Brutzelndes Steak am Grill
Grillen als Inbegriff von Männlichkeit ist noch immer in vielen Köpfen verankert. Tatsächlich essen Männer in wohlhabenden Ländern mehr Fleisch als Frauen.
J.J.Kucek/Rainer Wegscheidler

Männer neigen dazu, häufiger Fleisch zu essen als Frauen. Wie groß dieser Unterschied ist, hängt jedoch in großem Ausmaß von äußeren Faktoren ab. Die Unterschiede im Fleischkonsum waren in jenen Ländern am höchsten, wo sowohl die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern als auch die soziale und wirtschaftliche Entwicklung weit fortgeschritten ist, wie eine in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichte Studie zeigt.

Die Forschenden um Christopher Hopwood von der Universität Zürich schreiben, dass häufig das Gegenteil angenommen werde, nämlich dass mit zunehmender Gleichberechtigung auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern abnähmen. Doch immer mehr Forschung zeige das Gegenteil, nämlich dass in bestimmten Bereichen die Unterschiede zunähmen.

Frauen wählen vegetarisch

Hopwood und seine Kollegen geben eine Erklärung dafür: "Menschen in Ländern mit größerer Gleichstellung der Geschlechter haben mehr Möglichkeiten zu wählen, also das zu essen, was sie wollen – weil es dort einen größeren finanziellen Spielraum gibt und weil der Druck aufgrund der Geschlechterrollen geringer ist." Zum Beispiel könnten sich Ehepartner bei einer gemeinsamen Mahlzeit auch einmal für unterschiedliche Dinge entscheiden. Dafür sei das Geld da, es gebe ausreichend vegetarische Optionen, und es sei gesellschaftlich akzeptiert. Am größten waren die Unterschiede beim Fleischkonsum zwischen Männern und Frauen in Deutschland, Argentinien, Polen und Großbritannien.

Da Fleisch verhältnismäßig teuer sei, werde in ärmeren Ländern generell weniger davon gegessen, betont Hopwood. Könnten es sich die Menschen aber leisten und frei wählen, dann schlügen vor allem Männer bei Steak, Wurst und Geflügel zu. "Frauen in wohlhabenden und geschlechtergerechteren Ländern essen möglicherweise weniger Fleisch, als man aufgrund der Gesamtwirkung von Wohlstand und Geschlechtergleichheit vermuten könnte", heißt es in der Studie. Am höchsten war der Fleischkonsum insgesamt in Thailand, China, den USA und Spanien.

Kulturelle Normen

Für ihre Untersuchung analysierten die Forschenden Umfragedaten, die im Jahr 2021 von mehr als 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 23 Ländern in Nord- und Südamerika, Europa und Asien erhoben wurden. Österreich war nicht inkludiert. In fast allen Ländern zeigte sich, dass Männer tendenziell mehr Fleisch als Frauen konsumieren – mit Ausnahme von drei großen Playern. In Indien, China und Indonesien gab es beim Fleischverzehr kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Die genauen Gründe für den Fleischkonsum konnten in der Studie nicht eruiert werden. Die Forschenden vermuten aber, dass in vielen Kulturen der Konsum von Fleisch mit Männlichkeit und Potenz in Verbindung gebracht werde. Vegetarische Männer würden mancherorts als weniger attraktiv betrachtet. Wie häufig Männer also Fleisch auf ihre Teller legten, könne auch von kulturellen Normen abhängen.

Generell würden die Ergebnisse nahelegen, dass es unterschiedliche Strategien braucht, um den Fleischkonsum und die damit verbundenen Umweltauswirkungen zu verringern. Das beinhalte vor allem die Anreize für die Produktion und mehr Angebot von pflanzlichen Fleischalternativen. (kri, APA, 14.6.2024)