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Serbischer Patriarch: Eigene Diözese in Österreich noch Zukunfsmusik
Foto: Henning Klingen

Abschluss des Österreichbesuchs von Patriarch Irinej - Hohes Lob für herzliche Aufnahme der Serben im Land und Ökumenearbeit Kardinal Schönborns - Kosovo: "Gerechte Lösung für beide Seiten notwendig"

14.09.2010

Wien (KAP) Eine eigene serbisch-orthodoxe Diözese mit Sitz in Wien für die rund 400.000 Serben im Land bleibt noch Zukunftsmusik - allerdings werde darüber nachgedacht, da von Seiten der Gläubigen wie von Seiten der Kirchenleitung gesehen werde, "dass es nützlich wäre, eine eigene Diözese mit Sitz in Wien zu haben": Dies betonte der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej I. zum Abschluss seines Österreich-Besuchs bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien. In Anbetracht der Größe der serbischen Community werde man die Frage erwägen.


Zugleich lobte der serbische Patriarch die herzliche Aufnahme, die die serbischen Immigranten in Österreich erfahren haben. Die Serben im Land bildeten zugleich "eine Brücke zwischen Serbien und dem österreichischen Volk".


Als besonders eindrucksvoll hob der Patriarch in diesem Zusammenhang die Begegnungen mit dem Bundespräsidenten Heinz Fischer, dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl und - allen voran - Kardinal Christoph Schönborn hervor. Dieser sei "erfüllt mit der Liebe des Evangeliums", und alles, was er für seine Kirche tue, leiste er zugleich auch für die serbische Diaspora und die serbische Kirche in Wien. Damit setze Kardinal Schönborn ein "Zeichen des Vertrauens und der Hoffnung für die Überwindung der Trennung der Kirchen", so der Patriarch.


Zwischen den getrennten Kirchen müsse eine "Atmosphäre des Vertrauens" aufgebaut werden, betonte der Patriarch weiter. Das Ziel dabei sei, "in näherer oder fernerer Zukunft" die Einheit der Kirche wiederherzustellen. Zunächst gehe es darum, sich auf das zu stützen, was den Kirchen gemeinsam sei. Orthodoxe und Katholiken seien etwa durch die beiden gemeinsame Marienverehrung eng verbunden.


Zur Frage des Papstamtes sagte Irinej, im ersten Jahrtausend sei der Bischof von Rom im Osten genauso wie im Westen als "der Erste" respektiert worden. Inzwischen hätten sich "einige dogmatische Probleme" ergeben, etwa die Frage der päpstlichen Unfehlbarkeit. Aber es gebe kein Problem, das man nicht "mit der Hilfe Gottes" im Dialog lösen könne.


Als eine "dringende Notwendigkeit" bezeichnete der Patriarch einen Konsens aller christlichen Kirchen über einen gemeinsamen Ostertermin. Gerade in Serbien seien dafür wichtige wissenschaftliche Vorarbeiten geleistet worden.


Kosovo: "Gerechte Lösung für beide Seiten"


Ausführlich ging Irinej auf die Frage des Kosovo ein. Hier bedürfe es einer "gerechten Lösung für beide Seiten", d.h. für Albaner und Serben. Diese könne nur im Dialog gefunden werden, ansonsten bliebe der Kosovo ein ständiger "Zankapfel" und ein "Ort des Missverstehens".


Bedingungen einer Lösung wäre die Ermöglichung der friedlichen Rückkehr der Tausenden serbischen Flüchtlinge, die in verschiedenen geschichtlichen Wellen und zuletzt in den 1990er Jahren des Kosovo verlassen haben. Außerdem bedürfe es des Schutzes der serbischen Heiligtümer.


Aus serbischer Sicht stelle der Kosovo "nicht nur einen geografischen Begriff" dar, sondern er sei vielmehr "für uns das allerheiligste Land, die Wiege unserer Geschichte und unseres Glaubens". 1.300 serbische Kirchen und Klöster seien dort in den vergangenen 800 Jahren entstanden.


Unter osmanischer Herrschaft hätten sich die Albaner im Kosovo etabliert, zeichnete Irinej, der selbst lange in Prizren gelebt hat, die Geschichte nach. Seit der Gründung der "Liga von Prizren" 1878 sei es zu "programmatischen Vertreibungen" gekommen.


Im Zweiten Weltkrieg seien während der Besetzung durch Italien, dann durch NS-Deutschland mehr als 200.000 Serben aus dem Kosovo vertrieben worden. Die Kommunisten hätten nach 1945 die Rückkehr dieser Vertriebenen verhindert und (bis zum Bruch Titos mit der "Komintern" 1948) zugleich die Grenze nach Albanien geöffnet.


In den 1990er Jahren seien neuerlich 250.000 Serben aus dem Kosovo vertrieben worden. Vertriebene, die zurückwollen, seien auch heute vielen Schikanen ausgesetzt.


Unter den Augen der NATO-Truppen seien dann 2004 mehr als 50 serbische Kirchen und Klöster zerstört worden. Kein serbischer Friedhof im Kosovo sei intakt, es gebe die Tendenz, "jegliches Zeugnis serbischer Präsenz auszulöschen". Die großen Klöster wie Decani oder Gracanica, auch das Patriarchenkloster in Pec, müssten sich mit Betonmauern umgeben, um sicher zu sein. Das Priesterseminar und die Theologische Hochschule in Prizren, die 140 Jahre bestanden, seien jetzt nur mehr Ruinen.


O-Töne von Patriarch Irinej können in Kürze unter www.katholisch.at/o-toene abgerufen werden.



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