Lokomofeilow

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Lokomofeilow (Lokomofeilov, Iwan Lokomov, auch Iwan Lokomofeilowitsch) ist ein zu DDR Zeiten sehr bekannter fiktiver sowjetischer Neuerer, der eine Lokomotive aus einem Block Stahl gefeilt hatte. Natürlich ist das technisch unmöglich, da auch Achsen, Zahnräder, Dampfkessel und Rohre aus diesem Metallblock herausgefeilt werden müssten.

Jedoch war die offizielle Propaganda jener Zeit voll von Geschichten in denen Einzelpersonen unter unverhältnismäßigem Aufwand und Arbeitseinsatz sowie Inkaufnahme des einen oder anderen Kollateralschadens Leistungen vollbrachten, die weithin als unmöglich galten.

Insofern kann die Figur Lokomofeilow durchaus als populärkulturelle Karikatur damals allseits bekannter Helden der Arbeit wie z.B.:

angesehen werden, deren Vorbildfunktion durch häufige Wiederholung während praktisch der gesamten DDR- Zeit verblasst und einer gewissen Ermüdung gewichen war.

Die Erwähnung des Genossen Lokomofeilow war eine in der DDR-Arbeitswelt weit verbreitete und akzeptierte Form, auf ein krasses Mißverhältnis von Aufwand und erzielbaren Ergebnis hinzuweisen.

Der Begriff wurde auch für Maschinen und Geräte benutzt, die relativ einfach konstruiert waren oder einen hohen Masseanteil besaßen bzw. mit einer „gewaltigen“ Mechanik arbeiteten. Die sprichwörtliche russische Technik basiert auf dem Konzept, auch mit einfachen Lösungen Erfolge erreichen zu können. Dafür wurden dann oft auch Synonyme wie „aus einem Stück gefeilt“ oder „aus dem Ganzen gefeilt“ benutzt.

Trivia

Bis zum Ende der DDR hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass bekannte sowjetische Industriegüter in Wahrheit aus dem Konstruktionsbüro Lokomofeilows stammten, wie z.B.:

Die chemnitzer Studentenbar Lokomov ist eine späte Hommage an den sowjetischen Neuerer. Im angeschlossenen Coworking Space und Fablab werden die Visionen L. mit modernen 3D-Druckern und NC-Fräsen unter marktwirtschaftlichen Bedingungen verwirklicht.