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Henk Wolf will bedrohten Sprachen mehr Bedeutung verschaffen

Sehr persönliche Ansichten – immer dieselben 10 Fragen. Dieses Mal: Henk Wolf, der wissenschaftliche Beauftragte für das Saterfriesische bei der Gemeinde Saterland und der Oldenburgischen Landschaft.

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Sprachforscher und -pfleger: Studierende in Suriname lernen die niederländische Grammatik mit einem Buch, das Henk Wolf geschrieben hat. Foto: Passmann

Sprachforscher und -pfleger: Studierende in Suriname lernen die niederländische Grammatik mit einem Buch, das Henk Wolf geschrieben hat. Foto: Passmann

Und? Wie ging es in letzter Zeit?
Dieses Jahr bin ich 50 geworden und es war der erste Geburtstag, an dem ich niemandes Kind mehr war. Kurz davor habe ich die Asche meiner Eltern der Nordsee anvertraut. Das war eine prägende Erfahrung. Sowieso wird Pflege im Laufe eines Menschenlebens ein immer wichtigerer Wert. Die Erkenntnis, jetzt zu der ältesten, lebenden Generation in meiner Verwandtschaft zu gehören, hat mir das Gefühl gegeben, eine größere Verantwortung für den Erhalt des Alten und Schönen, der Umwelt, der Landschaft, der Kultur, der Sprachen zu tragen. Privat und beruflich konnte ich auf ein zufrieden stimmendes halbes Jahrhundert zurückblicken. Ich bin in vielen Hinsichten ein reicher Mensch.

Was haben Sie sich einmal so richtig gegönnt?
Ein neues Auto. Mein voriges Auto habe ich 2015 nach einem Unfall gekauft und zu dieser Zeit musste es vor allem groß, robust und sicher sein. Jetzt sind wir 8 Jahre weiter und so suchten meine Frau und ich vor allem ein Auto, in das wir möglichst viele Gartenfliesen packen können.

Wenn Sie König von Deutschland wären: Was gehört als Erstes abgeschafft?
Wenn ich die politische Macht hätte, würde ich zuallererst die bedrohten Sprachen Saterfriesisch, Nordfriesisch, Sorbisch und Plattdeutsch in ihren Sprachgebieten auf die gleiche Ebene wie das Hochdeutsche bringen: als Verwaltungs-, Schul- und Mediensprache.

Welchen Traum werden Sie sich als Nächstes erfüllen (können)?
Zufällig habe ich am vergangenen Wochenende erfahren, dass Niederlandistikstudenten an der Anton-de-Kom-Universität in Suriname Grammatik aus einem Buch lernen, das ich geschrieben habe. "Traum" ist etwas übertrieben, aber es ist immerhin ein schönes Kompliment. Auch sieht es so aus, dass mein Arbeitsvertrag verlängert wird und das freut mich sehr.

Was tun Sie am liebsten?
Ich verbringe fast jeden freien Tag im Garten. Die Blumenwiese ist fertig, unser kleiner Wald wächst und wir wollen jetzt noch einen Carport bauen und einen Teich ausgraben.

Welche Eigenschaften mögen Sie an sich selbst und welche nicht?
Meine Frau kommt jeden Tag gerne zu mir nach Hause. Sie redet am liebsten mit mir, wenn etwas los ist. Wir haben Witze, die sonst niemand versteht. Dass ich sie glücklich mache, ist meine beste Eigenschaft. Die schlechteste ist wohl, dass mein Geduldsfaden durch Lärmbelästigung schnell reißt: Bassdröhnen an der Ampel, Musikreste aus schlechten Kopfhörern im Zug, sie machen mich manchmal wütend.

Welche TV-Sendung mögen Sie gerne?
Wir haben keinen Fernseher. Im Winter schauen meine Frau und ich ab und zu zusammen die Zeichentrickserie South Park auf dem Laptop. Die finde ich sehr witzig, da sie schonungslos viele Absurditäten der heutigen Zeit andeutet.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal treffen?
Ich muss noch Verwandte in der Nähe von Heidelberg haben, die meinen Vater als kleinen Jungen gekannt haben. Mit denen würde ich mich gerne nochmal treffen und über meine Familiengeschichte reden.

Was würden Sie gerne einmal wieder essen?
Bückling! Den habe ich schon zu lange nicht mehr gegessen.

Welches Thema in der Münsterländischen Tageszeitung hat sie am meisten beschäftigt?
Die Pflege, Förderung und Erforschung der saterfriesischen Sprache ist meine berufliche Hauptaufgabe. Ich schaue alle paar Tage in die Regionalzeitungen, ob sie noch Neues darüber zu berichten haben. Auch Entwicklungen im Bereich des Plattdeutschen verfolge ich mit großem Interesse.


Zur Person:

  • Henk Wolf ist 50 Jahre alt und lebt mit seiner Frau José in Lula, einer kleinen Moorsiedlung in der niederländischen Provinz Groningen.
  • Er arbeitet seit 2020 als wissenschaftlicher Beauftragter für Saterfriesisch für das Seeltersk-Kontoor der Oldenburgischen Landschaft, mit Sitz im Rathaus der Gemeinde Saterland.
  • Der Niederländer ist Sprachwissenschaftler und hat nach seinem Studium als Übersetzer, Hochschuldozent, Forscher und Fernsehmoderator gearbeitet. Auch hat er mehrere Bücher geschrieben.
  • Die persönliche Website von Henk Wolf ist www.henkwolf.nl.

Die OM-Zukunftsmacherin. 2024 ehren wir bereits zum dritten Mal eine starke Frau aus dem Oldenburger Münsterland. Finden Sie alles Wissenswerte auf unserer Themenseite.  Das Projekt wird unterstützt von unseren Partnern Bergmann, Grimme, der LZO, Pöppelmann, Südbeck, Wernsing und Zerhusen.

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