Orjen

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{{Bergtabelle Start|Name=Orjen|Foto=Orjen.jpg|

     Beschreibung=Der Orjen vom Norden aus gesehen|
     Höhe=1894 Meter|
     Lage=Serbien & Montenegro (Montenegro), Bosnien und Herzegowina (Herzegowina)|
     Gebirge=Dinariden 

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Satellitenbild der Region mit Gewitterwolken über dem Orjen

Der ORJEN (42.34°N, 18.32°E) ist ein dinarisch mediterranes Karst Hochgebirge in Montenegro. Mit 1894 m ist der Gipfel des Zubacki kabao der höchste Punkt der subadriatischen Dinariden und amit das höchste Gebirge Dalmatiens. Das eindrücklichste Element der südlichen Adriaküste ist die Bucht von Kotor, ein tief in das Herz der Küstengebirge eingeschnitter überfluteter Canyon. Die inneren Baien von Risan und Kotor sind von steilen bis 1300 m hohen Wänden ungeben, die über dem schmalen kultivierten Küstenstreifen fast senkrecht überhängen. Von der Kleinstadt Risan, im innersten geschützten Winkel der Bucht, führt eine Serpentinenstraße zum 1600 m hohen Pass im Orjen Gebirge. Von hier sind vielfältige Wanderungen ins Gebirge möglich, die atemberaubende Ausblicke auf das Meer, sowie die umgebenden bleichen Kalksteinberge ermöglichen.

Durch die Bedeutung der Küstenorte für die historisch Entwicklung der Region und der Einmaligkeit des Zusammenwirkens der Naturlanschat und der menschlichen Kulturgeschichte, wurde die Natural and Culturo-Historical Region of Kotor von der UNESCO als Weltkultur- und Naturerbe der Menschheit ausgewiesen, die auch das Gebirgsterritorium zwischen Orjen und Lovcen mit einschließt.

Blick vom Kar Pavlovica zur Adria
Trogtal Dobri do im Mai

Geographie

Zubacki kabao mit 1894 höchster Gipfel des Orjens

Der Orjen ist einziges Hochgebirge Dalmatiens. Der Gebirgskörper grenzt sich durch die eindrucksvolle 800-1300 m hohen Steilstufe zum Meer (‚Megakliff’), Poljen, und der Glazialprägung von der Umgebung ab. Eine morphologisch-tektonische Grenze ist zur Konavle im Grabenbruch von Zupci (Grab), zum Karstplateau im Einschnitt der Nudoljska reka, dem Polje von Grahovo und dem Polje von Dragalj gebildet. Als tektonisch gehobene Bruchscholle überragt der Orjen das 800-900 m ü. NN liegende montenegrinisch-herzegowinische Karsthochland zudem um 1000 m.

Niederschlags- und Reliefbegünstigt war der Orjen ein Zentrum der pleistozänen Vergletscherung der Balkanhalbinsel. Im orographischen Stau des Orjen Gebirges, steigt der Jahresniederschlag auf über 5000 mm jährlich an. Dies sind zugleich Europas höchste Niederschlagssummen die mehr für tropische Regenwaldregionen oder den Monsun geprägten Ost-Himalaya typisch sind als den sommertrockenen mediterranen Raum. Deshalb ist trotz starker glazialer Überprägung des Gebirges die Verkarstung ausgesprochen intensiv (Glaziokarst, Holokarst). Insbesondere profitiert die Vegetation von den häufigen Niederschlägen und selbst grossflächige Hochwälder sind auf dem trockenen Kalkboden möglich.

Glazialspuren

Kar Borovi auf der Nordseite in der Bijela gora

Die pleistozäne Vergletscherung des Orjen war in Art und Intensität ungewöhnlich. Der deutsche Geograph Penck entdeckte die quartären Spuren 1899. Er berichtete: „Danach haben wir es in der Krivosije mit den Spuren eines 5-10 km langen, 3,5 bis 5,5 km breiten Gletschers von mindestens 35 qkm zu thun, der sich an den Ostabfall lehnte und nahezu bis an den Rand der Bocche reichte. Die mittlere Höhe der Umrahmung seines Einzugsgebietes, im Norden durch den Kamm der Pazua, im Süden durch die Crljena greda, im Westen durch den Orjen gebildet ist höchstens 1650 m, und wenn sein Ende mit rund 800 m angenommen wird, so würde, falls das von Höfer angegebene Verfahren zur Berechnung der Höhe der Schneegrenze als Mittelhöhe von Gletscherumrahmung und Gletscherende hier zutreffen sollte, die Höhe der eiszeitlichen Firnlinie zu wenig über 1200 m ergeben.“

Spätere Forscher untermauerten danach die prominente Rolle des Orjens für die Quartärgeschichte der Dinariden. 5 Talgletscher (3-9 km lang), und 2 Plateaugletscher von denen 10 Zungen ausgingen reichten zum würmzeitlichen Maximalstand 500 – 1000 m ü. NN hinab. Die maximale Eisfläche betrug 150 km², Teilgletscher waren durch Transfluenzen miteinander verbunden. Kartreppen und Trogtäler wie das Dobri do (Schönes Tal) zeigen auch heute noch die Intensität der Vereisung.

Eine Besonderheit im Glazialenreliefe des dinarischen Hochkarstes ist das Verhältnis der Glazialerosion zum primären Karstrelief. Dies veranlasste Cvijic einen eigenen Gletschertypus den „Karst Gletscher“ zu beschreiben. Er ist nur als fossile Erscheinung morphologischer Formen beschrieben, als Typus ist er mit Gletschern im Dachstein und Wetterstein zu vergleichen. Die großen Gletscher im Holokarst der Dinariden paßten sich nicht nur dem Karstrelief an, sie entwickelten sich in diesem. Demnach wuchsen aus einzelnen Nährgebieten der Gletscher in einzelnen Karsthohlformen zu einem weiten Plateaugletscher. Bei entsprechender Größe entwickelten sich aus den Eisfeldern auch kurze breite Zungen. Typisch sieht man dies in den Moränenablagerungen der Bijela Gora und Krivosije.

Talgletscher alpinen Typs waren an der Westseite des Orjens entwickelt. Das Pavolvica do (1570 m) zwischen Zubacki kabao (1894 m) und Buganja greda (1849 m) hat eine eindrückliche Kartreppe und ist das typischste Kar im ganzen Orjen. Im Dobri do Tal entwickelte sich der größte alpine Talgletscher (des Orjen (9 km lang, 20 km² Fläche). Im dem Trogtal liegen zudem die hypsometrisch höchstgelegenen Kare. Mit der Umrahmung kann die größte ehemalige Gletschermächtigkeit hier auf 400 m geschätzt werden.

Die pleistozäne Schneegrenze wird mit 1200-1300 m im Orjen besonders niedrig angenommen. Im Vergleich zu viel massiveren Gebirgen der Dinariden wies der Orjen dmnach mach demProkletije und mit Durmitor und Prenj die ausgeprägteste Vergletscherung der Balkanhalbinsel auf.

Das eindringliches Bild der glazialer Akkumulationen die von der pleistozänen Vereisung im Orjen herrühren entwirft Cvijic: „Ein Gletscher kam aus dem riesigen glazialen Nährgebiet der Pazua und reichte zum Grunde der Nordseite des Dragalj Poljes. Die Gletschermoräe entwickelt sich treppenartig aus dem Polje Dvrsno läßt sich in der Länge einige Kilometer verfolgen. Sie isr über dem Grund des Poljes 140 m hoch und aus Kalkblöcken und Stücken, unter denen viele kantige und scharfe sind, aufgebaut. An der Moräne setzt ein gewaltiger fluvioglazialer Schuttkegel an; Kies und Sand bedeckt fast den ganzen Grund vom Dorf Dragalj im NO zum Dorf Paljkovca im SW. Hier mischen sie sich mit dem fluvioglazialen Schuttkegel eines weiteren Gletschers, der vom höchsten Berg des Orjens nach Dvrsno hinabkam und oberhalb des Poljenrandes stehen blieb.“

Schneelinien im Mittelmeerraum

Karst

Endemische Karstfauna im Orjen

Die aktive Evolution des Karstreliefs ist von Temperatur, Lithologie, Vegetation und Verfügbarkeit von Wasser abhängig. Damit hängt eine morphogenetische Höhenverbreitung der Karstformen ab. Der Bereich des Orjens wird zum Holokarst gestellt. Dieser Termin basiert auf dem Fehlen fluvialer Formen. Geologisch sind mächtige Massenkalke Voraussetztung. Das Begriffspaar Holokarst-Merokarst hat auch ein Fundament für klimatische Variation der Karstphänomene gelegt. Holokarst ist mediterran subtropisch und tropisch, Merokarst temperat verbreitet (z.B. in Deutschland in der Schwäbische Alb). Cvijic sieht in vertikalen Bewegungen, der zwischen den Senken des adriatischen Beckens, der Zeta- und Neratvanieder-ung gehobenen Teile des montenegrinisch-herzegowinischen Hochkarstes die Ursache der hier nur vertikal ausgebildeten Karsthydrologie, wie nirgendwo sonst im dinarischen Gebiet, er sagt dazu: „Es gibt keinen tieferen und entwickelteren Karst als diesen herzegowinisch-montenegrinischen zwischen der unteren Neretva, Skutarisee und Adriatischem Meer. Nicht ein Tropfen Wasser fließt oberflächlich ab, sondern alles versinkt in Schloten, Ponoren Klüften und Vertiefungen.“

Starke tektonische Bewegungen verbunden mit extremer Verkarstung haben auch das einzige ursprüngliche Flusssystem, die ‘Bokeljska reka’ zerstört (im Unterlauf noch durch die Bucht von Kotor, im Oberlauf über die Poljen Dragalj und Grahovo zu rekonstruieren).

Evolution des Reliefs

Geomorphologie und morphologische Evolution im Orjen und der Bucht von Kotor haben vielfach Interesse erregt. Die regionale morphologische Charakteristik bestimmt der geologische Bau. Raumzeitlich unterschiedliche Prozesse der geologischen Geschichte wirkten in der Formung des Reliefs, Entwicklung und Effekt kontrollierten endogene neotektonische Bewegungen. Ältere Strukturen prädisponierten diese Bewegungen – die regionalen Decken. Die zentrale Zone vom Orjen wurde dabei relativ gehoben, die Küste gesenkt. Größte Hebungsraten erfährt das Gebiet vom Orjen, mit 6mm/a. · Mit der tertiären Heraushebung des Gebirges begann eine initiale fluviale Reliefdynamik, in der die Haupttäler (Dobri do, Reovacki do, Duboki do) angelegt wurden, sowie die im Tertiär noch über die heutige Bucht von Kotor ins adriatische Meer entwässernde Ur-Trebišnjica, aber auch Einsetzen der Verkarstung, die dieses zerstörte. · Im Würm, und wahrscheinlich auch Riß, bildete sich lokale eine Gebirgsvergletscherung. Als Prädisposition fungierte das durch Karstprozesse zu Beginn der Rißeiszeit inaktive fluviale Ausgangsrelief. In Trockentälern fanden sich typische Karsthohlformen – Dolinen, Uvalas, Ponore. Das ehemals ausgeglichene fluviale Relief blieb im Längsprofil als Gefälle gestufter geschlossener Depressionen erkennbar. Mit Abschmelzen der Gletscher wurden Teile dieses teilweise reaktiviert; klammartige Täler (Bucht von Risan), sowie fluvioglaziale Schuttkegel in Poljen und Uvalas sind spätglazial. Seither dominiert allein der Karstprozeß.

Geologie

Montenegro ist in 4 stratigraphisch-geologische Zonen eingeteilt. Dimension und epirogenetisch- orogenetische Bewegungen verliefen von NO nach SW. Über ⅔ Montenegros gehören zum Karst, Urgesteine fehlen. Die Verbreitung der Karbonate und Position zu nicht Karbonaten variiert als Konsequenz unterschiedlicher Sedimentationsbedingungen, wie der unterschiedlichen geologischen Evolution individueller Teile der dinarischen Geosynklinale. Den Hauptteil des Territoriums bildet ein Segment dieser Geosynklinale daß ausschließlich von karbonatischen und dolomitischen Sedimenten (devonisch bis neuzeitlich) gebildet wird. Die tektonischen Einheiten der Küste gehören dem neotektonisch aktiven Bereich an, was zu Katastrophenerdbeben führte (1556, 1666, 1979 - 7.0 Richter). Geologisch kennzeichnend sind bis 4,3 km mächtige kretazische und jurassische Kalke. Aufgrund der Eintönigkeit der massigen mesozoischen Kalke, ist sie die am stärksten verkarstete Region. Im Orjen wird die hauptsächliche Struktur durch eine Deckenüberschiebung nach Süden bestimmt. Über klastischen Flyschfazien liegt hier die Decke der mächtig gehobenen Hochkarstzone. Morphologisch ausgeprägt ist der Kontrast zur tief in die Hochkarstzone hineinreichenden Bucht. An der Grenze der Antiklinale des Hochkarstes in der faziell vielfältigen synklinalen Flyschzone durch errosive und tektonische Prozesse entstanden, an denen die ehemalige Flußanlage, in klastischen Sedimenten im Flysch verlaufend mit starker Erosion der ursprünglichen Verebnungsfläche der Baien von Kotor und Risan sowie tektonische Vorgänge beteiligt waren. Klastische Flysch Fazien der Trias, Jura, Kreide und [Paläozen]]s liegen als stark erodierte Reste im Mittelteil der Bucht von Kotor und werden durch die antezendent gebildete Meerenge (ehemaliges Flußtal) von Verige geteilt. Obwohl wasserundurchlässig, sind durch geringe Ausdehnung nur wenig perennierende Bäche gebildet.

Klima

Klimadiagramm aus dem Orjen

Die Barriere der Hochdinariden ist insgesamt eine effektive Klimascheide zwischen dem mediterranen Küstensaum und gemäßigt kontinentalen Bereichen. Im Küsten und Gebirgsstau gleiten feuchte Warmluftmassen orographisch bedingt auf, diese Labilisierung führt zu höchsten Niederschlagsmittelwerten in Europa. Der Orjen hat damit ein mediterran getöntes Gebirgsklima mit sehr hohen Winterniederschlägen und deutlicher Sommerdepression. Es handelt sich um ein perhumides winterfeuchtes Subtropenklima das mit der Bucht von Kotor (Montenegro) die einzige mediterrrane Übergangsregion zum Lorbeerwaldklima- Zonobiom einschließt.

Orobiome differenzieren sich davon vor allem thermisch, da hier im Winter Frost und Schneereitchtum charakteristisch sind. Den jeweiligen perhumiden Varianten der Zonobiome zugehörend, ist der süddalmatinische Raum durch die günstigen hygrischen Verhältnisse des Mittelmeeres gekennzeichnet. Diesem stehen die hydrologischen Verhältnissen entgegen, da mit der [Neretva]] nur ein größeres adriatisches Flusssystem im Karst entwickelt ist.

Eine effektive Klimaklassifikation mit der detaillierten Anwendung der Köppenschen Klassifikation zählt den Orjen Gebirgsstock zum: · Klimatyp Cs’’b, die Bucht von Kotor zum Klimatyp Cs’’a (s’’= doppelte winterliche Regenzeit). Der besondere Charakter der mediterranen Bergstation Crkvice im Orjen wird durch Klimatyp Cfsb (fs= ohne sommerliche Trockenheit) deutlich.

Eine weniger starke relative Differenz zwischen Sommer- und Herbstniederschlag ergibt sich dadurch, auch wenn der mediterrane Niederschlagsgang zwar enwickelt ist, aber keineswegs so ausgeprägt wie weiter südlich in der albanischen Niederung. Dalmatien ist damit klimatisch im Mediterranraum durch die abgeschwächte sommerliche Trockenheit stark begünstigt.


Niederschlag

Den regenbringenden mediterranen Zyklonen zugekehrt, kommt es am Luv der Dinariden zur orographischen Hebung feucht maritimer Luftmassen die tropische Niederschlagswerte und Intensitäten verursachen. Der Gebirgsrücken der Bucht von Kotor erreicht maximale Werte mit p> 4500 mm, die höchsten Niederschlagsmittelwerte in Europa. Bei 129 Regentagen und jährlich 5 m Niederschlagshöhe (Crkvice im Orjen) treten durch latente Labilität und Konvergenz der orographisch gehobenen und gestauten Luftmassen im Orjen große Intensitäten auf. Maximale Tageswerte sind 480 mm (21.XI.1937). Ursächlich ist die unmittelbare südadriatische meernahe Lage, an der Vorderseite von Genua-Adria Zyklonen und in Genuß warmer wasserdampfgesättigter Maritimluft kommt die auf das orographische Hindernis stößt.

Für Hochlagen bedeuten Wasserdampf gesättigte Warmluftmassen ergiebige Scheefälle. An der Küste treten Schneeperioden an 2-10 Tagen im Jahr auf, Crkvice hat im Durchschnitt 70 Tage. Die Schneedecke baut sich im Orjen im Laufe des Novembers auf. Die Schneedeckendauer ist zudem stark abhängig von der Exposition. Eine perennierende Schneedecke die länger als einen Monat liegen bleibt wird diesem entsprechend, selten tiefer als auf Höhe der unteren Buchewälder gebildet. In der oromediterranen Stufe dauert die Schneedecke dann min 2 Monate. Die größte Schneedecke eines Winters betrug hier 164 cm (1965), die niedrigste 24 cm (1975).

Im mediterranen Raum bleibt Schnee nur episodisch länger liegen. Ungewöhnlich mutet aber die Situation in Risan an, im Schneereichen Winter 1965 vielen hier 93 cm Neuschnee der sich 9 Tage hielt. Und 1983 war bei 19 Schneefall Tagen an 43 Tagen eine Schneedecke verzeichnet. Die episodischen Schneefälle in der Bucht von Kotor führen explizit nur in der Bai von Risan zu „längeren“ Schneedecken.

Biologie

Habitate

Flora

Karst-Blockhalden-Tannenwälder sind im Orjen endemisch

Die Flora des Orjens gehört zur Illyrischen Florenrewgion mit einem hohen Anteil endemischer Arten. Neben der Panzerkiefer (Pinus heldreichii) sind Griechischer Bergahorn (Acer heldreichii), Krim Pfingstrose (Paeonia daurica) sowie Endemiten der Felsvegetation (Moltkia petrea, Amphoricarpos neumayerii, Lonicera glutinosa, Viburnum maculatum) hervorzuheben.

Die oromediterran alpine Stufe birgt eine bisher unbekannte Irisart - Iris orjenii Bräuchler & Cikovac (Orjeniris). Beachtenswert sind zahlreiche Geophyten im Frühjahr, darunter Crocus dalmaticus und Fritillaria messanensis ssp. gracilis. Karst-Blockhalden-Tannenwälder und Panzerkiefer Felswälder gehören zu den herausragenden Biozönosen mit hohen reichtum endemischer Arten. Den Reichtum der Dendroflora dokumentieren tertiäre Relikte, wie die Baumhaselnuß (Corylus collurna), Griechischer Bergahorn (Acer heldreichii) und die halbimmergrüne, balkanisch-anatolisch-apeninische subendemische Makedonische Eiche (Quercus trojana) sowie die endemische Panzerkiefer

Gallerie

Fauna

Auf endemische Elemente der Fauna soll hier verwiesen werden. Die Herpetofauna ist eine der reichsten Europas, die palääoendemische Halsbandeidechse Lacerta (Archoelacerta) mosorensis Kolomb tritt auf Karst-Blockhalden auf. Häufig ist hier auch die gefüchtete Sandotter (Vipera ammodytes L.).

Die Säuger Fauna ist verarmt, der Naturraum ist, da kaum Wasserstellen auftreten für diese ungünstig. Verbliebene Gemsen (Rupicarpa rupicarpa) halten sich an unzugänglichen Stellen der Pazua auf. Der Europäische Braunbär (Ursus arctos) ist in wenigen Exemplaren im Gebirge unterwegs. Ein Tier ertrank sogar 1975 in einem Brunnen der Bajgorovica. 1999 wurde ein alter Bär, der eine Kuh gerissen hatte, oberhalb Risan erlegt. Die Population ist kaum gesichert.

In der Entomofauna (Insekten) sind Kryptobionten (am bekanntesten die Colopteren sie leben innerhalb der Lithosphäre, in Höhlen etc.) und Fanerobionte (z.B. die flugunfähigen Carabidae, oberhalb der Baumgrenze) auftreten, beachtenswert.

Vegetation

Zonierung der Vegetation
Stufe [m] Typ Vegetation
0-400 Mesomediterran Hartlaubwald, Rusco-carpinetum, Orno –Quercetum ilicis, laurophylle Strauchformation Nerion oleandri bei Risan
400-600 Supramediterran untere Stufe submeridionaler halbimmergrüner Eichenwald mit Mazedonischer Eiche Quercus trojana und Orientalischer HainbucheCarpinus orientalis. Darüber Balkaneichenwälder Petterio-Quercetum confertae (Fuk.) Lov. An feuchten- und schattigen Lagen - Kastanien-Flaumeichenwälder Castaneo-Quercetum pubescentis (Anic) Lov.
600-1100 Supramediterran obere Stufe submediterrane Zone, termophiler Hopfenbuchen- Seslerio-Ostryetum carpinifoliae Horv.) und Flaumeichenwald (Ostryo-Quercetum cerridis H. Em). 'Weißtanne Abies alba zusammen mit Tertiärrelikt Baumhaselnusss Corylus colurna – Ass. Ostryo-Coryletum colurnae Jov. auf Blockhalden sowie in Hopfenbuchenwäldern Ostryo-Abietetum (Kus.) Lov. vorkommend
1100-1450 Oromediterrran thermophiler Buchenwald Seslerio autumnalis–Fagetum (Horv.) Wrab. Nordexpositionen mit Tanne Seslerio autumnalis–Abietetum illyriacae (Horv.) Fuk. – Extrazonale xerobasiphile Panzerkiefer Felswälder Pinion heldreichii und Karst-Blockhalden-Tannenwälder Oreoherzogio-Abietetum illyricae Fuk. auf Felspartien und windbeeinflusster Grate sind Dauerpioniere skelettreicher Standorte.
1450-1700 Altomediterran Waldgrenze mit Panzerkiefer und Buche (Fago-Pinetum heldrecihii Jank.). sowie subalpinen Buchenwäldern und Griechischem Bergahorn Acer heldreichii. Die mediterran alpine Zone Altomediterran wird von trockenen Wacholderheiden Seslerio robustae-Juniperetum hemisphaericae (Hor.) Kus., der Rasengesellschaft des Seslerion robustae (Horv.) Lak. aus dem Verband Daphno-Festucetalia Quéz. sowie endemischer Felsvegetation Amphoricarpion neumayerii (Horv.) Lak. und der Strauchgesellschaft des Lonicero-Rhamnion Fuk. auf Karst-Blöcken gebildet
1700-1900 Kryomediterran Eine echte kryomediterrane klimazonale Stufe ist im höchsten Gebirge des submeridionalen dinarischen Litorals nicht entwickelt, lokal um die höchsten Gebirge und tieferen Depressionen aber angedeutet. Durch hohe Winterniederschläge und stürmische Gipfelwinde entwickeln sich unter ausgedehnten Schneelagen in Karstdepressionen, in denen durch thermische Inversion der Schnee sogar über den Sommer konserviert werden kann (z. B. am Orjenpass 1600 m) finden sich Chionophyten-(Schneepflanzen-) Gesellschaften mit griechisch-anatolischen, irano-turanischen und armeno-tibetischen Xerophyten. Zu letzteren gehören die Halbwüstenschneetälchen (Trifolio Polganetalia Quéz) mit vorherrschenden Zwiebelmonokotylen, die an felsigen Boden, trockene Sommer und stürmische Winde angepaßt sind. Sie besitzten in den dalmatinischen Gebirgszügen ihren westlichsten Vorposten wie das Narcisso Gentianetum nivalis Lov. & Rac. In den makedonischen Hochgebirgen sowie den Prokletije typische Gesellschaften mit Steintriften (Drabo-Androsacetalia Quéz) und Schneetälchen (Muscaro-Scillion nivalis Quéz) können auch im Orjen an der Jastrebica und Orjen Gipfel beobachtet werden. Karst-Windecken sind durch xerophile gehölzfreie Gesellschaften gekennzeichnet. Von Stürmen erodierte Windecken zeigen xeronivale Wüstenflechtengesellschaften Blatenio-Caloplacetum pruinosae Kuš. E.

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Naturschutz

Ein Nationalpark wird seit langem geplant. Die UNESCO erklärte die Natural and Culturo-Historical Region of Kotor zum Weltkulturerbe.

Geschichte

Historisch ist die Besiedlung des Orjen eng an die Bucht von Kotor und damit den mediterranen Kulturkreis Dalmatiens sowie allgemein der Geschichte des Balkans gebunden. Der historische Abriss bezieht sich, soweit diese nicht das Schicksaal der übrigen Küstenstriche Dalmatiens teilt, im folgenden auf die Bucht von Kotor. Menschliche Siedlungstätigkeit lässt sich ins Neolithikum zurückverfolgen, prähistorische Felsbilder mit Darstellung von Jägern und Hirschen finden sich bei Risan. Eine bedeutende neolithische Fundstelle wird auf herzegowinischer Seite gefunden. Die Illyrer gründen in Dalmatien im 3 Jh. v. Chr. ein Königreich und Risan wird unter Königin Teuta Hauptstadt des Ardiäer Reiches. Seit dem 1. Illyrischen Krieg (229-228 v.Chr.) in Abhängigkeit Roms geratend, kam für den Verwaltungsbezirk 59 v. Chr. die Bezeichnung Illyricum auf, der zur Donau ausgeweitet wird. Der antike Name der Bucht - Sinus Rhizonicus - verweist auf Risan als zentrale Siedlung. Hier ausgegrabene Bodenmosaiken sind wichtigste römische Funde in Montenegro. Bei der Reichsteilung 395 kam Illyrien zur ital. Präfektur und teilte das Schicksaal des Weströmischen Reiches. 535 unter Justinian I wiedereingegliedert, verbleibt die byzantinische Administration bis 1077. Südslawische Stämme verdrängen im 7 Jh. die romanisierte Bevölkerung und erst die Makedonische Dynastie erreicht im Thema Dalmatia (869) wieder eine Kontrolle der Küste. Die konkurierende Missionsarbeit der Zeit wirkt in Teilung von Katholiken und Orthodoxen bis heute nach. Die erste historische Erwähnung Kotors fällt in die Periode Basileios I (867-886). Nach [[Basileios II}} (976-1025), erstarken lokale Fürstentümer und die Region zwischen Ragusa und Cattaro wird Keimzelle des serbischen Nationalstaates. Von 1185-1371 Teil des Nemanjić Dynastie, erlangt Kotor unter Zar Dušan (1332-1355) ein überragendes Ansehen als wichtiger Handelsort (der Berbau erlebt eine große Blüte), und Kunstzentrum (Gold-, Silberschmiede, Ikonen-, Freskomalerei, Architektur) des Reiches. Mit der osmanischen Invasion verlieren alle christlichen Staaten des Balkans die Eigen-staatlichkeit. Das unzugängliche Fürstentum Montenegro, nominell 1499 dem Osmanischen Reich eingegliedert, sowie Ragusa bewahren ihre Autonomie. Venedig übernimmt 1420 die Kontrolle der dalmatinischen Hafenstädte außer Ragusa, während die Türken im Inneren der Halbinsel ihre Herrschaft ausbauen. Als Herceg Novi und Risan in türkische Hand fallen, ist die Bucht von Kotor in einen osmanischen und venezianischen Teil geteilt. Ab 1481 ist der Orjen osmanisch verwaltet. 1688 verdrängt Venedig die Türken endgültig aus ihren dalmatinischen Besitzungen und hält sich bis 1797. Während der napoleonischen Kriege wechseln sich Österreich-Ungarn, Russland, Frankreich und wieder Österreich-Ungarn in rascher Folge als Herren der Bucht ab. Mit der Neuordnung des Wiener Kongresses wird Dalmatien als Königreich Bestanteil der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (1814-1918) und Kotor zu einem stark befestigtem Kriegshafen ausgebaut. Bis 1878 verläuft die Militärgrenze über die Jastrebica und Bijela gora. Das spätere Königreich Jugoslawien sichert sich 1920 die Region, die 1945 in die Republik Montenegro eingegliedert wird.

Mit 70 % städtischer Bevölkerung ist die Bucht von Kotor urbanisiertes Region Montenegros. 1981 lebten nur noch 2 % von der Landwirtschaft. Im Zensus von 1981 hatten sich von 53000 Einwohnern der Bucht 60 % als orthodoxe (Montenegriner und Serben), 20 % als Jugoslawen und 20 % als Kroaten ausgesprochen.


Siedlungsstuktur und traditionelle Viehwirtschaft des Balkans

Hirtenhütte im Orjen. Getrocknete Pilze hängen an den Wänden

Die bis in die Antike zurückgreifende Entwicklungsgeschichte der Viehwirtschaft in seinen Erscheinungen und Auswirkungen auf den Naturraum Südosteuropas zu beleuchten stellt ein kaum zu lösendes Problem dar. Die speziellen naturräumlichen Bedingungen des dinarischen Karstes erschweren zudem eine Beurteilung, der durch übermäßige Weidenutzung seit historischen Zeiten im dinarischen Gebirgsraum nachweisbaren Herdenviehzucht aufgetretenen Flurschäden. Heute ist intensive Herdenhaltung im Karst nur selten zu finden. Die sehr anspruchsvollen Voraussetzungen haben hier auch am ehesten zu einer Aufgabe traditioneller Wirtschaftsformen und letztlich Abwandern der Bevölkerung geführt. An die naturräumliche Ausstattung angepasste Weideformen entwickelten sich durch Fernweidewirtschaft, Nomadismus und Almwirtschaft. Daneben beeinflussten soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklungen im starken Masse die Erscheinungen der Viehwirtschaft. Die natürlichen Gegebenheiten ausnützend, prägte das auf Viehzucht bezogene, kulturelle Verhalten der Balkanvölker einheitlich deren soziale und kulturelle Entwicklung. Ein Nebeneinander, zum Teil in unmittelbarer Nachbarschaft, und enge Verflechtung der verschiedenen weidewirtschaftlichen Formen hat eine differenzierte Raumausnutzung geschaffen die auch auf ethnischen Besonderheiten fußte. Die Aromunen (serb. Tsintsaren), überwiegend südlich der Donau verbreitet, galten als prinzipielle Vertreter einer nomadischen Volksgruppe. Sie spielten im Fernhandel der Balkanhalbinsel im 19 Jh. eine wichtige Rolle. Nomadische Wanderungen, waren noch bis zum 1 Weltkrieg weit verbreitet. Die Herausbildung der Nationalstaaten aus der Konkursmasse des Osmanischen Reiches nach dem Berliner Kongress 1878 und den Balkankriegen 1912/13, verlangte eine Umstellung, der innerhalb des osmanischen Reiches durch keinerlei Territorialgrenzen gehemmten, Fernweidewirtschaft. Herdenwanderungen zwischen Sommerweiden im Prokletije und Winterweiden, an die jeweiligen politischen Realitäten und agrarischen Entwicklungen angepasst, erfolgten beispielsweise zu den Save Niederungen, dem albanischen Tiefland, der Kampania von Thessaloniki, der Morava Niederung und der Metohija. Letztlich wurde solcherart Herdenwanderung mit Wanderwegen von bis zu 300 km Luftlinie durch Umstellung auf Almwirtschaft aufgegeben. Die Grenze der ursprünglichen Herdenwanderungen reichte Nordwärts in die Herzegowina, Montenegro, Metohija (Kosovo), Südserbien und Bulgarien südlich des Balkangebirges. Nur in Regionen deren Agrarwirtschaft aufgrund der Naturraumausstattung für kaum eine andere Wirtschaftsform geeignet ist, konnte sich die Herdenwanderung länger halten. So waren in der Herzegowina noch nach dem zweiten Weltkrieg Formen der Transhumance und Fernweidewirtschaft festzustellen. Kontinentale Gebiete der Dinariden sind dem Bereich der alpinen Almwirtschaft zuzurechnen (Slowenien, Gorski Kotar, Bosanska Krajina, Zentralbosnien, Sandžak, Nordmontenegro und Westserbien). Formen der mediterranen Almwirtschaft finden sich im Velebit, der Herzegowina und Westmontenegro.

Der Orjen war ein traditionelles Ziel der Weidenomaden und noch in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg war Herdenwanderung hier verbreitet. Heute sind die wenigen Hirten seßhaft. Sie haben ihre Sommerweiden vor allem in der Bijela gora. Hier treffen sich die Mitglieder der Clans zu einem alljährlichen sommerlichen Fest im August, an dem traditionelle Lieder und Tänze aufgeführt werden. Eines der Lieder besingt dabei die Tannen der Bijela gora.


Bijelogorske vite jele
1.

Hohe Tannen der Bijela gora
warum so düster
als ob kein Sommer war

(Übersetzung Pavle Cikovac)


Aktivitäten

Bergwandern, alpines Bergsteigen, Mountainbiken sowie interessante der Kultur der dinarischen Bergbevölkerung gewidmete Besuche sind im Orjen möglich.

Wandern

Aufstieg auf den Zubacki kabao über die Westseite

Routen werden vom PSD Subra Alpinclub aus Herceg Novi gepflegt. die meisten Touren sind um die Berghütten Vratlo (1160 m) und Orjensattel (1594 m). 40 km markierter Wege existieren im Orjen und verbinden die schönsten Gipfel. Besonders schöne Wanderungen führen um den Zubacki kabao der mit unberührter Natur, darunter einige der letzten Urwälder Dalmatiens auch alle Vegetationstypen aufweist. Im Pavlovica do sind schöne Felsformationen, Naturbrücken und tiefe Schächte in einem spektakulärem Ambiente vereint. Ein Aufstieg auf den Zubacki kabao durch das unberührte Medugorje Tal weist zwar einige schwiergere Felspartien auf, doch ist niergends alpine Ausrüstung nötig. In der weitläufigen Bijela gora sind längere Touren möglich. Allerdings ist die Versorgung mit Wasser schwierig. Campen ist im Gebiet kein Problem. Geignete Standorte sind die Hochtäler wie Borovi do, Pirina poljana und die Kantuniste.

Jedes Jahr im Mai wird der so gennante Orjen Marathon ausgetragen. Infos bei PSD Subra.

Alpines Bergsteigen

Verschiedene alpine Klettermöglichkeitn bestehen im Orjen. Bekannt ist die 500 m hohe Wand im Subra Amphitheater.

Gipfel
Gipfel Höhe [m] Charakter Schwierigkeit
Zubacki kabao 1894 Felskletterei, Wand Nordseite schwierig, im Osten Schutthang
Velika Jastrebica 1864 einfach Wanderung
Buganja greda 1849 Felskletterei Nordseite schwierig, hohe Südwand
Visoki breg 1833 Felskletterei Schutthang im Norden
Vucji zub 1802 schöne Wände alpines Klettern
Borovik 1777 alpin sehr weiter Schutthang auf Nordseite
Medugorje 1769 Große Wand alpines Klettern
Golisevac 1721 Felskletterei Schutthalden im Norden
Markov kuk 1721 einfache Felskletterei Wanderung
Pazua 1680 alpines Klettern Horn
Subra 1679 größte Wand im Orjen 500 m Großwand, noch nicht bestiegen

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Sommer Aktivitäten

  • Schwimmen - Schöne Strände in der Bucht von Kotor.
  • Orjen marathon - Jährlich stattfindender Event auf Subra 1679 m und Zubacki kabao 1894 m

Winter Aktivitäten

Der Orjen ist im Winter großteils unzugänglich. Trotzdem werden jedes Jahr einige Winterbesteigungen durchgeführt. Skigebiete finden sich am Orjenpass 1594 m.

  • Ski - am Orjenpass, keine Lifte.
  • Jagd - Vor allem Steinhuhn.


Referenzen

Pavle Cikovac

  • Soziologie und standortbedingte Verbreitung tannenreicher Wälder im Orjen Gebirge - Montenegro. Diplomarbeit an der LMU, Department of Geography, München (2002).

Weitere Infos

Goran Ž. Komar

  • "Planinska sela Dračevice pod vlašću Venecije

1687-1797" (1997)

  • [1] Goran Z. Komar: Planinska sela Dracevice pod vlascu Venecije 1687-1797
  • [2] PSD Subra mountaineering association