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Bahnstrecke Borna–Großbothen

Ehemalige Nebenbahn in Sachsen
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Neukirchen-Wyhra–Großbothen
Streckennummer:6916; sä. BGr
Kursbuchstrecke:170n (1947)
Streckenlänge:24,96 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 10 
Minimaler Radius:240 m
Höchstgeschwindigkeit:60 km/h
von Neukieritzsch
0,00 Borna (b Leipzig) 168 m
5,43 Neukirchen-Wyhra (ehem. Bf) 168 m
nach Chemnitz Hbf
7,69 Schönau (b Frohburg) 176 m
11,76 Flößberg 164 m
12,85 Anst HASAG (1944–1945) 163 m
13,66 Eulabrücke (12 m)
15,34 Bad Lausick West (früher Heinersdorf) 154 m
17,47 Brücke Steingrundbach (10 m)
Geithain–Leipzig Hbf
von Leipzig Hbf
18,55 Bad Lausick 169 m
nach Geithain
22,26 Glasten 185 m
25,13 Kleinbardau 175 m
27,65 Coswig Abzw B–Borsdorf (Sachs)
von Borsdorf
30,15 Bundesstraße 107 (19 m)
von Wurzen
30,54 Großbothen (Inselbahnhof) 147 m
nach Glauchau (Sachs)
nach Coswig Abzw B

Die Bahnstrecke Borna–Großbothen („Querbahn“) war eine Nebenbahn in Sachsen. Sie verlief von Borna über Bad Lausick nach Großbothen. Die Streckeneröffnung 1937 war eine der letzten Bahnstreckeneröffnungen oder -verlängerungen, nach nur 10 Jahren Betrieb wurde die Strecke 1947 als Reparationsleistung demontiert.

Geschichte

Bereits in den 1850er Jahren gab es Pläne für die Verbindung Pegau–Borna–Grimma. Diese wurden aber nicht umgesetzt, obwohl in der Gegend bereits Braunkohle gefördert wurde und somit ein ausreichendes Transportbedürfnis vorhanden war. Auch mehrere Petitionen von einem Anfang der 1880er Jahre gegründeten Komitee blieben erfolglos.[1]

Nach 1900 kam wieder Bewegung in den Bahnbau, immerhin wurde 1907 mit der Bahnstrecke Neukieritzsch–Pegau ein Teilstück der in den 1850er Jahren geplanten Strecke genehmigt. Auch für den Abschnitt Borna–Grimma gab es erneut Untersuchungen. Schließlich wählte man den Bahnhof Großbothen für die Anbindung ans bestehende Bahnnetz, da dort die Bedingungen besser als in Grimma waren. 1909 begannen Vermessungsarbeiten für die Strecke Borna–Großbothen, für die etwa 3,5 Millionen Mark Baukosten veranschlagt wurden. Vorerst passierte aber gar nichts. Erst 1913 wurde erstmals eine größere Summe für den Bahnbau bereitgestellt. Noch bestanden aber Unklarheiten über den genauen Streckenverlauf, einerseits wollten möglichst viele Orte einen Bahnanschluss haben, andererseits erschwerten die Bergbaugebiete bei Borna die Streckenführung. Insgesamt gab es acht verschiedene Vorschläge, da man sich bis 1914 nicht auf einen einigen konnte, verhinderte der gerade ausgebrochene Erste Weltkrieg vorerst den Baubeginn.[2]

Nach Kriegsende hatten sich die Kosten derart erhöht, dass die Gemeinden erst die Baugrundstücke für den Staat erwerben mussten. Im September 1920 begannen dann die Bauarbeiten, die durch die Inflation ins Stocken gerieten. 1924/25 fanden gar keine Arbeiten statt. Bis in die 1930er Jahre wurde schließlich der Unterbau teilweise fertiggestellt. Durch die Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise wurden die Bauarbeiten 1933 erneut gestoppt. Bis 1936/37 wurde durch nationalsozialistische Arbeitsbeschaffungsprogramme dann mit großem Personalaufwand die Strecke endgültig fertiggestellt. Dabei wurde auch der Bahnhof Bad Lausick umfangreich umgebaut.[3] Am 2. Oktober 1937 wurde die Strecke eröffnet, nachdem bereits am 1. Juli 1936 das Teilstück Heinersdorf–Großbothen für den Güterverkehr freigegeben wurde.

Der Personenverkehr blieb immer auf regionalen Verkehr beschränkt, nur im Güterverkehr hatte die für maximal 20 Tonnen Achslast zugelassene Strecke eine größere Bedeutung. Hauptsächlich wurde Braunkohle aus dem Revier südlich von Leipzig zum Elbhafen Riesa abtransportiert.[4] Nördlich von Flößberg befand sich zwischen November 1944 und April 1945 das KZ-Außenlager Flößberg (heute Gedenkstätte). Die am Standort des KZ-Außenlagers befindlichen Produktionsstätten für die Rüstungsfirma HASAG besaßen während dieser Zeit ein Anschlussgleis.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Verkehr am 15. April 1945 eingestellt, erst ab Juni 1945 verkehrten wieder wenige Züge. Es wurde vor allem Brennstoff für das Kraftwerk Hirschfelde transportiert. Kurzzeitig war das Teilstück Liebertwolkwitz–Bad Lausick der Bahnstrecke Leipzig–Geithain als Reparationsleistung für die Sowjetunion vorgesehen. Allerdings entschied man sich dann für die Strecke Borna–Großbothen.[4] Am 30. September 1947 wurde die Strecke stillgelegt und nachfolgend abgebaut. Lediglich das Gleis von Bad Lausick nach Bad Lausick West blieb als Anschlussgleis für ein Schamottewerk erhalten, es wurde bis zum Oktober 1952 noch befahren.

Auf der Bahntrasse soll abschnittsweise ein touristischer Radweg entstehen, der Borna und Grimma verbindet. Nach der Entstehung des Landkreises Leipzig wurde 2011 die Planung eingeleitet. Im Oktober 2018 begannen die Arbeiten am ersten, drei Kilometer langen Bauabschnitt vom Mulderadweg – der auf der Trasse der Muldentalbahn verläuft – über Großbothen in den Glastener Forst.[5] Zwischen Bad Lausick und Flößberg übernimmt der Bund die Finanzierung als Alternative zu einem Radweg parallel zur Bundesstraße 176.[6]

Streckenbeschreibung

Betriebsstellen

Borna (b Leipzig)[7]

 
Bahnhof Borna (b Leipzig)

Der Bahnhof Borna (b Leipzig) als Endbahnhof der privaten Bahn wurde nahe dem Stadtzentrum errichtet. Durch den Braunkohlenabbau sowie die Streckenverlängerung bis Chemnitz stieg die Bedeutung des Bahnhofs immer mehr an. Schon bald war eine erneute Erweiterung am bisherigen Standort (nahe der Kreuzung zwischen der heutigen B 93 und B 176) nicht mehr möglich. Deshalb wurde 1903/04 südwestlich des alten Standorts ein vollkommen neuer Bahnhof am Stadtrand gebaut. Am 1. Oktober wurde dieser Bahnhof in Betrieb genommen, der alte Bahnhof diente fortan als Anschlussbahn noch dem Güterverkehr. Neben Anschlussbahnen zu verschiedenen Braunkohlentagebauen entstand auch eine Lokstation mit einem zweiständigen Heizhaus. Fortan waren hier verschiedene Rangierloks stationiert.

In den folgenden Jahrzehnten wuchs der Bahnhof weiter. Letzte größere Baumaßnahmen fanden in den 1930er Jahren mit dem Bau der Bahnstrecke Borna–Großbothen statt. Die Strecke zweigte zwar erst am Bahnhof Neukirchen-Wyhra aus, die Züge verkehrten aber von und bis Borna. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfuhr der Bahnhof erneut eine Verkehrssteigerung, da kaum noch ausländische Brennstoffe zur Verfügung standen. Die Brikettfabrikation um Borna erreichte in den 1960er Jahren ihren Höhepunkt. Täglich wurden über 10 Ganzzüge mit Briketts oder Rohbraunkohlen abgefahren. Mit der Elektrifizierung des Abschnittes Leipzig–Borna wurde der Bahnhof zudem Lokwechselstation.

Nach 1989/90 setzte ein rapider Niedergang des Bornaer Bahnhofs ein, noch in der ersten Hälfte der 1990er Jahre schlossen alle Brikettfabriken des Umlandes, somit brach der Güterverkehr fast vollständig zusammen. Heute findet kein Güterverkehr mehr statt, auch wurden die Gleisanlagen stark zurückgebaut. Einzig das Empfangsgebäude wurde saniert.[8]

Der Bahnhof trug während seiner Betriebszeit schon fünf unterschiedliche Namen, im Einzelnen waren dies:

  • bis 30. September 1901: Borna
  • bis 30. Juni 1911: Borna bei Leipzig
  • bis 21. Dezember 1933: Borna b Leipzig
  • seit 22. Dezember 1933: Borna (b Leipzig)

DB Station&Service führt den Bahnhof seit 28. Mai 2000 als Bahnhof Borna (Leipzig), obwohl bahnamtlich keine Umbenennung erfolgte.

Neukirchen-Wyhra

 
Haltepunkt Neukirchen-Wyhra (2012)

Die Station wurde am 1. Mai 1902 als Haltepunkt Neukirchen-Wyhra an der Bahnstrecke Neukieritzsch–Chemnitz eröffnet; vorausgegangen waren langjährige Bemühungen der betroffenen Gemeinden. Etwas Bedeutung erlangte die Station 1937, als die hier abzweigende Bahnstrecke Borna–Großbothen eröffnet wurde. Der Haltepunkt wurde zwar zum Bahnhof erhoben und erhielt zwei mechanische Stellwerke der Bauform »Einheit« sowie zwei Außenbahnsteige, die Züge von und nach Großbothen begannen allerdings bereits in Borna. In diesem Zusammenhang wurde der Streckenabschnitt Borna–Neukirchen-Wyhra zweigleisig ausgebaut. Nach nur zehn Betriebsjahren wurde das zweite Streckengleis mit der »Querbahn« 1947 wieder abgebaut. Als der Braunkohleabbau südlich von Leipzig auch die Gegend südlich von Borna erfasste, entstand ein dichtes Werkbahnnetz. Davon zweigten mehrere Werkbahnen im Bahnhof Neukirchen-Wyhra ab.[9] Heute ist die Station wieder ein Haltepunkt. Das Empfangsgebäude aus den 1930er Jahren, das das erste Bahnhofsgebäude aus der Anfangszeit ersetzte, ist noch vorhanden, wird aber anderweitig genutzt. Das Wärterstellwerk blieb noch einige Jahre als Schrankenposten für den Wegübergang Schönauer Straße in Betrieb. Der Bahnsteig wurde beim Neubau nach Norden in Richtung der alten Brikettfabrik verschoben. Er besitzt eine Länge von 140 Metern sowie eine Höhe von 550 Millimetern und ist vollständig barrierefrei.[10]

Bad Lausick

 
Bahnhof Lausigk um 1910

Neben Liebertwolkwitz war der Bahnhof Lausigk bei der Betriebseröffnung der Bahnstrecke Leipzig–Geithain die wichtigste Zwischenstation der Bahnstrecke. Anfangs mit fünf Gleisen ausgestattet, wurde der Bahnhof bald aufgrund der gestiegenen Verkehrsleistungen erweitert. Unter anderem durch den Bahnanschluss entwickelte sich Lausigk zum Kurort, bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hielten die auf der Strecke verkehrenden Schnellzüge hier nicht.

Bereits Anfang der 1920er Jahre wurde der Bahnhof für die lange geplante „Querbahn“ Borna–Großbothen umgebaut. Erst 1937 wurde die Strecke eröffnet, aber bereits 1947 als Reparationsleistung wieder demontiert.

In den 2000er Jahren wurden die noch verbliebenen Gleisanlagen radikal bis auf zwei Gleise zurückgebaut, allerdings dient Bad Lausick noch heute als Kreuzungsbahnhof.[11]

Großbothen

Der Bahnhof Großbothen wurde 1867 mit dem Teilstück Grimma–Leisnig der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie eröffnet. Obwohl sich die Station auf der Flur von Kleinbothen befindet, war sie anfangs als „Bahnhof für Colditz in Großbothen“ vorgesehen. Die Verbindung zu Colditz wurde durch Postkutschen hergestellt. Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Glauchau–Wurzen wurde Großbothen zum Eisenbahnknoten, auch das Empfangsgebäude in Insellage entstand zu dieser Zeit. Schon zu dieser Zeit wurde an der Bahnstrecke Borna–Großbothen geplant, die nach langer Bauzeit erst 1937 eröffnet wurde.

Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Großbothen mit der Unterbrechung der Strecke Richtung Wurzen und der Demontage der Strecke Borna–Großbothen erheblich an Bedeutung.[12] Der Personenverkehr auf dem Abschnitt Colditz–Großbothen wurde am 27. Mai 2000 eingestellt. Heute umfasst die Station nur noch drei Bahnsteiggleise, zudem ist ein viertes Gleis an die DRE verpachtet.[13]

Literatur

  • Steffen Kluttig: Schienenverbindungen zwischen Chemnitz und Leipzig — Die Eisenbahnstrecken Kieritzsch–Chemnitz und Leipzig–Geithain. Bildverlag Böttger, Witzschdorf 2006, ISBN 3-937496-17-3.

Einzelnachweise

  1. Steffen Kluttig: Schienenverbindungen zwischen Chemnitz und Leipzig — Die Eisenbahnstrecken Kieritzsch–Chemnitz und Leipzig–Geithain. S. 50.
  2. Steffen Kluttig: Schienenverbindungen zwischen Chemnitz und Leipzig — Die Eisenbahnstrecken Kieritzsch–Chemnitz und Leipzig–Geithain. S. 50 f.
  3. Steffen Kluttig: Schienenverbindungen zwischen Chemnitz und Leipzig — Die Eisenbahnstrecken Kieritzsch–Chemnitz und Leipzig–Geithain. S. 52.
  4. a b Steffen Kluttig: Schienenverbindungen zwischen Chemnitz und Leipzig — Die Eisenbahnstrecken Kieritzsch–Chemnitz und Leipzig–Geithain. S. 54.
  5. Radweg-Bau von Grimma nach Borna startet. In: Leipziger Volkszeitung. 22. September 2018, abgerufen am 8. November 2018.
  6. Sören Müller: Verträge für geplanten Radweg Grimma – Borna unterzeichnet. In: Medienportal Grimma. 25. April 2017, abgerufen am 8. November 2018.
  7. DB Netze – Infrastrukturregister (Memento vom 11. Februar 2016 im Internet Archive)
  8. Steffen Kluttig: Schienenverbindungen zwischen Chemnitz und Leipzig — Die Eisenbahnstrecken Kieritzsch–Chemnitz und Leipzig–Geithain. S. 91 ff.
  9. Steffen Kluttig: Schienenverbindungen zwischen Chemnitz und Leipzig — Die Eisenbahnstrecken Kieritzsch–Chemnitz und Leipzig–Geithain, S. 96
  10. Neukirchen-Wyhra. DB Station&Service, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juni 2018; abgerufen am 25. Juni 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschebahn.com
  11. Steffen Kluttig: Schienenverbindungen zwischen Chemnitz und Leipzig – Die Eisenbahnstrecken Kieritzsch–Chemnitz und Leipzig–Geithain. S. 130 ff.
  12. Manfred Berger: Historische Bahnhofsbauten I – Sachsen, Preußen, Mecklenburg und Thüringen. 2., durchgesehene Auflage. transpress Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-344-00066-7, S. 99 ff.
  13. Gleise in Serviceeinrichtungen. (PDF; 171 kB) In: www.deutschebahn.de. 1. April 2010, abgerufen am 7. Oktober 2013.
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