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Moore könnten eine wichtige Rolle beim Klimaschutz spielen. Stattdessen wurden sie über Jahrzehnte ausgetrocknet. Besuch bei einem, der um ihre Rückkehr kämpft

Moore könnten eine wichtige Rolle beim Klimaschutz spielen. Stattdessen wurden sie über Jahrzehnte ausgetrocknet. Besuch bei einem, der um ihre Rückkehr kämpft

Damit Moore dem Klima und vielen speziellen Tier- und Pflanzenarten helfen können, werden sie in kleinen Projekten wiedervernässt. Das ist extrem aufwendig. Experten sagen: Es lohnt sich trotzdem.

Esther Widmann (Text), Karin Hofer (Bilder)
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Wer durch das Tal von Les Ponts-de-Martel fährt, zwischen Neuenburg und Le Locle, vorbei an flachen Feldern und gemähten Wiesen, der ahnt nicht, dass dies alles einmal ein Moor war. Heute ist das nur in einem kleinen Bereich erkennbar, durch den auch ein Torflehrpfad führt. An einem Sommertag kann es sein, dass einem auf dem Weg ältere Damen mit Rollator entgegenkommen.

Bastien Amez-Droz hat nichts gegen ältere Damen oder Menschen mit Rollator, im Gegenteil, er freut sich über die Besucher. Er will einfach nur erklären, dass die hier zu besichtigende Landschaft keineswegs im Idealzustand ist, wenn er sagt: «Wenn das Moor gesund wäre, könnten wir hier nicht ohne Gummistiefel laufen.»

Amez-Droz ist Moorexperte bei der Naturschutzorganisation Pro Natura. Er trägt Gummistiefel. Denn er kennt auch Stellen, an denen das Moor so ist, wie es sein soll. Dort muss man aufpassen, wo man hintritt. Der Boden unter den Füssen ist nicht fest. Sein Wassergehalt ist höher als der von Milch.

Dass das aber eben nur an wenigen Stellen noch der Fall ist, das ist ein Problem. Es verlieren nicht nur zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum, den einzigen, in dem sie existieren können. Das Moor gibt dann auch CO2 ab und befeuert so die Erderwärmung.

In diesem Sommer drängt sich der Klimawandel mit Extremtemperaturen und Dürre in Europa mit Macht ins Bewusstsein der Menschen. Und Wissenschafter zeigen seit Jahren auf die Moore, den CO2-Ausstoss durch ihre Zerstörung – und ihr Potenzial, das Treibhausgas aus der Atmosphäre zu entfernen.

Bastien Amez-Droz ist Moorexperte der Naturschutzorganisation Pro Natura. Er plant und begleitet Renaturierungsprojekte wie hier Les Pontins auf 1100 Metern Höhe im Kanton Bern.

Hochmoore sind nährstoffarme, extreme Lebensräume

Es gibt keine einheitliche Definition dafür, was ein Moor ist – was auch daran liegt, dass es viele unterschiedliche Formen haben kann. In Deutschland und anderen Ländern wird es am Torf festgemacht, in der Schweiz an der Vegetation. Auf jeden Fall kann man vereinfacht sagen: In einem Moor ist der Boden dauerhaft mit Wasser gesättigt. Dadurch zersetzen sich organische Substanzen wie Pflanzenteile nicht vollständig, sondern lagern sich als Torf ab, ein Meter in tausend Jahren. Man unterscheidet Hochmoore und Flachmoore (in Deutschland Niedermoore genannt).

Flachmoore speisen sich aus dem Grundwasser oder zum Beispiel einer Quelle, Hochmoore hingegen aus den Niederschlägen. Diese sind anders als Grundwasser sehr nährstoffarm. Ein Hochmoor, wie es Les Ponts-de-Martel einst war, ist deshalb ein extremer Lebensraum. Nur sehr angepasste Spezialisten können hier überleben. Man kann den Satz auch umdrehen: Nur hier können angepasste Spezialisten überleben. Sie brauchen das Moor.

Sie, das sind Pflanzen wie das Schmalblättrige Wollgras, mit dünnen grünen Halmen, dessen befruchtete Blüten aussehen wie Wattebäusche. Wenn es dem Moor gutgeht, sieht man dann nur eine Fläche aus fluffigem Weiss. Es sind Pflanzen wie der Rundblättrige Sonnentau, so klein, dass man ihn leicht übersieht, aber für Insekten gefährlich, weil fleischfressend.

Es sind Libellen wie die Grosse Moosjungfer, die zuletzt 1960 gesichtet worden war, bevor sie 2008 wieder in einem Schweizer Hochmoor auftauchte, und Schmetterlinge wie der Hochmoorgelbling, dessen Raupen auf die ebenfalls nur im Moor wachsende Rauschbeere angewiesen sind.

Und es sind die Torfmoose oder die Sphagnen, wunderliche Pflanzen ohne Wurzeln, die sich klonen und das 30-Fache ihrer eigenen Masse an Wasser aufnehmen können. Sphagnen sind der Grund, weshalb ein Moor nass ist. Gleichzeitig gilt: Wenn das Moor nicht nass ist, gibt es kein Sphagnum.

Die Samenstände des Schmalblättrigen Wollgrases gleichen Wattebäuschen.

Die Samenstände des Schmalblättrigen Wollgrases gleichen Wattebäuschen.

Kleiner Fuchs auf Flockenblume. Im Moor selbst gibt es keine Schmetterlinge, aber die Fresspflanzen der Raupen einiger Arten wachsen nur dort. Die erwachsenen Tiere hingegen benötigen einen Gürtel von Blumen um das Moor herum.

Kleiner Fuchs auf Flockenblume. Im Moor selbst gibt es keine Schmetterlinge, aber die Fresspflanzen der Raupen einiger Arten wachsen nur dort. Die erwachsenen Tiere hingegen benötigen einen Gürtel von Blumen um das Moor herum.

Torfmoose oder Sphagnen sind charakteristisch für nährstoffarme Hochmoore. Sie wachsen oben und sterben unten, und man weiss nicht, ob die Pflanze ein paar Jahre oder schon Jahrhunderte alt ist.

Torfmoose oder Sphagnen sind charakteristisch für nährstoffarme Hochmoore. Sie wachsen oben und sterben unten, und man weiss nicht, ob die Pflanze ein paar Jahre oder schon Jahrhunderte alt ist.

Der Rundblättrige Sonnentau, hier in Les Ponts-de-Martel, ist eine fleischfressende Pflanze.

Der Rundblättrige Sonnentau, hier in Les Ponts-de-Martel, ist eine fleischfressende Pflanze.

Die Libelle Kleine Moosjungfer ist nur etwa drei Zentimeter lang. Sie lebt vor allem in Hochmooren und wird in der Schweiz als potenziell gefährdet eingestuft.

Die Libelle Kleine Moosjungfer ist nur etwa drei Zentimeter lang. Sie lebt vor allem in Hochmooren und wird in der Schweiz als potenziell gefährdet eingestuft.

Im Hochmoor leben viele spezialisierte Tier- und Pflanzenarten; manche von ihnen gibt es nur in diesem Lebensraum.

Aber nicht alle Pflanzen sind im Moor erwünscht.

Bastien Amez-Droz steht auf einer Erhebung irgendwo im Tal von Les Ponts-de-Martel, wo genau, ist geheim; dieser Ort ist nicht für Besucher gedacht. Die Szenerie sieht aus wie aus dem Reisekatalog Nordschweden, ein dunkles Wasserloch und darum herum viel Wollgras, und dann sind da diese Birkenstämme.

Die sind allerdings nur Gerippe. Ohne Blätter ragen sie in den Himmel. Sind diese Birken einfach alle tot? Die Antwort des hauptberuflichen Naturschützers klingt sehr zufrieden: «Ja!» Im Moor ist nur ein toter Baum ein guter Baum. Denn wenn im Moor Bäume wachsen können, dann ist es zu trocken. Die Menschen aber wollten lange Zeit genau das: trockene Moore.

Torf wird immer noch als Blumenerde genutzt

Moore hatten früher keinen guten Ruf. Es gibt Schauergeschichten davon, wie Menschen vom Weg abkamen und versanken, und auch in der Schweiz brüteten Malaria übertragende Mücken in den Feuchtgebieten. Beide Gefahren waren gebannt, wenn man Entwässerungskanäle baute und damit das Moor trockenlegte. Noch dazu gewann man so begehrtes Ackerland.

Ausserdem nutzen Menschen seit Jahrtausenden getrockneten Torf als Brennstoff. In der Schweiz wurde er vor allem im 19. Jahrhundert im grossen Stil abgebaut, bevor importierte Kohle billiger wurde. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde der preiswerte Brennstoff aus dem Moor noch einmal wichtig, denn Kohle war rationiert.

Heute ist Torf wegen seiner hervorragenden Wasserspeicherfähigkeiten das bevorzugte Medium zur Anzucht von Pflanzen. Auch in der Schweiz gibt es wohl keine Pflanzenbaubetriebe, die ganz ohne Torf arbeiten, und obwohl es inzwischen in jedem Baumarkt auch torffreie Produkte gibt, wird immer noch sehr viel torfhaltige Blumenerde für Hobbygärtner verkauft. Der Torf für diese Zwecke kommt laut dem schweizerischen Bundesamt für Umwelt aus Deutschland und dem Baltikum, jedes Jahr werden mehr als 500 000 Kubikmeter Torf importiert. In der Schweiz ist es nämlich seit Annahme der Rothenthurm-Initiative 1987 verboten, Torf abzubauen.

Ein Teil des Hochmoors Les Pontins wurde in den Jahren 2015/2016 renaturiert und hat sich überraschend schnell sehr gut entwickelt.

Ein Teil des Hochmoors Les Pontins wurde in den Jahren 2015/2016 renaturiert und hat sich überraschend schnell sehr gut entwickelt.

Es gibt viele verschiedene Arten von Torfmoos. Sie versauern aktiv den Boden im Moor – er kann saurer sein als Essig.

Es gibt viele verschiedene Arten von Torfmoos. Sie versauern aktiv den Boden im Moor – er kann saurer sein als Essig.

Für die allermeisten Moore in der Schweiz war es da aber schon zu spät. 90 Prozent der Moore in der Schweiz sind zerstört. Von den übrigen 10 Prozent sind 90 Prozent degradiert. Um die Zahl der intakten Moore in der Schweiz anzuzeigen, sagt Amez-Droz, reichen die Finger an einer Hand.

5 Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses kommen aus Mooren

Moore bedecken nur 3 Prozent der Landoberfläche auf der Erde, aber speichern mehr Kohlenstoff als alle Bäume auf der Welt zusammen. Das können sie nur im nassen Zustand. Sobald das Moor trockengelegt wird, kommen die Pflanzenreste mit Sauerstoff in Kontakt.

Im Blumentopf, zu Hause auf der Fensterbank, lässt sich nachvollziehen, was das bedeutet. Der Torf in der Blumenerde zersetzt sich zu Nährstoffen für die Pflanze und zu Kohlenstoffdioxid, also CO2. Deshalb reicht die Erde im Topf nach einiger Zeit nicht mehr so hoch an den Rand wie am Anfang. Sie ist nicht zusammengesackt, sie ist weg. Die Bauern im schweizerischen Seeland und in allen anderen trockengelegten Mooren auf der Welt können ein Lied davon singen: Der Boden verschwindet, etwa einen halben bis einen Zentimeter pro Jahr.

15 Prozent der Moore auf der Welt sind trockengelegt. Das scheint nicht viel. Doch diese Flächen produzieren 5 Prozent des gesamten weltweiten menschengemachten CO2-Ausstosses. Jede Hektare Ackerland auf Moorboden entlässt pro Jahr zwischen 35 und 39 Tonnen CO2 in die Atmosphäre.

Wollgras, Torfmoos und viel Wasser: In diesem kleinen Bereich von Les Ponts-de-Martel sieht man ein intaktes Moor.

Wollgras, Torfmoos und viel Wasser: In diesem kleinen Bereich von Les Ponts-de-Martel sieht man ein intaktes Moor.

An dieser Stelle ist das Hochmoor von Les Ponts-de-Martel völlig zerstört. Hier wurde Torf für Blumenerde abgebaut.

An dieser Stelle ist das Hochmoor von Les Ponts-de-Martel völlig zerstört. Hier wurde Torf für Blumenerde abgebaut.

Moore sind folglich extrem wichtige Faktoren, wenn es um den Klimawandel geht. Sie können sogar als Kohlenstoffsenken dienen, also CO2 speichern. Dafür aber müssen sie Torf bilden, und um Torf zu bilden, müssen sie nass sein. Die gute Nachricht ist: Man kann ein trockengelegtes Moor wiedervernässen.

Zwar gibt ein nasses Moor Methan ab, ein Gas, das noch viel stärker klimawirksam ist als CO2. Doch Methan ist ein kurzlebiges Gas, CO2 ein sehr langlebiges. Wissenschafter konnten zeigen, dass die Wiedervernässung langfristig eine positive Wirkung hat, weil sie die CO2-Emission sofort stoppt und das frei werdende Methan in der Atmosphäre schnell abgebaut wird.

Die schlechte Nachricht ist: Für die Wiedervernässung ist es nicht damit getan, einfach den Abfluss zuzukorken wie in einer Badewanne. Es dauert nicht Jahre, sondern Jahrzehnte, bis ein Moor wieder intakt ist, und die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen sind dem Prozess nicht zuträglich.

Damit er überhaupt in Gang gesetzt werden kann, braucht es viel Bürokratie und Planung. Ein Moor zu reparieren, ist auch ökologisch gesehen extrem aufwendig und kompliziert. Keines ist wie das andere. Zuerst, sagt Amez-Droz, müsse man die Geschichte des Ortes und den Wasserhaushalt des gesamten Systems verstehen. Deshalb dauert ein Projekt von den ersten Studien über die Planung bis zur Umsetzung mehrere Jahre, wenn es insgesamt fünf Jahre ginge, wäre es schnell.

Die Wiedervernässung des Moors sieht aus wie eine Baustelle

Wenn dann die Arbeiten begännen, erzählt Amez-Droz, sehe das vorher dicht bewachsene Gelände eher nach Zerstörung und Baustelle aus als nach Naturschutz. Auch deshalb ist es wichtig, die Anwohner zu informieren, damit sie sich nicht wundern, wenn plötzlich Bäume gefällt werden. Früher hat man sie auch einmal stehen und absterben lassen, wie die oben erwähnten Birken. Aber Birken ziehen viel Wasser. Amez-Droz möchte sie nicht nur deshalb lieber weghaben. Es ist auch so: Damit das Wasser nicht mehr ablaufen kann, müssen die Entwässerungsgräben geschlossen werden.

Dazu werden 12 bis 14 Zentimeter dicke Holzbohlen in den Untergrund gerammt, 1000 Franken kostet das pro Meter. Diese Sperren sind für den Wasserspiegel feinjustiert. «Man strebt eine Genauigkeit von 5 Zentimetern bei den Wasserständen an», sagt Amez-Droz. «Da darf kein Baum drauffallen. Man hat oft nur eine Chance, das richtig zu machen.»

Spezialgeräte wie ein Bagger mit extrabreiten Raupen müssen teilweise aus dem benachbarten Ausland kommen, weil sie so selten und teuer sind. Ausgeführt werden die Arbeiten von einer Baufirma. Das müsse man allerdings eng überwachen, sagt der Experte, zumindest die ersten paar Tage. Die Baggerfahrer seien auf der Strasse und anderen Böden sehr gut, unterschätzten aber das Moor. «Ohne besondere Vorsichtsmassnahmen besteht die Gefahr, dass der Bagger im Boden versinkt und nur mit grossem technischem Aufwand wieder herausgezogen werden kann», sagt Amez-Droz. «Mit einem Bagger auf einem Vanillepudding zu fahren, ist nicht ganz einfach.»

Der Aufwand ist erheblich, die Kosten sind hoch. Für Bauern wie die im Seeland ist ein nasses Moor auf ihrem Acker keine Option. Es gibt aber Versuche, nasses Moor und Landwirtschaft zu verbinden. Die Ideen und Projekte reichen von Reisanbau über Beweidung mit Wasserbüffeln bis Schilf als Dämmmaterial für Häuser. Rentabel ist davon momentan allerdings noch nichts.

Ein nasses Moor dient auch dem Hochwasserschutz

Wären die Ressourcen zum Moorschutz also nicht woanders besser eingesetzt? Lena Gubler, die bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) für die Moore zuständig ist, widerspricht: Es gehe ja nicht nur um die Erhaltung eines bestimmten Lebensraumes und darum, einzelne Arten vor dem Aussterben zu bewahren. Moore seien sehr bedeutsam für die Anpassung an den Klimawandel. Sie können wie erwähnt CO2 speichern. Aber das ist nicht alles.

«Durch ihr grosses Wasserspeichervermögen können Moore bei Starkniederschlägen die Hochwasserspitzen brechen», erklärt Gubler. «Und in Trockenperioden können sie lange Wasser an die Umgebung abgeben. Also: Das Geld ist sehr sinnvoll eingesetzt.»

Das Sumpf-Blutauge wächst in Flach- und Zwischenmooren und wird in der Schweiz als potenziell gefährdet eingestuft.

Das Sumpf-Blutauge wächst in Flach- und Zwischenmooren und wird in der Schweiz als potenziell gefährdet eingestuft.

In diesem Teil des abgetorften Moors Les Ponts-de-Martel wächst heute ein Birkenwald. Hier sind bis jetzt nicht einmal Renaturierungsarbeiten geplant. «In meinem Leben werde ich sicher kein Hochmoor hier sehen», sagt Bastien Amez-Droz.

In diesem Teil des abgetorften Moors Les Ponts-de-Martel wächst heute ein Birkenwald. Hier sind bis jetzt nicht einmal Renaturierungsarbeiten geplant. «In meinem Leben werde ich sicher kein Hochmoor hier sehen», sagt Bastien Amez-Droz.

Bastien Amez-Droz weist zwischen den Büschen hindurch den Weg auf eine kleine Fläche. «Hier gibt es ein Loch, bitte einen grossen Schritt machen», sagt er warnend. Der Ort heisst Sous-Martel-Dernier, eine ehemalige Torfgrube im Tal von Les Ponts-de-Martel, umgeben von Wiesen. Ein Bauer hat Pro Natura die Parzelle verkauft, ein seltener Fall. Ein benachbartes Grundstück gehört dem Kanton.

Hier, wo rundherum alles ausgetrocknet ist, soll wieder ein Hochmoor entstehen. Derzeit sei es ein Zwischenmoor, erklärt Amez-Droz: zu trocken, um ein richtiges Moor zu sein, aber doch noch ziemlich nass, ein sogenannter Schwingrasen, der beim Gehen unter den Füssen wippt. Wenn man nicht vorsichtig sei, könnte man schon einsinken, sagt er. «Aber nicht bis zum Kopf. Mit Hilfe käme ich schon wieder raus. Die Stiefel vielleicht nicht.»

Demnächst soll sich dieser Ort grundlegend verändern. Mit nur einer Sperre können hier 11 Hektaren unter Wasser gesetzt werden. Die Birken, das Gestrüpp, das kommt alles weg. Der Vegetationsteppich mit den tiefroten Blüten des Sumpf-Blutauges, einer geschützten Pflanze, wird abgetragen und auf die aufgeschüttete Torfschicht wieder aufgesetzt. Es ist nur ein kleiner Flecken in diesem Tal, wo es zwei oder drei Quadratkilometer Hochmoor gäbe. Es wird Jahrzehnte dauern, bis das Moor wieder intakt ist. Aber es ist ein Beginn. Bald kommen die Bagger.

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