dame von Ahahouret'' – Afrikanischeafrikanische Felszeichnung mit deutlich erkennbarem Körpermuster]]
 
Vermutlich ist das Zieren des eigenen Körpers so alt wie die Menschheit und wurde zunächst zu [[Schamane|schamanischen]] und [[Ritual|rituellen]] Zwecken im Rahmen der damaligen [[Fruchtbarkeitskult]]e zelebriert. So wurden Muschelschalen als Behälter für Schminke aus gelbem [[Goethit]], rotem [[Hämatit]] und schwarzem [[Pyrit]] schon vor 50.000 Jahren von [[Neandertaler]]n in Spanien benutzt.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.pnas.org/content/107/3/1023.short | titel=Symbolic use of marine shells and mineral pigments by Iberian Neandertals | autor=[[João Zilhão]] | hrsg= [[Proceedings of the National Academy of Sciences]] PNAS Vol. 107 No. 3 Pp. 1023–1028, {{DOI|10.1073/pnas.0914088107}} | datum=2009-12-05 | zugriff=2014-09-02 | sprache=en }}</ref><ref>{{Internetquelle | url=http://www.deutschlandfunk.de/schminke-in-der-eiszeit.676.de.html?dram:article_id=27085 | titel=Schminke in der Eiszeit | autor=[[Michael Stang]] | hrsg=Deutschlandfunk | datum=2010-11-01 | zugriff=2014-09-02}}</ref>
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Weltweit zeigen menschliche Figuren auf [[Höhlenmalereien]] deutliche Hautverzierungen, was darauf schließen lässt, dass die damaligen Menschen ebenfalls Kopf- und Körperschminke trugen. Auch auf gefundenen [[Statuette|Figurinen]] wie der [[Venus von Willendorf]] wurden Farbreste aus [[Ocker]], [[Calciumcarbonat|Kalkweiß]] und [[Asche]] ausgemacht, welche eindeutig der Verzierung der Figur zugeordnet werden konnten. Sie sind noch heute Teil des kulturellen Ausdrucks verschiedener Völker Afrikas, etwa der [[Massai]] und der [[Nuba]], sowie bei Völkern [[Australien]]s und [[Mikronesien]]s. Nicht selten wurden gemalte Hautverzierungen mit dekorativen Schnitten oder Stichen ([[Skarifizierung]] wie gerade jetzt wieder als [[Piercing]] und [[Körperschmuck|Branding]] in westlichen Ländern in Mode gekommen) und daraus resultierenden [[Schmucknarben]] (Nuba) oder [[Tätowierung]]en ([[Māori]] in [[Neuseeland]] namens [[Tā moko]]) oder Piercings (Massai, [[Tellerlippen]]frauen) kombiniert.
 
Auffällig ist, dass die Art der Hautverzierungen umso farb- und musterlastiger wurdenwurde, je weiter die Völker in den Norden der Welt vorstießen, und Schmucknarben zurückgingen. So waren bei den Wikingern Schmucknarben kaum bekannt, während Farbtätowierungen bei [[afrika]]nischen Völkern wiederum nicht oder wenig bekannt waren und diese dafür Narbentätowierungen vorzogen. Grund dafür ist vermutlich die Anpassung an die Hautfarbveränderungen. Eindrucksvolle Tätowierungen konnten durch die Auffindung mumifizierter Leichen, insbesondere [[Moorleiche]]n, nachgewiesen werden. Auch der in den [[Ötztaler Alpen]] entdeckte jungsteinzeitliche Mann („[[Ötzi]]“) wies Tätowierungen in Form von wenigen Zentimeter langen, parallelen Linien an den Hand- und Fußgelenken und ein Kreuz im Lendenbereich auf. Allerdings sind sich die Forscher nicht einig, ob diese als Schmuck oder aus medizinischen Gründen wie [[Akupunktur]]punkte angebracht wurden.
 
=== Antike ===
[[Datei:KAMA Boîtes à maquillage.jpg|mini|([[Pyxis (Behälter)|Pyxiden]]), (5. Jahrhundert v. Chr.)]]
Etwa ab 2500 v. Chr. finden sich Nachweise, dass im [[Altes Ägypten|Alten Ägypten]] die Haut zum Schutz vor der intensiven Sonnenbestrahlung mit Salben und Ölen eingerieben wurde. Auch Rouge für die Wangen und Lippenfarbe wurden von den Ägypterinnen benutzt. Zur Aufbewahrung der cremigen Farben dienten Pflanzenstängel. Bei Ausgrabungen wurden grüne Schminkfarben aus [[Malachit]] (Kupferspat), blaue Farben aus [[Lapislazuli]], schwarze Farben aus Kohle-Öl-Gemischen, rote Farben aus [[Cinnabarit|Zinnober]] und Bleiglanzpuder ([[Galenit]]) gefunden. Die Betonung der Augen hatte in Ägypten eine besondere Bedeutung, da die Augen ein Sinnbild für den Sonnengott [[Re (Ägyptische Mythologie)|Re]] darstellten. Die hierzu genutzten schwarzen und grünen Farben wurden häufig von Priestern hergestellt und wie [[Kajal]] benutzt. Im [[Tempel von Edfu]] wurden entsprechende Rezepte gefunden.
 
Die Römerinnen benutzten erst nach der Eroberung Griechenlands ausgiebig dekorative Schminke. Zum Entfernen wurde [[Olivenöl]] oder [[Eselsmilch|Esels-]] bzw. Ziegenmilch benutzt. Die zu dieser Zeit genutzte [[Wimperntusche]] wurde aus gebranntem [[Kork]] hergestellt. Eine, vermutlich dem gleichen Zweck dienende Creme wurde 2003 bei einer baubegleitenden [[Ausgrabung|archäologischen Ausgrabung]] in [[Southwark]], [[London]] gefunden. Sie gilt als die bisher älteste aus Europa erhaltene kosmetische Creme und stammt aus einer dem [[Gallorömische Kultur|gallorömischen]] Gott [[Mars (Mythologie)|Mars]]/[[Camulos (Gott)|Camulos]] geweihten Tempelanlage aus der Zeit um 150 n. Chr., die gefunden wurde. Das Gefäß mit der sehr gut erhaltenen Creme, auf deren Oberfläche noch Streichspuren von Fingern erhalten sind, wurde dort höchstwahrscheinlich als [[Opfer (Religion)|Opfergabe]] niedergelegt. Chemische Analysen ergaben, dass sie überwiegend aus tierischem Fett, wahrscheinlich von Rindern oder Schafen, [[Stärke]] und [[Zinn(IV)-oxid|Zinnoxid]] in Form von [[Kassiterit]] besteht. Es handelt sich um eine gut deckendendeckende Creme, die nach Auftragen auf die Haut gut einzieht und anschließend den [[Hautfarbe|Teint]] fein hell abtönt.<ref>{{Internetquelle |url=https://museum-of-artifacts.blogspot.com/2015/10/2000-year-old-roman-face-cream-with.html |titel=2,000-year-old roman face cream with visible, ancient fingermarks |werk=Museum Of Artifacts |sprache=en |abruf=2020-12-24 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20201223151645/https://museum-of-artifacts.blogspot.com/2015/10/2000-year-old-roman-face-cream-with.html |archiv-datum=2020-12-23 |offline=ja |archiv-bot=2023-01-07 09:22:37 InternetArchiveBot }}</ref>
 
=== Mittelalter und beginnendeFrühe Neuzeit ===
[[Datei:Eliza1.JPG|mini|hochkant|Elisabeth I. mit damals typisch bleiweiß-hellem Gesicht]]
Im Mittelalter galt nur der blasse Teint als schön. Um eine möglichst makellose Blässe zu erreichen, verwendete man das hoch [[toxisch]]e [[Bleiweiß]], das häufig schwer heilende [[Abszess]]e der Gesichtshaut hervorrief. In der Renaissance wurde das Färben von Wangen und Lippen durch [[Elisabeth I.]] in England und [[Katharina von Medici]] in Frankreich wieder populär. Die rote Lippenfarbe entstand aus [[Koschenille]], einem roten Farbstoff, der aus der Koschenilleschildlaus gewonnen wurde. Im 17. Jahrhundert wurden die [[Schönheitspflästerchen]], kleine zugeschnittene Flecken aus Leder, Seide oder Samt, sehr beliebt.
 
Im 18. Jahrhundert wurde neben Bleioxid auch Wismutoxid, Quecksilberoxid, Zinnoxid und Talk zum Weißfärben der Haut verwendet. Rote Schminke für Lippen und Wangen wurde mit Saflor, Koschenille, Rotholz, Sandelholz und Zinnober gefärbt. Außerdem wurden die Haare mit fettigen Pomaden behandelt, damit Haarpuder darauf haftete. Haarpuder bestand zumeist aus Weizen- oder Reisstärke und wurde mit Kohle grau, mit Ocker blond oder mit einem der zuvor genannten Mittel rötlich gefärbt.
 
=== Gegenwart19. und 20. Jahrhundert ===
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts werden Kosmetika unter Berücksichtigung der möglichen Gesundheitsfolgen hergestellt. Die Verwendung von Bleiweiß lässt nach und wird durch [[Zinkoxid]], [[Titan(IV)-oxid|Titaniumdioxid]], [[Bornitrid]], [[Reis]]mehl, [[Talkum]], [[Kalziumkarbonat|Schlämmkreide]] abgelöst. Rote Farben werden aus [[Färberdistel]] oder [[Karmin]] hergestellt. Beliebt ist auch [[Schnouda]], eine farblose Mischung von [[Alloxan]] (aus [[Harnsäure]] bereitet) mit [[Hautcreme|Fettcreme]], die die Haut rot färbt. Mit der Erfindung des [[Lippenstift]]s 1915 erhält die Kosmetikindustrie einen neuen Schub. Die Ausgaben für [[Kosmetik]] steigen stark. Besonders beliebt sind Lippenstift, [[Lidschatten]] und [[Wimperntusche]].
 
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Die von Ludwig Leichner erfundenen Fettschminken werden als Mischungen der Farbstoffe mit Fetten beschrieben. Ludwig Leichner wurde zuletzt 1982 in dem amerikanischen James-Bond-Titel von John Gardner erwähnt; der Autor beschreibt darin einen Schmink- und Verkleidungsspezialisten in New York, der eine zweifelhafte Verwandtschaft mit dem berühmten Wagner-Sänger Ludwig Leichner im 19. Jahrhundert in Anspruch nahm, dem Erfinder der Theater-Fett-Schminke.
 
Im [[NS-Staat]] galt es als „undeutsch“, sich zu schminken. [[Gottfried Krummacher]], damals Mitglied der Reichsleitung der [[NS-Frauenschaft]], erklärte im November 1933:<ref>''Dies zuerst lesen!'' In: ''Junge Front. Wochenzeitung ins deutsche Jungvolk'', Jg. 2 (1933), Nr. 48 vom 26. November.</ref>
== Formen der Schminke ==
{{Zitat|Es ist die Auffassung der deutschen Männer wie der deutschen Frauen, dass Frauen, die sich die Augenbrauen abrasieren, die sich schminken und die Haare färben oder die in der Öffentlichkeit durch exzentrische Manieren aufzufallen suchen, wie z.B. Rauchen, Pudern usw., einer älteren Generation angehören, deren Zeitalter im Vergehen ist. Der Hinweis, dass die jüngere Generation derartige Dinge ablehnt, … dürfte gerade diese Frauen in größte Verlegenheit bringen, denn sie meinen, sich jung machen zu können, während sie sich gerade durch solche Dinge einer vergehenden und abgewirtschafteten und überalterten Weltanschauung und Weltanschauungszeit zurechnen.}}
 
== Formen der Schminke ==
=== Kaschierende Schminke ===
Die ''kaschierende Schminke'', auch [[Camouflage (Schminke)|Camouflage]] genannt, wird vorwiegend zur Abdeckung von Hautfehlern benutzt; das kann rein kosmetisch wieund auch medizinisch sein.
 
Die ''kaschierende Schminke'', auch [[Camouflage (Schminke)|Camouflage]] genannt, wird vorwiegend zur Abdeckung von Hautfehlern benutzt – das kann rein kosmetisch wie auch medizinisch sein.
 
==== Kosmetik ====
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''Kosmetische Schminke'' (üblicherweise als dekorative Kosmetik oder Make-up bezeichnet) gilt dem dekorativen [[Körperschmuck]] und soll im Allgemeinen die Ausstrahlung einer Person steigern. Typische kosmetische Produkte sind Gesichts-Make-up, Lidschatten, Lippenstift und Nagellack. Das Schminken dient der Betonung der persönlichen [[Attraktivität]] und der [[Tarnung|Kaschierung]] eventuell vorkommender [[Makel]], wie [[Hautalterung|Falten]] oder Hautverfärbungen (z.&nbsp;B. [[Couperose]]). Diese Schminke nutzten vorwiegend [[Frau]]en, zunehmend aber auch Männer. Dekoratives Schminken ist meist an die jeweiligen [[Mode]]trends und den [[Farbtypenlehre|Erscheinungstyp]] gebunden.
 
[[Datei:Contouring the cheekbone with makeup in proper and wrong pose.jpg|mini|Dunkel geschminkte Wangen um ein definiertes Gesicht hervorzuheben bzw. vorzutäuschen. Im falschen Betrachtungswinkel, wie auf der rechten Abbildung, kann dies wie Schmutz wirken.]]
 
==== Medizin ====
''Medizinische Schminke'' wird meist zur Kaschierung von entstellenden [[Hautveränderung]]en, wie [[Verbrennung (Medizin)|Brandnarben]], [[Verätzung]]en, [[Feuermal]]en, überdimensionalen [[Muttermal]]en, bereuten [[Tätowierung]]en oder ähnlichem eingesetzt. Die Kosten übernimmt meist die [[Krankenkasse]]. Inzwischen hat sich im Rahmen der fortschreitenden [[Laser#Medizin|Laser-]] und [[Hauttransplantation]]stherapien, eher eine Behandlung damit durchgesetzt, um die Probleme dauerhaft zu lösen, anstatt immer überdecken zu müssen. Nur bei hartnäckigen, tiefsitzenden [[Narbe (Wundheilung)|Narben]] wird Camouflage noch benutzt, teilweise können dazu sogar aufwändigeaufwendige Silikon[[Silikonprothese]]prothesenn verwendet werden.
 
=== Film ===
[[Datei:Dorothy Seastrom, silent film actress (SAYRE 9327).jpg|mini|hochkant|Stummfilmschauspielerin Dorothy Seastrom, 1925]]
In den Anfängen des Films während der [[Stummfilm]]zeit stand die ''filmische Schminke'' noch ganz in der Tradition der Theaterschminke und wurde sehr stilisiert eingesetzt. Später glich man die Filmschminke den jeweiligen Modetrends an und schaffte es sogar über das Medium Film, selbst welche zu initiieren (''[[Barbarella (Film)|Barbarella]]'', ''[[Pulp Fiction]]''),; berühmte [[Model]]s wie [[Marilyn Monroe]], oder [[Greta Garbo]] wurden zu Filmikonen und umgekehrt. Filme wie ''[[Apocalypse Now]]'' schafften es sogar, verschiedene „Schminkgenres“ zu verbinden,; so gibt [[Francis Ford Coppola]] dendem wahnsinnig gewordenen Colonel Kurtz ([[Marlon Brando]]) mit dessen in tarngrün-schwarzenschwarzer Kriegsschminke, nicht nur etwas Militärisches, sondern gibt ihm auch etwas Teuflisches, da das Make-up an das der Stummfilmzeit angelehnt ist.
 
=== Theater ===
[[Datei:Schminkerin.JPG|mini|Eine Schauspielerin schminkt sich.]]
Im europäischen [[Theater]] wurde und wird ''Bühnenschminke'' als Steigerung der künstlerischen Ausdrucksform genommen, sei es die totale [[Verneinung (Psychoanalyse)|Verneinung]] der persönlichen Gesichtszüge des Schauspielers, wie in der [[Pantomime]], [[Clown]]erie und [[Travestie]]. Im europäischen Theater gab und gibt es eine dem gesellschaftlichen Rollenverständnis oder [[Typus (Literatur)|Archetypen]] folgende Bühnendarstellung, etwa die [[Naiv]]e oder die [[Lebensalter|Alte]], die entsprechend geschminkt werden müssen. Theaterschminke und Karnevalsschminke müssen besondere Anforderungen erfüllen. Theaterschminke dunkelt das Gesicht zum Ausgleich grellen Scheinwerferlichts ab und ist im Regelfall wasserfest. Es wird nach der Vorstellung meist mit fetthaltigen Reinigungsmitteln entfernt. Besonderer Bedeutung kommt der Schminke auch im [[Tanzsport]] zu, wobei hier wie auch im [[Wrestling]] der Übergang zur Theaterschminke fließend ist, da auch das Publikum von Körperbemalung animiert wird.
 
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Eine andere Funktion hat Schminke in den religiösen indischen Ritualtheatern wie [[Kutiyattam]], [[Kathakali]] und [[Yakshagana]]. Dort kommt das Make-up einer Maske gleich, welche die Alltagsperson verdeckt und in einem komplizierten, zeitaufwendigen Prozess dem Darsteller hilft, sich mit seiner Rolle zu einem guten Teil zu identifizieren.<ref>Sudha Gopalakrishnan: ''The Face and the Mask. Expression and Impersonation in Kutiyattam, Krishnattam, and Noh.'' In: David Shulman, Deborah Thiagarajan (Hrsg.): ''Masked Ritual and Performance in South India. Dance, Healing, and Possession.'' University of Michigan, Ann Arbor 2006, S. 137, ISBN 978-0891480884.</ref> Im Tanzritual [[Teyyam]], das im Norden des indischen Bundesstaates [[Kerala]] aufgeführt wird, ermöglicht der etwa zweistündige Schminkprozess dem Darsteller, bei seinem Auftritt von der zu verkörpernden Gottheit besessen zu werden, so dass ihn die Gläubigen als eine zeitweilige Erscheinungsform dieser Gottheit verehren.
 
=== Film ===
In den Anfängen des Films während der [[Stummfilm]]zeit stand die ''filmische Schminke'' noch ganz in der Tradition der Theaterschminke und wurde sehr stilisiert eingesetzt. Später glich man die Filmschminke den jeweiligen Modetrends an und schaffte es sogar über das Medium Film selbst welche zu initiieren ([[Barbarella (Film)|Barbarella]], [[Pulp Fiction]]), berühmte [[Model]]s wie [[Marilyn Monroe]], oder [[Greta Garbo]] wurden zu Filmikonen und umgekehrt. Filme wie [[Apocalypse Now]] schafften es sogar verschiedene „Schminkgenres“ zu verbinden, so gibt [[Francis Ford Coppola]] den wahnsinnig gewordenen Colonel Kurtz ([[Marlon Brando]]) mit dessen in tarngrün-schwarzen Kriegsschminke, nicht nur etwas Militärisches, sondern gibt ihm auch etwas Teuflisches, da das Make-up an das der Stummfilmzeit angelehnt ist.
 
=== Kulturelle Schminke ===
[[Datei:Make up of Vishnumoorthi Theyyam.jpg|mini|hochkant|[[Teyyam]]]]
 
Die Färbung und/oder farbliche Kennzeichnung der Haut ist zu allen Zeiten auch Zeichen gewesen, die Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen, aber auch musikalischen, kulturellen oder, in der heutigen Zeit, subkulturellen Gruppen zu kennzeichnen. So kennzeichnen sich Personen, die sich zur [[New Romantic|New-Romantic]]-, [[Gothic (Kultur)|Gothic]]- bzw. [[Visual Kei|Visual-Kei]]-Szene oder auch dem [[Punk]] zurechnen, durch extrem exaltierte Schminke aus.
 
In [[Japan]] z.&nbsp;B. setzten sich [[Geisha]]s von „normalen“ Frauen auch durch Schminke ab.
 
=== Kampfschminke ===
In Europa trugen die [[Kelten]] und die [[Wikinger]] auffällige Haut- und Körperfarbe bevorzugt bei Kriegsschlachten, sowohl um die Gegner durch gemalte Fratzen einzuschüchtern, als auch im Glauben daran, durch die zuvor vom Dorfschamanen gesegnete Hautfarbe unverletzbar zu sein; – eindieses Phänomen, durch etliche Hollywoodfilme bekannt, dasist in Nordamerika bei den [[Sioux]]- und [[Irokesen]]<nowiki>-Indianern</nowiki>, in Mittel- und Südamerika bei den [[Azteken]] und den [[Maya]]s oder auch bei den asiatischen Kriegsvölkern wie den [[Skythen]] und den [[Hunnen]] beschrieben worden ist.
{{Siehe auch|Kriegsbemalung}}
 
[[Datei:Maskowanie.JPEG|mini|[[Tarnschminke]]]]
[[Tarnschminke]] wird vorwiegend zu [[Tarnung|Tarnzwecken]] benutzt und ist je nach Einsatzort dementsprechend eingefärbt, so ist sie für den Einsatz in Wüstengebieten gelbbraun-sandfarben, für den Einsatz in Wäldern und Wiesen grünbraun und für den Einsatz in Eis- und Schneegebieten weißgrau.
 
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== Siehe auch ==
{{Mehrspaltige Liste |liste=
* [[Gesichtsbemalung]]
* [[Maskenbildner]]
* [[Make-up-Entferner]]
* [[Visagist]]
}}
 
== Literatur ==
* [[Christian Janecke]] (Hrsg.): ''Gesichter auftragen. Argumente zum Schminken.'' Jonas Verlag, Marburg 2006, ISBN 978-3-89445-365-7.
* [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Schminke,?hl=schminke ''Schminke''.] inIn: ''Meyers Großes Konversations-Lexikon,''. 6. Aufl.Auflage, 17. Bd. 19051909, S. 907 f.
* Wilfried Umbach: ''Kosmetik und Hygiene,.'' 3. Auflage 2004, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, S. 316–336, ISBN 3-527-30996-9.
* John Gardner, License renewed, New-York (1981), (A Berkley Book) 1982, S. 3.
* Umbach: Kosmetik und Hygiene, 3. Auflage 2004, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, S. 316–336, ISBN 3-527-30996-9.
* Uta G. Poiger: [http://www.zeithistorische-forschungen.de/2-2017/id=5490 ''Auf der Suche nach dem wahren Selbst. Feminismus, Schönheit und Kosmetikindustrie in der Bundesrepublik seit den 1970er-Jahren.''] In: ''[[Zeithistorische Forschungen]]'' 14 (2017), S. 286–310.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Make-up|Schminke}}
{{Wiktionary|Make-up}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Make-up}}
* [http://www.dominik-leiner.de/download/Dekorative_Kosmetik_Weltmarkt_2005.pdf Marktstudie zu dekorativer Kosmetik (Stand 2005)] (PDF-Datei; 193 kB)
* [http://www.marquise.de/de/1700/kosmetik.shtml Helfer der Schönheit – Kosmetik in Rokoko und Empire]