Leah Carola Czollek

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Leah Carola Czollek (* 3. Juni 1954 in Ost-Berlin) ist eine deutsche Supervisorin, Mediatorin, Mitbegründerin des Kritischen Bildungs- und Trainingskonzepts „Social Justice und Diversity“ sowie Lehrbeauftragte u. a. an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin und an der Fachhochschule Potsdam. Ihre Schwerpunkte in Lehre und Publikationen sind Mediation, Dialog, Interkulturalität, Social Justice, Diversity, Gender/Queer, Resilienz.

Leben

Czollek studierte von 1974 bis 1980 Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und schloss 2008 das Studium der Sozialen Arbeit (BA) an der Fachhochschule Potsdam ab.[1] Im Oktober 1989 zog sie mit ihren zwei Kindern nach Westberlin. Seit 1994 ist sie freiberuflich tätig als Trainerin im Bereich Erwachsenenbildung, seit 1999 als Lehrbeauftragte an der Alice-Salomon-Hochschule,[2] seit 2002 als Mediatorin. Seit 2005 ist sie Leiterin des Instituts "Social Justice und Diversity" sowie Trainerin und Ausbildnerin.[3]

Schaffen

Institute

1999 gründete Leah Carola Czollek "Czollek Consult. Institut für Mediation, Diversity und Dialog".[1] Angeregt durch das an der University of Massachusetts ausgearbeitete Modell "Diversity and Social Justice Education" konzipierte sie zusammen mit Heike Weinbach und Gudrun Perko 2001 ein eigenes kritisches Bildungs- und Trainingskonzept "Social Justice und Diversity" für den deutschsprachigen Raum, das eigene Methoden, Ansätze und Theoriebildung bietet. 2005 gründete sie zusammen mit Perko und Weinbach das Institut Social Justice und Diversity und ist seitdem Institutsleiterin, Trainerin und Ausbildnerin. Das "Social Justice und Diversity Training" ist ein diskriminierungskritisches Bildungskonzept zugunsten von Inklusion, Teilhabe und Partizipation. Das Team des Institutes (Leah Carola Czollek, Gudrun Perko, Max Czollek, Corinne Kaszner) bietet Ausbildungen für Fachkräfte in sozialen Institutionen, Mitarbeitende in Organisationen, Unternehmen, Ministerien, für Hochschullehrende, Studierende sowie alle Interessierten, die sich professionell für einen diskriminierungsfreien Umgang zwischen Menschen einsetzen wollen. Das Institut kooperiert u. a. mit dem DGB-Bildungswerk, der Alice-Salomon-Hochschule Berlin und seit 2012 mit der Zentralen Einrichtung Weiterbildung der Fachhochschule Potsdam. Die Ausbildung ist wissenschaftlich evaluiert.[4] Czollek bietet zudem Workshops und Trainings zu den einzelnen Schwerpunkten der Ausbildung an (wie Grundlagen des Social Justice und diskriminierungskritisches Diversity sowie u. a. Klassismus, Rassismus, Antisemitismus, Ableismus, Ost/West, Altersdiskriminierung/Adultismus, Sexismus sowie Perspektivenverschiebung und Empowermentstrategien).

Wissenschaft

Czollek begann ab 1998 zu publizieren. Sie war von 2000 bis 2012 Mitherausgeberin der Zeitschrift Quer. Denken – Lesen – Schreiben, im Auftrag der Frauenbeauftragten der Alice-Salomon-Fachhochschule (das Thema der letzten Zeitschrift, die sie gemeinsam mit Perko herausgab war „Social Justice als soziales und politisches Projekt“).[5] Czollek hat zahlreiche Artikel zu Gender/Queer sowie Social Justice und Diversity, das Konzept des Verbündet-Seins[6] und zur dialogischen Methode Mahloquet (dialogisch-konstruktives Streitgespräch)[7] verfasst und ihre Bedeutungen für einzelne Praxisbereiche der Sozialen Arbeit dargestellt. Zusammen mit Perko entwickelte sie zwei wesentliche Diversitykonzepte: das Radical Diversity und das Diskriminierungskritische Diversity. Diversity wird dabei als Antwort auf strukturelle Diskriminierung aufgefasst, die als Zusammenwirken von individuellen, institutionellen und kulturellen Praxen verstanden wird, die ineinander verwoben sind und sich durch Ausbeutung, Gewalt, Exklusion und Marginalisierung auszeichnen.[8] Czollek hat verschiedene Lehrbücher und Handbücher im Bereich Pädagogik und soziale Berufe veröffentlicht. Zuletzt (2012) erschienen von ihr zusammen mit Perko und Weinbach das Lehrbuch Gender und queer. Grundlagen, Methoden und Praxisfelder und das Praxishandbuch Social Justice und Diversity.

Schriften

Monografien

  • Lehrbuch Gender und queer. Grundlagen, Methoden und Praxisfelder (mit Gudrun Perko und Heike Weinbach), Juventa-Verlag, Weinheim/München 2009.
  • Praxishandbuch Social Justice und Diversity. Theorien, Training, Methoden, Übungen (mit Gudrun Perko und Heike Weinbach), Beltz/Juventa, Weinheim/Basel 2012.
  • Social Justice und Diversity Training: Intersektionalität als Diversitymodell und Strukturanalyse von Diskriminierung und Exklusion (mit Gudrun Perko), Portal Intersektionalität, Bergische Universität Wuppertal 2012.

Editionen

  • Verständigung in finsteren Zeiten. Interkulturelle Dialoge statt »Clash of Civilizations« (mit Gudrun Perko), PapyRossa, Köln 2003. Darin: Leah Carola Czollek: „Am Anfang war das Wort. Aspekte jüdischen Dialoges und die Vielstimmigkeit von Multikulturalismus“, S. 44–65.
  • Lust am Denken. Queeres jenseits kultureller Verortungen. Das Befragen von Queer-Theorien und queerer Praxis hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf verschiedene gesellschaftspolitische Bereiche (mit Gudrun Perko), PapyRossa-Hochschulschriften Bd. 53, Köln 2004.
  • Frauen in Gewaltverhältnissen, Dokumentation zur Tagung „Gewalt gegen Frauen“ an der Alice-Salomon-Hochschule für Sozialarbeit/Sozialpädagogik (mit Tahereh Agha und Silke Gahleitner), Alice-Salomon-Hochschule, Berlin 2002.
  • Was Sie schon immer über Gender wissen wollten ... und über Sex nicht gefragt haben (mit Heike Weinbach), Alice-Salomon-Hochschule, Berlin 2003.

Einzelnachweise

  1. a b Lebenslauf auf Czollek Consult Abgerufen am 19. Mai 2017.
  2. Mitarbeiterliste der Alice-Salomon-Hochschule, abgerufen am 19. Mai 2017.
  3. Leitung des Instituts Social Justice and Diversity, abgerufen am 19. Mai 2017.
  4. Vgl. Gudrun Perko: „Evaluierungsergebnisse der Social Justice Ausbildung“, in: Bundschuh, Stephan/Jagusch, Birgit (Hg.): Antirassismus und Social Justice. Materialien für Trainings mit Jugendlichen, IDA, Düsseldorf 2009.
  5. Vgl. Leah Carola Czollek/Gudrun Perko (Mhg.): „Social Justice als soziales und politisches Projekt“, in: Quer. Denken. Lesen. Schreiben, Frauenrat und der Frauenbeauftragten der Alice-Salomon-Hochschule für Soziale Arbeit/ Sozialpädagogik und Pflege/ Pflegemanagement, Nr. 18/12, Berlin 2012.
  6. Vgl. Gudrun Perko/Leah Carola Czollek: „Das Konzept des Verbündet-Seins im Social Justice als spezifische Form der Solidarität“, in: Anne Broden/Paul Mecheril (Hg.), Solidarität in der Migrationsgesellschaft. Befragung einer normativen Gruppe, IDA, Bielefeld 2014.
  7. Vgl. Leah Carola Czollek: „Am Anfang war das Wort. Aspekte jüdischen Dialoges und die Vielstimmigkeit von Multikulturalismus“, in: Leah Carola Czollek/Gudrun Perko (Hg.), Verständigung in finsteren Zeiten. Interkulturelle Dialoge statt »Clash of Civilizations«, Köln 2003.
  8. Vgl. Leah Carola Czollek/Gudrun Perko: „Diversity in außerökonomischen Kontexten: Bedingungen und Möglichkeiten seiner Umsetzung“, in: Anne Broden/Paul Mecheril (Hg.), Re-Präsentationen. Dynamiken der Migrationsgesellschaft, IDA, Oldenburg 2014. Abgerufen am 19. Mai 2017