„Kacem El Ghazzali“ – Versionsunterschied

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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.nzz.ch/feuilleton/muslimische-welt-aktivisten-setzen-sich-fuer-die-freiheit-ein-ld.1483682 Liberale Muslime kämpfen in ihren Ländern für sie, westliche Intellektuelle kapitulieren vor ihr], Reisebericht von Kacem El Ghazzali aus Kairo, Neue Zürcher Zeitung vom 23. Mai 2019
* [https://www.nzz.ch/feuilleton/muslimische-welt-aktivisten-setzen-sich-fuer-die-freiheit-ein-ld.1483682 ''Liberale Muslime kämpfen in ihren Ländern für sie, westliche Intellektuelle kapitulieren vor ihr''], Reisebericht von Kacem El Ghazzali aus Kairo, [[Neue Zürcher Zeitung]] vom 23. Mai 2019
* [https://www.nzz.ch/feuilleton/islam-und-identitaetspolitik-kritik-ist-legitim-und-nicht-rechts-ld.1509319 ''Ich kritisierte den politischen Islam und die Identitätspolitik. Und plötzlich galt ich als «rechts». Warum eigentlich?''], Neue Zürcher Zeitung, 20. Sept. 2019


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 22. Dezember 2019, 18:16 Uhr

Datei:Kacem ElGhazzali.jpg
Kacem El Ghazzali

Kacem El Ghazzali (Zentralatlas-Tamazight ⵇⴰⵙⵎ ⵍⵖⴰⵣⴰⵍⵉ Qasem Lɣazali; geb. 24. Juni 1990) ist ein säkularer Schriftsteller, Aktivist und einer der wenigen Marokkaner, die sich öffentlich zum Atheismus bekennen.[1] Er spricht Englisch sowie Deutsch, Arabisch und Französisch. Am besten bekannt für seinen unapologetischen Atheismus, seine Schriften betonen die Wichtigkeit der Gedankenfreiheit, die in den islamischen Ländern oft fehle.[2]

Seine Artikel werden in der Richard Dawkins Foundation, Fair Observer, Huffington Post, Le Monde, NZZ, FAZ, Basler Zeitung u. a. veröffentlicht.

Im Jahr 2017 erhielt El Ghazzali die Schweizer Staatsbürgerschaft und wurde von der Basler Zeitung zu einem der 12 einflussreichsten Schweizer Intellektuellen des Jahres gewählt.[3] El Ghazzali wurde auch von der Sonntagszeitung unter 30 weiteren Persönlichkeiten zum Schweizer des Jahres 2018 ernannt.[4]

Leben

Kacem El Ghazzali stammt aus einer sufistischen Berber-Familie.[2] Sein Großvater baute in seinem Dorf eine Moschee; sein Vater, ein Zahnarzt, wollte, dass er ein Imam wird. Doch er verliess die einengende Koranschule, unterstützt darin von seinem heimlich atheistischen Onkel, der ihm auch westliche Literatur vermittelte, von Marx, Darwin, Spinoza, Voltaire. Die Aufklärung fasziniert ihn, denn er entdeckte, dass «der Westen» einst genauso geknechtet war von religiösen Dogmen.[5] Auch wenn der Sufismus, innerhalb des strengen Islams, einen mystischen, «undogmatischen» Islam predigt, empfand El Ghazzali die Religion seiner Familie als restriktiv und kontrollierend.[2]

Kurz wandte er sich den Linken zu – «für die war Marx wie ein Imam» – und begann als 17-Jähriger anonym zu bloggen, kritisierte die Unterdrückung und Verfolgung von Frauen, Homosexuellen und Apostaten in der islamischen Welt. Nachdem er geoutet worden ist, begann seine Verfolgung. Er versteckte sich in der Grossstadt Rabat, wo er den Schweizer Botschafter mit schriftlichen Belegen davon überzeugen konnte, dass er aus religiösen Gründen verfolgt wird. Und so flog er – «als Luxusflüchtling» – im Frühjahr 2011 mit Unterstützung schweizerischer Freidenker nach Genf.[5] Bis zur 2017 erfolgten Zuerkennung der schweizerischen Staatsbürgerschaft lebte er sechs Jahre lang als anerkannter Flüchtling in der Schweiz.

Er ist einer von wenigen offen atheistischen Aktivisten aus Marokko[6] und ist ein Befürworter von Freiheit, auch der religiösen und sexuellen.[7]

Blogging und Aktivismus

El Ghazzali war bis 2012 der Autor des Bahmut-Blogs[8] und hat wegen seiner Ansichten eine Reihe von Todesdrohungen erhalten. Sein Blog diskutierte Themen von Meinungsfreiheit bis zum politischen Islam.[9] Er war früher Leiter des Jugendverbandes des marokkanischen Zentrums für Menschenrechte und ist Vorstandsmitglied des marokkanischen Blogger-Verbandes und des Bloggerzirkels cyberdissidents.org, wobei er von letzterem auch einer seiner Gründer ist.[10] Im Jahr 2012 hat er die Initiative „Mayasaminch“ gestartet,[11] die sich an Marokkaner wendet, die den Ramadan nicht befolgen, und sie auffordert, öffentlich zu essen. Marokkanern in nichtjüdischen Familien ist es per Gesetz verboten, während des Ramadans in der Öffentlichkeit zu trinken, zu essen oder zu rauchen. El Ghazzali war ein Redner auf der 47. Session des St. Gallen Symposium und war Mitglied des „Leaders of Tomorrow-Knowledge Pool“.[12]

In der Schweiz erscheinen von Kacem El Ghazzali immer wieder Artikel, die er unter anderem für die NZZ[13], BaZ[14] und zuletzt auch für die Weltwoche veröffentlichte.[15] Auch für die Huffington Post[16] hat Kacem El Ghazzali bereits etliche Artikel veröffentlicht.

Ende 2017 erhielt Kacem El Ghazzali die Schweizer Staatsbürgerschaft[3][17] und gab anschliessend darauf im Februar 2018 bekannt, der FDP beitreten zu wollen.[18]

Menschenrechte am UNO-Menschenrechtsrat

Seit 2012 ist El Ghazzali als Repräsentant der International Humanist and Ethical Union bei den Vereinten Nationen in Genf tätig, wo er unter anderem Saudi-Arabien für die Verfolgung von Freidenkern und Liberalen wie des Poeten Hamza Kaschgari und des Bloggers Raif Badawi anklagte.[19] El Ghazzali kritisierte auch sein Heimatland Marokko dafür, dass es mit nicht rechtsstaatlichen Mitteln die Stimmen von Atheisten zum Schweigen bringe.[20] Während der 25. Sitzung des Menschenrechtsrats kritisierte El Ghazzali die Tatsache, dass mehrere Staaten, in denen verurteilte „Gotteslästerer“ derzeit im Gefängnis sitzen, auch aktuelle Mitglieder des Menschenrechtsrats sind.[21]

Raif Badawi Foundation

Im September 2015 kündigte Ensaf Haidar die Gründung der Raif-Badawi-Stiftung an, die nach ihrem Ehemann benannt wurde. Dieser sitzt in Saudi-Arabien eine jahrzehntelange Gefängnisstrafe ab und ist wegen seiner religiösen und politischen Meinungsäusserungen zu 1000 Peitschenhieben verurteilt. El Ghazzali wurde als wissenschaftlicher Leiter der Raif Badawi Stiftung für Freiheit gewählt.[22]

Literatur

  • Barbara Klingbacher: Fluchtgrund: Unglaube. In: NZZ Folio (Thema: Atheismus). 12, 8. Dezember 2014.[23]
  • Lucien Scherrer: Der böse Flüchtling. In: NZZ. 29. September 2017 (Zitat: Kacem El Ghazzali war Koranschüler und Marxist, heute lebt er in der Schweiz und gehört zu den profiliertesten Kritikern des Islam. Das hat dem Flüchtling heftige Feindschaften eingebracht, nicht nur von Islamisten.)

Einzelnachweise

  1. Case in pointArab, not muslim. Freearabs.com, archiviert vom Original am 5. April 2013; abgerufen am 13. März 2013.
  2. a b c Jean-Martin Büttner: Allah und der Standhafte In: Tages-Anzeiger, 18. Juni 2011. Abgerufen am 8. April 2017 
  3. a b Erik Ebneter, Hansjörg Müller: Die 15 wichtigsten Denker 2017. (PDF) In: Basler Zeitung. Abgerufen am 16. Februar 2018.
  4. https://www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/standard/Besonderes-erreicht--unsere-Schweizer-des-Jahres-2018/story/30953697
  5. a b Lucien Scherrer: Der Islam-Kritiker, der sich auch mit Linken anlegt – Kacem El Ghazzali war Koranschüler und Marxist, heute lebt er in der Schweiz und gehört zu den profiliertesten Kritikern des Islam. Das hat dem Flüchtling heftige Feindschaften eingebracht. Nicht nur von Islamisten, NZZ 29.9.17
  6. Oliver Jeges: Wir Atheisten bilden eine Parallelgesellschaft. Die Welt, 25. Februar 2013, abgerufen am 25. Februar 2013.
  7. Kacem El Ghazzali: The Time Has Come For A 'Sexual Spring' In The Arab World In: The Huffington Post, 5. Februar 2016. Abgerufen im 1. Mai 2018 
  8. Bahamut's Blog. Bahmut.blogspot.com, abgerufen am 23. November 2012.
  9. Atheists and Islam: No God, not even Allah, The Economist, 24. November 2012. Abgerufen am 23. November 2012 
  10. Launches Blogger Board – News & Analysis. CyberDissidents.org, archiviert vom Original am 1. Dezember 2012; abgerufen am 23. November 2012.
  11. Moroccan Blogger Pushes Limits – News & Analysis. CyberDissidents.org, 17. Juli 2012, archiviert vom Original am 21. August 2013; abgerufen am 23. November 2012.
  12. http://www.symposium.org/sites/default/files/47StGallenSymposium_Top40final.pdf
  13. Kacem El Ghazzali: Warum die Linke muslimische Islamkritiker lieber ausgrenzt | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. Dezember 2017, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 14. Juni 2018]).
  14. Kacem El Ghazzali: Das doppelte Spiel der Linken. In: Basler Zeitung, Basler Zeitung. 19. September 2017, ISSN 1420-3006 (bazonline.ch [abgerufen am 14. Juni 2018]).
  15. Weltwoche: Die Weltwoche | Weltwoche Online – www.weltwoche.ch: Eilmeldung:Auf der falschen Seite der Geschichte | Die Weltwoche, Ausgabe 22/2018. Abgerufen am 14. Juni 2018.
  16. Kacem El Ghazzali. Abgerufen am 14. Juni 2018 (englisch).
  17. Writer | Kacem El Ghazzali. Abgerufen am 14. Juni 2018 (englisch).
  18. www.20minuten.ch, 20 Minuten, 20 Min, www.20min.ch: Islamkritischer Ex-Muslim will die FDP aufmischen. In: 20 Minuten. (20min.ch [abgerufen am 14. Juni 2018]).
  19. iheu.org (Memento vom 10. November 2013 im Internet Archive)
  20. iheu.org
  21. International Humanist and Ethical Union – IHEU laments Human Rights Council member states who imprison “blasphemers”. In: iheu.org. Abgerufen am 12. März 2015.
  22. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 28. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fondationraifbadawi.org
  23. siehe auch Nigel Barley: Der Ball der verlorenen Seelen (Leitartikel zum Thema).