„Jürgen Ponto“ – Versionsunterschied

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Im Mai und Juni 1977 besuchte [[Susanne Albrecht]], deren Familie mit den Pontos befreundet war, die Pontos zwei mal in ihrem Haus. Diesen war nicht bekannt, dass Albrecht sich der [[Rote Armee Fraktion]] angeschlossen hatte. Auch eine Warnung durch den Staatsschutz und der Familie Albrechts, denen eine Zugehörigkeit Albrechts zur RAF bereits bekannt waren, war nicht erfolgt. Am 29. Juli vereinbarte Albrecht einen Besuch für den nächsten Tag.
Im Mai und Juni 1977 besuchte [[Susanne Albrecht]], deren Familie mit den Pontos befreundet war, die Pontos zwei mal in ihrem Haus. Diesen war nicht bekannt, dass Albrecht sich der [[Rote Armee Fraktion]] angeschlossen hatte. Auch eine Warnung durch den Staatsschutz und der Familie Albrechts, denen eine Zugehörigkeit Albrechts zur RAF bereits bekannt waren, war nicht erfolgt. Am 29. Juli vereinbarte Albrecht einen Besuch für den nächsten Tag.


Am Samstag, 30. Juli, klingelte Albrecht in Begleitung von [[Brigitte Mohnhaupt]] und [[Christian Klar]] bei den Pontos und erbat Einlass. Die drei RAF-Terroristen wurden von Ponto ins Esszimmer geführt. Als Klar Ponto unter vorgehaltener Waffe erklärte, er würde entführt, kam es zu einem Handgemenge zwischen Ponto und Klar. In der Folge gaben Klar und Mohnhaupt mehrere Schüsse auf Ponto ab, der von mehreren Kugeln in Kopf und Körper getroffen wurde. Die Attentäter flüchteten anschließend mit einem von [[Peter-Jürgen Boock]] bereitgehaltenen Fluchtwagen. Ignes Ponto hielt sich derweil im Nebenzimmer auf. Jürgen Ponto erlag wenig später in der [[Universitätsklinik Frankfurt]] seinen Verletzungen.<ref>focus.de 30. Juli 2007: [http://www.focus.de/politik/deutschland/raf/juergen-ponto_aid_68060.html „Das Killerkommando mit dem Rosenstrauß“] von Jens Bauszus, abgerufen 29. Juli 2010.</ref>
Am Samstag, 30. Juli, klingelte Albrecht in Begleitung von [[Brigitte Mohnhaupt]] und [[Christian Klar]] bei den Pontos und erbat Einlass. Die drei Mitglieder der RAF wurden von Ponto ins Esszimmer geführt. Als Klar Ponto unter vorgehaltener Waffe erklärte, er würde entführt, kam es zu einem Handgemenge zwischen Ponto und Klar. In der Folge gaben Klar und Mohnhaupt mehrere Schüsse auf Ponto ab, der von mehreren Kugeln in Kopf und Körper getroffen wurde. Die Attentäter flüchteten anschließend mit einem von [[Peter-Jürgen Boock]] bereitgehaltenen Fluchtwagen. Ignes Ponto hielt sich derweil im Nebenzimmer auf. Jürgen Ponto erlag wenig später in der [[Universitätsklinik Frankfurt]] seinen Verletzungen.<ref>focus.de 30. Juli 2007: [http://www.focus.de/politik/deutschland/raf/juergen-ponto_aid_68060.html „Das Killerkommando mit dem Rosenstrauß“] von Jens Bauszus, abgerufen 29. Juli 2010.</ref>


Erst zwei Wochen nach der Tat - deutlich länger als gewöhnlich - veröffentlicht die RAF ein wenige Zeilen langes Bekennerschreiben. In diesem erklären sie, dass sie nicht mit einem solchem Verhalten Pontos gerechnet hätten. Das Bekennerschreiben ist im Gegensatz zur normalen Vorgehen der RAF von Susanne Albrecht persönlich unterschrieben.<ref>Ralf Ahrens, Johannes Bähr: Jürgen Ponto: Bankier und Bürger. [[C.H. Beck]], 2013</ref> Bereits wenige Tage nach der Tat hatte sich durch zwei Anrufe bei [[Reuters]] eine „Befreiungsbewegung Roter Morgen“ bzw. „Aktion Roter Morgen“ zu der Tat bekannt und „die sofortige Freilassung aller politischen Kriegsgefangenen in der BRD“ gefordert. Ansonsten würden „weitere Mitglieder der Ausbeuterklasse hingerichtet.“<ref>Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler: [https://www.juergen-ponto-stiftung.de/media/projektmedien/deutscherherbst/files_14/2_2_archiv_der_gegenwart.pdf Bundesrepublik Deutschland. Terrorismus. Ermordung von Jürgen Ponto]. Archiv der Gegenwart, 05.08.1977, ohne Jahr</ref> Die Ermordung Pontos stellte nach der Ermordung von [[Siegfried Buback]] einen weiteren Teil der sogenannten [[Offensive 77]] der RAF dar, die im [[Deutscher Herbst|Deutschen Herbst]] ihren Höhepunkt erreichte.
Erst zwei Wochen nach der Tat - deutlich länger als gewöhnlich - veröffentlicht die RAF ein wenige Zeilen langes Bekennerschreiben. In diesem erklären sie, dass sie nicht mit einem solchem Verhalten Pontos gerechnet hätten. Das Bekennerschreiben ist im Gegensatz zur normalen Vorgehen der RAF von Susanne Albrecht persönlich unterschrieben.<ref>Ralf Ahrens, Johannes Bähr: Jürgen Ponto: Bankier und Bürger. [[C.H. Beck]], 2013</ref> Bereits wenige Tage nach der Tat hatte sich durch zwei Anrufe bei [[Reuters]] eine „Befreiungsbewegung Roter Morgen“ bzw. „Aktion Roter Morgen“ zu der Tat bekannt und „die sofortige Freilassung aller politischen Kriegsgefangenen in der BRD“ gefordert. Ansonsten würden „weitere Mitglieder der Ausbeuterklasse hingerichtet.“<ref>Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler: [https://www.juergen-ponto-stiftung.de/media/projektmedien/deutscherherbst/files_14/2_2_archiv_der_gegenwart.pdf Bundesrepublik Deutschland. Terrorismus. Ermordung von Jürgen Ponto]. Archiv der Gegenwart, 05.08.1977, ohne Jahr</ref> Die Ermordung Pontos stellte nach der Ermordung von [[Siegfried Buback]] einen weiteren Teil der sogenannten [[Offensive 77]] der RAF dar, die im [[Deutscher Herbst|Deutschen Herbst]] ihren Höhepunkt erreichte.
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Für die Beteiligung an dem RAF-Kommando wurden später Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar, Peter-Jürgen Boock, [[Sieglinde Hofmann]] und Susanne Albrecht wegen Mordes, Beihilfe zum Mord oder versuchter Geiselnahme und versuchtem Menschenraubs verurteilt. Später stellte sich heraus, dass Sieglinde Hoffmann entgegen dem Urteil von 1982 nicht an dem Kommando beteiligt gewesen war.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14343325.html Trick mit Krücke]. Der Spiegel, Nr. 25/1982<br/>Michael Sontheimer: [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/terrorprozesse-die-zweifelhaften-urteile-der-raf-tribunale-a-691931-7.html Terrorprozesse: Die zweifelhaften Urteile der RAF-Tribunale], Spiegel Online, 2. Mai 2010, bearbeiteter Auszug aus: Michael Sontheimer: "Natürlich kann geschossen werden". Eine kurze Geschichte der Roten Armee Fraktion. Deutsche Verlags-Anstalt, 2010</ref> Ein Verfahren gegen [[Adelheid Schulz]] wurde wegen der Verurteilung in anderen Fällen eingestellt.
Für die Beteiligung an dem RAF-Kommando wurden später Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar, Peter-Jürgen Boock, [[Sieglinde Hofmann]] und Susanne Albrecht wegen Mordes, Beihilfe zum Mord oder versuchter Geiselnahme und versuchtem Menschenraubs verurteilt. Später stellte sich heraus, dass Sieglinde Hoffmann entgegen dem Urteil von 1982 nicht an dem Kommando beteiligt gewesen war.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14343325.html Trick mit Krücke]. Der Spiegel, Nr. 25/1982<br/>Michael Sontheimer: [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/terrorprozesse-die-zweifelhaften-urteile-der-raf-tribunale-a-691931-7.html Terrorprozesse: Die zweifelhaften Urteile der RAF-Tribunale], Spiegel Online, 2. Mai 2010, bearbeiteter Auszug aus: Michael Sontheimer: "Natürlich kann geschossen werden". Eine kurze Geschichte der Roten Armee Fraktion. Deutsche Verlags-Anstalt, 2010</ref> Ein Verfahren gegen [[Adelheid Schulz]] wurde wegen der Verurteilung in anderen Fällen eingestellt.


Susanne Albrecht sagte 1991 in dem Verfahren gegen sie aus, bei der Ermordung Pontos habe es keine Gegenwehr Pontos gegeben.<ref>[http://www.rp-online.de/politik/deutschland/raf-ermordet-juergen-ponto-aid-1.2311276 RAF ermordet Jürgen Ponto], RP Online, 29. Juli 2007</ref> Im diesem Gerichtsverfahren stellte der fünfte Strafsenat des Oberlandesgerichtes Stuttgart fest, dass zwischen Ponto und den RAF-Terroristen ''kein'' Gerangel stattfand.<ref>Fünfter Strafsenat des Oberlandesgerichtes Stuttgart: 3. Juni 1991-5-StE 4/90 [Albrecht]</ref> Dies nährte Spekulationen es wäre zumindest einem Teil der Täter von Anfang an um eine Ermordung Pontos gegangen, die jedoch heute als widerlegt gelten.<ref>Vgl. Stefan Aust: Der Baader-Meinhof-Komplex. 2008, vollständig überarbeitete Auflage, S. 461 - 463; Butz Peters: Tödlicher Irrtum: die Geschichte der RAF. Fischer Taschenbuch Verlag, 2008, S. 388 - 390</ref>
Susanne Albrecht sagte 1991 als [[Kronzeuge|Kronzeugin]] in dem Verfahren gegen sie aus, bei der Ermordung Pontos habe es keine Gegenwehr Pontos gegeben.<ref>[http://www.rp-online.de/politik/deutschland/raf-ermordet-juergen-ponto-aid-1.2311276 RAF ermordet Jürgen Ponto], RP Online, 29. Juli 2007</ref> Im diesem Gerichtsverfahren stellte der fünfte Strafsenat des Oberlandesgerichtes Stuttgart fest, dass zwischen Ponto und den RAF-Terroristen ''kein'' Gerangel stattfand.<ref>Fünfter Strafsenat des Oberlandesgerichtes Stuttgart: 3. Juni 1991-5-StE 4/90 [Albrecht]</ref> Dies nährte Spekulationen es wäre zumindest einem Teil der Täter von Anfang an um eine Ermordung Pontos gegangen, die jedoch heute als widerlegt gelten.<ref>Vgl. Stefan Aust: Der Baader-Meinhof-Komplex. 2008, vollständig überarbeitete Auflage, S. 461 - 463; Butz Peters: Tödlicher Irrtum: die Geschichte der RAF. Fischer Taschenbuch Verlag, 2008, S. 388 - 390</ref>


Der Bankier hinterließ seine Frau Ignes sowie seinen Sohn Stefan und seine Tochter Corinna.<ref>stern.de / Thomas Seythal: ''[http://www.stern.de/politik/historie/:Mord-J%FCrgen-Ponto-Die-M%F6rder-Blumen/594070.html Mord an Jürgen Ponto: Die Mörder hatten Blumen dabei]'', 29. Juli 2007, Zugriff am 20. Februar 2008.</ref> Nach dem Attentat zogen diese in die USA.
Der Bankier hinterließ seine Frau Ignes sowie seinen Sohn Stefan und seine Tochter Corinna.<ref>stern.de / Thomas Seythal: ''[http://www.stern.de/politik/historie/:Mord-J%FCrgen-Ponto-Die-M%F6rder-Blumen/594070.html Mord an Jürgen Ponto: Die Mörder hatten Blumen dabei]'', 29. Juli 2007, Zugriff am 20. Februar 2008.</ref> Nach dem Attentat zogen diese in die USA.

Version vom 25. März 2015, 10:40 Uhr

Jürgen Ponto (* 17. Dezember 1923 in Bad Nauheim; † 30. Juli 1977 in Frankfurt am Main) war von 1969 bis zu seiner Ermordung Vorstandssprecher der Dresdner Bank. Er wurde bei einem Entführungsversuch von Mitgliedern der terroristischen Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) erschossen.

Leben

Ponto war ein Sohn einer Hamburger Kaufmannsfamilie; er verbrachte einige Kindheitsjahre in Ecuador, wo sein Vater Handelsgeschäfte betrieb. Er war der Neffe des Schauspielers Erich Ponto.

Im März 1942 machte er sein Abitur am Wilhelm-Gymnasium Hamburg; direkt danach wurde er zur Wehrmacht bzw. zum Kriegsdienst eingezogen. Nach einem Kriegsoffiziers-Lehrgang kam er zum Fronteinsatz im Russlandfeldzug als Panzerjäger in Süd- und Mittelrussland. Im Februar 1943 wurde er schwer verwundet. Noch vor seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst begann Ponto im April 1944 an der Universität Göttingen ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften mit den Nebenfächern Philosophie und Kunstgeschichte, das er nach dem Krieg in Hamburg fortsetzte. Während des Studiums in Hamburg schrieb er nebenbei für die „Hamburger akademische Rundschau” und spielte in Studententheatern mit.[1]

Er machte beide Staatsexamina (das zweite 1952). 1950/51 arbeitete Ponto im Rahmen seines Referendariats in der von Joachim Entzian geleiteten Rechtsabteilung der Dresdner Bank. Entzian gab Ponto eine gute Beurteilung, stellte ihn 1951 als Volontär ein und förderte ihn ab dann. 1951 studierte er an der Universität Seattle (USA); ab Februar 1952 war er wieder bei der Dresdner Bank und wurde nach dem Assessor-Examen als Mitarbeiter der Rechtsabteilung eingestellt. 1959 wurde Ponto als Chefsyndikus der Dresdner Bank AG, Hauptverwaltung Hamburg, zum Nachfolger von Entzian ernannt.[2]

In den folgenden Jahren leitete Ponto in der Dresdner Bank das Ressort Geld und Kredit. Im Juni 1969 wurde er Sprecher des Vorstands der Dresdner Bank und folgte damit auf Erich Vierhub.[3][4] Ponto, bis dahin relativ unbekannt,[4] machte die Dresdner Bank in den Jahren darauf internationaler. Z.B. eröffnete die Bank Niederlassungen in Singapur, New York, London (alle 1972), Tokio (1973), Los Angeles (1974) und Chicago (1974).[5] Sein Rat war auch in Regierungskreisen gefragt; unter anderem beriet er Helmut Schmidt, der im Mai 1974 Bundeskanzler geworden war.

Der künstlerisch interessierte Ponto gründete 1972 zusammen mit Herbert von Karajan eine Stiftung der Dresdner Bank zur Unterstützung junger Musiktalente. Außerdem rief er eine Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des deutschen Musiklebens ins Leben.[6]

Hintergründe der Ermordung

Im Mai und Juni 1977 besuchte Susanne Albrecht, deren Familie mit den Pontos befreundet war, die Pontos zwei mal in ihrem Haus. Diesen war nicht bekannt, dass Albrecht sich der Rote Armee Fraktion angeschlossen hatte. Auch eine Warnung durch den Staatsschutz und der Familie Albrechts, denen eine Zugehörigkeit Albrechts zur RAF bereits bekannt waren, war nicht erfolgt. Am 29. Juli vereinbarte Albrecht einen Besuch für den nächsten Tag.

Am Samstag, 30. Juli, klingelte Albrecht in Begleitung von Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar bei den Pontos und erbat Einlass. Die drei Mitglieder der RAF wurden von Ponto ins Esszimmer geführt. Als Klar Ponto unter vorgehaltener Waffe erklärte, er würde entführt, kam es zu einem Handgemenge zwischen Ponto und Klar. In der Folge gaben Klar und Mohnhaupt mehrere Schüsse auf Ponto ab, der von mehreren Kugeln in Kopf und Körper getroffen wurde. Die Attentäter flüchteten anschließend mit einem von Peter-Jürgen Boock bereitgehaltenen Fluchtwagen. Ignes Ponto hielt sich derweil im Nebenzimmer auf. Jürgen Ponto erlag wenig später in der Universitätsklinik Frankfurt seinen Verletzungen.[7]

Erst zwei Wochen nach der Tat - deutlich länger als gewöhnlich - veröffentlicht die RAF ein wenige Zeilen langes Bekennerschreiben. In diesem erklären sie, dass sie nicht mit einem solchem Verhalten Pontos gerechnet hätten. Das Bekennerschreiben ist im Gegensatz zur normalen Vorgehen der RAF von Susanne Albrecht persönlich unterschrieben.[8] Bereits wenige Tage nach der Tat hatte sich durch zwei Anrufe bei Reuters eine „Befreiungsbewegung Roter Morgen“ bzw. „Aktion Roter Morgen“ zu der Tat bekannt und „die sofortige Freilassung aller politischen Kriegsgefangenen in der BRD“ gefordert. Ansonsten würden „weitere Mitglieder der Ausbeuterklasse hingerichtet.“[9] Die Ermordung Pontos stellte nach der Ermordung von Siegfried Buback einen weiteren Teil der sogenannten Offensive 77 der RAF dar, die im Deutschen Herbst ihren Höhepunkt erreichte.

Für die Beteiligung an dem RAF-Kommando wurden später Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar, Peter-Jürgen Boock, Sieglinde Hofmann und Susanne Albrecht wegen Mordes, Beihilfe zum Mord oder versuchter Geiselnahme und versuchtem Menschenraubs verurteilt. Später stellte sich heraus, dass Sieglinde Hoffmann entgegen dem Urteil von 1982 nicht an dem Kommando beteiligt gewesen war.[10] Ein Verfahren gegen Adelheid Schulz wurde wegen der Verurteilung in anderen Fällen eingestellt.

Susanne Albrecht sagte 1991 als Kronzeugin in dem Verfahren gegen sie aus, bei der Ermordung Pontos habe es keine Gegenwehr Pontos gegeben.[11] Im diesem Gerichtsverfahren stellte der fünfte Strafsenat des Oberlandesgerichtes Stuttgart fest, dass zwischen Ponto und den RAF-Terroristen kein Gerangel stattfand.[12] Dies nährte Spekulationen es wäre zumindest einem Teil der Täter von Anfang an um eine Ermordung Pontos gegangen, die jedoch heute als widerlegt gelten.[13]

Der Bankier hinterließ seine Frau Ignes sowie seinen Sohn Stefan und seine Tochter Corinna.[14] Nach dem Attentat zogen diese in die USA.

Pontos Grabstätte befindet sich auf dem alten Waldfriedhof von Sensbachtal.

Zum Andenken an Jürgen Ponto wurden auf dem Oberurseler Rathausplatz ein Brunnen und in Frankfurt a. M. ein Platz in der Innenstadt nach ihm benannt; an diesem Platz steht der Silberturm (Jürgen-Ponto-Hochhaus).

Aufarbeitung des Mordes und Konflikt in der Familie Ponto

Nach dem Erscheinen des Spielfilms Der Baader Meinhof Komplex im September 2008 kritisierte Pontos Witwe die fehlende historische Authentizität bei der Darstellung der Ermordung ihres Mannes im Film. So seien die laut hörbaren Schüsse im Film in Wirklichkeit mit Schalldämpfern abgegeben worden, Ponto völlig anders als im Film gezeigt auf den Boden gestürzt, der Raum dunkel anstatt lichtdurchflutet gewesen, und sie habe während der Tat nicht auf der Terrasse gesessen, sondern sei im Nachbarraum gewesen. Ignes Ponto strengte deswegen eine Klage gegen die Produktionsfirma Constantin Film an, um zu erreichen, dass die Szene nicht mehr gezeigt werden darf.[15] Zuvor hatte sie aus Protest gegen den Film ihr Bundesverdienstkreuz an den damaligen Bundespräsident Horst Köhler zurückgeschickt.[16] Die Zivilkammer des Kölner Landgerichts wies ihre Klage im Januar 2009 ab und stellte fest, dass ihre Persönlichkeitsrechte durch den Film nicht verletzt würden, durch die Szene weder das Lebensbild Pontos verfälscht noch seine Person entwürdigt werde und die kritisierte Szene im Film auch durch das Grundrecht auf Kunstfreiheit gedeckt sei.[17]

In dem 2011 erschienenen Buch Patentöchter, das Julia Albrecht, die Schwester von Susanne Albrecht, und Corinna Ponto, die Tochter Jürgen Pontos, gemeinsam verfasst haben, thematisieren die Autorinnen den Mord an Ponto und mit die Rolle der beiden Familien. Zu diesem Buch nahm Stefan Ponto, der Sohn von Jürgen Ponto, 2014 in einem Spiegel-Interview sehr kritisch Stellung. Er nannte es ein „unerträgliches Buch“ und konstatierte: „Ich sehe unser Verhältnis [sein Verhältnis zu seiner Mutter und seiner Schwester] als nicht reparabel an.“[18]

Veröffentlichungen

  • Strukturprobleme der Kapitalmärkte in internationaler Sicht. 1968.
  • Die Rolle der Banken in der Welt von morgen. 1970.
  • Banken und Staat im Konflikt. In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen. 1973.
  • Wirtschaft auf dem Prüfstand. 1975.
  • Mut zur Freiheit. 1977.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Ralf Ahrens und Johannes Bähr: Jürgen Ponto 1923-1977. In: Hans Pohl (Hrsg.), Deutsche Bankiers des 20. Jahrhunderts, 2007, ISBN 978-3515089548: [1] (Seite 10)
  2. Dresdner Bank AG (Hrsg.): Jürgen Ponto: Kurzbiographie (PDF-Datei; 791 kB). Eugen-Gutmann-Gesellschaft e.V., Historisches Archiv der Dresdner Bank. (abgerufen am 16. Januar 2011.)
  3. Der Spiegel 50/1968: Ponto Nummer 2
  4. a b Die Zeit 22/1969: Ein Vorstand nahm seinen Abschied
  5. [2] (Seite 16)
  6. [3] (Seite 21)
  7. focus.de 30. Juli 2007: „Das Killerkommando mit dem Rosenstrauß“ von Jens Bauszus, abgerufen 29. Juli 2010.
  8. Ralf Ahrens, Johannes Bähr: Jürgen Ponto: Bankier und Bürger. C.H. Beck, 2013
  9. Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler: Bundesrepublik Deutschland. Terrorismus. Ermordung von Jürgen Ponto. Archiv der Gegenwart, 05.08.1977, ohne Jahr
  10. Trick mit Krücke. Der Spiegel, Nr. 25/1982
    Michael Sontheimer: Terrorprozesse: Die zweifelhaften Urteile der RAF-Tribunale, Spiegel Online, 2. Mai 2010, bearbeiteter Auszug aus: Michael Sontheimer: "Natürlich kann geschossen werden". Eine kurze Geschichte der Roten Armee Fraktion. Deutsche Verlags-Anstalt, 2010
  11. RAF ermordet Jürgen Ponto, RP Online, 29. Juli 2007
  12. Fünfter Strafsenat des Oberlandesgerichtes Stuttgart: 3. Juni 1991-5-StE 4/90 [Albrecht]
  13. Vgl. Stefan Aust: Der Baader-Meinhof-Komplex. 2008, vollständig überarbeitete Auflage, S. 461 - 463; Butz Peters: Tödlicher Irrtum: die Geschichte der RAF. Fischer Taschenbuch Verlag, 2008, S. 388 - 390
  14. stern.de / Thomas Seythal: Mord an Jürgen Ponto: Die Mörder hatten Blumen dabei, 29. Juli 2007, Zugriff am 20. Februar 2008.
  15. Ponto-Witwe geht gerichtlich gegen RAF-Kinofilm vor 1. November 2008.
  16. Ponto-Witwe gibt Verdienstkreuz zurück 7. Oktober 2008.
  17. Ponto-Witwe scheitert mit Klage gegen RAF-Film 9. Januar 2009.
  18. "Die wahre Tragödie meines Lebens". In: Der Spiegel 25 / 16. Juni 2014, S. 118-121.
  19. www.kiwi-verlag.de
  20. Rezension von Christopher Kopper