„August Thalheimer“ – Versionsunterschied
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[[Datei:August Thalheimer in Havanna, Cuba.png|mini|August Thalheimer im kubanischen Exil von 1941–48]]
'''August Thalheimer''' (* [[18. März]] [[1884]] in [[Affaltrach]], [[Württemberg]]; † [[19. September]] [[1948]] in [[Havanna]]) war ein deutscher [[Kommunismus|kommunistischer]] Politiker und Theoretiker.
== Leben ==
=== Jugend ===
=== SPD, Spartakusbund, KPD 1910–1928 ===
Im Jahr 1910 arbeitete er kurz auf Vermittlung von [[Rosa Luxemburg]] als Volontär bei der ''[[Leipziger Volkszeitung]]'' unter Anleitung des Chefredakteurs [[Franz Mehring]]. In jener Zeit trat er in die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] ein. Danach übernahm er die Redaktion in zwei weiteren, dem linken Parteiflügel der SPD nahestehenden Zeitungen, der ''Göppinger
Im November 1918 gehörte Thalheimer mit [[Fritz Rück]] zu den Führern der Stuttgarter Spartakusgruppe und ab Anfang November 1918 zu den Herausgebern der im Auftrag des [[Arbeiter- und Soldatenrat]]es gedruckten ''Roten Fahne''. Rück und Thalheimer beteiligten sich aktiv an der Vorbereitung der Aktionen, die schließlich am 9. November zur Revolution in [[Volksstaat Württemberg|Württemberg]] führten. Bei dem Versuch, die revolutionäre Bewegung auch nach [[Friedrichshafen]] zu tragen, wurden Rück und Thalheimer am Abend des 6. November 1918 in Ulm verhaftet und blieben bis zum späten Abend des 9. November in Haft. Da die Stuttgarter Spartakisten deshalb am 9. November ohne Führung waren, ging die Initiative der [[Novemberrevolution|Revolution]] in Württemberg auf die gemäßigten Sozialdemokraten um [[Wilhelm Keil]] und [[Wilhelm Blos]] über. Den ihm angebotenen Eintritt in die provisorische Regierung Württembergs als Finanzminister lehnte Thalheimer ab. Stattdessen war er vom 10. bis 18. November Vorsitzender des Stuttgarter Arbeiter-Rates, ehe er in die Zentrale des Spartakusbundes nach Berlin wechselte.
Von 1919 bis 1924 war er Mitglied der Zentrale der KPD
=== Rückkehr nach Deutschland und KPO 1928–1933 ===
Gegen den Willen der [[Kommunistische Internationale|Komintern]] kehrte er 1928 nach Deutschland zurück. Er lehnte von nun an eine Übertragung der Methoden [[Josef Stalin|Stalin]]s auf die Komintern und auf Deutschland ab, wie sie die KPD unter Führung [[Ernst Thälmann]]s unkritisch propagierte, auch wenn er weiterhin [[Leninismus|Leninist]] blieb und die [[Sowjetunion]] als „sozialistischen Staat“ verteidigte.
Thalheimer sammelte Parteimitglieder um sich, die mit „dem verschärften Rückfall in ‚linke Kinderkrankheiten‘“<ref>''KPD-Opposition. Was ist die Kommunistische Opposition?''
=== Exil 1933–1948 ===
Angesichts des intensiven Terrors, der nach [[Machtergreifung|Hitlers Ernennung zum Reichskanzler]] am 30. Januar 1933 einsetzte, wurde ein Teil der Reichsleitung der KPO ins Ausland verlegt. Thalheimer musste emigrieren, zuerst nach [[Straßburg]], dann nach [[Paris]]. Bei Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde er in Frankreich interniert und war in etwa zehn verschiedenen französischen [[Internierungslager|Lagern]] interniert. Damit war die politische Führungsarbeit des Auslandkomitees der KPO lahmgelegt.
1941 gelangen Thalheimer, seiner Familie und Heinrich Brandler die Ausreise nach [[Kuba]]. In [[Havanna]] arbeitete Thalheimer unter sehr schwierigen materiellen Bedingungen an philosophischen und politischen Problemen des Marxismus. Die Manuskripte aus dieser Zeit sind verloren gegangen. Nach Kriegsende nahm er zusammen mit Brandler den Kontakt zu seinen Genossen in Deutschland wieder auf und erarbeitete zu ihrer Information jeden Monat eine weltpolitische Übersicht (herausgegeben 1992 von der Gruppe Arbeiterpolitik unter dem Titel ''Westblock – Ostblock''). Seine
Er war seit 1916 mit Klara Thalheimer geb. Schmidt verheiratet. Sie verstarb 1990 im Alter von fast 98 Jahren in [[Australien]].<ref>[[Theodor Bergmann (Agrarwissenschaftler)|Theodor Bergmann]]: Klara Thalheimer, Zeitschrift Sozialismus 4/90, S. 23</ref>
== Faschismustheoretiker ==
Thalheimer geht in seiner Faschismus-Analyse von der marxschen Analyse des [[Bonapartismus]] aus und von den Erfahrungen mit dem
Aufgrund des Kräftegleichgewichts im [[Klassenkampf]] zwischen Bourgeoisie und Proletariat hätten die faschistischen Bewegungen in Deutschland und Italien mit ihrem Massenanhang aus deklassierten oder von der [[Deklassierung]] bedrohten Angehörigen aller Klassen in relativer Autonomie von der Bourgeoisie die politische Exekutive erobern können. Zwar vertrete
== Spätere Wertungen in der DDR ==
In dem Propagandafilm ''[[Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse]]'' (1954, Regie [[Kurt Maetzig]]), der das offizielle Geschichtsbild der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]] kurz vor der Entstalinisierung widerspiegelt, wurde Thalheimer als amerikanischer Agent dargestellt. Erst im Dezember 1983 erklärte das Politbüromitglied der SED [[Horst Sindermann]] ihn zu einem „hervorragenden Kämpfer der deutschen Arbeiterbewegung“ und stellte ihn in eine Reihe mit [[Rosa Luxemburg]] und [[Wilhelm Pieck]], [[Hermann Duncker|Hermann]] und [[Käte Duncker]], [[Hugo Eberlein]] und [[Paul Frölich (Kommunist)|Paul Frölich]], [[Leo Jogiches]] und [[Ernst Meyer (Politiker, 1887)|Ernst Meyer]], [[Paul Levi]] und [[Paul Lange (Politiker)|Paul Lange]].<ref>Horst Sindermann: ''Die Gründung der KPD vor 65 Jahren – ein Ereignis von geschichtlicher Tragweite'' (Rede auf der Festveranstaltung des ZK der SED in der Deutschen Staatsoper). In: ''Neues Deutschland'', 30. Dezember 1983, hier zit. nach Theodor Bergmann: ''Paul Levi – Tragik eines deutschen Revolutionärs zwischen den Parteien''. In: ''Utopie kreativ'', Heft 185 (März 2006), S. 247–256, hier S. 253. [https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Utopie_kreativ/185/185Bergmann.pdf (Online)], abgerufen am 12. September 2020.</ref>
== Werke ==
* ''„So ist die Vernunft selbst weltlich“. Ausgewählte philosophische und religionskritische Schriften.'' Klassiker der Religionskritik, Band 10, Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2008, ISBN 978-3-86569-130-9.
* ''Westblock
* ''1923: Eine verpaßte Revolution? Die deutsche Oktoberlegende und die wirkliche Geschichte von 1923.'' Junius Verlag, Berlin 1931.
== Einzelnachweise ==▼
<references />▼
== Literatur ==
* {{NDB|26|76||Thalheimer, August|[[Hermann Weber (Historiker, 1928)|Hermann Weber]]|11862153X}}
*
* [[Theodor Bergmann (Agrarwissenschaftler)|
*
* Theodor Bergmann: ''Die Thalheimers. Geschichte einer Familie undogmatischer Marxisten''. Hamburg 2004.
* [[Karl Hermann Tjaden
*
* ''[
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|11862153X}}
* [
*
* Wolfgang Haible, Marvin Chlada: [
* [https://www.sozialismus.de/kommentare_analysen/detail/artikel/gegen-den-strom-2/ Gegen den Strom - Erhard Korn: Zum 140. Geburtstag August Thalheimers (1884–1948) Zeitschrift Sozialismus März 2024]
* {{Internetquelle |autor=Hubert Zaremba |url=https://www.jungewelt.de/artikel/471611.marxismus-eine-frage-der-methode.html |titel=Eine Frage der Methode |titelerg=Verfechter der Einheitsfront. Annäherungen an das politisch-theoretische Werk von August Thalheimer anlässlich seines 140. Geburtstags |werk=junge Welt |datum=2024-03-18 |abruf=2024-03-21}}
▲== Einzelnachweise ==
▲<references />
{{Normdaten|TYP=p|GND=11862153X|LCCN=
{{
[[Kategorie:
[[Kategorie:KPdSU-Mitglied]]
[[Kategorie:KPD-O-Mitglied]]
[[Kategorie:
[[Kategorie:SPD-Mitglied]]
[[Kategorie:Marxistischer Theoretiker (Deutschland)]]
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
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