„Allantois“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Anfang einer Überarbeitung und Berichtigung
Vorlage grcS, nbsp
 
(43 dazwischenliegende Versionen von 31 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Chicken egg diagram.svg|mini|upright=2|Hühnerei in seinem neunten Tag der Entwicklung|lang=de]]
[[Bild:Catfetus1.jpg|thumb|300px|Eröffnete Gebärmutter einer Katze mit einem Fötus in der Mitte der [[Trächtigkeit]]. 1 Nabel, 2 Amnion, '''3 Allantois''', 4 Dottersack, 5 sich entwickelndes Randhämatom, 6 mütterlicher Teil der Plazenta.]]
'''Allantois''' ({{grcS|ἀλλαντοειδής|allantoeidḗs|de=wurstförmig}}, von {{lang|grc|ἀλλᾶς|allás|de=Wurst}}) wird die embryonale [[Harnblase]] bei [[Reptilien]], [[Vögel]]n und [[Säugetiere]]n genannt. Sie ist eine Ausstülpung des embryonalen Enddarms und dient unter anderem zur Aufbewahrung des Oxidationswassers und anderer Stoffwechselendprodukte. Die Allantois ist häufig mit [[Blutgefäß]]en durchzogen.


== Mensch und andere Säugetiere ==
'''Allantois''' (gr. ''ho allás'', ''allántos'': „Die Wurstförmige“) wird der embryonale [[Harnblase]] bei [[Kriechtiere]]n, [[Vögel]]n und [[Säugetiere]]n genannt. Sie ist eine Ausstülpung des embryonalen Enddarms und dient unter anderem zur Aufbewahrung des Oxidationswassers und anderer Stoffwechselendprodukte. Die Allantois ist mit Blutgefäßen durchzogen.
{{Anker|Haftstiel|body stalk}}
Die Allantois entsteht beim Menschen am 16. Tag nach der Zeugung aus dem [[Hypoblast]]en und ist normalerweise nur vorübergehend existent. Sie erstreckt sich zunächst als ''Allantoisdivertikel'' in das extraembryonale [[Mesoderm]] des Haftstiels (engl. ''body stalk'') – die spätere Nabelschnur des Embryos hinein. Das Allantoisdivertikel vergrößert sich beim menschlichen Embryo kaum und verschließt sich zum [[Urachus]]. Bildet sich beim Menschen die Allantois nicht vollständig zurück, dann kann eine Urachusfistel zurückbleiben, die eine vollständige Verbindung zwischen Blase und Nabel herstellt.


Bei den meisten anderen Säugetieren wird das Allantoisdivertikel von einem großen Sack mesodermaler Herkunft umgeben, der Allantois, welche in der [[Chorion]]höhle liegt und die gesamte [[Amnion]]höhle (z. B. [[Raubtiere]], [[Pferde]]) oder nur einen Teil (z. B. [[Paarhufer]]) davon umgibt. Die Allantois bildet durch ihre Verbindung mit dem Chorion (''Allantochorion'') die [[Plazenta]] mit.
==Mensch und andere Säugetiere==


== Vögel ==
Die Allantois entsteht beim Menschen am 16. Tag nach der Zeugung und ist normalerweise nur vorübergehend existent. Sie erstreckt sich zunächst als Allantoisdivertikel in den Haftstiel, die spätere Nabelschnur des Embryos hinein. Bildet sich beim Menschen die Allantois nicht vollständig zurück, dann kann eine [[Urachus]]fistel zurückbleiben, die eine vollständige Verbindung zwischen Blase und Nabel herstellt. Auch bei den meisten anderen Säugetieren wird die Allantois durch das Vorhandensein einer [[Plazenta]] weitgehend funktionslos. Lediglich bei den Embryonen der [[Kloakentiere]] ist einen funktionierende Allantois unabdingbar.
Beim Haushuhn ist die Allantois nach fünf Tagen Brutdauer schon etwa so groß wie der Embryo und hat schon das [[Amnion]] durchstoßen. Sie wächst dann im Ei in Richtung Luftkammer und tritt mit dieser in Kontakt. Danach läuft der Gasaustausch zwischen dem Embryo und der Umgebung des Eis in erheblichem Maße über die Allantois. Das Wachstum geht weiter und die Allantois berührt kurz vor Schlupf des Kükens innen fast die gesamte Eioberfläche. In diesem Stadium trägt die Allantois außerdem zum Abbau des für den Knochenaufbau nötigen [[Calcium]]s aus der Schale bei. Dieser Vorgang wird vermittelt durch das ausgeatmete [[Kohlenstoffdioxid]] und die Feuchtigkeit in der Schale. Beim Schlupf wird die Allantois zerstört und der noch übrig gebliebene Inhalt benässt das Küken zusammen mit der restlichen Flüssigkeit aus dem Amnion ([[Fruchtwasser]]).


==Vögel==
== Reptilien ==
Die Verhältnisse bei Reptilien sind ähnlich denen der Vögel. Bei einigen Arten, beispielsweise bei den lebendgebärenden [[Seeschlangen]] der Gattung ''Enhydrina'', erfüllt die Allantois die Funktion einer Plazenta (allantoide Plazenta).


== Quellen ==
Beim Haushuhn ist die Allantois nach fünf Tagen Brutdauer schon etwa so groß wie der Embryo und hat schon das [[Amnion]] durchstoßen. Sie wächt dann im Ei in Richtung Luftkammer und tritt mit dieser in Kontakt. Danach läuft der Gasaustausch zwischen dem Embryo und der Umgebung des Eis in erheblichem Maße über die Allantois. Das Wachstum geht weiter und die Allantois berührt kurz vor Schlupf des Kükens innen fast die gesamte Eioberfläche. In diesem Stadium trägt die Allantois außerdem zum Abbau des für den Knochenaufbau nötigen [[Calcium]]s aus der Schale bei. Dieser Vorgang wird vermittelt durch das ausgeatmete [[Kohlendioxid]] und die Feuchtigkeit in der Schale. Beim Schlupf wird die Allantois zerstört und der noch übrig gebliebene Inhalt benässt das Küken zusammen mit der restlichen Flüssigkeit aus dem Amnion ([[Fruchtwasser]]).
* P. Fioroni: ''Allgemeine und vergleichende Embryologie der Tiere.'' Springer, Berlin 1992.
* T. Schiebler u. a. (Hrsgb.): ''Anatomie.'' 6. Auflage. Springer, Berlin, 1995.
* Detlev Drenckhahn (Hrsg.): ''Benninghoff, Anatomie''. Band 1, 17. Auflage. Urban & Fischer-Verlag, 2008, ISBN 978-3-437-42342-0, S. 228.
* Monika Kressin, Bertram Schnorr: ''Embryologie der Haustiere.'' 5. Auflage. Enke-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-8304-1061-1.


[[Kategorie:Fruchtblase]]
==Reptilien==

Die Verhältnisse bei Reptilien sind ähnlich denen der Vögel. Bei einigen Arten, beispielsweise bei den [[Seeschlangen]] (Enhydrina), erfüllt die Allantois die Funktion einer Plazenta (Allantoide Plazenta).

==Quellen==

Fioroni P: Allgemeine und vergleichende Embryologie der Tiere. Springer Berlin 1992.

Schiebler T, Schmidt H, Zilles K (Hrsgb.): Anatomie (6. Auflage). Springer Berlin 1995.

[[Kategorie:Embryologie]]

[[en:Allantois]]
[[fr:Allantoïde]]
[[pl:Omocznia]]
[[ru:Аллантоис]]
[[sv:Allantois]]

Aktuelle Version vom 15. März 2024, 15:25 Uhr

Hühnerei in seinem neunten Tag der Entwicklung

Allantois (altgriechisch ἀλλαντοειδής allantoeidḗs, deutsch ‚wurstförmig‘, von ἀλλᾶς allás, deutsch ‚Wurst‘) wird die embryonale Harnblase bei Reptilien, Vögeln und Säugetieren genannt. Sie ist eine Ausstülpung des embryonalen Enddarms und dient unter anderem zur Aufbewahrung des Oxidationswassers und anderer Stoffwechselendprodukte. Die Allantois ist häufig mit Blutgefäßen durchzogen.

Mensch und andere Säugetiere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Allantois entsteht beim Menschen am 16. Tag nach der Zeugung aus dem Hypoblasten und ist normalerweise nur vorübergehend existent. Sie erstreckt sich zunächst als Allantoisdivertikel in das extraembryonale Mesoderm des Haftstiels (engl. body stalk) – die spätere Nabelschnur des Embryos – hinein. Das Allantoisdivertikel vergrößert sich beim menschlichen Embryo kaum und verschließt sich zum Urachus. Bildet sich beim Menschen die Allantois nicht vollständig zurück, dann kann eine Urachusfistel zurückbleiben, die eine vollständige Verbindung zwischen Blase und Nabel herstellt.

Bei den meisten anderen Säugetieren wird das Allantoisdivertikel von einem großen Sack mesodermaler Herkunft umgeben, der Allantois, welche in der Chorionhöhle liegt und die gesamte Amnionhöhle (z. B. Raubtiere, Pferde) oder nur einen Teil (z. B. Paarhufer) davon umgibt. Die Allantois bildet durch ihre Verbindung mit dem Chorion (Allantochorion) die Plazenta mit.

Beim Haushuhn ist die Allantois nach fünf Tagen Brutdauer schon etwa so groß wie der Embryo und hat schon das Amnion durchstoßen. Sie wächst dann im Ei in Richtung Luftkammer und tritt mit dieser in Kontakt. Danach läuft der Gasaustausch zwischen dem Embryo und der Umgebung des Eis in erheblichem Maße über die Allantois. Das Wachstum geht weiter und die Allantois berührt kurz vor Schlupf des Kükens innen fast die gesamte Eioberfläche. In diesem Stadium trägt die Allantois außerdem zum Abbau des für den Knochenaufbau nötigen Calciums aus der Schale bei. Dieser Vorgang wird vermittelt durch das ausgeatmete Kohlenstoffdioxid und die Feuchtigkeit in der Schale. Beim Schlupf wird die Allantois zerstört und der noch übrig gebliebene Inhalt benässt das Küken zusammen mit der restlichen Flüssigkeit aus dem Amnion (Fruchtwasser).

Die Verhältnisse bei Reptilien sind ähnlich denen der Vögel. Bei einigen Arten, beispielsweise bei den lebendgebärenden Seeschlangen der Gattung Enhydrina, erfüllt die Allantois die Funktion einer Plazenta (allantoide Plazenta).

  • P. Fioroni: Allgemeine und vergleichende Embryologie der Tiere. Springer, Berlin 1992.
  • T. Schiebler u. a. (Hrsgb.): Anatomie. 6. Auflage. Springer, Berlin, 1995.
  • Detlev Drenckhahn (Hrsg.): Benninghoff, Anatomie. Band 1, 17. Auflage. Urban & Fischer-Verlag, 2008, ISBN 978-3-437-42342-0, S. 228.
  • Monika Kressin, Bertram Schnorr: Embryologie der Haustiere. 5. Auflage. Enke-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-8304-1061-1.