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Panther KF51 und EMBT Hochmodern, präzise und stark geschützt: Zwei neue deutsche Kampfpanzer sollen Putin Paroli bieten

Zwei Konzepte , die zur richtigen Zeit kommen
Zwei Konzepte , die zur richtigen Zeit kommen
© PR
Vor dem Hintergrund der Ukraine-Invasion wird aufgerüstet. Gleich zwei neue Kampfpanzer aus Deutschland stehen bereit. Das dürfte auch das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt MGCS vor Probleme stellen.

Noch vor Kurzem dachte man, im westeuropäischen Panzerbau würde irgendwann in eher ferner Zukunft das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt Main Ground Combat System (MGCS) gebaut und bis dahin müsse man sich mit Auf- und Umrüstungen der vorhandenen Kampfpanzer durchhangeln. Doch auf der Rüstungsmesse Eurosatory standen dann doch zwei ausgewachsene neue Kampfpanzer, der Panther KF51 von Rheinmetall und der Enhanced Main Battle Tank (EMBT) von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter.

Der neue Panther 

Die größte Aufmerksamkeit erhielt der Panther KF51 – was zum Teil dem umstrittenen Traditionsnamen geschuldet ist. Zum anderen, weil der Panther recht vollständig auf der Messe stand, während der EMBT noch auf seinen größten Eyecatcher, die Hauptwaffe, verzichten musste. Auf dem Fachportal "ESUT – Europäische Sicherheit und Technik" werden beide Konzepte ausführlich nebeneinandergestellt.

Zentrale Neuentwicklung des Panthers ist der Geschützturm. Er trägt das Future Gun System (FGS) mit einer 130 mm/L52-Glattrohr-Kanone. Diese Waffe wird erstmals für einen deutschen Panzer vollautomatisch geladen – der bisherige Ladeschütze entfällt. Im Vergleich zu den 120-mm-Kanonen soll die 130-mm-Kanone um 50 Prozent wirksamer sein. Das größere Kaliber geht mit einem kleinen Munitionsvorrat einher. Der Lader fasst 20 Schuss – dazu können weitere zehn im Panzer mitgeführt werden. Im Vergleich zu früheren Modellen ist das wenig, doch die Panzer der Zukunft arbeiten präziser. Jeder Schuss soll ein Ziel vernichten.

Sensoren, Zielerfassung und Elektronik werden von einem Bussystem nach Standard NATO Generic Vehicle Architecture (NGVA) zusammengeführt, jedes Besatzungsmitglied hat von seinem Platz vollen Zugriff auf die Funktionen. Interessant ist die Größe der Besatzung. Der Panther kann von drei Personen bedient werden, doch es ist Raum für eine vierte Person vorgesehen. Sie könnte die Steuerung von Flugdrohnen, Loitering Munition oder auch von einem unbemannten Begleitpanzer übernehmen. Bei der Abwehr fällt das Top Attack Protection System (TAPS) auf, dass auch Anti-Panzerraketen abwehren kann, die von oben angreifen. Die Wanne ist weniger revolutionär, sie übernimmt im wesentlichen Elemente des Leopard 2.

EMBT mit 140-mm-Kanone 

Krauss-Maffei Wegmann und Nexter haben den Enhanced Main Battle Tank (EMBT) vorgestellt. Einen reinen Demonstrator und keinen Prototypen. Auch die Wanne des EMBT baut auf dem Leopard auf, ganz neu ist der Turm. Auch hier besteht die Besatzung aus vier Personen. Einer davon ist ein System-Operator. Interessant ist, dass beide Modelle nicht den Weg des T-14 Armata mit einer dreiköpfigen Besatzung gehen. Zwar sind beide Panzer auch auf den Einsatz von KI ausgelegt, aber offenkundig rechnen die Hersteller nicht damit, dass zentrale Steuerfunktionen der Panzer in naher Zukunft ohne menschliches Zutun von der KI übernommen werden.

Auf der Messe wurde der EMBT mit einer 120-mm-Glattrohrkanone und einer 30-mm-Waffenstation auf dem Turm gezeigt. Der Turm ist aber auch darauf ausgelegt, die neue 140-mm-Bordkanone Ascalon von Nexter aufzunehmen. ESUT schreibt, dass der Einbau der 140-mm-Waffenanlage nicht vor 2025 geschehen wird. Vermutlich wird dafür auch der Turm angepasst. Das Fahrwerk wurde komplett auf Drive by Wire vorbereitet, Grundvoraussetzung für eine vollautomatische Steuerung.

Rüstungsschub durch den Krieg in der Ukraine

Beide Panzer sind Konzepte und kein fertiges Produkt, bis zur Serie wird man Veränderungen erleben. Da es sich um Industrie- und nicht um Staatsentwicklungen handelt, werden die Kunden maßgeblichen Einfluss nehmen. Doch eines ist jetzt schon gewiss: Beide Panzer werden weit schneller zur Verfügung stehen als das europäische Prestigeprojekt Main Ground Combat System (MGCS). Insbesondere der Panther könnte, wenn es dann ernsthafte Kunden gibt, relativ schnell in Produktion gehen. Und danach sieht es aus. Der Angriff auf die Ukraine verstärkt den Bedarf, zeitnah moderne Panzer zu beschaffen. Zum einen spüren alle Länder die Bedrohung durch Russland, zum anderen leeren einige Staaten ihre Magazine, um Kiew mit Kampfpanzern zu unterstützen, und sie werden die Lücken schnell auffüllen wollen. Sollte der Krieg in der Ukraine in der jetzigen Heftigkeit länger andauern, wird sich die Situation weiter verschärfen. Es fragt sich nur, wo das Main-Ground-Combat-System dann bleibt. Staaten, die in den nächsten Jahren auf einen neuen Kampfpanzer updaten, werden diese Panzer kaum kurz darauf in Rente schicken, um ein neues System zu erwerben.

Vom Konzept her bleiben beide Modelle weit bodenständiger als Putins Armata – das Fahrwerk entspricht einem optimierten Leopard 2 und vor allem wird die Besatzung nicht in einem separaten Schutzmodul untergebracht. Beide Modelle folgen nicht dem Gedanken eines technischen "Wünsch dir was!" – sie setzen auf realistischen Innovationen, die schnell in die Serie gebracht werden können.

Quelle: ESUT - Wettstreit mit neuen Kampfpanzerkonzepten - Gerhard Heiming

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