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Die «Gossauerin» in Hollywood – Stuntfrau Jeannie Epper ist tot

Stuntfrau

Die «Gossauerin» in Hollywood – Jeannie Epper ist tot

· Online seit 12.05.2024, 13:21 Uhr
Sie spielte in weit über hundert Filmen mit und drehte mit den grössten Stars: Jeannie Epper. Nun ist die Stuntfrau, deren Vater einst aus Gossau in die USA auswanderte, im Alter von 83 Jahren gestorben.
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«Blues Brothers», «Drei Engel für Charlie», «Blade Runner», «Stirb langsam», «Blade», «Kill Bill», «The Fast and the Furious» oder «The Amazing Spider-Man»: Wenn man nur schon eine kleine Auswahl von Filmen sieht, in denen Jeannie Epper mitgespielt hat, kann man erahnen, wie wichtig sie für Hollywood war.

In wie vielen Filmen die Stuntfrau mitgewirkt hat, ist nicht wirklich klar, häufig wurde sie in den Credits gar nicht erwähnt.

Aus Gossau nach Hollywood

Ihre Berufung wurde Epper praktisch in die Wiege gelegt. Der Vater, als Hans Emil Epper 1906 in Gossau im Kanton St.Gallen geboren, wanderte im Alter von 19 Jahren in die USA aus. Seinen Namen änderte er in John Epper. Durch seinen Pferdeverleih kam der talentierte Reiter zu ersten Stunteinsätzen. Dabei wurde er zum Double von Stars wie Ronald Reagan, Gary Cooper, Henry Fonda oder Errol Flynn.

Wie ihre fünf Geschwister begann auch Jeannie Epper als Kind mit Stunts. Bereits als Neunjährige ritt sie – ohne Sattel – auf einem Pferd über eine steile Küste, später wurde sie für mehrere Western als Stuntdouble eingesetzt.

Mit «Wonder Woman» zum Vorbild geworden

Den grossen Durchbruch hatte sie 1976. «Wonder Woman» sorgte im TV für Furore – und Epper wirbelte als Double für die Hauptdarstellerin Lynda Carter Woche für Woche durch die Luft. Dabei waren zu jener Zeit weibliche Stuntdoubles noch eher die Ausnahme, in der Regel wurden einfach Männer mit Perücken eingesetzt.

Jeannie Epper war die Vorreiterin – im wahrsten Sinne des Wortes – für Stuntfrauen. Gegenüber «Variety» sagte sie in einem Interview: «Die Schauspielerinnen wollten irgendwann keine Typen mehr mit haarigen Beinen als ihre Doubles. Sie wollten hübsche Frauen. Das war der Wendepunkt.»

Die neuseeländische Stuntfrau Zoë Bell («Xena», «Kill Bill», «Thor») bezeichnete Jeannie Epper als ihre Mentorin und ihr grosses Vorbild: «Sie sprach mit mir darüber, wie man das kaputte System erkennt und für sich neue Regeln aufstellen muss, um sich wohl zu fühlen.»

Der Dokumentarfilm «Double Dare» von 2004 zeigt, wie sich die beiden Stuntfrauen – Epper bereits über 60 Jahre alt und Bell in ihren frühen 20ern – im Filmbusiness durchsetzen müssen.

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Letzter Auftritt als Geisel

Epper bekam immer weniger Rollen und während die Männer in ihrem Business im Alter Angebote als Stuntkoordinatoren bekommen, wurde sie ignoriert. Sie schlug sich mit kleinen Stuntauftritten durch, ihren letzten grösseren Auftritt hatte sie in der Serie «The Rookie» im Jahr 2019 als Geisel – im Alter von 78 Jahren.

Zur Welt kam Jannie Epper am 27. Januar 1941 in Kalifornien. Als Teenager wurde sie von ihrem Vater in ein Mädcheninternat in die Schweiz geschickt, laut «New York Times» hasste sie es dort. Als sie in die USA zurückkehrte, heiratete sie mit 16 Jahren. Ihre ersten drei Ehen gingen in die Brüche, die vierte hielt bis zu ihrem Tod.

Wer einmal fast die gesamte Stunt-Familie Epper in einem Film sehen will, kann dies mit der Komödie «1941» von Steven Spielberg machen. In einer Kampfszene in einer Bar «fliegen die Eppers nur so durch den Raum», so Spielberg.

Jeannie Epper ist am 5. Mai 2024 im Alter von 83 Jahren an einem Infekt gestorben.

veröffentlicht: 12. Mai 2024 13:21
aktualisiert: 12. Mai 2024 13:21
Quelle: FM1Today

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