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„Platonische Akademie“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Athens Plato Academy Archaeological Site 3.jpg|mini|Archäologische Ausgrabung der Platonischen Akademie im heutigen Athener Stadtteil ''[[Akadimia Platonos]]'']]
[[Image:Raffael 058.jpg|250px|thumb|[[Die Schule von Athen]], [[Raphael Santi]], [[1510]]/11, Stanzen des [[Vatikanstadt|Vatikan]]s, [[Rom]].]]
 
Die '''Platonische Akademie''' ({{grcS|Άκαδήμεια|Akadḗmeia}} oder {{lang|grc|Άκαδημία|Akadēmía}}, [[Latinisierung|latinisiert]] {{lang|grc|''Academia''}}) war die von [[Platon]] gegründete antike [[Philosophenschule]] in [[Athen]].
Die '''Platonische Akademie''' ist die von [[Platon]] gegründete antike [[Philosophenschule]] in [[Athen]]. Bei dem ''Akademeia'' genannten [[Hain]] des [[Attika (Landschaft)|attischen]] [[Heros]] [[Akademos]] im Nordwesten von Athen kaufte Platon (wohl [[387 v. Chr.]]) ein Grundstück, wo er einen Kultbezirk für die [[Musen]] einrichtete und philosophisch-wissenschaftlichen Unterricht zu erteilen begann. Im Laufe der Zeit wurde der Name von dem Hain auf die Schule übertragen, und die Schulmitglieder begannen sich [[Akademiker]] (''Akademaikoí'') zu nennen.
 
Die Platonische Akademie war die älteste und längstlebige Institution dieser Art in Griechenland. Bei dem ''Akademeia'' genannten [[Hain]] des [[Attika (Landschaft)|attischen]] [[Heros]] [[Akademos]]<ref>Eine ältere Namensform, die im 6. Jahrhundert v. Chr. anscheinend noch vorherrschte, war ''Hekademos'', dementsprechend ''Hekademeia''; siehe Marie-Françoise Billot: ''Académie (topographie et archéologie)''. In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques'', Bd. 1, Paris 1989, S. 693–789, hier: 697f.</ref> im Nordwesten von Athen, außerhalb der Stadtmauer, kaufte Platon – wohl 387 v. Chr. – ein Grundstück, auf dem er einen Kultbezirk für die [[Musen]] einrichtete und philosophisch-wissenschaftlichen Unterricht zu erteilen begann.<ref>Zur Topographie und den Ausgrabungen siehe die Übersichtsdarstellung von Marie-Françoise Billot: ''Académie (topographie et archéologie)''. In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques'', Bd. 1, Paris 1989, S. 693–789.</ref> Im Laufe der Zeit wurde der Name von dem Hain auf die Schule übertragen, und für die Schulmitglieder wurde die Bezeichnung Akademiker ({{lang|grc|Ἀκαδημεικός|Akadēmeikós}})<ref>Auch {{lang|grc|Ἀκαδημαϊκός|Akadēmaïkós}}, {{lang|grc|Ἀκαδημικός|Akadēmikós}} und weitere Formen, siehe [[Henry George Liddell]], [[Robert Scott (Altphilologe)|Robert Scott]]: ''A Greek-English Lexicon'', 9. Auflage, Oxford 1940, S. 46 ([http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3D*&#41;akadh%2Fmeia online]).</ref> gebräuchlich.
Auf Platons ''Akademeia'' geht der neuzeitliche Begriff [[Akademie]] für wissenschaftliche oder künstlerische [[Hochschule]]n sowie für [[Gelehrter|Gelehrten]]-Vereinigungen ([[Akademie der Wissenschaften]]) zurück.
 
Auf Platons ''AkademeiaAkadḗmeia'' geht der neuzeitliche Begriff [[Akademie]] für wissenschaftliche oder künstlerische [[Hochschule]]n sowie für [[Gelehrter|Gelehrten]]-VereinigungenGelehrtenvereinigungen, etwa die ([[Akademie der Wissenschaften]]), zurück.
 
== Unterrichtsbetrieb ==
Der Unterricht fand teils auf Platons Grundstück, teils auf öffentlichem Grund im nahen [[Gymnasion]] statt. Frühe Quellen berichten, dass sich auf dem Grundstück ein Säulengang (Peripatos), ein Museion, Büsten des Sokrates und Platon, das Grabmal Platons und eine Exedra befanden.<ref>Kilian Fleischer: Philodem, Geschichte der Akademie. Einführung, Ausgabe, Kommentar. Brill, Leiden/Boston 2023, ISBN 978-90-04-54653-0, S. 288-296. Die Schilderung in Philodems ''Index Academicorum'', Kol. 2,6-38 geht auf Philochoros von Athen zurück.</ref> Fortgeschrittene Schüler übernahmen Lehr- und Forschungsaufgaben.<ref>John Patrick Lynch: ''Aristotle's School'', Berkeley 1972, S. 75f.; Hans Krämer: ''Die Ältere Akademie''. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 3: ''Ältere Akademie – Aristoteles – Peripatos'', 2. Auflage, Basel 2004, S. 1–165, hier: 4; Matthias Baltes: ''Plato's School, the Academy''. In: Matthias Baltes: ''Dianoemata. Kleine Schriften zu Platon und zum Platonismus'', Stuttgart und Leipzig 1999, S. 249–273, hier: 252f.</ref> Die Frage, ob bzw. inwieweit die Wissensvermittlung formell organisiert war und in welchen Formen sie stattfand, ist umstritten, insbesondere hinsichtlich der Rolle des Lehrvortrags.<ref>Frederick A.C. Beck: ''Greek Education 450–350 B.C.'', London 1964, S. 227–239; Hans Krämer: ''Die Ältere Akademie''. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 3: ''Ältere Akademie – Aristoteles – Peripatos'', 2. Auflage, Basel 2004, S. 1–165, hier: 5f.</ref> Der Unterricht war normalerweise kostenlos, und es galt das für damalige Verhältnisse ungewöhnliche Prinzip der Gleichberechtigung der Lernenden, es fehlte also eine auf Abstammung und Herkunft basierende soziale Rangordnung.<ref>Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 40; Matthias Baltes: ''Plato's School, the Academy''. In: Matthias Baltes: ''Dianoemata. Kleine Schriften zu Platon und zum Platonismus'', Stuttgart und Leipzig 1999, S. 249–273, hier: 256.</ref> Für Frauen an der Akademie gibt es eine Reihe von Belegen; zwei Schülerinnen Platons und seines Nachfolgers [[Speusippos]], [[Axiothea von Phleius]] und [[Lastheneia von Mantineia]], sind namentlich bekannt.<ref>Diogenes Laertios 3,46 und 4,2. Siehe dazu Tiziano Dorandi: ''Assiotea e Lastenia. Due donne all'Academia''. In: ''Atti e Memorie dell'Accademia Toscana di Scienze e Lettere „La Colombaria“'' 54, 1989, S. 53–66.</ref> Die Schulmitglieder verstanden sich als Lebensgemeinschaft, was unter anderem in gemeinsamen Mahlzeiten, [[Symposion|Symposien]] und Festen zum Ausdruck kam.<ref>Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 41f.</ref> Hierin und in der starken Betonung der [[Mathematik]] als Grundlagenwissenschaft<ref>Siehe dazu Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 48–51.</ref> zeigte sich wohl [[Pythagoreer|pythagoreischer]] Einfluss; Platon hatte in Unteritalien das pythagoreische Konzept einer Studien- und [[Lebensgemeinschaft]] kennengelernt. Für Griechenland neuartig – und wohl vom Vorbild des pythagoreischen Schulbetriebs in Italien angeregt – war die Idee, dass die Schule nicht von der Präsenz des Gründers abhing, sondern nach seinem Tod fortbestand. Forschung und Lehre waren – soweit für uns erkennbar – im Prinzip [[Forschungsfreiheit|frei]], wobei der Umstand eine Rolle spielte, dass Platon eine dogmatische Fixierung seiner Lehre ablehnte. Einzelne Lehrmeinungen, die denen Platons entgegengesetzt waren, konnten in der Akademie vertreten werden.<ref>Matthias Baltes: ''Plato's School, the Academy''. In: Matthias Baltes: ''Dianoemata. Kleine Schriften zu Platon und zum Platonismus'', Stuttgart und Leipzig 1999, S. 249–273, hier: 253.</ref> Die Lehrenden und Lernenden teilten aber Platons Grundüberzeugungen; wenn das nicht mehr der Fall war (wie bei [[Aristoteles]]), verließ der Schüler die Akademie. Leiter der Schule war als Nachfolger Platons der [[Scholarch]] (Schulhaupt); er wurde von den Schülern auf Lebenszeit gewählt. Schon zu Platons Lebzeiten genoss die Schule in der Öffentlichkeit hohes Ansehen, und fähige Persönlichkeiten schlossen sich ihr an.
 
Die von spätantiken Autoren überlieferte Behauptung, in Platons Akademie habe sich eine Inschrift befunden, die jedem der Geometrie Unkundigen den Eintritt untersagte, trifft sicher nicht zu.<ref>Die Geschichte dieser Legende untersucht Henri Dominique Saffrey: ''ΑΓΕΩΜΕΤΡΗΤΟΣ ΜΗΔΕΙΣ ΕΙΣΙΤΩ. Une inscription légendaire.'' In: ''[[Revue des Études Grecques|Revue des Études grecques]]'', Bd. 81, 1968, S. 67–87.</ref>
Der Unterricht fand teils auf Platons Grundstück, teils auf öffentlichem Grund im nahen [[Gymnasion]] statt. Fortgeschrittene Schüler übernahmen Lehr- und Forschungsaufgaben. Der Unterricht war normalerweise kostenlos, und die Schulmitglieder verstanden sich als Lebensgemeinschaft. Hierin und in der starken Betonung der [[Mathematik]] als Grundlagenwissenschaft zeigte sich wohl [[Pythagoreer|pythagoreischer]] Einfluss; Platon hatte in Unteritalien das pythagoreische Konzept einer Studien- und [[Lebensgemeinschaft]] kennengelernt. Für Griechenland neuartig - und wohl vom Vorbild des pythagoreischen Schulbetriebs in Italien angeregt - war die Idee, dass die Schule nicht von der Präsenz des Gründers abhing, sondern nach seinem Tod fortbestand. [[Forschungsfreiheit|Forschung]] und Lehre waren – soweit für uns erkennbar – im Prinzip frei, wobei der Umstand eine Rolle spielte, dass Platon eine dogmatische Fixierung seiner Lehre ablehnte. Die Lehrenden und Lernenden teilten aber Platons Grundüberzeugungen; wenn das nicht mehr der Fall war (wie bei [[Aristoteles]]), verließ der Schüler die Akademie. Leiter der Schule war als Nachfolger Platons der [[Scholarch]] (Schulhaupt); er wurde von den Schülern auf Lebenszeit gewählt. Schon zu Platons Lebzeiten genoss die Schule in der Öffentlichkeit hohes Ansehen, und fähige Persönlichkeiten schlossen sich ihr an.
 
== Geschichte ==
Die im 6. Jahrhundert n. Chr. auftauchende Behauptung, dass am Eingang der Akademie eine Inschrift gewesen sei, die jedem der Geometrie Unkundigen den Eintritt untersagte, hat mit der historischen Realität nichts zu tun.
=== Ältere Akademie ===
Als "Ältere"„Ältere“ oder "Alte"„Alte“ Akademie bezeichnet man die erste Phase von der Gründung bis zum Tode des Scholarchen [[Krates von Athen|Krates]] (268/264 v. Chr.). Solange Platons Zeitgenossen noch lebten, orientierte man sich an der Erinnerung an seinen mündlichen Unterricht. Dann begann die schriftliche Fixierung des Unterrichtsstoffs und die Kommentierung von [[Platonischer Dialog|Platons Dialogen]]. Die Scholarchen verfassten zahlreiche (heute meist verlorene) Schriften, deren überlieferte Titel einen Eindruck von ihrer universalen Bildung und der Vielfalt der Fächer vermitteln. Man befasste sich mit [[Metaphysik]], [[Ontologie]], [[Erkenntnistheorie]], [[Wissenschaftstheorie]], [[Dialektik]], [[Ethik]], [[Verfassungstheorie]], [[Mathematik]] und [[Geometrie]], [[Astronomie]], [[Kosmologie]], [[Physik]], [[SeelenkundeSeele#Traditionelle Vorstellungen und Lehren|Seelenlehre]], [[Sprachwissenschaft]], philosophischer [[Theologie]] und [[Dämonologie|Dämonenlehre]]. Man griff Fragen auf, die Platon angeregt, aber nicht zu einer Lösung gebracht hatte; die Mehrdeutigkeit seiner Dialoge bot vielfältige Ansatzpunkte zum Weiterdenken. Ein Merkmal der Akademie wurde die tiefe, geradezu religiöse Verehrung Platons und die Feier seines Geburtstags am siebten Tag des Monats Thargelion (Mai/Juni), dem mythischen Geburtstag des Gottes [[Apollon]].
 
Die Scholarchen der Älteren Akademie nach Platons Tod (348/347 v. Chr.) waren [[Speusippos]] (348/347-339347–339), [[Xenokrates]] von [[Chalcedon (Stadt)|Chalkedon]] (339-314339–314), [[Polemon von Athen]] (314-270314–270/269) und [[Krates von Athen]] (270/269-268269–268/264). Weitere bedeutende Gelehrte, die in der Älteren Akademie mitarbeiteten, waren [[Eudoxos von Knidos]], [[Herakleides Pontikos]], [[Philippos von Opus]], [[Krantor (Philosoph)von Soloi|Krantor]] und – bis zu seinem Austritt – [[Aristoteles]].
== Ältere Akademie ==
 
=== Jüngere ("skeptische"„skeptische“) Akademie ===
Als "Ältere" oder "Alte" Akademie bezeichnet man die erste Phase von der Gründung bis zum Tode des Scholarchen Krates (268/264 v. Chr.). Solange Platons Zeitgenossen noch lebten, orientierte man sich an der Erinnerung an seinen mündlichen Unterricht. Dann begann die schriftliche Fixierung des Unterrichtsstoffs und die Kommentierung von Platons Dialogen. Die Scholarchen verfassten zahlreiche (heute meist verlorene) Schriften, deren überlieferte Titel einen Eindruck von ihrer universalen Bildung und der Vielfalt der Fächer vermitteln. Man befasste sich mit [[Metaphysik]], [[Ontologie]], [[Erkenntnistheorie]], [[Wissenschaftstheorie]], [[Dialektik]], [[Ethik]], [[Verfassungstheorie]], [[Mathematik]] und [[Geometrie]], [[Astronomie]], [[Kosmologie]], [[Physik]], [[Seelenkunde]], [[Sprachwissenschaft]], philosophischer [[Theologie]] und Dämonenlehre. Man griff Fragen auf, die Platon angeregt, aber nicht zu einer Lösung gebracht hatte; die Mehrdeutigkeit seiner Dialoge bot vielfältige Ansatzpunkte zum Weiterdenken. Ein Merkmal der Akademie wurde die tiefe, geradezu religiöse Verehrung Platons und die Feier seines Geburtstags.
Einen überaus folgenschweren Einschnitt in der Geschichte der Akademie bildete der Amtsantritt des Scholarchen [[Arkesilaos]] zwischen 268 und 264 v. Chr. Mit ihm begann eine neue Epoche, die man je nach Einteilungsschema „Jüngere“ oder „Mittlere“ Akademie nennt. Innerhalb der Jüngeren Akademie wird von manchen Philosophiehistorikern eine „Mittlere“ und eine mit dem Scholarchen [[Karneades von Kyrene]] beginnende „Neue“ unterschieden.
 
EinenArkesilaos überausselbst folgenschwerenwar Einschnittallerdings inkeineswegs der Geschichte der Akademie bildete der Amtsantritt des Scholarchen [[Arkesilaos]] zwischen 268 und 264 v. Chr. Mit ihm begann eine neue EpocheAnsicht, dieer manvollziehe je nach Einteilungsschema "Jüngere" oder "Mittlere" Akademie nennt (ersteres ist sinnvoller). Arkesilaos selbst sah das aber keineswegs alseinen Traditionsbruch. Er wollte nur einen bestimmten Aspekt der Tradition, nämlich die in Platons Dialogen beschriebene tiefe [[Skepsis]] des [[Sokrates]] gegenüber voreiligen Entscheidungen und unzureichend begründeten dogmatischen Behauptungen, in den Mittelpunkt der Lehre stellen. So hielt der methodische Zweifel Einzug, undwas das war einezur Abkehr von der bisherigen schulmäßigen Stoffvermittlung führte. Dieser [[Skeptizismus]], den spätere Scholarchen – besonders der berühmtesehr einflussreiche [[Karneades]] – weiter ausbauten, griff tatsächlich ein wichtiges Anliegen des Sokrates auf. Indem man aber die Möglichkeit gesicherter Wirklichkeitserkenntnis bestritt und sie durch abgestufte Wahrscheinlichkeitsannahmen ([[Probabilismus]]) ersetzte, änderte sich das Ziel des Disputierens. Wenn das Streben nach Wahrheitsfindung, nach zuverlässigem Wissen als letztlich notwendigerweise vergeblich galt, drohte die Gefahr, dass der rhetorische Sieg über den Debattengegner, die bloße Widerlegung fremder Behauptungen als Ziel in den Vordergrund trat und schließlich zum Selbstzweck wurde. Das wäre in gewisser Hinsicht ein später Sieg der [[Sophistik]] über Sokrates und Platon. Das haben die skeptischen Lehrer zwar nicht gewollt, aber ihr grundsätzlicher Verzicht auf eigene Urteile konnte in letzter Konsequenz in eine Selbstaufhebung der Philosophie einmünden. Konsequenterweise machte die Skepsis des Karneades auch vor dem Skeptizismus selbst nicht Halt.
Die Scholarchen der Älteren Akademie nach Platons Tod (348/347) waren [[Speusippos]] (348/347-339), [[Xenokrates]] von [[Chalcedon (Stadt)|Chalkedon]] (339-314), [[Polemon von Athen]] (314-270/269) und [[Krates von Athen]] (270/269-268/264). Weitere bedeutende Gelehrte, die in der Älteren Akademie mitarbeiteten, waren [[Eudoxos von Knidos]], [[Herakleides Pontikos]], [[Philippos von Opus]], [[Krantor (Philosoph)|Krantor]] und – bis zu seinem Austritt – [[Aristoteles]].
 
Die wichtigsten Scholarchen der Jüngeren Akademie waren [[Arkesilaos]] von Pitane (268/264-241264–241/240 v. Chr.), [[Lakydes]] (241/240-224240–224/223 v. Chr.), [[Karneades]] von Kyrene (vor 155-137155–137/136 v. Chr.), [[Kleitomachos]] (127/126-110126–110/109 v. Chr.) und [[Philon von Larisa]] (110/109-88109–88 v. Chr.). Philon musstefloh im Jahr 88 wegen despolitischer ErstenWirren Mithridatischenin KriegesAthen nach Rom fliehen. 86Im Verlauf des [[Mithridatische Kriege|Ersten Mithridatischen Krieges]] eroberte der römische Feldherr [[Sulla]] Athen,im undMärz die86 Römer verwüstetenAthen, das Gelände des Akademie-Hains wurde verwüstet. DamitSpätestens zu dieser Zeit endete dieder JüngereUnterrichtsbetrieb auf dem Gelände der Akademie definitiv.
== Jüngere ("skeptische") Akademie ==
 
Einen überaus folgenschweren Einschnitt in der Geschichte der Akademie bildete der Amtsantritt des Scholarchen [[Arkesilaos]] zwischen 268 und 264 v. Chr. Mit ihm begann eine neue Epoche, die man je nach Einteilungsschema "Jüngere" oder "Mittlere" Akademie nennt (ersteres ist sinnvoller). Arkesilaos selbst sah das aber keineswegs als Traditionsbruch. Er wollte nur einen bestimmten Aspekt der Tradition, nämlich die in Platons Dialogen beschriebene tiefe [[Skepsis]] des [[Sokrates]] gegenüber voreiligen Entscheidungen und unzureichend begründeten dogmatischen Behauptungen, in den Mittelpunkt der Lehre stellen. So hielt der methodische Zweifel Einzug, und das war eine Abkehr von der bisherigen schulmäßigen Stoffvermittlung. Dieser [[Skeptizismus]], den spätere Scholarchen – besonders der berühmte [[Karneades]] – weiter ausbauten, griff tatsächlich ein wichtiges Anliegen des Sokrates auf. Indem man aber die Möglichkeit gesicherter Wirklichkeitserkenntnis bestritt und sie durch abgestufte Wahrscheinlichkeitsannahmen ([[Probabilismus]]) ersetzte, änderte sich das Ziel des Disputierens. Wenn das Streben nach Wahrheitsfindung, nach zuverlässigem Wissen als letztlich notwendigerweise vergeblich galt, drohte die Gefahr, dass der rhetorische Sieg über den Debattengegner, die bloße Widerlegung fremder Behauptungen als Ziel in den Vordergrund trat und schließlich zum Selbstzweck wurde. Das wäre in gewisser Hinsicht ein später Sieg der [[Sophistik]] über Sokrates und Platon. Das haben die skeptischen Lehrer zwar nicht gewollt, aber ihr grundsätzlicher Verzicht auf eigene Urteile konnte in letzter Konsequenz in eine Selbstaufhebung der Philosophie einmünden. Konsequenterweise machte die Skepsis des Karneades auch vor dem Skeptizismus selbst nicht Halt.
 
Die wichtigsten Scholarchen der Jüngeren Akademie waren [[Arkesilaos]] von Pitane (268/264-241/240), [[Lakydes]] (241/240-224/223), [[Karneades]] von Kyrene (vor 155-137/136), [[Kleitomachos]] (127/126-110/109) und [[Philon von Larisa]] (110/109-88). Philon musste 88 wegen des Ersten Mithridatischen Krieges nach Rom fliehen. 86 eroberte der römische Feldherr [[Sulla]] Athen, und die Römer verwüsteten das Gelände des Akademie-Hains. Damit endete die Jüngere Akademie.
 
Innerhalb der Jüngeren Akademie wird von manchen eine "Mittlere" und eine mit Karneades beginnende "Neue" unterschieden. Das ist aber kaum sinnvoll, denn Karneades hat keinen Kurswechsel eingeleitet, sondern die von Arkesilaos eingeschlagene Richtung beibehalten.
 
== Neugründung des Antiochos ==
 
=== Neugründung des Antiochos ===
Schon vor dem gewaltsamen Untergang der Jüngeren Akademie hatte [[Antiochos von Askalon|Antiochos]] von [[Askalon]], ein Schüler Philons, sich von ihm getrennt und eine eigene Schule gegründet, die er programmatisch „Alte Akademie“ nannte. Damit wollte er an die ursprüngliche Schule Platons anknüpfen. Das war eine bewusste Abkehr vom Skeptizismus der Jüngeren Akademie, den Antiochos für unplatonisch hielt. Er war so stark von [[Stoa|stoischen]] Lehren beeinflusst, dass er geradezu als Stoiker gelten konnte; nach seiner Ansicht stammten diese Lehren ursprünglich aus der Akademie. Sein Nachfolger war sein Bruder [[Aristos]]. Prominente Schüler waren die Römer [[Marcus Terentius Varro|Varro]], [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]] und [[Marcus Iunius Brutus|Brutus]]. Nach Caesars Tod (44 v. Chr.) gab es in Athen keine Akademie als Stätte organisierter Ausbildung mehr, sondern nur noch einzelne Platoniker, die Unterricht erteilten.
 
=== Spätantike ===
Im 3. Jahrhundert gründete [[Longinos]] in Athen wiederum eine kurzlebige platonische Schule. Aber erst im 5. Jahrhundert kam es zu einer nachhaltigen Wiederbelebung der Tradition platonischer Studien in einem institutionellen Rahmen. Einem reichen [[Neuplatonismus|Neuplatoniker]], [[Plutarch von Athen]], gelang um 410 die Eröffnung des Unterrichtsbetriebs in einem Haus, das er dafür errichten ließ. Diese Schule berief sich nachdrücklich auf die Tradition der Akademie Platons. Mit [[Proklos]], dem berühmtesten dieser Neuplatoniker, erreichte diese Spätblüte ihren Höhepunkt. Doch hatte schon längst das Christentum die Macht im römischen Staat erlangt und war seit dem späten 4. Jahrhundert Staatsreligion, und so war der Untergang dieser [[Spätantike|spätantiken]] platonischen Schule nur eine Frage der Zeit. Obwohl die Athener Neuplatoniker das Christentum eindeutig ablehnten und ihre Schule ein Zentrum des geistigen Widerstandes gegen die herrschende Religion war, blieben sie erstaunlich lange unbehelligt. Erst 529 untersagte Kaiser [[Justinian I.]] den Lehrbetrieb; etwas später wiederholte und verschärfte er das Verbot.<ref>Johannes Malalas, ''Chronik'' 18.47; zur Textüberlieferung siehe Edward Watts: ''Justinian, Malalas, and the End of Athenian Philosophical Teaching in A.D. 529''. In: ''The Journal of Roman Studies'' 94, 2004, S. 168–182, hier: 171f.; zur Datierung und zum Hintergrund James Allan Stewart Evans: ''The Age of Justinian'', London 1996, S. 67–71.</ref> Strittig ist in der Forschung, ob es – wie der Chronist [[Johannes Malalas]] behauptet – einen besonderen kaiserlichen Erlass gab, der ein Ende des Philosophieunterrichts in Athen anordnete, oder ob es nur um die Umsetzung eines allgemeinen Lehrverbots für Personen, die sich der Taufe widersetzten, auch in Athen ging.<ref>Siehe hierzu Edward Watts: ''Justinian, Malalas, and the End of Athenian Philosophical Teaching in A.D. 529''. In: ''The Journal of Roman Studies'' 94, 2004, S. 168–182, hier: 172f.; [[Rainer Thiel (Philologe)|Rainer Thiel]]: ''Simplikios und das Ende der neuplatonischen Schule in Athen'', Stuttgart 1999, S. 16f.; [[Udo Hartmann]]: ''Geist im Exil. Römische Philosophen am Hof der Sasaniden.'' In: [[Monika Schuol]] u. a. (Hrsg.): ''Grenzüberschreitungen. Formen des Kontakts zwischen Orient und Okzident im Altertum'', Stuttgart 2002, S. 123–160, hier: S. 135 und Anm. 38.</ref> Faktisch führten die staatlichen Maßnahmen jedenfalls zur Schließung der Schule.
 
Vielleicht schon 531, spätestens 532 zogen sieben der letzten Athener Neuplatoniker – darunter [[Damaskios]], der letzte Scholarch, und sein Schüler [[Simplikios]] – an den Hof des [[Sassanidenreich|Perserkönigs]] [[Chosrau I.]], wo sie mit Toleranz rechnen konnten.<ref>[[Agathias]] 2,30,3–4.</ref> Doch schon vor Ende 532 kehrten sie ins Oströmische Reich zurück, nachdem Chosrau im [[Ewiger Frieden|Friedensvertrag]] mit Justinian eine Garantie für ihre Sicherheit ausgehandelt hatte.<ref>Zur Datierung und zu den Einzelheiten siehe Udo Hartmann: ''Geist im Exil. Römische Philosophen am Hof der Sasaniden.'' In: Monika Schuol u. a. (Hrsg.): ''Grenzüberschreitungen. Formen des Kontakts zwischen Orient und Okzident im Altertum'', Stuttgart 2002, S. 123–160, hier: 135ff.; Edward Watts: ''Where to Live the Philosophical Life in the Sixth Century? Damascius, Simplicius, and the Return from Persia''. In: ''Greek, Roman, and Byzantine Studies'' 45, 2005, S. 285–315 ([http://www.duke.edu/web/classics/grbs/FTexts/45/Watts.pdf online]); Ilsetraut Hadot: ''Dans quel lieu le néoplatonicien Simplicius a-t-il fondé son école de mathématiques, et où a pu avoir lieu son entretien avec un manichéen?'' In: ''[[The International Journal of the Platonic Tradition]]'' 1, 2007, S. 42–107, hier: 44–49.</ref>
Im 3. Jahrhundert gründete [[Longinos]] in Athen wiederum eine kurzlebige platonische Schule. Aber erst im 5. Jahrhundert kam es zu einer nachhaltigen Wiederbelebung der Akademie-Tradition. Einem reichen [[Neuplatonismus|Neuplatoniker]], [[Plutarch von Athen]], gelang um 410 die Wiedereröffnung des Unterrichtsbetriebs. Man berief sich nachdrücklich auf die Tradition der Akademie Platons. Mit [[Proklos]], dem berühmtesten dieser Neuplatoniker, erreichte diese Spätblüte ihren Höhepunkt. Doch hatte schon längst das Christentum die Macht im Staate erlangt und war seit dem späten 4. Jahrhundert Staatsreligion, und so war der Untergang dieser platonischen Schule nur eine Frage der Zeit (siehe auch: [[Spätantike]]). Obwohl die Athener Platoniker das Christentum eindeutig ablehnten und ihre Schule ein Zentrum des geistigen Widerstandes gegen die herrschende Religion war, blieben sie erstaunlich lange unbehelligt. Erst 529 ordnete Kaiser [[Justinian I.]] die Schließung der Schule an; es wurde verboten, in Athen Philosophie zu lehren. Justinian musste das Verbot, in Athen Recht und Philosophie zu lehren, etwas später wiederholen und verschärfen.
 
Ob dieDie neuplatonische Schule des 5. und 6. Jahrhunderts überhauptwird Akademiein genanntder werdenForschungsliteratur solloft oderAkademie darfgenannt, ist eine Definitionsfrage. Dada sie ihren Sitz in Athen hatte und ihrem eigenen Selbstverständnis nach die Schule Platons war und sich eifrig um die Kommentierung seiner Werke bemühte, auch aus Treue zu seiner Lehre inhaltliche Kompromisse mit dem Christentum ablehnte. Die Berechtigung dieser Bezeichnung ist jedoch fraglich, da sie in den Quellen nicht bezeugt ist. dieDas Bezeichnungehemalige Gelände der Akademie trotzbefand sich im Besitz der mangelndenSchule, Kontinuitätdiente sachlichaber nicht unbegründetmehr als Unterrichtsstätte, sondern wurde verpachtet.<ref>[[Heinrich Dörrie]]: ''Der Platonismus in der Antike'', Band 1, Stuttgart 1987, S. 550f.</ref>
531 zogen sieben der letzten Athener Neuplatoniker - darunter [[Damaskios]], der letzte Scholarch, und [[Simplikios]] - an den Hof des Perserkönigs [[Chosrau I.]], der als Förderer der Künste und Bewunderer der griechischen Philosophie galt. Sie sahen ihre Hoffnungen jedoch bald enttäuscht und kehrten 532 ins Imperium zurück, nachdem Chosrau im Friedensvertrag mit Justinian eine Garantie für ihre Sicherheit ausgehandelt hatte.
 
== Rezeption in der Renaissance ==
Ob die neuplatonische Schule des 5. und 6. Jahrhunderts überhaupt Akademie genannt werden soll oder darf, ist eine Definitionsfrage. Da sie ihren Sitz in Athen hatte und ihrem eigenen Selbstverständnis nach die Schule Platons war und sich eifrig um die Kommentierung seiner Werke bemühte, auch aus Treue zu seiner Lehre inhaltliche Kompromisse mit dem Christentum ablehnte, ist die Bezeichnung Akademie trotz der mangelnden Kontinuität sachlich nicht unbegründet.
Schon am Anfang des 15. Jahrhunderts bestanden in Florenz Gesprächskreise, die sich dem Studium antiker Literatur widmeten und dabei an die Akademie-Idee anknüpften. Nach der Jahrhundertmitte tauchten Begriffe wie ''Neue Akademie'' oder ''Florentiner Akademie'' auf. DasDabei warenhandelte es sich um lockere Gruppen von [[Humanist]]en ohne feste Organisation und Mitgliedschaft. EinEinen solcherderartigen Diskussionskreis warbildete auch die Gruppe um den Florentiner Humanisten [[Marsilio Ficino]]. Ficino erfreute sich der Gunst des [[Cosimo de Medici|Cosimo de’ Medici]], der ihm im April 1463 ein Landhaus in Careggi bei Florenz schenkte. Die bisherfrüher allgemein vertretene Auffassung, daßdass es in Careggi dieeine "PlatonischeInstitution Akademie"namens „Platonische Akademie“ wargab, ein Zentrum des geistigen Lebens und Treffpunkt einer Gemeinschaft bedeutender Florentiner Humanisten, wirdist aber von James Hankins als unzutreffend erwiesen worden.<ref>James Hankins: ''The Myth of the Platonic Academy''. In: James Hankins: ''Humanism and Platonism in derthe neuerenItalian ForschungRenaissance'', mitBand guten2, ArgumentenRom bestritten2004, S. 185–395.</ref> Der Begriff ''Platonische Akademie'' wurde von Ficino und seinen Zeitgenossen nicht verwendet, sondern ist eine Erfindung des 17. Jahrhunderts. Eine solche Bezeichnung wäre auch trotz Ficinos Enthusiasmus für Platon unpassend gewesen, denn viele der Beteiligten (Ficinos Gesprächspartner, Freunde und Schüler) waren keine Platoniker, und die meisten waren eher Dichter und Literaten als Philosophen. Es gab keine wissenschaftlichen Projekte von Ficinos Akademie, sondern nur Unternehmungen der einzelnen Humanisten. Ficinos Hauptanliegen war eine Synthese von antikem Neuplatonismus und katholischem Christentum. Mit großem Fleiß widmete er sich der Übersetzung (ins Lateinische) und Kommentierung von Werken Platons und antiker Platoniker.
 
Im selben Zeitraum entstanden Akademien in Rom (ab 1464 [[Accademia Romana]] unter [[Julius Pomponius Laetus]]) und Neapel (zunächst als Gesprächskreis unter [[Antonio Beccadelli]] [(† 1471]); der eigentliche Gründer war [[Giovanni Pontano]], nach dem sie ''Accademia Pontaniana'' genannt wurde). [[Aldus Manutius|Aldo Manuzio]] gründete in Venedig eine ''Neoacademia'', in der die Humanisten ausschließlich in altgriechischer Sprache diskutierten. Im 16. Jahrhundert errichteten in ganz Italien Gelehrte und gebildete Bürger Hunderte von (teilweise kurzlebigen) Akademien. Diese privater Initiative entsprungenen Einrichtungen waren im Prinzip autonom. Im Vordergrund standen typisch humanistische Anliegen, vorwiegend literarische und philologische sowie sonstige altertumskundliche Studien.
== Renaissance ==
 
Schon am Anfang des 15. Jahrhunderts bestanden in Florenz Gesprächskreise, die sich dem Studium antiker Literatur widmeten und dabei an die Akademie-Idee anknüpften. Nach der Jahrhundertmitte tauchten Begriffe wie ''Neue Akademie'' oder ''Florentiner Akademie'' auf. Das waren lockere Gruppen von [[Humanist]]en ohne feste Organisation und Mitgliedschaft. Ein solcher Diskussionskreis war auch die Gruppe um den Florentiner Humanisten [[Marsilio Ficino]]. Ficino erfreute sich der Gunst des [[Cosimo de Medici|Cosimo de’ Medici]], der ihm im April 1463 ein Landhaus in Careggi bei Florenz schenkte. Die bisher allgemein vertretene Auffassung, daß in Careggi die "Platonische Akademie" war, ein Zentrum des geistigen Lebens und Treffpunkt einer Gemeinschaft bedeutender Florentiner Humanisten, wird aber in der neueren Forschung mit guten Argumenten bestritten. Der Begriff ''Platonische Akademie'' wurde von Ficino und seinen Zeitgenossen nicht verwendet, sondern ist eine Erfindung des 17. Jahrhunderts. Eine solche Bezeichnung wäre auch trotz Ficinos Enthusiasmus für Platon unpassend gewesen, denn viele der Beteiligten (Ficinos Gesprächspartner, Freunde und Schüler) waren keine Platoniker, und die meisten waren eher Dichter und Literaten als Philosophen. Es gab keine wissenschaftlichen Projekte von Ficinos Akademie, sondern nur Unternehmungen der einzelnen Humanisten. Ficinos Hauptanliegen war eine Synthese von antikem Neuplatonismus und katholischem Christentum. Mit großem Fleiß widmete er sich der Übersetzung (ins Lateinische) und Kommentierung von Werken Platons und antiker Platoniker.
 
Im selben Zeitraum entstanden Akademien in Rom (ab 1464 [[Accademia Romana]] unter [[Julius Pomponius Laetus]]) und Neapel (zunächst als Gesprächskreis unter [[Antonio Beccadelli]] [† 1471]; der eigentliche Gründer war [[Giovanni Pontano]], nach dem sie ''Accademia Pontaniana'' genannt wurde). [[Aldus Manutius|Aldo Manuzio]] gründete in Venedig eine ''Neoacademia'', in der die Humanisten ausschließlich in altgriechischer Sprache diskutierten. Im 16. Jahrhundert errichteten in ganz Italien Gelehrte und gebildete Bürger Hunderte von (teilweise kurzlebigen) Akademien. Diese privater Initiative entsprungenen Einrichtungen waren im Prinzip autonom. Im Vordergrund standen typisch humanistische Anliegen, vorwiegend literarische und philologische sowie sonstige altertumskundliche Studien.
 
== Siehe auch ==
* [[Liste der Vertreter und Rezipienten des Platonismus]]
* moderne [[Akademie von Athen]]
* [[Ideenlehre]], [[Wissenschaftstheorie]], [[Interdisziplinarität]]
* [[Skeptiker]], [[Akademische Freiheit]]
* [[Bildungskanon]], [[Grundlagenwissenschaften]]
 
== Literatur ==
'''Übersichtsdarstellungen in Handbüchern'''
* John M. Dillon: ''The Heirs of Plato: A Study of the Old Academy (347–274 BC)'', Oxford University Press, Oxford 2003. ISBN 0-19-823766-9
* Marie-Françoise Billot: ''Académie (topographie et archéologie).'' In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques.'' Band 1, CNRS, Paris 1989, ISBN 2-222-04042-6, S. 693–789
* [[Woldemar Görler]]: ''Älterer Pyrrhonismus, Jüngere Akademie, Antiochos aus Askalon'',. inIn: [[Hellmut Flashar]] (Hrsg.): ''[[Grundriss der Geschichte der Philosophie]]. Die Philosophie der Antike'', 2.Band Aufl.,4: hrsg.''Die vonhellenistische Hellmut FlasharPhilosophie'', Band 4/2. Halbband, Schwabe, Basel 1994, S. 717–989. ISBN 3-7965-0930-4, S. 717–989
* James Hankins: ''The Myth of the Platonic Academy of Florence'', in: ''Renaissance Quarterly'' 44 (1991) S. 429–475 (mit allgemeiner Erörterung des Begriffs Akademie im 15. Jahrhundert)
* [[Hans Krämer (Philosoph)|Hans Krämer]]: ''Die Ältere Akademie'',. inIn: Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', 2.Band Aufl.3: ''Ältere Akademie – Aristoteles – Peripatos'', hrsg2., vondurchgesehene [[Hellmutund Flashar]]erweiterte Auflage, Band 3Schwabe, Basel 2004, S. 1–165. ISBN 3-7965-1998-9, S. 1–165
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* [[Stefan Rebenich]]: ''Akademie'', in: ''[[Der Neue Pauly]]'' (DNP), Band 13, Stuttgart-Weimar 1999, Sp. 40–56. ISBN 3-476-01483-5 (über Akademien seit der Renaissance)
'''Untersuchungen zur Philosophie und zum Schulbetrieb'''
* Edward Watts: ''Justinian, Malalas, and the End of Athenian Philosophical Teaching in AD 529'', in: ''Journal of Roman Studies'' 94 (2004) S. 168–182
* [[Matthias Baltes]]: ''Plato's School, the Academy''. In: Matthias Baltes: ''Dianoemata. Kleine Schriften zu Platon und zum Platonismus''. Teubner, Stuttgart/Leipzig 1999, ISBN 3-519-07672-1, S. 249–273
* [[John M. Dillon]]: ''The Heirs of Plato:. A Study of the Old Academy (347–274 BC)'',. Oxford University Press, Oxford 2003., ISBN 0-19-823766-9
'''Untersuchungen zur Archäologie'''
* Ada Caruso: ''Akademia. Archeologia di una scuola filosofica ad Atene da Platone a Proclo (387 a.C. – 485 d.C)'' (= ''Studi di Archeologia e di Topografia di Atene e dell'Attica'', 6). Edizioni Pandemos, Athen/Paestum 2013, ISBN 978-88-87744-49-1 ([http://bmcr.brynmawr.edu/2013/2013-09-37.html Rezension] von [[Robert Lamberton]])
'''Spätantike Rezeption (neuplatonische Schule)'''
* Edward Watts: ''Justinian, Malalas, and the End of Athenian Philosophical Teaching in AD 529'',. inIn: ''[[The Journal of Roman Studies]]'' 94, (2004), S. 168–182
* Edward Watts: ''City and School in Late Antique Athens and Alexandria.'' University of California Press, Berkeley 2006, ISBN 978-0-520-25816-7
'''Nachantike Rezeption'''
* James Hankins: ''The Myth of the Platonic Academy of Florence'',. inIn: ''Renaissance Quarterly'' 44, (1991), S. 429–475 (mit allgemeiner Erörterung des Begriffs Akademie im 15. Jahrhundert)
* [[Stefan Rebenich]]: ''Akademie'',. inIn: ''[[Der Neue Pauly]]'' (DNP), Band 13, Metzler, Stuttgart-/Weimar 1999, Sp. 40–56. ISBN 3-476-01483-5, Sp. 40–56 (über Akademiendie Rezeption des Akademiegedankens seit der Renaissance)
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Platonic Academy|Platonische Akademie}}
* Roman Eisele: [http://www.roman-eisele.de/rhet/stuff/CiceroAkademieKurzfsg.pdf ''Cicero und die Neue Akademie''], Tübingen 2004 (PDF; 91&nbsp;kB)
* Egon Gottwein: [http://www.gottwein.de/Eth/philos02b.php Lehrprinzipien''Platon (Idee,und Erkenntnis, Motivation, Staatsphilosophie) undseine PlatonikerSchule'']
* {{IEP|https://iep.utm.edu/academy/|Plato: The Academy|Lewis Trelawny-Cassity}}
 
== Anmerkungen ==
<references/>
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[[Kategorie:Griechische Philosophie]]
[[Kategorie:Philosophische Institution]]
[[Kategorie:4.Bildung Jahrhundert v. Chr.(Antike)]]
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[[Kategorie:Platonismus]]
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[[en:Platonic Academy]]
[[es:Academia de Atenas]]
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[[is:Akademían]]
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[[pt:Academia de Platão]]
[[sl:Platonova Akademija]]