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Platonische Akademie

historische philosophische Schule
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Die Platonische Akademie ist die 387 v. Chr. von Platon gegründete Philosophenschule in Athen. Sie befand sich beim Hain des Heros Akademos, einem mit Anlagen versehenen Platz, nordwestlich der Stadt Athen gelegen.

Die Schule von Athen, Raphael Santi, 1510/11, Stanzen des Vatikans, Rom.

Ältere (erste) Akademie

Als "Ältere Akademie" bezeichnet man die Akademie Platons bis 270 v. Chr. Man orientierte sich noch hauptsächlich an den Werken des Stifters. Platon setzte testamentarisch den Sohn seiner Schwester, Speusippos, als Leiter der Akademie ein.

Mittlere (zweite und dritte) Akademie

Die so genannte "Mittlere Akademie" bestand von 270-150 v. Chr. Krates Schüler Arkesilaos übernahm die Leitung der Akademie. Man näherte sich dem Skeptizismus. Karneades bestritt dann die Erkennbarkeit der Wirklichkeit und nahm sogar Gedanken der Sophistik auf. Handlungsgrundlage wurde die Wahrscheinlichkeit (Probabilismus).

Neuere (vierte und fünfte) Akademie

Sie bestand von etwa 150 v. Chr. bis 529 n. Chr., wobei ihre institutionelle Kontinuität in der neueren Forschung überwiegend bestritten wird. Gegenwärtig herrscht die Auffassung vor, daß die Akademie als Institution mit der Plünderung Athens durch Sulla 86 v. Chr. erlosch und erst im späten 4. Jahrhundert in Athen eine platonische Philosophenschule neu gegründet wurde, die sich allerdings als Nachfolgerin der Schule Platons verstand. Wesentlich ist die Abkehr vom Skeptizismus. Antiochos von Askalon versucht platonische mit peripatetischen und stoischen Lehren zu verschmelzen und führt den Eklektizismus und Neuplatonismus ein. Es wurden auch atheistische Gedankengänge entwickelt.

Nach 916 Jahren wurde die Akademie (wohl im Jahre 529) durch Kaiser Justinian I. geschlossen. Ihre Bedeutung war zu diesem Zeitpunkt insgesamt zurückgegangen, war aber immer noch erheblich. Vor allem galt Athen als ein Hort des Heidentums. Justinian musste das Verbot, in Athen Recht und Philosophie zu lehren, etwas später noch einmal wiederholen und verschärfen. Ob das Jahr 529 wirklich das Ende der Akademie markierte, wird in letzter Zeit bezweifelt: „At most, this year marks the beginning of the end“ (Christian Wildberg: Philosophy in the Age of Justinian, in: Michael Maas (Hg.): The Cambridge Companion to the Age of Justinian, Cambridge 2005, S. 332).

531 zogen jedenfalls sieben der letzten Athener Neuplatoniker, darunter auch Damaskios, das letzte Haupt der Akademie, und Simplikios sowie fünf andere Philosophen, an den Hof des Perserkönigs Chosrau I., der als Föderer der Künste und Bewunderer der griechischen Philosophie galt. Sie sahen ihre Hoffnungen jedoch bald enttäuscht und kehrten 532 wieder zurück ins Imperium, nachdem Chosrau im Friedensvertrag mit Justinian ihnen die sichere Rückkehr einräumen konnte.

Renaissance

Am Hofe des Cosimo de Medici entstand 1459 in Florenz eine platonische Akademie (Academia Platonica). Cosimo schenkte Marsilio Ficino ein Haus in Careggi bei Florenz, das Ficino als Akademie bezeichnete. Dort traf sich ein nicht fest umrissener Kreis humanistisch gesinnter Bürger um die Philosophie Platons zu diskutieren; u. a. Cosimo und Lorenzo de'Medici, Giovanni Pico della Mirandola , Angelo Poliziano, Christoforo Landino, Leon Battista Alberti, Francesco da Diacetto und Girolamo Benivieni.

Sie betrachtete sich als Nachfolger der Akademie von Athen und beeinflusste die Philosophie der Renaissance, besser gesagt des Renaissance-Humanismus, wesentlich. Ihr Oberhaupt, Ficinus, übersetzte große Teile des (damals bekannten) Werkes Platons und Plotins, außerdem Proklos, Porphyrios, Theophrastos, Speusippos, Pythagoras, Dionysios Areopagita ins Lateinische und machte damit platonisches und neoplatonisches Gedankengut für die Renaissancewelt verfügbar. Im Freundeskreis wurde regelmäßig den Geburtstag Platons gefeiert.

Dort entstand eine Fassung des Platonismus, die auf Humanisten wie John Colet, Erasmus von Rotterdam, John Fischer und Thomas More großen Einfluss hatte.

Die Akademie bestand bis 1522.

Literatur

  • Alan Cameron: The End of the Ancient Universities, in: Cahiers d'Histoire Mondiale 10 (1967), S. 653 – 673.
  • John Glucker: Antiochus and the late Academy, Göttingen 1978.
  • Academy, in: The Oxford Classical Dictionary, 3. Aufl., Oxford 1996, S. 2.
  • Hellmut Flashar (Hg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Band 3, 2. durchgesehene und erweiterte Auflage, von Hellmut Flashar, Hans Krämer, Fritz Wehrli, Georg Wöhrle, Basel 2004.

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