„Achtheit von Hermopolis“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Hieroglyphen
Die '''Achtheit von Hermopolis''' ist eine [[Altes Ägypten|altägyptische]] [[Mythologie|Götterlehre]], die in [[Hermopolis Magna]] entwickelt wurde.
|TITEL = Achtheit
|NAME = <hiero>Z1*Z1*Z1*Z1:Z1*Z1*Z1*Z1-M17-M17-G43</hiero>
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Die in [[Hermopolis Magna]] entwickelte [[Altes Ägypten|altägyptische]] Götterlehre der '''Achtheit von Hermopolis''' ist erstmals in der [[26. Dynastie|Saïtenzeit]] belegt. Im Gegensatz zur „[[Neunheit von Heliopolis]]“ repräsentiert die Achtheit die [[Kosmogonie]] vor der Entstehung der Welt. Die vier Urgötterpaare beschreiben daher den [[Universum|kosmischen]] Zustand vor der weltlichen [[Schöpfung]].


== Mythologie ==
== Mythologie ==
[[Datei:Dendera Deckenrelief 02 d.jpg|miniatur|Achtheit auf Deckenrelief im Tempel von Dendera.]]
Die Götterlehre besagt, dass vor der [[Kosmologie|Entstehung der Welt]] acht [[Liste ägyptischer Götter|Götter]] herrschten. Die Urgötterpaare beschreiben den vorweltlichen, vorschöpferischen Zustand. Sie repräsentieren die Urkräfte des [[Chaos (Mythologie)|Chaos]]:
In das [[Mittleres Reich|Mittlere Reich]] datiert eine Erklärung der früheren mythologischen Verbindungen: „[[Schu]] ist umhüllt mit dem Lebenshauch der Kehle des [[Benu]] am Tag, als [[Atum]] entstand in [[Heh]], [[Nun (ägyptische Mythologie)|Nun]], [[Kek]] und [[Tenemu]].“ Die neu entstandene Götterlehre besagt, dass vor der Entstehung der Welt acht [[Liste ägyptischer Götter|Götter]] herrschten:
#[[Nun (Ägyptische Mythologie)|Nun]] und [[Naunet]] (seine Gattin) stehen für das Urgewässer und für den Urozean (Das Element, das zeugt und gebiert);

#[[Hah (Ägyptische Mythologie)|Huh]] und [[Hauhet]] für den ewigen Raum, für die Endlosigkeit und für die Unendlichkeit (Die Urzeit, der Hauch und die Liebe des Schaffens, das schöpferische Verlangen);
#[[Kuk (Ägyptische Mythologie)|Kuk]] und [[Kauket]] für die Urfinsternis (Vor Erschaffung der Gestirne, der Urraum, der als Mann das Helle schafft und als Frau die Nacht und so den Tag gebiert);
#[[Nun (ägyptische Mythologie)|Nun]] und [[Naunet]] stehen für das Urgewässer und für den Urozean (Das Element, das zeugt und gebiert);
#[[Tenem]] und [[Tenemet]] für die Weglosigkeit (Der kosmische Niederschlag, der sich zeugend und kreisend aus dem Urwasser absetzt).
#[[Heh]] und [[Hehet]] für den ewigen Raum, für die Endlosigkeit und für die Unendlichkeit (Die Urzeit, der Hauch und die Liebe des Schaffens, das schöpferische Verlangen);
#[[Kek]] und [[Keket]] für die Urfinsternis (Vor Erschaffung der Gestirne, der Urraum, der als Mann das Helle schafft und als Frau die Nacht und so den Tag gebiert);
#[[Tenem]] und [[Tenemu]] für die Weglosigkeit (Der kosmische Niederschlag, der sich zeugend und kreisend aus dem Urwasser absetzt).


Das letzte Paar wird häufig ersetzt durch
Das letzte Paar wird häufig ersetzt durch
#[[Niau (Ägyptische Mythologie)|Niau]] und [[Niaut]], die Leere;
#[[Niau (ägyptische Mythologie)|Niau]] und [[Niaut]], die Leere;
#[[Gereh]] und [[Gerhet]], der Mangel; und im [[Neues Reich|Neuen Reich]] durch
#Gereh und [[Gerhet]], der Mangel; und im [[Neues Reich|Neuen Reich]] durch
#[[Amun (Ägyptische Mythologie)|Amun]] und [[Amaunet]] für die Unsichtbarkeit, für die Verborgenheit, für das Verborgen- und Geheimsein (die [[Luft]]).
#[[Amun]] und [[Amaunet]] für die Unsichtbarkeit, für die Verborgenheit, für das Verborgen- und Geheimsein (die [[Luft]]).


Die männlichen Wesen werden in menschlicher Gestalt mit [[Froschlurche|Froschköpfen]], die weiblichen Wesen mit [[Schlangen]]köpfen dargestellt.<ref>Altenmüller: ''LÄ I.'' Sp. 56.</ref>
== Besonderheit ==
Das Besondere an Nun ist, dass er zu den anderen drei Götterpaaren etwas Konkretes darstellt. Die drei anderen Götterpaare sind Eigenschaften des ersten und ältesten der Acht Urgötter. Die Quellen besagen, dass die Sonne nicht vor dem Nungewässer war und zudem aus diesem entstiegen ist.


== Der Sonnengott Re als Sohn der Achtheit ==
Die männlichen Götter wurden als [[Froschlurche|Frösche]] dargestellt, die weiblichen als [[Schlangen]], mitunter werden alle acht als [[Affen]] symbolisiert, die einer aufgehenden Sonne als einem Symbol der Weltentstehung entgegenblicken.
Der [[Sonnengott]] [[Re (ägyptische Mythologie)|Re]] wurde gemäß der Lehre aus Hermopolis durch die Achtheit geboren, die entsprechend im [[Demotische Literatur|demotischen]] [[Papyrus]] „[[Die Heimkehr der Göttin]]“ als „seine Väter“ beschrieben werden. Die Hauptkultstätte der Achtheit lag in Hermopolis, eine weitere westlich von [[Theben (Ägypten)|Theben]] in einem kleinen Tempel bei [[Medinet Habu]].


Als Schöpfer der acht Urgötter gilt nach der hermopolitanischen Lehre der Sonnengott [[Schepsi]].<ref>Altenmüller: ''LÄ I.'' Sp. 57.</ref>
== Kultstätten ==
Die Hauptkultstätte der Achtheit lag in Hermopolis, eine weitere westlich von [[Theben (Ägypten)|Theben]] in einem kleinen Tempel bei [[Medinet Habu]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* {{LÄ|I|56|57|Achtheit|[[Hartwig Altenmüller]]}}
*[[Hartwig Altenmüller]]: ''Achtheit''. In: ''Lexikon der Ägyptologie''. Bd. 1, Wiesbaden 1975, Spalte 56–57
*Hans Bonnet: ''Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte''. 3. Aufl., Berlin 2000, S. 5–6, ISBN 978-3-937872-08-7
* [[Hans Bonnet (Ägyptologe)|Hans Bonnet]]: ''Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte.'' 3. unveränderte Auflage. Nikol, Berlin 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 5–6.
*[[Kurt Sethe]]: ''Amun und die Acht Urgötter von Hermopolis'', 1929
* [[Kurt Sethe]]: ''Amun und die Acht Urgötter von Hermopolis. Eine Untersuchung über Ursprung und Wesen des ägyptischen Götterkönigs'' (= ''Abhandlungen der Preussischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse.'' Jahrgang 1929, Nr. 4, {{ZDB|2551975-X}}). de Gruyter, Berlin 1929.

== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Ägyptische Mythologie]]
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[[ca:Llista de personatges de la mitologia egípcia#O]]
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[[el:Ογδοάδα της Ερμούπολης]]
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Aktuelle Version vom 5. November 2020, 12:40 Uhr

Achtheit in Hieroglyphen
Z1 Z1 Z1 Z1
Z1 Z1 Z1 Z1
M17M17G43

Chemenyu
Ḫmnyw
Die Achtheit

Die in Hermopolis Magna entwickelte altägyptische Götterlehre der Achtheit von Hermopolis ist erstmals in der Saïtenzeit belegt. Im Gegensatz zur „Neunheit von Heliopolis“ repräsentiert die Achtheit die Kosmogonie vor der Entstehung der Welt. Die vier Urgötterpaare beschreiben daher den kosmischen Zustand vor der weltlichen Schöpfung.

Achtheit auf Deckenrelief im Tempel von Dendera.

In das Mittlere Reich datiert eine Erklärung der früheren mythologischen Verbindungen: „Schu ist umhüllt mit dem Lebenshauch der Kehle des Benu am Tag, als Atum entstand in Heh, Nun, Kek und Tenemu.“ Die neu entstandene Götterlehre besagt, dass vor der Entstehung der Welt acht Götter herrschten:

  1. Nun und Naunet stehen für das Urgewässer und für den Urozean (Das Element, das zeugt und gebiert);
  2. Heh und Hehet für den ewigen Raum, für die Endlosigkeit und für die Unendlichkeit (Die Urzeit, der Hauch und die Liebe des Schaffens, das schöpferische Verlangen);
  3. Kek und Keket für die Urfinsternis (Vor Erschaffung der Gestirne, der Urraum, der als Mann das Helle schafft und als Frau die Nacht und so den Tag gebiert);
  4. Tenem und Tenemu für die Weglosigkeit (Der kosmische Niederschlag, der sich zeugend und kreisend aus dem Urwasser absetzt).

Das letzte Paar wird häufig ersetzt durch

  1. Niau und Niaut, die Leere;
  2. Gereh und Gerhet, der Mangel; und im Neuen Reich durch
  3. Amun und Amaunet für die Unsichtbarkeit, für die Verborgenheit, für das Verborgen- und Geheimsein (die Luft).

Die männlichen Wesen werden in menschlicher Gestalt mit Froschköpfen, die weiblichen Wesen mit Schlangenköpfen dargestellt.[1]

Der Sonnengott Re als Sohn der Achtheit

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Der Sonnengott Re wurde gemäß der Lehre aus Hermopolis durch die Achtheit geboren, die entsprechend im demotischen PapyrusDie Heimkehr der Göttin“ als „seine Väter“ beschrieben werden. Die Hauptkultstätte der Achtheit lag in Hermopolis, eine weitere westlich von Theben in einem kleinen Tempel bei Medinet Habu.

Als Schöpfer der acht Urgötter gilt nach der hermopolitanischen Lehre der Sonnengott Schepsi.[2]

  • Hartwig Altenmüller: Achtheit. In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie (LÄ). Band I, Harrassowitz, Wiesbaden 1975, ISBN 3-447-01670-1, Sp. 56–57.
  • Hans Bonnet: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränderte Auflage. Nikol, Berlin 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 5–6.
  • Kurt Sethe: Amun und die Acht Urgötter von Hermopolis. Eine Untersuchung über Ursprung und Wesen des ägyptischen Götterkönigs (= Abhandlungen der Preussischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Jahrgang 1929, Nr. 4, ZDB-ID 2551975-X). de Gruyter, Berlin 1929.

Einzelnachweise

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  1. Altenmüller: LÄ I. Sp. 56.
  2. Altenmüller: LÄ I. Sp. 57.