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{{Farblegende|#5cacc4|(de facto) keine Wehrpflicht (Berufsarmee / ausgesetzt / Bedarf trotz Wehrpflicht durch Freiwillige gedeckt)}}
{{Farblegende|#6600ff|''selektive'' Wehrpflicht existiert, weniger als 20 % der Verpflichteten werden tatsächlich eingezogen}}
{{Farblegende|#fcb653|Wehrpflicht existiert, aber eine Aufhebung wird von der Regierung geplant}}
{{Farblegende|#ff5254|''allgemeine'' Wehrpflicht}}
{{Farblegende|#b9b9b9|keine Angaben}}]]
Die '''Wehrpflicht''' ist die Pflicht eines [[Staatsbürgerschaft|Staatsbürgers]], für einen gewissen Zeitraum in den [[Militär|Streitkräften]] oder einer anderen Wehrformation (zum Beispiel im Bereich der [[Polizei]] oder des [[Katastrophenschutz]]es) seines Landes zu dienen. Ob und für wen eine Wehrpflicht besteht, ist in verschiedenen Ländern unterschiedlich geregelt. Es kann einerseits zwischen einer ''allgemeinen Wehrpflicht'', auch wenn sich die Wehrpflicht mit wenigen Ausnahmen wie [[Israel#Militär|Israel]] und teilweise [[Volksbefreiungsarmee|China]]<ref name="cbc">[[CBC/Radio-Canada|CBC News Online]]: {{Webarchiv | url=http://www.cbc.ca/news/background/military-international/ | wayback=20130518040804 | text=INDEPTH: FEMALE SOLDIERS. Women in the military — international}} (en)</ref> nur auf die männliche Bevölkerung erstreckt, oder einer ''selektiven Wehrpflicht'' unterschieden werden, wenn nur ein Teil der Bevölkerung wie eine bestimmte Anzahl der Bürger (z.&nbsp;B. 20 % der Wehrfähigen) oder bestimmte Bildungs- und Berufsgruppen zum Dienst herangezogen werden, wie dies in Norwegen und Schweden der Fall ist.
 
== Geschichte ==
Heere, die aufgrund einer allgemeinen Aushebung aller wehrfähigen Männer aufgestellt wurden, gab es in der Geschichte immer wieder, etwa das Heer der [[Römische Republik|römischen Republik]] oder Bürgergarden in Städten. Auch im Antiken Griechenland waren Wehrpflichtsysteme, wo alle „freien Männer“ verpflichtet waren, im Kriegsfall für ihre Polys[[Polis]] zu kämpfen sehr üblich. Oft war der Militärdienst an den Anspruch auf politische Rechte gekoppelt.<ref>{{Internetquelle |autor=Mario Rausch |url=https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/meinungen/glossen/517094_Antike-Wehrpflicht.html |titel=Extra - Antike Wehrpflicht |sprache=de |abruf=2023-02-26}}</ref>
 
Im Mittelalter gab es in einigen Städten eine Art Wehrpflicht, Männer die in den Städten lebten, waren im Falle eines Angriffs verpflichtet diese mit zu verteidigen. Auch [[Königreich Preußen|Preußen]] befand sich mit dem [[Kantonssystem]] im 18. Jahrhundert auf dem Weg zu einer Wehrpflichtigenarmee. Allgemein waren nach dem Zerfall des [[Lehnswesen]]s des Mittelalters von der frühen Neuzeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts jedoch [[Söldnerheer]]e die Regel, die wenig ideologische oder nationalitätsbedingte Verbindung zu ihren Dienstherren hatten.
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Im neunzehnten Jahrhundert, unter anderem weil die Waffenherstellung wegen der Industrialisierung so produktiv geworden war, dass man Massenheere mit Gewehren ausrüsten konnte, wurde nach und nach in zahlreichen Nationen die Wehrpflicht eingeführt. In vielen Staaten betrug die Militärdienstzeit mehrere Jahre; anschließend waren die ehemaligen Soldaten oft noch viele Jahre lang [[Reservist]]en, die im Kriegsfall wieder eingezogen werden konnten.
 
Im 1871 gegründeten deutschen Kaiserreich wurde die Wehrpflicht in [[Bismarcksche Reichsverfassung|der Verfassung]] festgelegt.<ref>{{Internetquelle |url=https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/deutsches-heer/ |titel=Deutsches Heer - deutsche-schutzgebiete.de |datum=2020-03-24 |sprache=de-DE |abruf=2022-10-29}}</ref> In der [[Habsburgermonarchie]] wurde die Wehrpflicht 1868 in die Verfassung übernommen und löste das bis dahin übliche selektive Rekrutierungssystem ab, wo es für viele Schichten Ausnahmen gab. Das System der allgemeinen Wehrpflicht, von der es kaum Befreiungen gab, führte auch dazu, dass der Militärdienst von großen Teilen der Gesellschaft ideologische Bedeutungen [[Narrativ (Sozialwissenschaften)|zugeschrieben]] bekam, und das Militär als Institution um Patriotismus und staatsbürgerliche Erziehung zu verbreiten gesehen wurde.
 
Im [[Russisches Kaiserreich|Russischen Kaiserreich]] wurde die allgemeine Wehrpflicht per Gesetz vom 13. Januar 1874 eingeführt.
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Der [[Erster Weltkrieg|Erste]] und der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] sowie zahlreiche weitere größere Kriege wie etwa der [[Vietnamkrieg]] wurden großteils mit Wehrpflichtigen geführt; der Einsatz Wehrpflichtiger im Ausland war damals noch in vielen Staaten gang und gäbe. Im [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] griffen ebenfalls die Staaten beider Seiten auf die Wehrpflicht zurück um ausreichend Soldaten zu rekrutieren. Üblich waren Dienstpflichtzeiten von mehreren Jahren. Ab den 1970er Jahren wurde nach und nach in vielen europäischen Staaten die Möglichkeit geschaffen, statt des Militärdienstes einen Militärersatzdienst, welcher oft deutlich länger dauerte, zu leisten. Zu Beginn war es eher die Ausnahme, dass Männer sich dafür entschieden, dieser war mit gesellschaftlicher Stigmatisierung verbunden und setzte oft eine Gewissensprüfung voraus, in der man glaubhaft darlegen musste wieso man aus Gewissensgründen keinen Militärdienst leisten kann. Mit der Zeit wandelte es sich jedoch, die Gewissensprüfungen wurden in vielen Staaten abgeschafft, sodass man faktisch frei wählen konnte, und die gesellschaftliche Haltung sich auch entsprechend veränderte. Dies hatte auch zur Folge, dass oft annähernd so viele – oder teilweise sogar mehr – Männer den Ersatzdienst leisteten als den Militärdienst, und nicht wie ursprünglich vorgesehen der Ersatzdienst lediglich eine Ausnahme darstellte.
 
Der Einsatz von Wehrpflichtigen in ausländischeausländischen KonflikteKonflikten geriet, vor allem im Zuge des Vietnamkrieges, in der westlichen Welt mehr und mehr in Verruf, sodass viele Staaten damit aufhörten, Wehrpflichtige gegen ihren Willen im Ausland einzusetzen.
 
Seit dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] und dem damit einhergehenden Verzicht auf Massenarmeen haben immer mehr Länder die Wehrpflichtdauer nach und nach deutlich verkürzt, und schließlich ihre Armeen von Wehrpflichtarmeen auf Freiwilligen- und [[Berufsarmee]]n umgestellt. Dieser Trend ist bis heute ungebrochen. 2010 hatten 24 der 28 [[NATO]]-Staaten<ref>{{Internetquelle |url=http://www.asfrab.de/wehrpflichtinfos/wehrformen-in-der-nato.html |titel=Wehrformen in den Staaten der Nato |hrsg=Arbeitsstelle Frieden und Abrüstung e.&nbsp;V. (asfrab) |abruf=2010-12-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110604045847/http://www.asfrab.de/wehrpflichtinfos/wehrformen-in-der-nato.html |archiv-datum=2011-06-04 }}</ref> eine Berufsarmee. Von den bedeutenden Militärmächten innerhalb der NATO hält nur noch die [[Türkei]] an der Wehrpflicht fest. (Deutschland [[#Deutschland|siehe unten]]). Oft wird argumentiert, dass mitten in der NATO weniger die direkte Landesverteidigung, sondern primär Auslandseinsätze wichtig sind, und dafür Wehrpflichtige ungeeignet sind.
 
In Europa halten nur noch die neutralen Staaten Österreich und Schweiz, sowie einige osteuropäische Staaten die einer gefährlicheren geopolitischen Lage ausgesetzt sind, an der Wehrpflicht fest. Jene Staaten, wo die Wehrpflicht ausgesetzt wurde, behalten sich aber großteils in der Verfassung das Recht vor, selbige im Kriegsfall wieder zu aktivieren. Ob sich diese im Kriegsfall schnell genug reaktivieren lässt, ist jedoch insbesondere weil in vielen Staaten die Infrastruktur für eine große Anzahl von Soldaten nicht mehr vorhanden ist, und weil der Umgang mit modernen Waffen nicht in wenigen Monaten erlernt werden kann, politisch umstritten.
 
Insgesamt haben die weitaus meisten Länder der sogenannten [[Industriestaat|Ersten Welt]] inzwischen auf die Wehrpflicht verzichtet, oder sind auf dem Weg dahin diese abzuschaffen, indem sie die Wehrdienstdauer immer weiter reduzieren und vermehrt darauf setzen Zeitsoldaten mittels Verträgen zu rekrutieren.
 
Am stärksten verbreitet ist die Wehrpflicht noch in sehr autoritären Staaten, sowie in Staaten die mit Nachbarstaaten verfeindet sind, oder zu diesen ein angespanntes Verhältnis haben. Außerdem halten oft neutrale Staaten eher an der Wehrpflicht fest, als Mitgliedsstaaten von Militärbündnissen, beispielsweise besteht diese in Österreich oder der Schweiz noch – beides keine NATO-Mitglieder – oder im (noch) neutralem Staat Schweden. Grund hierfür ist, dass militärisch neutrale Staaten in weniger Auslandseinsätze involviert sind und sich stärker auf die nationale Verteidigung fokussieren, bei der sie im Kriegsfall keinen völkerrechtlichen Anspruch auf direkte militärische Unterstützung anderer Staaten haben, während bei Auslandseinsätzen eher Berufssoldaten eingesetzt werden würden, würden bei der militärischen Landesverteidigung eine große Anzahl von Wehrpflichtigen bzw. Reservisten eingesetzt werden. <!--- Zahlen ? --->
 
== Kritik ==
=== Sexismus ===
Dass die Wehrpflicht in den meisten der Staaten, die sie noch kennen, nur für die männliche Bevölkerung gilt, wird von manchen als sexistisch kritisiert. Während junge Männer den in der Regel so gut wie überhaupt nicht bezahlten Wehrdienst oder Wehrersatzdienst ableisten müssen – oder in der Schweiz, sofern sie untauglich sind, eine [[Wehrpflichtersatzabgabe|zusätzliche Steuer]] bezahlen müssen – können Frauen in dieser Zeit bereits einem Beruf nachgehen, in dem sie regulär verdienen. Dem wird entgegengehalten, dass Frauen – vor allem durch Geburten und Kindererziehung – ebenso Zeit verlieren oder insgesamt weniger verdienen. Diese Vergleiche werden dahingehend kritisiert, dass Frauen nicht per Gesetz dazu verpflichtet sind, Kinder zu bekommen, und dass der sogenannte ''[[Gender-Pay-Gap]]'' lediglich eine statistische Größe darstellt, die Frauen zwar im Durchschnitt weniger verdienen lässt, dieser jedoch nicht – wie die Wehrpflicht – eine Ungleichheit vor dem Gesetz darstellt und auch nicht dem Gesetzgeber zugerechnet werden kann.<ref>{{Internetquelle |autor=Tom Schaffer |url=https://zurpolitik.com/2013/01/10/die-wehrpflicht-als-geschlechterthema/ |titel=Männer zum Heer, Frauen nicht? – zurPolitik.com |abruf=2021-03-18 |sprache=de-DE}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://kurier.at/chronik/thema-wehrpflicht/2.631.932 |titel=Thema: Wehrpflicht |datum=2013-01-17 |abruf=2021-03-21 |sprache=de}}</ref>
 
Bis auf wenige Ausnahmen wie etwa Schweden oder Norwegen gibt es kaum Staaten, in denen Männer und Frauen in Bezug auf die Wehrpflicht gleichberechtigt sind. In den wenigen Staaten, wo die Wehrpflicht für beide Geschlechter gilt, dauert der Militärdienst für Frauen oft kürzer als jener für Männer, in Israel etwa müssen Frauen zwei Jahre Militärdienst leisten und Männer zweieinhalb Jahre.<ref>{{Internetquelle |autor=Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R |url=https://www.juedische-allgemeine.de/israel/wehrpflicht-fuer-maenner-gekuerzt/ |titel=Wehrpflicht für Männer gekürzt |datum=2020-07-01 |sprache=de |abruf=2022-08-28}}</ref>
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=== Freiheit und Selbstbestimmung ===
Auch im Bezug auf die persönliche Freiheit wird die Wehrpflicht von ihren Gegnern kritisch gesehen. Bereits die Musterung wird von einigen – insbesondere im Bezug auf die darin enthaltene Intimuntersuchung – als eine sehr entwürdigende Prozedur wahrgenommen.<ref>{{Internetquelle |url=https://manndat.de/fakten-und-faltblaetter/wehrpflicht-fakten-und-faltblaetter/ein-nachruf-auf-die-musterung.html |titel=Ein Nachruf auf die Musterung |datum=2011-05-17 |abruf=2021-03-18 |sprache=de-DE}}</ref>
 
=== Sicherheitspolitische Notwendigkeit ===
Während es im Kalten Krieg in Europa primär darum ging, eine effektive Möglichkeit zur Landesverteidigung aufrechtzuerhalten, haben sich sicherheitspolitisch die Risiken verlagert. Hierbei wird argumentiert, dass Wehrpflichtige für Bedrohungen wie den Terrorismus oder für Auslandseinsätze nicht zu gebrauchen seien, und eine Invasion – für deren Abwehr eine große Anzahl an Infanteristen (und damit eine allgemeine Wehrpflicht) benötigt würde – zumindest bis zum Beginn des [[Russisch-Ukrainischer Krieg|Ukraine-Krieges]] unwahrscheinlich schien.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.addendum.org/bundesheer/volksbefragung-2013/ |titel=Was war eigentlich der Inhalt der Volksbefragung 2013? |datum=2017-11-02 |sprache=de |offline=2024-01-29 |abruf=2021-03-18 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2012/PK0784/index.shtml |titel=Volksbefragung über Wehrpflicht am 20. Jänner 2013 fix (PK-Nr. 784/2012) |abruf=2021-03-18 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle | autor= | url=https://www.tagesspiegel.de/politik/bundeswehr-als-basis-fuer-sicherheit-und-freiheit-parlamentarier-fordern-einfuehrung-reformierter-wehrpflicht/28117340.html | titel=Bundeswehr als Basis für „Sicherheit und Freiheit“: Parlamentarier fordern Einführung reformierter Wehrpflicht | werk=[[Der Tagesspiegel|tagesspiegel.de]] | datum=2022-03-01 |abruf=2023-06-28}}</ref><ref>{{Internetquelle | autor=epd/mmi | url=https://www.welt.de/politik/deutschland/article239330463/Wehrbeauftragte-des-Bundestags-Wiedereinfuehrung-einer-Wehrpflicht-hilft-jetzt-nicht.html | titel=Wehrbeauftragte des Bundestags: „Wiedereinführung einer Wehrpflicht hilft jetzt nicht“ | werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] | datum=2022-06-13 |abruf=2023-06-28}}</ref>
 
=== Wirtschaftliche Gründe ===
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Befürworter der Wehrpflicht argumentieren hingegen, dass ein Berufsheer viel mehr kosten würde und auch das Sozialsystem ohne die Zivildiener viel teurer wäre.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20121205_OTS0175/einsatz-fuer-oesterreich-berufsheer-teurer-als-wehrpflicht |titel=Einsatz für Österreich: Berufsheer teurer als Wehrpflicht |abruf=2021-03-21 |sprache=de}}</ref>
 
Andererseits stellt der zivile Ersatzdienst eigentlich die Ausnahme und nicht die Regel dar. Vor allem in Deutschland war inIn den letzten Jahren vor der Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland war der Eindruck entstanden, die Wehrpflicht würde nur noch aufrechterhalten, um weiterhin Zivildienstleistende als preiswerte Arbeitskräfte im Sozialbereich zur Verfügung zu haben. Dieser Eindruck wurde vor allem dadurch hervorgerufen, dass zeitweilig sogar mehr Zivil- als Wehrdienstleistende im Einsatz waren. Auch in Österreich wurde vor der [[Volksbefragung zur Wehrpflicht in Österreich 2013|Volksbefragung zur Abschaffung der Wehrpflicht im Jahr 2013]] von den Wehrpflichtbefürwortern argumentiert, dass in ländlichen Regionen die Rettungsdienste viel länger brauchen würden, um an die Einsatzorte zu kommen und soziale Hilfsdienste kein Personal finden würden.<ref>https://www.sueddeutsche.de/politik/volksentscheid-in-oesterreich-wehrpflicht-siegt-ueber-spoe-1.1578262</ref> Allerdings spricht der Gesetzgeber in beiden Ländern ausdrücklich von einer Wehrpflicht, die nur unter bestimmten Umständen und ausnahmsweise im zivilen Bereich abgeleistet werden kann. Daher kann die Ausnahme nicht als Begründung für die Regel gelten.
 
=== Garant für Freiheit und Sicherheit? ===
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[[Datei:EinberufWpfl1957 2011.jpg|mini|hochkant=2|Einberufene Wehrpflichtige 1957 bis 2011]]
 
AmMit 15.Gesetz Dezembervom 201028. wurdeApril durch2011 dasbeschloss [[Bundesregierungder (Deutschland)|Bundeskabinett]]Bundestag einedie Aussetzung der Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 beschlossen.<ref>{{Internetquelle |url=httphttps://www.marinebuzer.de/portal/a/marine/!ut/p/c4/NYq7CsJAEEX_aGajoMHOB0JSmDLGbkyGMLiPMEy08ePdLbwHTnMuPjAT6S0zmaRIHu84jHJ4fiCQAr1sZe8Z-_KbGMYU2YqNo0n2rGRJYUlqvpRVNReQCQdXXU5u7_6rvvV519btxm2b27XDJYTjD0QWhYI!/s1.htm?g=WehrR%C3%84ndG+2011&f=1 |titel=BundesregierungWehrRÄndG legt2011 EckpunkteWehrrechtsänderungsgesetz der2011 Neugestaltung|abruf=2024-04-08}}</ref> Das Vorhaben ging auf den damaligen [[Bundesministerium der BundeswehrVerteidigung|Verteidigungsminister]] fest[[Karl-Theodor zu Guttenberg]] zurück.<ref>{{Internetquelle |werkautor=marinetagesschau.de |datumurl=2010https://www.tagesschau.de/inland/bundeswehrreform-12ts-15110.html |titel=Bundeswehr: Guttenberg will die Wehrpflicht aussetzen |sprache=de |abruf=20132024-0504-1908}}</ref> Die Wehrpflicht besteht also weiter, in Friedenszeiten werden aber keine Wehrpflichtigen mehr eingezogen. Zum 1. Januar 2011 wurden zum letzten Mal Wehrpflichtige zwangsweise einberufen, seit dem 1. März 2011 werden Wehrpflichtige nicht mehr gegen ihren Willen zum Dienst verpflichtet.
 
Wehrpflichtig sind grundsätzlich alle Männer vom vollendeten 18. Lebensjahr an, die Deutsche im Sinne des [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetzes]] sind, die Heranziehungsgrenze für den Grundwehrdienst war das 23. [[Lebensalter|Lebensjahr]].
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Möglicherweise steht die Wehrpflicht ebenfalls im Widerspruch zum EU-Recht, nach welchem alle EU-Bürger gleich behandelt werden müssen, eine Beschwerde wurde im Juni 2020 beim [[Europäischer Gerichtshof|Europäischen Gerichtshof]] eingereicht. Kritisiert wurde unter anderem, dass der Datenschutz sowie die Bewegungsfreiheit innerhalb der EU durch die Wehrpflicht verletzt werden. Da das EU-Recht über der österreichischen Verfassung steht, muss Österreich die Wehrpflicht möglicherweise abschaffen, wenn sich die Beschwerde als begründet heraus stellen sollte. Ein Urteil ist noch ausständig.
 
Im August 2022 wurde bekanntgegeben, dass die Bundesregierung plant, den Monatslohn von Grundwehr- und Zivildienern von derzeit 362&nbsp;€ auf 978&nbsp;€ im Monat zu erhöhen. Begründet wird dies damit, dass die Bezahlung nicht geringer als die Mindestsicherung sein sollte. Mit dieser Änderung würde das Gehalt der Verpflichteten nur noch etwa 500&nbsp;€ unter dem Gehalt liegen, welches ein Kollektivvertrag mindestens vorschreiben muss.<ref>{{Internetquelle |autor=Sebastian Fellner |url=https://www.derstandard.at/story/2000138546441/regierung-plant-bis-zu-978-euro-verguetung-fuer-praesenzdiener |titel=Regierung plant bis zu 978 Euro Vergütung für Präsenzdiener |hrsg=Der Standard |datum=2022-08-25 |sprache=de-AT |abruf=2022-08-28}}</ref>
 
Im Oktober 2022 wurde beschlossen, dass der Sold zwar nicht auf knapp 1000 €, aber auf knapp 500 € erhöht wird. Die neue Regelung gilt seit dem 1. Jänner 2023.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.at/story/2000140211594/mehr-geld-fuer-grundwehr-und-zivildiener |titel=Mehr Geld für Grundwehr- und Zivildiener |hrsg=Der Standard |datum=2022-10-21 |sprache=de-AT |abruf=2022-11-04}}</ref>
 
=== Bundesheer und Corona ===
ImWegen Märzder 2020[[COVID-19-Pandemie in Österreich]] wurde im März 2020 gleichzeitig mit dem Lockdown angekündigt, dass zum ersten Mal in der Zweiten Republik die Miliz eingezogen wird. Auf der Homepage des Bundesheeres wurden täglich neue Bereiche veröffentlicht und ein FAQ eingerichtet. Von den rund 25.000 Milizsoldaten plante man 3.000 einzuziehen, da jedoch die erste Welle bereits am Abflauen war, wurden dann doch nur etwa 1.400 der Soldaten Anfang Mai tatsächlich eingezogen. Die Soldaten wurden für Tätigkeiten wie Fiebermessen an den Grenzen oder als Hilfskräfte für Lebensmittelgeschäfte eingesetzt, ebenfalls war geplant, dass diese bei der Post arbeiten sollen. Einige wurden nach bereits einem Monat wieder entlassen, für die restlichen endete der Einsatz Ende Juli.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundesheer.at/miliz/einsatz/ |titel=Bundesheer - Einsatz Miliz |abruf=2021-03-18}}</ref>
 
Die Grundwehrdiener, die Ende März fertig geworden wären, mussten 2 Monate länger bleiben.
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=== Debatte um Abschaffung und Volksbefragung ===
{{Hauptartikel|Volksbefragung zur Wehrpflicht in Österreich 2013}}
Im Zuge des Wiener Wahlkampfs im Oktober 2010 stellte Wiens Bürgermeister [[Michael Häupl]] ([[Sozialdemokratische Partei Österreichs|SPÖ]]) die Wehrpflicht in Frage und forderte diesbezüglich eine Volksbefragung. [[Die Grünen – Die Grüne Alternative|Grüne]], [[Bündnis Zukunft Österreich|BZÖ]] und [[Team Stronach]] schlossen sich dieser Forderung an, [[Österreichische Volkspartei|ÖVP]] und [[Freiheitliche Partei Österreichs|FPÖ]] wollen die Wehrpflicht beibehalten. Gleichzeitig erstellte der Generalstab des österreichischen Bundesheers unterschiedliche Modelle zur Aussetzung der Wehrpflicht. Am 5. Jänner 2011<!-- Dieser Monatsname ist nicht falsch, sondern wikipediakonform verwendet worden! --> meldete der ''[[Kurier (Tageszeitung)|Kurier]],'' es gäbe sieben verschiedene Modelle.<ref>Wilhelm Theuretsbacher: ''{{Webarchiv | url=http://kurier.at/nachrichten/2062704.php | wayback=20110209171548 | text=Darabos’ Geheimplan für das neue Heer}}.'' In: ''[[Kurier (Tageszeitung)|Kurier]].'' 5. Januar 2011 ([[Internet Archive]])</ref> Der Chef des [[Generalstab des Bundesheeres|Generalstabs]], [[Edmund Entacher]], dementierte die vom ''Kurier'' publizierten Zahlen noch am selben Tag und meinte, die tatsächlichen Modelle würden in den folgenden zwei Wochen veröffentlicht werden.<ref>{{Internetquelle| |url=https://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/2626362/wehrpflicht-generalstab-modellerstellung-fertig.story | titel=Wehrpflicht: Generalstab mit Modellerstellung fertig | werk=kleinezeitung.at | datum=2011-01-05 | abruf=2013-06-12 | archiv-url=http://web.archive.org/web/20140917030032/http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/2626362/wehrpflicht-generalstab-modellerstellung-fertig.story| |archiv-datum=2014-09-17| |abruf-verborgen=1}}</ref>
 
Im August 2012 gab ÖVP-Chef [[Michael Spindelegger]] bekannt, dass sich die ÖVP entgegen ihrer früheren Linie mit der SPÖ auf eine [[Volksbefragung]] zur Frage der Wehrpflicht geeinigt habe.<ref>''[https://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/1283502/Wehrpflicht_Bindende-Volksbefragung-kommt-im-Jaenner Wehrpflicht: „Bindende“ Volksbefragung kommt im Jänner.]'' In: ''[[Die Presse]].'' 27. August 2012.</ref> Diese fand am 20. Jänner 2013 statt. Dabei sollten sich die Abstimmenden zwischen den von der SPÖ („Sind Sie für die Einführung eines Berufsheeres und eines bezahlten freiwilligen Sozialjahres?“) bzw. ÖVP („Sind Sie für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes?“) propagierten Modellen entscheiden.<ref>''[https://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/1287825/HeeresBefragung_Regierung-einigt-sich-auf-Fragestellung Heeres-Befragung: Regierung einigt sich auf Fragestellung.]'' In: ''[[Die Presse]].'' 7. September 2012.</ref>
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=== DDR ===
In der [[DDR]] bestand ab 1962, nachdem durch den [[Mauerbau]] sichergestellt worden war, dass keine Wehrpflichtigen vor dem Militärdienst fliehen, Wehrpflicht für alle männlichen Staatsbürger ab 18 Jahren. Dieser dauerte 18 Monate,. esEs gab die Möglichkeit, einen Ersatzdienst als [[Bausoldat]] zu leisten. Dieser Ersatzdienst beinhaltete zwar keine militärische Ausbildung, allerdings waren die Betroffenen ebenfalls dem Militär untergeordnet.<ref>{{Internetquelle |autor=mdr.de |url=https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/nva/wehrpflicht-soldat-grundwehrdienst-100.html |titel=Wehrpflicht in der DDR {{!}} MDR.DE |sprache=de |abruf=2023-08-13}}</ref> Wehrdienstverweigerer wurden mit bis zu drei Jahren [[Gefängnisstrafe]] bestraft, ab 1968 sah § 256 [[Strafgesetzbuch (DDR)]] bis zu fünf JahresJahre Freiheitsstrafe vor.<ref>{{Internetquelle |autor=mdr.de |url=https://www.mdr.de/geschichte/ns-zeit/politik-gesellschaft/wehrdienst-verweigerung-deutschland-ddr-100.html |titel=Kriegsdienstverweigerung in Deutschland {{!}} MDR.DE |sprache=de |abruf=2023-08-13}}</ref>
 
=== Deutsches Kaiserreich ===
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=== Drittes Reich ===
Die allgemeine Wehrpflicht wurde im [[Drittes Reich|Dritten Reich]] für alle männlichen Staatsbürger 1935 mit einjähriger Dauer eingeführt. 1936 verlängerte [[Hitler]] diese auf 2 Jahre. Begründet wurde dies mit der Bedrohung durch die Sowjetunion, von anderen Staaten wurde diese Aufrüstung mit hohem Misstrauen wahrgenommen. Es gab keine Möglichkeit für einen Wehrersatzdienst,. Deserteure und Kriegsdienstverweigerer wurden oft hingerichtet,. esEs ist keine genaue Zahl bekannt, jedoch gibt es Schätzungen, wonach etwa 30.000 Männer wegen [[Wehrkraftzersetzung]] zum [[Todesstrafe|Tode verurteilt]], und etwa 20.000–23.000 tatsächlich hingerichtet wurden. Der Zweite Weltkrieg wurde großteils mit dem Einsatz von Wehrpflichtigen geführt.<ref>{{Internetquelle |autor=deutschlandfunkkultur.de |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/deserteure-wehrkraftzersetzer-und-kriegsverraeter-100.html |titel=Deserteure, "Wehrkraftzersetzer" und "Kriegsverräter" |sprache=de |abruf=2023-08-13}}</ref>
 
=== Habsburgermonarchie ===
In der Zeit von [[Maria Theresia]] und [[Joseph II.]] gab es bereits Zwangsrekrutierungen, allerdings keine allgemeine Wehrpflicht, der alle Männer eine bestimmte Zeit lang unterworfen waren.
 
Die allgemeine Wehrpflicht wurde in [[Österreich-Ungarn]] 1868 nach dem [[Deutscher Krieg|deutschen Krieg]] unter Kaiser [[Franz Joseph I.|Franz Joseph]] eingeführt.<ref>{{Internetquelle |url=https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=rgb&datum=18680004&seite=00000437 |titel=ÖNB-ALEX - Reichsgesetzblatt 1849-1918 |abruf=2022-12-23}}</ref> Im Ersten Weltkrieg wurden Wehrpflichtige in großer Anzahl eingesetzt.
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=== Osmanisches Reich ===
Im [[Osmanisches Reich|osmanischen Reich]] gab es ab 1839 eine Art allgemeiner Wehrpflicht.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.herder.de/geschichte-politik/neueste-geschichte/das-osmanische-reich-vor-dem-1-weltkrieg/ |titel=Das Osmanische Reich vor dem 1. Weltkrieg {{!}} Herder.de |sprache=de |abruf=2022-12-29}}</ref> Sie wurde nach der Zerschlagung der [[Janitscharen]] eingeführt. Zunächst wurden Wehrpflichtige nur für kleinere Übungen heimatnah einberufen. Als die Bevölkerung dieses System gewohnt war, wurde eine „richtige“ Wehrpflicht eingeführt, es dauerte aber Jahrzehnte, bis diese tatsächlich überall durchgesetzt wurde, in vielen Regionen und auch in Istanbul gab es Befreiungen. Anfangs galt die Wehrpflicht nur für Moslems,Muslime. Nicht-MoslemsMuslime waren befreit, aber mussten dafür aber eine Sondersteuer bezahlen. Muslimische Männer mussten zum Militär und hatten Zugang zu höheren Posten, nicht-muslimische Männer mussten nicht zum Militär, undSie durften auch nicht freiwillig Soldaten werden.
 
Mit der Machtübernahme der Jungtürken wurde die Wehrpflicht schließlich dahingehend vereinheitlicht, dass es keine Ausnahme für Nicht-Moslems mehr gab.
 
Die Wehrpflicht wurde staatlicherseits als ein Privileg dargestellt, das es gleichzeitig auch erlaubte, politisch teilzuhaben,. teilweiseTeilweise wurde sie auch von der Bevölkerung so gesehen, es gab aber auch Widerstände,. vieleViele Wehrpflichtige versuchten sie etwa durch Auswanderung oder durch eine Verweigerung der behördlichen Erfassung der Bevölkerung zu vermeiden.
 
Der Militärdienst galt als sehr hart, insbesondere im Gebiet von Jordanien starben zahlreiche Wehrpflichtige.<ref>{{Internetquelle |url=https://tellmeahistory.net/tmah055-so-weit-der-staat-reicht/ |titel=tmah055 So weit der Staat reicht |sprache=de-DE |abruf=2023-07-26}}</ref>
 
Es gab keine Möglichkeit, einen zivilen Ersatzdienst zu leisten, allerdings gab es für Familien mit mehreren Söhnen die Möglichkeit, dass nicht alle Söhne zum Militär mussten.
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Ab den 1980er Jahren gab es starken Widerstand gegen die Wehrpflicht, da die miserablen Umstände – Misshandlungen, sexuelle Übergriffe und Körperverletzungen seitens Vorgesetzter an den Wehrpflichtigen waren an der Tagesordnung – immer mehr Bewusstsein in der Bevölkerung erfuhren. Das Komitee der Soldatenmütter entstand und setzte sich für die Rechte der Wehrpflichtigen ein.
 
Nach dem Ende der Sowjetunion wurde die Wehrpflicht von Russland als FortsetzerstaatNachfolgestaat übernommen und fortgesetzt.
 
== Wehrpflicht in der heutigen Zeit (alphabetisch nach Staaten) ==
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=== Bulgarien ===
In [[Bulgarien]] wurde die Wehrpflicht im Jahr 2008, 4 Jahre nach dem Beitritt zur NATO abgeschafft.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.at/story/2498128/bulgarien-schafft-ab-2008-regulaeren-wehrdienst-ab |titel=Bulgarien schafft ab 2008 regulären Wehrdienst ab |sprache=de-AT |abruf=2022-10-12}}</ref>
 
=== China ===
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=== Dänemark ===
Jeder männliche [[Dänemark|dänische]] Staatsbürger ist nach §&nbsp;81 des [[Grundgesetz Dänemarks|dänischen Grundgesetzes]] wehrpflichtig.<ref>[http://grundloven.dk/ Das dänische Grundgesetz.] In: ''grundloven.dk'', abgerufen am 11. Januar 2016.</ref> Der Wehrdienst dauert in der Regel vier Monate.<ref>[https://www.borger.dk/Sider/Vaernepligt.aspx Information über dänische Wehrpflicht vom Staat.] In: ''borger.dk'', abgerufen am 11. Januar 2016.</ref><ref>[https://www.retsinformation.dk/Forms/R0710.aspx?id=6463 Dänisches Wehrpflichtgesetz.] In: ''retsinformation.dk'', abgerufen am 11. Januar 2016.</ref> Es werden nur ca. 6.000 Personen (20 % der Wehrpflichtigen) eines Jahrgangs für die Armee benötigt. In den letzten Jahren haben sich dafür ausreichend Freiwillige gemeldet. Sonst würden zusätzliche Dienstpflichtige per Los bestimmt.
 
Im März 2024 kündigte die [[Regierung Frederiksen II]] Pläne zur Ausweitung der Wehrpflicht auch auf Frauen und der Verlängerung des Grundwehrdienstes von vier auf elf Monate 2026{{Zukunft|2026}} an.<ref>{{Internetquelle |autor=Jona Spreter |url=https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-03/daenemark-militaer-gewerkschaft-ausweitung-wehrpflicht |titel=Dänemark kündigt Wehrpflicht für Frauen an |werk=Zeit Online |datum=2024-03-14 |abruf=2024-03-18}}</ref>
 
=== El Salvador ===
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=== Israel ===
Siehe auch: ''[[Israelische Verteidigungsstreitkräfte#Wehrpflicht]]''
 
[[Israel]] zählt zu den wenigen Staaten der Welt, die praktisch jeden Wehrpflichtigen auch tatsächlich einberufen. Während die meisten Länder einen Großteil der Wehrpflichtigen gar nicht erst zur Musterung einbestellen, wird in Israel praktisch jeder Erwachsene in die [[Israelische Verteidigungsstreitkräfte|Armee]] einberufen, was auf den prekären Status Israels als von feindlichen Staaten umgebenes Land zurückzuführen ist. Außerdem hat Israel, als einer von wenigen Staaten, die Wehrpflicht auf beide Geschlechter ausgedehnt. Hier sind Frauen verpflichtet, mindestens zwei Jahre Dienst in den Streitkräften abzuleisten, Männer müssen zweieinhalb Jahre dienen.<ref name="ts">{{Internetquelle |autor= |url=https://www.juedische-allgemeine.de/israel/wehrpflicht-fuer-maenner-gekuerzt/ |titel=Wehrpflicht für Männer gekürzt |hrsg=Jüdische Allgemeine |datum=2020-07-01 |sprache=de |abruf=2022-02-01}}</ref>
 
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Allerdings gibt es eine Reihe von Ausnahmen: alle verheirateten und alle nichtjüdischen oder schwangeren Frauen sind von der Wehrpflicht befreit; ebenso [[israelische Araber]] ([[Muslim]]e und [[Christ]]en, nicht jedoch [[Drusen]]). Bislang ist es grundsätzlich nur Frauen gestattet, dem Wehrdienst aus Gewissensgründen nicht nachzukommen und einen Ersatzdienst (National Service) zu leisten. Die Verweigerung des Wehrdienstes durch Männer ist mit gesellschaftlicher Ächtung und nicht selten auch mit einem Strafverfahren verbunden; gleichwohl ist ihre Tendenz steigend.<!--- Stand wann ? Beleg ? --->
 
Bei der Gründung Israels wurden auch die [[Ultraorthodoxes Judentum|ultraorthodoxen Juden]], damals nur wenige hundert, von der Wehrpflicht freigestellt. Da sie Verhütungsmittel ablehnen und es als göttliches Gebot ansehen, möglichst viele Kinder zu haben, ist ihre Anzahl stark gestiegen. Dies hat zu gesellschaftlichen Konflikten mit dem Rest der Bevölkerung geführt. 2012 hat das [[Oberstes Gericht (Israel)|Oberste Gericht]] entschieden, dass die Befreiung ultraorthodoxer Juden vom Militärdienst verfassungswidrig ist. Im März 2014 wurde ein Gesetz beschlossen, das es unter Strafe stellt, wenn Ultraorthodoxe ihrer Einberufung nicht Folge leisten.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/israel-beschliesst-wehrpflicht-fuer-ultraorthodoxe-a-958209.html ''Knesset beschließt Wehrpflicht für Ultraorthodoxe.''] In: ''spiegel.de'', 12. März 2014</ref> Diese Entscheidung wurde 2015 wieder aufgehoben; Ultraorthodoxe brauchen auch weiterhin keinen Militärdienst zu leisten.<ref name="ts" /> Im September 2017 wurde diese Regelung erneut vom Obersten Gericht als nicht verfassungskonform abgelehnt. Es wurde eine Frist von einem Jahr gesetzt, um sie zu ändern.<ref name="NYT">[https://www.nytimes.com/2017/09/12/world/middleeast/israel-ultra-orthodox-military.html Israel’s Military Exemption for Ultra-Orthodox Is Ruled Unconstitutional], Isabel Kershner, New York Times, Sept. 12, 2017</ref> Die Befreiung ultraorthodoxer Juden vom Wehrdienst lief jedoch erst im Jahr 2024, infolge des [[Krieg in Israel und Gaza seit 2023|Kriegs in Israel und Gaza]] aus.<ref>{{Literatur |Titel=Israel: Wehrpflicht-Ausnahme für ultraorthodoxe Juden läuft aus |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-03-31 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/israel-wehrpflicht-ausnahme-fuer-ultraorthodoxe-juden-laeuft-aus-a-d85852f5-8900-4f54-a83f-75d453a5f110 |Abruf=2024-03-31}}</ref>
 
=== Italien ===
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In [[Kolumbien]] besteht Wehrpflicht für männliche Staatsbürger ab 18 Jahren. Die Dienstdauer ist je nach Waffengattung unterschiedlich. Beim Heer und bei der Luftwaffe beträgt diese 18 Monate, bei der Marine 24 Monate, und bei der Nationalpolizei 12 Monate. Es handelt sich dabei um eine selektive Wehrpflicht, in der Praxis werden hauptsächlich Männer aus sozial schwächeren Schichten eingezogen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bloeth.eu/infos/staat-verwaltung/streitkräfte-kolumbiens/ |titel=Kolumbien - Land im Zwiespalt und der Gegensätze - Streitkräfte Kolumbiens |sprache=de |abruf=2022-11-09}}</ref>
 
Ende Oktober 2022 wurde im Senat beschlossen, die Wehrpflicht in mittelfristiger Zukunft abzuschaffen, gleichzeitig wurde ein Vorschlag für einen „sozialen Friedensdienst“ angenommen, welcher einen Dienst vorschreibt, aber dabei eine Auswahl aus militärischen und nicht militärischen Dienstformen lässt.<ref>{{Internetquelle |autor=onda (npla) |url=https://www.npla.de/thema/tagespolitik/sozialdienst-statt-wehrpflicht/ |titel=Kolumbien: Sozialdienst statt Wehrpflicht - NPLA |werk=Nachrichtenpool Lateinamerika |datum=2022-11-09 |sprache=de-DE |abruf=2022-11-09}}</ref>
 
=== Kosovo ===
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=== Lettland ===
[[Lettland]] schaffte die Wehrpflicht nach seinem NATO-Beitritt (29. März 2004) ab. Die [[Lettische Nationale Streitkräfte|lettischen Streitkräfte]] bestehenbestanden seitvon 2007 bis 2023 aus Berufssoldaten. Außerdem gibt es eine Nationalgarde ([[Zemessardze]]); in dieser dienen Freiwillige.
 
Der damalige lettische Verteidigungsminister [[Artis Pabriks]] ([[Kabinett Kariņš I]]) kündigte am 5. Juli 2022 an, 2023 werde eine Wehrpflicht für Männer wiedereingeführt. Kontext ist der [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|russische Überfall auf die Ukraine]], der am 24. Februar 2022 begann. Das [[Saeima|Parlament Lettlands]] beschloss am 5. April 2023, den Wehrdienst für Männer von 18 bis 27 von Mitte 2023 an schrittweise wieder einzuführen – zunächst auf freiwilliger Basis und ab 2024 dann verpflichtend.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/lettland-wehrdienst-101.html |titel=Lettland führt Wehrdienst wieder ein |werk=tagesschau.de |datum=2023-04-05 |sprache=de |abruf=2023-05-14}}</ref>
Das [[Saeima|Parlament Lettlands]] beschloss am 5. April 2023, den Wehrdienst für Männer von 18 bis 27 von Mitte 2023 an schrittweise wieder einzuführen – zunächst auf freiwilliger Basis und ab 2024 dann verpflichtend.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/lettland-wehrdienst-101.html |titel=Lettland führt Wehrdienst wieder ein |werk=tagesschau.de |datum=2023-04-05 |sprache=de |abruf=2023-05-14}}</ref>
 
=== Libanon ===
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Seit 2015 sind auch Frauen in Nordkorea wehrpflichtig. Für sie dauert diese Pflicht sieben Jahre. In den Kasernen gibt es oftmals kein warmes Wasser und zu wenige Toiletten. Auch sexuelle Übergriffe auf die jungen Frauen seitens Vorgesetzter sind keine Seltenheit. Dies wäre theoretisch strafbar, doch wird es meist nicht verfolgt.
 
Mangelernährung ist ebenfalls häufig der Fall.<ref>{{Internetquelle |autor=Business Insider Deutschl, 30 Jun 2018 |url=https://www.businessinsider.de/politik/soldatin-gibt-erschreckende-einblicke-in-leben-unter-kim-jong-un-2018-6/ |titel=Eine Nordkoreanerin gibt erschreckende Einblicke in das Leben als Soldatin unter Kim Jong-un |datum=2018-06-30 |abruf=2021-03-18 |sprache=de-DE}}</ref>
 
=== Norwegen ===
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=== Portugal ===
Unter Diktator [[António de Oliveira Salazar|Salazar]] (ab 1932) gab es in [[Portugal]] eine 2-jährige Wehrpflicht. Unter ihm wurden auch Wehrpflichtige in die [[Portugiesischer Kolonialkrieg|Kolonialkriege]] ab 1961 geschickt, was dazu führte, dass viele desertierten oder vor der Einberufung ins Ausland flohen.<ref>{{Internetquelle |autor=LIP-Leben in Portugl, LIP-Leben in Portugal |url=https://www.leben-in-portugal.wiki/kultur-gesellschaft/geschichte/109-die-erste-republik-und-der-estado-novo.html |titel=Die erste Republik und der „Estado Novo“ |sprache=de-de |abruf=2022-10-17}}</ref>
 
In Portugal wurde 1999 beschlossen die Wehrpflicht auszusetzen, 2004 wurden die letzten Wehrpflichtigen entlassen, seither sind die [[Portugiesische Streitkräfte|Portugiesischen Streitkräfte]] eine reine Berufsarmee.<ref>{{Literatur |Titel=Portugal schafft Wehrpflicht ab |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=1998-11-12 |ISSN=0931-9085 |Seiten=10 |Online=https://taz.de/!1316308/ |Abruf=2022-10-17}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://wri-irg.org/de/programmes/world_survey/country_report/en/Portugal |titel=Country report and updates: |sprache=de |abruf=2022-10-17}}</ref>
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Da sehr viele junge Männer Russland verlassen um der Wehrpflicht zu entkommen und dadurch ein Fachkräftemangel entsteht, wurde im April 2022 die Wehrpflicht für IT-Fachkräfte ausgesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://t3n.de/consent?redirecturl=%2Fnews%2Frussland-setzt-wehrpflicht-it-fachkraefte-aus-1465132%2F |titel=t3n – digital pioneers {{!}} Das Magazin für digitales Business |sprache=de |abruf=2022-04-09}}</ref>
 
Am 21. September 2022 wurde bekanntgegeben, dass von den rund 25 Millionen Reservisten 300.000 eingezogen werden sollten. Diese Teilmobilmachung ist die erste russische Mobilmachung seit dem Zweiten Weltkrieg.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.at/story/2000139273319/ukraine-update-wie-putin-russland-zum-opfer-macht |titel=Ukraine-Update: Wie Putin Russland zum Opfer macht |sprache=de-AT |abruf=2022-09-22}}</ref> Nachdem dies bekannt wurde kauften sich viele wehrpflichtige Russen ein Flugtickets für Flüge in Nachbarländer, der Andrang war so groß, dass viele Flüge kurz darauf um ein vielfaches teurer oder ausgebucht waren.<ref>{{Literatur |Autor=Katharina Wagner |Titel=Putins Teilmobilmachung: Flüge aus Russland in Nachbarländer ausgebucht |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/putins-teilmobilmachung-fluege-aus-russland-in-nachbarlaender-ausgebucht-18332729.html |Abruf=2022-09-22}}</ref>
 
Insbesondere nach Finnland und nach Kasachstan reisten sehr viele potentiell betroffene Russen aus, an den Grenzen kam es zu langen Staus. Es gab in mehreren russischen Städten Proteste gegen die Mobilmachung und eine Petition dagegen wurde von über 350.000 Menschen unterschrieben.
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Die seit 1901 bestehende Wehrpflicht für Männer war 2010 ausgesetzt worden. Auch damals dauerte der Wehrdienst elf Monate; zu ihm wurden 10 bis 15 % eines Jahrgangs eingezogen.<ref name="ntv2010" />
 
Die [[Schwedische Streitkräfte|Armee]] war zwischen 2010 und 2017 eine [[Berufsarmee]] (= [[Soldat auf Zeit|Soldaten auf Zeit]] und [[Berufssoldat]]en auf ''freiwilliger'' Basis). Die Truppenstärke betrug 15.000–20.000 Mann.<ref name="ntv2010">{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/politik/Schweden-schafft-Wehrpflicht-ab-article966796.html |titel=Schweden schafft Wehrpflicht ab |werk=[[n-tv]].de |datum=2010-07-01 |abruf=2012-01-19}}</ref><ref>{{Webarchiv | url=http://www.tagesschau.de:80/ausland/wehrpflichtschweden100.html | wayback=20100704111619 | text=Wehrpflicht in Schweden abgeschafft}}</ref>
In Krisenzeiten hatte die [[schwedische Regierung]] die Möglichkeit, die allgemeine Wehrpflicht, aus Gründen der [[Gleichstellung]] nun auch für Frauen, per Beschluss wieder einzuführen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/schweden_schafft_die_wehrpflicht_ab_1.6342965.html |titel=Schweden schafft die Wehrpflicht ab |werk=[[Neue Zürcher Zeitung|NZZ.ch]] |datum=2010-07-01 |abruf=2012-01-19}}</ref>
 
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=== Sudan ===
Im [[Sudan]] gibt es eine zweijährige Wehrpflicht für alle männlichen Staatsbürger.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.whywar.at/akteure/staatliche-akteure/militaer/soldatinnen/wiki-welche-bewaffneten-akteure-spielen-im-krieg-darfur-eine-rolle/ |titel=SchülerInnen-Seite: Welche bewaffneten Akteure spielen im Krieg in Darfur eine Rolle? |sprache=de-DE |abruf=2022-11-19}}</ref>
 
=== Südafrika ===
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=== Syrien ===
In [[Syrien]] besteht Wehrpflicht, diese beträgt regulär je nach Bildungsabschluss entweder 18 oder 21 Monate, im syrischen Bürgerkrieg wurden, aufgrund eines erhöhten Bedarfs an Soldaten, Wehrpflichtige auch nach Beendigung ihrer vorgeschriebenen Dienstzeit nicht entlassen, sondern blieben weiterhin auf unbestimmte Zeit als Soldaten verpflichtet. Dies ist für viele junge Männer ein Grund Syrien zu verlassen. 2020 hat der Gerichtshof der Europäischen Union festgestellt, dass Wehrpflichtige weil die Ableistung des Militärdienstes in Syrien sie mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu zwingen würde, an Kriegsverbrechen teilzunehmen, ein Recht auf Asyl haben.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.migrationsrecht.net/nachrichten-auslaenderrecht-europa-und-eu/wehrdienstentziehung-in-syrien-begruendet-anspruch-auf-fluechtlingsschutz.html |titel=Wehrdienstentziehung in Syrien begründet Anspruch auf Flüchtlingsschutz {{!}} Nachrichten Ausländerrecht: Europa und EU {{!}} News |abruf=2022-10-14}}</ref> Wie in den meisten Staaten im nahen Osten, wo es eine Wehrpflicht gibt, gibt es auch in Syrien keine Möglichkeit einen Ersatzdienst statt des Militärdienstes zu leisten, somit gibt es für syrische Männer keine legale Möglichkeit, keinen Militärdienst leisten zu müssen.
 
=== Taiwan ===
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Von 2014 bis 2019 dauerte der Wehrdienst in der [[Türkei]] 12 Monate.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/verteidigung-tuerkei-verkuerzt-wehrpflicht-von-15-auf-12-monate-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-131021-99-07628 |titel=Türkei verkürzt Wehrpflicht von 15 auf 12 Monate |hrsg=Süddeutsche Zeitung |datum=2013-10-21 |sprache=de |abruf=2022-02-01}}</ref> Hochschulabsolventen dienten nur 6 Monate.<ref>{{Internetquelle |autor=Tunca Öğreten |url=https://taz.de/Freikauf-vom-Wehrdienst-in-der-Tuerkei/!5529681/ |titel=Freikauf vom Wehrdienst in der Türkei: Arme Soldaten - taz.de |hrsg=taz |datum=2018-08-21 |sprache=de |abruf=2022-02-01}}</ref>
 
Für türkische Staatsbürger, die im Ausland leben und dort länger als drei Jahre (1095 Tage) berufstätig waren, besteht die Möglichkeit, den Militärdienst durch eine einmalige Zahlung von 1.000 Euro zu vermeiden.<ref>{{Internetquelle |autor=Erkan E |url=https://www.ay-yildiz.com/wissen/wehrdienst-tuerkei-1000-euro |titel=Wehrdienst Türkei 1.000 Euro – Askerlik 1.000 Euro |werk=AY-YILDIZ.com - Das deutsch-türkische Magazin |sprache=de-DE |abruf=2022-04-03}}</ref>
 
2019 wurde der Militärdienst in der Türkei generell auf 6 Monate verkürzt. Dafür wird die Anzahl der Berufssoldaten erhöht, laut dem türkischen Präsidenten Erdogan plane man mittelfristig auf eine Berufsarmee umzusteigen.<ref>{{Internetquelle |autor=Evrin Güvendik |url=https://de.connection-ev.org/de.connection-ev.org%2Farticle%3Atuerkei-aenderung-des-wehrpflichtsystems-geplant |titel=Türkei: Änderung des Wehrpflichtsystems geplant |sprache=de |abruf=2022-09-12}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Rudi Friedrich |url=https://de.connection-ev.org/de.connection-ev.org%2Farticle%3Atuerkei-neues-rekrutierungsgesetz-verabschiedet |titel=Türkei: Neues Rekrutierungsgesetz verabschiedet |sprache=de |abruf=2022-09-12}}</ref>
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=== Ukraine ===
Der Wehrdienst ist in der [[Ukraine]] gesetzlich geregelt und setzte mit Vollendung des 16. Lebensjahrs ein.<ref>{{Internetquelle |url=https://zakon.rada.gov.ua/go/1487-2022-%D0%BF |titel=Про затвердження Порядку організації та ведення військового обліку призовників, військовозобов'язаних та резервістів |sprache=uk |abruf=2023-07-24}}</ref> Der Wehrdienst (gesetzliche Pflicht) dauert insgesamt neun Monate. Am 1. Februar 2022, kurz bevor das russische Militär [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|in die Ukraine einmarschierte]], wurde bekannt gegebenbekanntgegeben, dass die allgemeine Wehrpflicht für ukrainische Staatsbürger mit 1. Januar 2024 abgeschafft, und die Armee in eine Berufsarmee verwandelt werden sollte.<ref>{{Internetquelle |autor=Michael Maier |url=https://www.berliner-zeitung.de/welt-nationen/mitten-in-der-krise-ukraine-schafft-wehrpflicht-ab-li.209401 |titel=Mitten in der Krise: Ukraine schafft Wehrpflicht ab |hrsg=Berliner Zeitung |datum=2022-02-01 |sprache=de |abruf=2022-02-01}}</ref>
 
Seit Beginn des [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine]] werden zahlreiche Männer für die ukrainische Armee zwangsrekrutiert, Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land nicht verlassen. Ausnahmen gelten für Männer die mehr als drei Kinder unter 18 Jahren finanziell versorgen, Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren, oder Männern die die Verantwortung für ein behindertes Kind tragen.<ref>[https://www.theguardian.com/world/2023/sep/18/deacon-accused-disguising-men-as-missionaries-avoid-conscription-ukraine Lorenzo Tondo und Shaun Walker: "Ex-deacon accused of disguising men as missionaries to avoid conscription in Ukraine"] The Guardian vom 18. September 2023</ref>
 
Seit Beginn des [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine]] werden zahlreiche Männer für die ukrainische Armee zwangsrekrutiert, Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land nicht verlassen. Ausnahmen gelten für Männer, die mehr als drei Kinder unter 18 Jahren finanziell versorgen, Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren, oder MännernMänner, die die Verantwortung für ein behindertes Kind tragen.<ref>[{{Internetquelle |url=https://www.theguardian.com/world/2023/sep/18/deacon-accused-disguising-men-as-missionaries-avoid-conscription-ukraine Lorenzo Tondo und Shaun Walker: "|titel=Ex-deacon accused of disguising men as missionaries to avoid conscription in Ukraine"] |datum=2023-09-18 |werk=The Guardian vom|autor=Lorenzo 18.Tondo Septemberund 2023Shaun Walker |sprache=en |titelerg=Investigators say at least six individuals escaped to EU countries after deacon allegedly took bribes |abruf=2024-04-07 }}</ref>
Allerdings wird angestrebt, dass die Ukraine nach dem Krieg der NATO beitritt, in diesem Zuge ist – wie am 6. Juli 2023 bekanntgegeben worden ist – nach wie vor eine Abschaffung der Wehrpflicht und die Einführung einer Berufsarmee geplant.<ref>{{Internetquelle |url=https://english.alarabiya.net/News/world/2023/07/06/Ukraine-plans-to-abandon-conscription-move-to-professional-army-after-war-ends-PM |titel=Ukraine plans to abandon conscription, move to professional army after war ends: PM |datum=2023-07-06 |sprache=en |abruf=2023-07-07}}</ref>
Seit April 2024 können ukrainische Wehrpflichtige zum Kampfeinsatz verpflichtet werden, wenn sie 25 Jahre alt sind. Zuvor galt dafür ein Mindestalter von 27 Jahren. Mit der Reform der Wehrpflicht im Jahr 2024 war angedacht, den Wehrdienst auf 36 Monate zu beschränken.<ref name=":0" /> Dies wurde jedoch nicht umgesetzt.<ref name=":1" /> Seit 2024 erfolgt die Einberufung laut Gesetz online. Wer sich auf die Einberufung nicht meldet, dem kann der Staat seit dem Inkrafttreten des Wehrpflichtreform den Führerschein und das Bankkonto sperren.<ref name=":0">{{Literatur |Titel=Wehrpflicht in der Ukraine: Präsident Selenskyj senkt Einzugsalter von 27 auf 25 Jahre |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-04-02 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/russlands-krieg-gegen-die-ukraine-wolodymyr-selenskyj-senkt-einzugsalter-fuer-wehrdienst-a-d34d81b6-42b1-46a4-be45-ee04f06e849d |Abruf=2024-04-02}}</ref> Seit der Reform sind bestimmte chronische Erkrankungen kein Ausschlusskriterium für den Dienst an der Waffe.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Martin Jäschke, Alexander Kauschanski |Titel=Rekrutierungsprobleme: Die Ukraine sucht verzweifelt nach Soldaten |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-04-28 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-kiew-sucht-mit-neuem-mobilisierungsgesetz-nach-soldaten-a-20de6f7d-977b-4cef-9b5a-0febf1b5aada |Abruf=2024-04-28}}</ref>
 
=== Ungarn ===
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In den [[USA]] wurde am 16. September 1940 die dritte Wehrpflicht eingeführt. Vorbereitungen dazu gab es bereits in den 1920er Jahren. Sie war die erste Wehrpflicht auf Bundesebene in Friedenszeiten. Sie lief nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] 1947 aus, wurde im beginnenden [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] 1948 wieder eingeführt und 1973 erneut abgeschafft. Zuvor wurden Wehrpflichtige auch in großem Umfang in Kriegen eingesetzt, zuletzt im [[Vietnamkrieg]]. In diesem [[Selective Service System]] wurde nie besonders großer Wert auf Wehrgerechtigkeit gelegt, auch wegen eines Überangebots an Wehrpflichtigen. So wurde in den Jahren zwischen [[Koreakrieg|Korea-]] und Vietnamkrieg nur ein Bruchteil der wehrpflichtigen Bevölkerung eingezogen; die Dienstzeit betrug zwei Jahre.
 
Am 1. Dezember 1969 wurden vom „Selektiven Wehrdienstsystem“ der Vereinigten Staaten zwei Lotterieziehungen, die sogenannten „Draft Lotteries“, durchgeführt, um die Reihenfolge der jungen Wehrdienstpflichtigen festzulegen, die im Rahmen des [[Vietnamkonflikt]]s den Dienst an der Waffe antreten mussten. Hierbei waren alle wehrpflichtigen Männer der Jahrgänge von 1944 bis 1950 betroffen und festgelegt wurden die Rekruten der Einberufungsjahrgänge 04/1969 und 1970. Durch das Ziehen der Geburtsdaten der Wehrpflichtigen, die auf blaue Kunststoffkarten gedruckt wurden, ergab sich die Reihenfolge der Einberufung. Diese Ziehung wurde 1942 nach einem anderen Prinzip durchgeführt („oldest man first“) und ist bis heute einzigartig in der Geschichte der Wehrpflicht der Vereinigten Staaten.<ref>{{Webarchiv | url=https://www.sss.gov/About/History-And-Records/lotter1 | wayback=20150904185904 | text=''The Vietnam Lotteries.''}} In: ''sss.gov''</ref>
 
Alle männlichen Einwohner zwischen 18 und 25 Jahren mussten sich bei der Wehrerfassungsbehörde registrieren („[[Selective Service System]]“), auch Ausländer. Zu Kriegszeiten durften einberufene Ausländer zwar den Dienst verweigern, verloren dadurch aber die Möglichkeit einer Einbürgerung auf Lebenszeit. Seit 1980 müssen junge Männer sich immer noch registrieren, werden aber nicht mehr einberufen. Eine Einberufung ist nur noch für den Fall einer „nationalen Krise“ vorgesehen. Seit 1986 wird auch die Unterlassung dieser Registrierung nicht mehr strafrechtlich verfolgt; mittlerweile liefern die Bundesstaaten die entsprechenden Daten aus den Führerscheinregistern.