Michelbach (Marburg)

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Michelbach
Stadt Marburg
Koordinaten: 50° 51′ N, 8° 43′ OKoordinaten: 50° 50′ 44″ N, 8° 42′ 58″ O
Höhe: 227 (226–291) m ü. NHN
Fläche: 8,39 km²[1]
Einwohner: 2058 (31. Dez. 2016)[2]
Bevölkerungsdichte: 245 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Marbach
Vorwahl: 06420
Karte
Lage von Michelbach in Marburg
Ortsansicht von Michelbach: links der Mitte in einer Senke der alte Ortskern mit dominierenden Kirchturm - mittig im Hintergrund das Neubaugebiet Nord - rechts der Mitte das sich dem Ortskern anschliessende östlich gelegene Neubaugebiet
Ortsansicht von Michelbach: links der Mitte in einer Senke der alte Ortskern mit dominierenden Kirchturm - mittig im Hintergrund das Neubaugebiet Nord - rechts der Mitte das sich dem Ortskern anschliessende östlich gelegene Neubaugebiet

Michelbach ist ein Stadtteil der Universitätsstadt Marburg im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Er liegt etwa 5,5 km (Luftlinie) nordwestlich der Kernstadt und hat etwas mehr als 2000 Einwohnern.

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Michelbach 802/817 als Michelbergere marca.[3]

Am 18. Oktober 2011 erlangte Michelbach bundesweite Aufmerksamkeit, als ein vermummtes Spezialkommando der Polizei das Haus zweier Einwohner stürmte, die mehr als 20 Jahre als russische Spione tätig waren.[4][5]

Michelbach feierte vom 14. bis 18. Juni 2017 mit einer Fest„woche“ das 1200-jährige Dorfjubiläum. Am 30. April und 26. August 2017 fanden aus diesem Anlass zwei Grenzgänge statt.

Gebietsreform

Am 31. Dezember 1971 wurde der bis dahin selbständige Ort im Zuge der Gebietsreform in Hessen in die Gemeinde Marbach eingegliedert. Diese kam am 1. Juli 1974 zu Marburg.[6] Vor allem dank der Ausweitung des Siedlungsgebietes nach Osten und später nach Nordosten und Süden hat sich die Einwohnerzahl des Ortes seit den 1960er Jahren stark vergrößert. Mit dem Neubaugebiet Michelbach-Nord ist in den Jahren ab 2004 ein komplett neuer Ortsteil entstanden. Im Neubaugebiet wird momentan der vierte Bauabschnitt bebaut und stellt damit den Siedlungsschwerpunkt der Universitätsstadt für die westlichen Stadtteile dar, weil Marburgs größtes Gewerbegebiet am Görzhäuser Hof angesiedelt ist.

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Michelbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[3][7]

Gerichte seit 1821

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Landkreisen übernommen. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Michelbach zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[11]

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Landgericht Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[12] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[13]

Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[3]

• 1577: 26 hausgesessene Mannschaften
• 1630: 33 hausgesessene Mannschaften (2 vierspännige, 2 dreispännige, 5 zweispännige Ackerleute, 8 Einläuftige)
• 1681: 24 hausgesessene Mannschaften
• 1838: 370 Einwohner (28 nutzungsberechtigte, 10 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 12 Beisassen).
Michelbach: Einwohnerzahlen von 1767 bis 2015
Jahr  Einwohner
1767
  
204
1834
  
348
1840
  
349
1846
  
378
1852
  
414
1858
  
406
1864
  
398
1871
  
381
1875
  
386
1885
  
408
1895
  
378
1905
  
418
1910
  
414
1925
  
453
1939
  
495
1946
  
697
1950
  
683
1956
  
640
1961
  
672
1967
  
784
1987
  
1.254
1991
  
1.483
1995
  
1.619
2000
  
1.771
2003
  
1.851
2005
  
1.945
2007
  
2.031
2010
  
2.067
2011
  
1.919
2015
  
1.958
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [3]; 1987–1998[14]; 1999–20003[15]; 2005–2010[16]; Zensus 2011: 2011–2015[2]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[3]

• 1861: 409 evangelisch-lutherische, 11 evangelisch-reformierte Einwohner
• 1885: 405 evangelische (= 99,26 %), kein katholischer, 3 andere Christen (= 0,74 %)
• 1961: 609 evangelische (= 90,62 %), 55 römisch-katholische (= 8,18 %) Einwohner
• 1987: 886 evangelische (= 70,7 %), 207 katholische (= 16,5 %) Einwohner[14]

Erwerbstätigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[3]

• 1776: Erwerbspersonen: 1 Müller, 1 Wirt, 1 Schmied, 1 Wagner, 2 Steinhauer, 3 Leineweber, 1 Schneider, 9 Tagelöhner.
• 1838: Familien: 29 Ackerbau, 4 Gewerbe, 17 Tagelöhner.
• 1961: Erwerbspersonen: 140 Land- und Forstwirtschaft, 140 Produzierendes Gewerbe, 46 Handel und Verkehr, 36 Dienstleistungen und Sonstiges.

Politik

Der Michelbacher Ortsbeirat besteht seit der Kommunalwahl 2011 aus neun Mitgliedern. Die Zusammensetzung sieht in der Legislaturperiode 2011–2016 wie folgt aus: SPD 4 Sitze, CDU 2 Sitze, Grüne 2 Sitze und Michelbacher Bürgerliste 1 Sitz. Ortsvorsteher ist Peter Aab von der SPD.[17]

Der Ortsbeirat Michelbach trifft sich einmal im Monat (in der Regel der erste Dienstag im Monat) im Clubraum des Bürgerhauses zu den öffentlichen Sitzungen.

Zudem hat Michelbach in der Stadtverordnetenversammlung 2 Stadtverordnete, zum einen Stephan Muth (CDU),[18] zum anderen Dominic Dehmel (SPD).[19]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Martinskirche

Wichtigste Sehenswürdigkeit Michelbachs ist die um 1200 erbaute Martinskirche. Sehenswert sind zudem die alten Fachwerkhäuser im historischen Ortskern und die 1997 angelegte Hessenwiese. Sie ist mit seltenen, vom Aussterben bedrohten, lokalen hessischen Obstbäumen bepflanzt, die den Umriss des Landes Hessen als symbolisches Muster darstellen.[20]

Vereine

Ein sportliches Angebot in Michelbach bieten der aus einer Fußball- und einer Volleyball-Abteilung bestehende TSV Michelbach sowie der örtliche Tennisverein. Zudem gibt es in Michelbach verschiedene Kulturvereine und einen Verein, der sich für notleidende und hilfsbedürftige Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern engagiert: (Terra Tech).

Die Freiwillige Feuerwehr Michelbach nimmt als einzige Marburger Feuerwehr bei den Kreisleistungswettkämpfen teil und ist dort relativ erfolgreich.[21] Anfang des Jahres 2011 wurde die Kinderfeuerwehr „Feuerdrachen“ gegründet.[22]

Weiterhin gibt es noch folgende weitere Vereine: Gesangsverein; Karnevalsverein, CVJM; Verein der Michelbacher Zeitung, verschiedene parteiliche Ortsvereine und die Burschen- und Mädchenschaft Michelbach.

Regelmäßige Veranstaltungen

In Michelbach finden mittlerweile jährlich verschiedene öffentliche Veranstaltungen statt. So ist neben dem jährlichen Frühjahrsputz in der Gemarkung Michelbach das „Bergabrennen“ mit Bobbycars, das traditionelle Eierbacken (am Dienstag nach Pfingsten bei der Feuerwehr Michelbach), die Theaterabende und Faschingsfeiern zu nennen, auch in der Kulturscheune finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Zu erwähnen ist ferner die jährliche Maifeier der Burschen- und Mädchenschaft auf dem Festplatz Am Wall, zu der in den letzten Jahren immer mehrere hundert Einwohner kamen.

Filmdrehort

Michelbach war Drehort der Außenaufnahmen für den 1956 erschienenen Heimatfilm Der Bauer vom Brucknerhof, auch bekannt als Mein Bruder Josua, mit dem amerikanischen Sänger und Schauspieler Kenneth Spencer in der Rolle des US-Soldaten Josua Washington Stone.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Michelbach ist als Marburger Stadtteil sehr gut mit der Linie 14 (Hauptbahnhof-Michelbach) erreichbar, wo sogar nachmittags ein 30-Minuten-Takt herrscht (vormittags 60 Minuten).[23]

Ein Bahnhof liegt zwei Kilometer weit entfernt im Nachbarort Sterzhausen (Lahntal).

Kommunikationsnetze

Michelbach ist versorgt mit den Netzen der Deutschen Telekom (D1), Vodafone (D2) und Telefonica O2 (O2)

Seit 2015 ist ganz Michelbach über hochmoderne Glasfaseranschlüsse bis ins Haus (FTTH = Fiber To The Home) der Stadtwerke Marburg versorgt. Momentan sind bis zu 200 MBit/s möglich. Seit 2012 liegt Michelbach im LTE-Versorgungsgebiet der Anbieter Deutsche Telekom (bis zu 100 MBit) und Vodafone (bis zu 50 MBit).

Grundversorgung

In Michelbach befinden sich ein Hotel, ein Dorfladen mit Post (tegut-Lädchen für alles), ein Friseur, eine Schusterei, eine Fahrschule, ein Zahnarzt und eine Arztpraxis. Des Weiteren sind noch andere Unternehmen und Dienstleister sowie Heilpraktiker angesiedelt.

In dem Ort gibt es ferner eine Grundschule und zwei Kindergärten.

Sport und Freizeit

Mit einem Kunst- und einem Naturrasenplatz, einem 3-Felder-Tennisplatz, drei Spielplätzen, einem Bolzplatz, einem Beachvolleyballplatz, einem Fahrradparcour (beim Sportplatz am Wall) und einem Jugendclub sind sinnvolle Freizeitbeschäftigungen vorhanden.

Literatur

Commons: Michelbach (Marburg) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Marburger Zahlen von 2009-2010 auf der Website der Stadt Marburg (pdf; S. 4)
  2. a b Einwohnerzahlen von 2011 bis 2016. (PDF;  46 kB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 4 ff, abgerufen im Januar 2019.
  3. a b c d e f Michelbach, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 2. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Bundesanwaltschaft klagt russische Agenten an. In: Spiegel Online. 27. September 2012, abgerufen am 29. November 2014.
  5. Spies Strain German-Russian Ties. In: Spiegel Online. 2. Juli 2013, abgerufen am 29. November 2014.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 387 und 403.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 107 (online bei Google Books).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August., (kurhessGS 1821) S. 223–224.
  11. Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  12. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  13. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224)
  14. a b Einwohnerzahlen von 1995 bis 1998. (PDF;  3,7  MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 9 ff, abgerufen im Januar 2019.
  15. Einwohnerzahlen von 1999 bis 2003. (PDF;  7,75  MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 8 ff, abgerufen im Januar 2019.
  16. Einwohnerzahlen von 2005 bis 2010. (PDF;  1,13  MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 10 ff, abgerufen im Januar 2019.
  17. Michelbacher Zeitung vom 1. Mai 2011 (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive), S. 10 (PDF; 1,1 MB)
  18. CDU-Michelbach und Marbach (Memento vom 16. September 2014 im Internet Archive)
  19. Die Marburger SPD
  20. GPS Wanderatlas: Marburg-Michelbach@1@2Vorlage:Toter Link/www.ich-geh-wandern.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2017. Suche in Webarchiven)
  21. Feuerwehr- Wettbewerb: Momberger schrammen hauchdünn am Sieg vorbei Oberhessische Presse vom 21. Juli 2011.
  22. Freiwillige Feuerwehr Marbach-Michelstadt: Die Feuerdrachen (Memento vom 5. September 2013 im Internet Archive)
  23. Stadtwerke Marburg (Line 14). Abgerufen im April 2019.
  24.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!