Karamba Diaby

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. September 2013 um 19:20 Uhr durch 70.81.117.202 (Diskussion) (→‎Abgeordneter). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Karamba Diaby (* 27. November 1961 in Marsassoum, Senegal) ist ein deutscher Politiker (SPD) und seit der Bundestagswahl 2013 Abgeordneter des Deutschen Bundestages. Er ist promovierter Chemiker und Geoökologe.

Leben und Beruf

Diaby wurde in Marsassoum in der Region Casamance im Südwesten Senegals als jüngstes von vier Geschwistern geboren und wuchs in Marsass auf. Seine Mutter starb drei Monate nach seiner Geburt, sein Vater als er sieben Jahre alt war.[1] Nach dem Tod beider Eltern wurde das Waisenkind von seiner 17 Jahre älteren Schwester und ihrem Ehemann aufgenommen. Im Alter von 13 Jahren besuchte er ein Internat in Sédhiou und vier Jahre später erlangte er einen Platz im Lycée Gaston Berger in Kaolack, das ihn auf die Universität in der Hauptstadt Dakar vorbereitete.[2]

Von 1982 bis 1984 studierte er mit Unterstützung seines Bruders Biologie und Geologie auf Lehramt an der Universität Dakar. Dabei erwachte auch sein Interesse für politische Themen. Während seines Studiums lernte er den späteren Präsidenten des Senegal Macky Sall kennen. Durch sein politisches Engagement in Dakar in den frühen 1980er Jahren kam er in Kontakt mit einer linken Studentenorganisation in Prag, die ein Studium für junge Menschen aus der ganzen Welt im ehemaligen Ostblock förderte. Er bewarb sich für ein Stipendium und bekam die Zulassung an die Martin-Luther-Universität; die DDR vergab auch einige Stipendien an Studenten aus nicht-sozialistischen Ländern.[3] Vor Studienbeginn belegte er von 1985 bis 1986 einen neunmonatigen Deutschkurs am Herder-Institut der Universität Leipzig. Im Anschluss studierte er von 1986 bis 1991 Chemie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Dort lernte er auch seine zukünftige Ehefrau Ute kennen, die Agrarwissenschaften studierte.[2] Nach seinem Studienabschluss als Diplom-Chemiker schloss er von 1992 bis 1996 ein Promotionsstudium an. 1996 reichte er seine Dissertation Untersuchungen zum Schwermetall- und Nährstoffhaushalt in Halleschen Kleingartenanlagen – ein Beitrag zur geoökologischen Charakteristik der Stadtregion Halle ein. So brachte seine Doktorarbeit ihn einer urdeutschen Institution näher, dem Schrebergarten.

Nach der Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) wechselte Diaby zum Eine-Welt-Haus Halle, wo er als Projektleiter von 1996 bis 2001 tätig war. Es folgten weitere Stationen im Bereich interkulturelle Bildung und Jugendarbeit in Halle, bevor Diaby 2011 als Referent in das Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt wechselte.

Karamba Diaby ist verheiratet mit einer ehemaligen Kommilitonin und hat zwei Kinder. Seit 2001 ist er deutscher Staatsbürger und konfessionslos. Neben Deutsch und seiner Muttersprache Diakhanke/Mandingo spricht er Französisch, die Amtssprache Senegals. Sein Vorname, der auf dem letzten „a“ betont wird, ist eine Kurzform für Karamokhoba, was auf Mandingo „der Gelehrte“ bedeutet.

Engagement

Schon früh engagierte sich Karamba Diaby, zunächst im Schülerrat, während des Studiums in Halle war er Sprecher der internationalen Studenten. Später ließ er sich in den Ausländerbeirat von Halle wählen und wurde Bundesvorsitzender des Integrationsrats, eines Dachverbands der kommunalen Ausländerbeiräte. Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet Diaby in verschiedenen sozialen Projekten mit den Schwerpunkten Bildung und Integration. Im Januar 2002 wurde er vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau als Anerkennung des Engagements für die Verständigung zwischen Migranten und Deutschen empfangen.

Partei

Diaby trat 2008 in die SPD ein.

Abgeordneter

2009, ein Jahr nach seinem Eintritt in die SPD, wurde Diaby in den Stadtrat von Halle gewählt. Dort ist er seitdem Mitglied des Ausschusses für Ordnung und Umweltangelegenheiten und des Bildungsausschusses. Den Betriebsausschuss Eigenbetrieb für Arbeitsförderung verließ er 2012.

Bei der Bundestagswahl 2013 kandidierte Diaby im Wahlkreis 72 in Halle. Er erreichte dort mit 23,34 Prozent der Erststimmen das drittbeste Ergebnis hinter dem früheren Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Christoph Bergner (CDU, 36,29 Prozent) und Petra Sitte (Die Linke, 25,51 Prozent). Er konnte jedoch über den dritten Landeslistenplatz der SPD in Sachsen-Anhalt in den Bundestag einziehen. Damit sind Diaby und Charles M. Huber (CDU) die ersten und letzten afrodeutschen Mitglieder des Bundestages.

Positionen

Als der frühere Berliner SPD-Finanzsenator Thilo Sarrazin 2010 sein umstrittenes Buch Deutschland schafft sich ab publizierte, in dem er u. a. Migranten muslimischer Herkunft mangelnde Integrationsbereitschaft vorwarf, trat Diaby als Bundeschef des Integrationsrates dafür ein, die Sarrazin-Thesen als volksverhetzend einzustufen.

Schriften

  • Untersuchungen zum Schwermetall- und Nährstoffhaushalt in Halleschen Kleingartenanlagen: ein Beitrag zur geoökologischen Charakteristik der Stadtregion Halle. 1. Auflage. Tectum, Marburg 1996, ISBN 3-89608-463-1.
  • Interkulturelle und antirassistische Pädagogik in Sachsen-Anhalt: das Projekt IKaP. In: Wolfram Stender, Georg Rohde, Thomas Weber (Hrsg.): Interkulturelle und antirassistische Bildungsarbeit: Projekterfahrungen und theoretische Beiträge (= Wissen & Praxis). 1. Auflage. Band 117. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-86099-317-0, S. 165–176.
  • Methoden der interkulturellen Bildung am Beispiel der täglichen Arbeit im Begegnungszentrum der Jugendwerkstatt „Frohe Zukunft“ Halle-Saalekreis e.V. In: Johann Bischof (Hrsg.): Kultur verstehen – Kultur vermitteln: Kulturkompetenzvermittlung in der Hochschulausbildung (= Merseburger medienpädagogische Schriften: künstlerisch-technische Grundlagenvermittlung für die Ausbildung im Bereich der angewandten Kultur-, Medien- und Sozialpädagogik). Band 5. Shaker, Aachen 2008, ISBN 978-3-8322-7512-9, S. 203–209.

Einzelnachweise

  1. Franz Werfel: Bundestagskandidat Dr. Karamba Diaby erinnert sich gerne an seine Zeit in Leipzig. In: Leipziger Volkszeitung Online. 27. August 2013, abgerufen am 23. September 2013.
  2. a b Tony Paterson: Karamba Diaby: The man who aims to become Germany’s first black MP. In: The Independent. 23. Juli 2013, abgerufen am 23. September 2013.
  3. Chris Cottrell: German From Senegal Vies to Break Bundestag Barrier. In: The New York Times. 31. Mai 2013, abgerufen am 23. September 2013.