DEUTSCHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT
ABTEILUNG ISTANBUL
ISTANBULER MITTEILUNGEN
BAND 62, 2012
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In memoriam
Otto Feld
PHILIPP NIEWÖHNER − URS PESCHLOW
Neues zu den Tetrarchenfiguren in Venedig
und ihrer Aufstellung in Konstantinopel
© 2012 Deutsches Archäologisches Institut / Ernst Wasmuth Verlag
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Sigel der Istanbuler Mitteilungen
IstMitt
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Druck und Einband: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten.
Printed in Germany
ISBN 978-3-8030-1653-9
ISSN 0341-9142
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62, 2012
In memoriam
Otto Feld
PHILIPP NIEWÖHNER − URS PESCHLOW
Neues zu den Tetrarchenfiguren in Venedig
und ihrer Aufstellung in Konstantinopel
Schlüsselwörter: Antikenrezeption, Spolien, Philadelphion, Obelisk, Theodosios I.
Keywords: Reception of Antiquity, Spoils, Philadelphion, Obelisk, Theodosios I
Anahtar sözcükler: Antik dönemden alımlama, Devşirme, Philadelphion, Dikilitaş,
I. Theodosius
An der Südostecke der Schatzkammer von San Marco in Venedig sind zwei porphyrne Reliefs
angebracht, die einander gleichen und jeweils ein sich umarmendes Kaiserpaar darstellen
(Abb. 1)1. Die Reliefs gehörten ursprünglich zu einem Säulenpaar, wie es sich vollständiger im
Vatikan erhalten hat2. Diese Säulenmonumente entstanden während der sogenannten Tetrarchie,
als sich um die Wende zum 4. Jh. n. Chr. vier Kaiser die Herrschaft im römischen Reich teilten,
ein Kaiserpaar im Westen und eines im Osten. Später sind die venezianischen Reliefs von ihren
Säulen gelöst und zur Dekoration von San Marco wiederverwendet worden. Ihre Herkunft war
lange ungewiß, bis 1965 die Ferse, die der venezianischen Tetrarchengruppe fehlt, am Myrelaion in Istanbul gefunden wurde3. Seitdem ist klar, daß es sich bei diesen Porphyrskulpturen
Abbildungsnachweis: Abb. 1. 4. 15 –21 = P. Niewöhner. – Abb. 2. 3. 6 –14 = U. Peschlow. – Abb. 5 = U. Peschlow nach
Delbrueck 1932, Abb. 31.
Zusätzlich zu den im AA 2005, 314 –399 angegebenen werden folgende Abkürzungen verwendet:
Delbrueck 1932
R. Delbrueck, Antike Porphyrwerke (Berlin 1932)
Laubscher 1999
H. P. Laubscher, Beobachtungen zu tetrarchischen Kaiserbildnissen aus Porphyr, JdI 114, 1999,
207–252
Tigler 1995
G. Tigler in: O. Demus, Le sculture esterne di San Marco (Mailand 1995) 25 –234, bes. 222–226
Nr. 229
Verzone 1958
P. Verzone, I due gruppi in porfido di S. Marco in Venezia ed il Philadelphion di Costantinopoli,
Palladio 8, 1958, 8–14
Wiegartz 2004
V. Wiegartz, Antike Bildwerke im Urteil mittelalterlicher Zeitgenossen. Marburger Studien zur
Kunst- und Kulturgeschichte 7 (Weimar 2004) 209–216
1
2
3
Zum Befund s. J. Strzygowski, Orient oder Rom. Stichprobe: Die Porphyrwerke von S. Marco in Venedig, Klio 2,
1902, 105 –124; Delbrueck 1932, 84 –91; Tigler 1995, 222–223.
Delbrueck 1932, 91–93 Taf. 35 –37; Laubscher 1999, passim Abb. 1– 4; U. Gehn, Ehrenstatuen in der Spätantike.
Chlamydati und Togati, Spätantike – Frühes Christentum – Byzanz 34 (Wiesbaden 2012) 78–80 (Literatur).
R. Naumann, Der antike Rundbau beim Myrelaion und der Palast Romanos I. Lekapenos, IstMitt 16, 1966, 199–216,
209–211; N. Fıratlı, La sculpture Byzantine figurée au Musée Archéologique d’Istanbul, Bibliothèque de l’Institut
français d’études anatoliennes d’Istanbul 30 (Paris 1990) 4 –5 Kat. 1 Taf. 1, 1.
philipp niewöhner – urs peschlow
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Abb. 1
Ansicht von Südwesten
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um dieselben Kaiserbilder handelt, die in byzantinischer Zeit ganz in der Nähe des Myrelaion
an einem Platz aufgestellt waren, der nach ihrer brüderlichen Umarmung Philadelphion hieß4.
Im Folgenden wird ein weiteres porphyrnes Säulenschaftfragment vorgelegt, das wahrscheinlich von demselben Monument stammt. Urs Peschlow hat es in Venedig gefunden und entwickelt
daraus eine genauere Rekonstruktion des tetrarchischen Säulenmonuments sowie ein Szenario,
wie es von den Venezianern in Konstantinopel zerlegt und an San Marco neu aufgestellt wurde.
Philipp Niewöhner führt ein alternatives Szenario aus, demzufolge das Säulenmonument bereits
in frühbyzantinischer Zeit zerlegt worden sein könnte, als die Figuren in Konstantinopel aufgestellt wurden. Beide Szenarien wurden zwar unabhängig voneinander entwickelt, sind aber
durch gemeinsame befruchtende Diskussionen gewachsen. Allerdings haben sie sich bislang
nicht vereinheitlichen lassen, so daß uns und infolgedessen hoffentlich auch dem geneigten Leser das Vergnügen weiterer Diskussion erhalten bleibt. Diese Studie ist der Erinnerung an Otto
Feld gewidmet, der bei der Auffindung der Ferse zugegen war und dessen verbindliche Art und
freundschaftliche Diskussionsbereitschaft uns stets ein Vorbild bleiben wird.
Überlegungen zur Herrichtung der Tetrarchenfiguren in Konstantinopel
durch die Venezianer und ihre Neuaufstellung an San Marco
von Urs Peschlow
Im Jahr 1971 hatte ich in Venedig ein bislang unbekanntes Schaftfragment einer Porphyrsäule in
dem unmittelbar östlich von San Marco gelegenen Chiostro di Sant’Apollonia gesehen, vermessen
und photographiert (Abb. 2). Dieses, ganz offensichtlich den Tetrarchengruppen zugehörige, bis
heute unbeachtete Stück konnte im Mai 2011 mit Hilfe der Procuratoria di San Marco wiedergefunden werden5. Es befindet sich auch heute noch im hinteren Hof des Chiostro unter zahllosen
Bruchstücken von Bauskulptur, Steinblöcken und sonstigen Baumaterialien. Die Entdeckung
und Identifizierung dieses Stücks in Sant’Apollonia führt zu der Frage, welche Erkenntnisse sich
daraus gewinnen lassen. Antworten darauf können nur durch Untersuchungen des archäologischen Befundes gefunden werden, die das erste und einzige Mal R. Delbrueck angestellt hatte6 ,
und durch Überlegungen zu den nach-tetrarchischen Geschicken des Monuments, soweit sie
uns bekannt sind.
Das sind 1. Transport in frühbyzantinischer Zeit aus einer vermutlich nahen Tetrarchenresidenz, also wohl Nikomedia oder Thessaloniki, nach Konstantinopel, 2. Umarbeitung und Wiederaufstellung dort – in dieser oder umgekehrter Reihenfolge, 3. Abbau durch die Venezianer in
der ersten Hälfte des 13. Jhs. und Vorbereitung für den Transport nach Venedig, 4. Veränderungen
oder Zurichtungen der Skulpturenpaare zur Aufstellung an der S-Seite von San Marco. Bisher
wurden nur zu Punkt 2 genauere Beobachtungen angestellt und Deutungen vorgeschlagen7.
4
5
6
7
A. Berger, Untersuchungen zu den Patria Konstantinupoleos, Poikila Byzantina 8 (Bonn 1988) 330 – 336. Strzygowski
a. O. (Anm. 1) 6 hatte bereits vor dem Fund der Ferse den Gedanken einer Aufstellung am Philadelphion geäußert
und Verzone 1958, 11–13 hat ihn später ausdrücklich vertreten.
Signore Paolo Gasparotto möchte ich auch an dieser Stelle für seine freundliche Unterstützung bei der Suche und
auch bei der Vermessung der Pietra del bando danken.
Delbrueck 1932, 84 –92. 94 –95.
Der jeweils linke Kaiser der beiden Paare wurde nachträglich durch Spitzung der Wangenflächen als bärtig charakterisiert, alle vier Figuren erhielten quadratische Stiftlöcher an der Vorder- und Rückseite ihrer Kappen, die wohl
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philipp niewöhner – urs peschlow
Abb. 2 Porphyrnes Schaftfragment mit Halsring
verkehrt herum im Chiostro di Sant’Apollonia
istmitt
Abb. 3 Nördliche Aufsicht auf das westliche Kaiserpaar
der Befestigung von Diademen dienten, und die Gewandfibeln wurden abgearbeitet, um Kaiserfibeln zu applizieren.
Man vermutet, daß diese Veränderungen auf eine spätere Umdeutung der Herrscher zurückgehen. In jedem Fall
müssen sie noch in Konstantinopel erfolgt sein. – Zuletzt mit älterer Literatur Laubscher 1999, 213 (Stiftlöcher/
Fibeln). 229–234 (Un-/Bärtigkeit). 240 –242 (Deutungsvorschlag auf Theodosios II. und Valentinian III., Besuch
des letzteren in Konstantinopel im Jahr 437). – Zu allen weiteren Beschädigungen und Veränderungen an beiden
Gruppen, die im Zusammenhang mit meinen Überlegungen hier nicht von Relevanz sind, und auch einen neuen
Deutungsvorschlag s. u.
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Wir sind uns einig, daß die stärksten Eingriffe in Konstantinopel erfolgten, meiner Vermutung
nach aber nicht schon in frühbyzantinischer Zeit, wie Ph. Niewöhner annimmt, sondern erst
im 13. Jh., zur Vorbereitung des Abtransports nach Venedig.
Zum Befund der Tetrarchen-Figuren
Die beiden Figurenpaare sind in Hochrelief ausgeführt, stehen jeweils auf einer gemeinsamen
Konsole und jedes war rückwärtig mit einem Säulenschaft zusammengearbeitet. Heute ist davon
nur noch ein Segment des Schaftes erhalten. Das ist an dem westlichen Paar vor allem von oben
deutlich erkennbar (Abb. 3).
Während dieses nahezu intakt erhalten ist, hat die südliche Gruppe einige schwere Eingriffe
erfahren (Abb. 4). Wichtig für die Beurteilung ihres Bestandes ist, daß sie heute so weit in die
Wand eingesenkt ist, daß das Säulensegment nicht sichtbar ist, und daß die rechte untere Partie
der rechten Figur ergänzt wurde. Im Jahr 2002 fertigte der Münchner Bildhauer und Restaurator
Silvano Bertolin Gipsabgüsse von beiden Gruppen an, nachdem diese aus der Wand herausgelöst
und das ergänzte Stück von dem südlichen Kaiserpaar abgenommen worden waren8. Für dieses
erlaubt uns die Abformung eine Beurteilung auch der heute verborgenen Partien (Abb. 10).
Die Beeinträchtigungen der südlichen Gruppe betreffen in erster Linie zwei vertikale, aber
nicht senkrecht, sondern schräg in die Tiefe geführte Sägeschnitte, wie die Zeichnung R. Delbruecks verdeutlicht (Abb. 59). Der eine Schnitt ging durch die rechte Körperpartie der linken
Figur und verlief dicht an der Außenkontur ihres linken Standbeins. Dieser Teil ging verloren.
Der zweite Schnitt trennte die beiden Figuren voneinander. Seine Fuge geht durch den rechten
Fuß der rechten Figur und durch die Konsole. Das Mittelstück der Konsole mit den beiden
Füßen weist oben einen schrägen Bruch auf (vgl. Abb. 4). Es war einmal abgebrochen und ist
wieder angefügt worden. Auch die rechts anschließende Konsolenpartie mit dem linken, ausgestellten Fuß der rechten Figur ist abgebrochen, jedoch verloren und heute in rosa Porphyr10
ergänzt. Was dahinter von der Originalsubstanz noch erhalten ist, zeigt der Gipsabguß (Abb. 10
und 14): Unter dem Mantel erscheint das sich nach hinten rundende Säulenschaftsegment; von
der angearbeiteten Konsole ist eine Blockform mit schräger Seitenfläche geblieben, vorne zum
vertikalen Sägeschnitt hin steht sie in Bruch. Auch die Unterseite ist schräg gebrochen.
Ein Fragment der abgebrochenen Partie, nämlich die rechte Nebenseite der Konsole mit der
Ferse des freistehenden Fußes, wurde – wie bereits oben erwähnt – 1965 bei Ausgrabungen am
Myrelaion in Istanbul gefunden11, ein seltener Glücksfall, denn damit war die Herkunft der
8
9
10
11
Für freundliche Auskünfte danke ich Frau Dr. Ingeborg Kader, vom Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke,
München, sowie Herrn Dr. Daniel Graepler vom Archäologischen Institut der Universität Göttingen und Herrn
Stephan Eckardt für die Überlassung von Fotos der Abgüsse in der dortigen Sammlung und nicht zuletzt Frau
Dr. Anneliese Peschlow-Bindokat und Frau Eva Schulz für die Anfertigung von Aufnahmen der Abformungen in
der Abguss-Sammlung Antiker Plastik der FU Berlin.
Delbrueck 1932, Abb. 31, hier die Schnittzeichnungen angeordnet nach der heutigen Standposition der Gruppen.
Tigler 1995, 222.
s. o. Anm. 3.
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Abb. 4
S-Ansicht
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Abb. 5 Schnitt
durch die Fußpartie
Abb. 8
Istanbuler Ferse, vordere Bruchkante
Abb. 6
Istanbuler Ferse,
Aufsicht von
hinten
Abb. 7
Istanbuler Ferse, rechte seitliche Ansicht
Abb. 9 Istanbuler Ferse, linke seitliche Bruchkante von hinten
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Abb. 10 Abguß des südlichen Kaiserpaares zusammen mit
der digital ergänzten Istanbuler Ferse
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Abb. 11 Rekonstruktion des tetrarchischen
Säulenmonuments aus Pietra del bando, westlichem Kaiserpaar und dem neu gefundenen
Schaftfragment
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Gruppe gesichert. Die zuvor lange gültige Vermutung, die Tetrarchen seien in Akkon aufgestellt
gewesen12, hatte sich erledigt13.
Das Fersenfragment vom Myrelaion befindet sich heute in der Ausstellung des Archäologischen Museums in Istanbul. Die Oberseite der Konsolenpartie hat die Form eines spitzen Keils
(Abb. 6); die rechte Seite weist das Profil auf (Abb. 7); die vordere ist gebrochen (Abb. 8) und
die rückwärtige ist glatt (Abb. 9). Letztere besitzt eine ähnliche Oberflächenstruktur wie die
Schräge des Konsolenrestes an dem Gipsabguß; es handelt sich zweifelsohne um eine natürliche
Bruchkante14. Alles spricht dafür, daß das Fersenfragment hier ansaß: Der Konsolenstumpf am
Schaft und das Fundstück weisen beide die gleiche Oberflächenbeschaffenheit, die gleiche Schräge
der Bruchkanten und jeweils einen Bruch an der Vorderseite auf. Fügte man sie zusammen, läge
die Nebenseite der Konsole im rechten Winkel zu deren Stirnseite (Abb. 10).
Das neu gefundene Schaftfragment
Bei diesem Fragment handelt es sich um den oberen Teil eines vertikal von dem Schaft einer
Porphyrsäule abgesägten Segments. Es ist unten unregelmäßig gebrochen. Seine Länge beträgt
1,74 m, einschließlich eines 10,5 cm hohen Halsringes (vgl. Abb. 2). Nach unten zu verbreitert es
sich leicht; dort mißt die Breite der rückwärtigen, 16 cm tiefen Schnittfläche 63 cm. Diese ist sehr
sorgfältig geglättet. Der Durchmesser der oberen Auflagefläche wird ca. 70 cm betragen haben.
Da die Rückseiten der beiden Figurenpaare aus einem gleichartig vertikal geschnittenen
Schaftsegment bestehen, wird unser Fragment zu einer von ihnen gehört haben. Der Halsring
bildete den oberen Abschluß des Schaftes, folglich muß das Fragment ursprünglich über den
Skulpturen gesessen haben (Abb. 11). Obwohl es an keines der beiden Paare bruchgenau anpaßt,
stammte es – wie zu zeigen sein wird – von der westlichen Gruppe.
Die Länge des Schaftsegments gibt einen ungefähren Anhalt dafür, in welcher Höhe das
zugehörige Skulpturenpaar an der Säule angebracht gewesen war: Der Abstand von der Oberkante der Kappen der Herrscher bis zur Auflagefläche des Kapitells betrug mindestens 1,90 m.
Damit saßen die Figuren nicht so hoch wie jene an den Säulen vor der Vatikanischen Bibliothek15.
Zudem werden die Säulenschäfte auch etwas länger gewesen sein, als bisher vermutet wurde16.
Der Schaft wird hier mit etwa 7,80 m angenommen (s. Abb. 11).
Die Pietra del bando
Vor der SW-Ecke von San Marco steht ein Rundsockel. Es ist ein auf den Kopf gestellter unterer
Stumpf eines porphyrnen Säulenschafts, der nachträglich mit einer profilierten Basis und einer
Deckplatte mit Randprofil – beide aus Kalkstein – versehen wurde (Abb. 12). In dieser Form
diente der Sockel als Podest für öffentliche Bekanntmachungen und trug daher den Namen Pietra
12
13
14
15
16
Zur Herkunft und den Quellen s. Delbrueck 1932, 31. 90 –91 (Quellennachweise); A. Ragona, I Tetrarchi dei Gruppi
porfirei di S. Marco in Venezia (Caltagirone 1963), 16 –18 (= Anm. 3); Tigler 1995, 222–223 (Quellen). 226 vermutet
er, sie seien daher erst 1258, nach der venezianischen Einnahme Akkons von dort abtransportiert worden.
C. de Azevedo, Nota sui ›Tetrarchi‹ di Venezia, RendPontAc 39, 1966/67, 153–159, bes. 153; Wiegartz 2004, 211.
Vgl. etwa die Bruchstücke des Abraummaterials am Mons Porphyrites:
<http://www.euratlas.com/mons_porphyrites/np_mountain_porphyry.html> (31.12.2011).
Delbrueck 1932, 91–92 Abb. 34.
Delbrueck 1932, 86 (ca. 7 m).
Abb. 12
Pietra del bando
Abb. 13 Rechte Aufsicht auf den Abguß des südlichen Kaiserpaares
Abb. 14
Rechte Seitenansicht von Fußpartie und Bruchstelle des südlichen Kaiserpaares (Abguß)
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del bando. Das porphyrne Schaftstück ist 95 cm hoch, besitzt unten einen 8,5 cm hohen Fußring
und verschmälert sich leicht nach oben zu. Der untere Durchmesser der Standfläche läßt sich
über den Umfang (2,80 m) errechnen und beträgt ca. 89 cm, derjenige der oberen Schnittfläche
(2,53 m) 80,5 cm17. Beide Flächen sind der Rahmenfassungen wegen nicht sichtbar. Es wurde
bereits mehrfach die Vermutung geäußert, daß dieses Schaftstück zu einer der Tetrarchensäulen
gehören könnte18. Seine Maße bestätigen das. Es fügt sich problemlos in eine Rekonstruktion ein
(s. Abb. 11). Damit lassen sich nun drei Teile des Schaftes einer solchen Säule zusammenführen.
Der Überlieferung nach existierte bereits in Akkon eine Pietra del bando19. Daher wurde lange
vermutet, der Säulenstumpf in Venedig von gleicher Benennung und Funktion stamme von dort.
Außer diesem Stück sollten auch die Tetrarchengruppe und die sog. Pilastri Acritani vor der SFassade von San Marco aus Akkon stammen 20. Die wahre Herkunft der letztgenannten Stücke
aus Konstantinopel konnte jedoch durch das Fußfragment vom Myrelaion und für die Pilastri
durch die in der Grabung der Polyeuktoskirche zutage gekommene Bauskulptur nachgewiesen
werden. Damit mußte man auch die Verläßlichkeit der Überlieferung für die Pietra del bando in
Zweifel ziehen. Vielleicht wurde ihre venezianische Nutzung nachträglich auf Akkon projiziert.
Zersägen und Zerbrechen: Die Demontage des Säulenmonuments in Konstantinopel
Trennung der Skulpturengruppen von den Schäften
Jedes der beiden Kaiserpaare wurde einschließlich eines durchschnittlich 19 cm tiefen Schaftsegments durch einen vertikalen Sägeschnitt vom übrigen Säulenschaft getrennt. Grund dafür
war, daß es sich bei der Figurengruppe um Hochreliefs handelt, die bis auf die jeweils äußere
Körperseite samt herabhängendem Mantel und dem freigearbeiteten Bein mit der gerundeten
Hintergrundsfläche zusammengearbeitet sind. Bei einer Loslösung vom Säulenschaft hätten die
Skulpturen ihren rückwärtigen Halt verloren.
Der obere Abschluß der Schaftsegmente hinter den Paaren zeigt unterschiedliche Befunde. Bei
der westlichen Gruppe ist er deutlich gebrochen (Abb. 1. 3). Derjenige der südlichen ist heute nur
noch nach der Gipsabformung zu beurteilen (Abb. 13). Da diese rückseitig nicht massiv ausgegossen, sondern hohl ist, hat sich dort von dem oberen Abschluß lediglich ein wenige Zentimeter
breiter vorderer Rand erhalten. Dieser endet zwar horizontal, aber mit unregelmäßiger Oberfläche. Im Bereich der Kappe der linken Figur sind deutlich Spuren von Abplatzungen zu erkennen.
Diese Reste allein lassen jedoch wohl keine Schlüsse darauf zu, ob dieses Skulpturenpaar dort
ursprünglich einmal durch einen horizontalen Sägeschnitt vom Schaft getrennt wurde. Möglich
wäre, daß man ursprünglich den Schnitt ein wenig höher ansetzte und so noch ein Stück des
rückwärtigen Schaftsegments stehen ließ, das dann später in Venedig zurückgeschlagen wurde.
Bei der bereits in Konstantinopel erfolgten vertikalen Zerteilung des Paars (s. unten) hätte man
jedenfalls sicherlich nicht auch noch ein darüber sitzendes, längeres Segmentstück mitzersägt.
17
18
19
20
Delbrueck 1932, 86 und Abb. 31, gibt den Durchmesser des Stückes mit »reichlich 0,80 m« an.
Delbrueck 1932, 86; Tigler 1995, 226; Laubscher 1999, 225; Wiegartz 2004, 210.
Tigler 1995, 226; Wiegartz 2004, 210 –211 Anm. 670.
Zu den Tetrarchen s. Anm. 12; zu den Pilastri acritani F. W. Deichmann, I pilastri acritani, RendPontAc 50, 1977/78,
75 –89, weitere Literatur Wiegartz 2004, 211 Anm. 669.
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istmitt
Demnach ist das neu gefundene Schaftsegment dem westlichen Kaiserpaar zuzurechnen,
insbesondere falls es zunächst noch nicht abgebrochen war, sondern in einem Stück mit den
Skulpturen nach Venedig gebracht wurde. Letzteres ist anzunehmen, denn ein abgebrochenes
Schaftstück auf den Transport mitzunehmen, ergäbe keinen Sinn. Die Trennung der beiden
Teile durch Abschlagen erfolgte demnach erst in Venedig, vermutlich zu dem Zeitpunkt, als
die Kaiserpaare an der Fassade angebracht werden sollten. Schon dieses Szenario zeigt, daß die
Wiederverwendung und Neuaufstellung der Skulpturenpaare an der SW-Ecke der Schatzkammer
offenbar weder genau geplant, noch von langer Hand vorbereitet waren.
Vertikalschnitte durch die S-Gruppe
Bisher fehlt eine überzeugende Erklärung dafür, warum dieses Figurenpaar mit zwei vertikalen Schnitten auseinandergesägt und so in drei Teile zerlegt wurde. Wie bereits erwähnt
erfolgten diese Schnitte erst, als die Gruppe bereits von dem ehemals darüber emporreichenden
Schaftsegment abgetrennt worden war. Zu diesem Zeitpunkt entsprach die Höhe dieses Paars
einschließlich seines rückwärtigen Säulensegments ungefähr der heutigen. Ebenso rätselhaft
ist, warum die beiden Vertikalschnitte schräg und nicht senkrecht, also im rechten Winkel zur
Konsolenvorderseite, geführt wurden (vgl. Abb. 5). Die einzige denkbare Erklärung wäre, daß
bereits der Vertikalschnitt durch den Schaft nicht parallel zur Vorderseite, sondern schräg erfolgte. Für die vertikale Trennung der Figuren hätte die Gruppe daher schräg auf dem Rücken
gelegen. Auf diese Weise wären die Sägeschnitte nun zwar senkrecht, aber schräg zur Rückseite
geführt worden. Diese Möglichkeit kann aber ausgeschlossen werden, da dann vom rückwärtigen
Schaftsegment rechts viel mehr erhalten geblieben wäre als links. Das aber ist nach Ausweis der
Gipse nicht der Fall.
Brüche im Konsolenbereich
Der Befund, daß beide Teile des südlichen Kaiserpaars an der Vorderseite im Bereich von Füßen
und Konsole einen Bruch aufweisen und das linke Stück ohne Oberflächenbeschädigung gebrochen, das rechte hingegen an der Vorderseite stark zerstört ist (vgl. Abb. 5), läßt sich vielleicht
wie folgt erklären: Nach der Dreiteilung der Gruppe befanden sich zu irgendeinem Zeitpunkt
zumindest der mittlere und rechte Teil dicht beieinanderliegend, als sie möglicherweise von
einem großen, schweren Steinblock im Bereich der Füße und Konsole mit großer Wucht frontal
getroffen wurden. Vom mittleren Teil brach die untere Partie ab, d. h. die Konsole mit den
beiden unterschiedlichen Füßen. Der rechte Teil wurde durch den Aufschlag entweder beiseite
geschleudert oder fiel auf die Seite, so daß der erste oder ein folgender herabstürzender Block
das erhaltene Fragment der Konsole sowie den unteren Teil derselben abspalten und seine
Vorderkante zertrümmern konnte, ohne daß das linke Bruchstück dadurch Schaden nahm
(s. Abb. 14). Beide Brüche werden jedenfalls durch ein und dasselbe zerstörerische Ereignis
verursacht worden sein.
Dieses könnte unter Umständen auch für den Verlust des linken abgesägten Rückenteils der
linken Figur verantwortlich gewesen sein (vgl. Abb. 4. 5): Die Gruppe war ja bereits zersägt,
und das fragliche Stück könnte so stark zerstört worden sein, daß es anschließend nicht mehr
zu verwenden war. Dies wäre zwar eine denkbare, aber vielleicht nicht wahrscheinliche Hypothese, da es sich bei dem Aufprall offensichtlich um eine partielle Zerstörung handelte, welche
die Figuren selbst unversehrt ließ.
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Rekonstruktion der Geschehnisse vor dem Abtransport nach Venedig
Wir wissen von zwei kaiserlichen Ehrendenkmälern, die von den Venezianern in Konstantinopel
zum Zwecke des Abtransports demontiert wurden 21.
Das eine war die Säule Leons I. Diese wurde systematisch abgebaut, sicherlich um die Bronzestatue samt der Säule zu verschiffen. Wohl des enormen technischen Aufwandes wegen beließ
man es schließlich doch nur bei dem Bronzekoloß, der dann aber auch nicht an seinem Zielort
landete, sondern unglücklicherweise im Hafenbecken von Barletta versank 22.
Das zweite Denkmal sind unsere Skulpturen der Tetrarchen. In beiden Fällen waren es Kaiserstatuen. Ursprünglich wird das tetrarchische Säulenmonument freistehende Statuen getragen
haben. Ob diese – nach einer Versetzung nach Konstantinopel – dort auch aufgestellt gewesen
waren, wissen wir nicht. Vielleicht handelte es sich um Standbilder der Genien der Augusti und
Caesares, bzw. der Iovier und Herculier, so wie die Statuen auf den Tetrarchensäulen des Forum
Romanum gedeutet wurden, Togati mit Lorbeerkranz und Stirnjuwel sowie einem Füllhorn im
Arm 23. Ob sich diese Figuren – falls sie tatsächlich mitversetzt worden waren – auch im 13. Jh.
noch an Ort und Stelle befanden, ist auch wegen nachträglicher Veränderungen und Neubenennungen der Kaiserpaare (s. unten) ungewiß. Wäre das dennoch der Fall gewesen, hätten die
Venezianer an diesen einfachen Togati ohne ihnen verständliche ideologische Konnotation, die
auch kaum die Möglichkeit einer zeitgemäßen Umdeutung zugelassen hätten, für eine Aufstellung an San Marco sicherlich kein Interesse gehabt, das den Aufwand des Transportes wert
gewesen wäre. Jedenfalls sollte das Säulenmonument nicht insgesamt nach Venedig überführt
werden. Es ging auch nicht um die Säulenschäfte mit den Skulpturen, sondern ausschließlich
um die beiden Herrschergruppen.
Zu diesem Zweck werden die Venezianer zunächst die Schäfte mit den Kaiserpaaren demontiert, also von Basis und Kapitell gelöst haben. Da das abgebrochene Konsolenstück ganz in der
Nähe am Myrelaion gefunden wurde, und der Bruch erst nach dem Zersägen erfolgt sein konnte,
mußten die Arbeiten am Säulenmonument im Bereich des Philadelphion durchgeführt worden
sein. Dafür wurde dort eine Steinsäge aufgebaut und die Schäfte wurden zersägt. Da das Sägen
von Stein und besonders hartem Porphyr eine sehr aufwendige und langwierige Tätigkeit war,
mußte jeder Schnitt wohlgeplant und ökonomisch geführt werden. Man möchte daher annehmen, daß dieser Sägevorgang nur einmal und an einem Ort vorgenommen wurde, eben hier in
Konstantinopel und nicht (auch noch) in Venedig.
Beide Paare trennte man mit dem Restsegment des Schaftes durch vertikale Sägeschnitte vom
restlichen Säulenschaft. Der westlichen Gruppe beließ man das lange Schaftsegment darüber,
bei der südlichen ließ man wohl nur einen kleinen Rest davon stehen. Diese Gruppe wurde dann
durch zwei Vertikalschnitte dreigeteilt. Schließlich sägte man von einer der Säulen das untere
Schaftstück mit Fußring ab, die spätere Pietra del bando. Warum das geschah und wozu dieses
dienen sollte, kann nur vermutet werden. Zur Neuaufstellung der Tetrarchenpaare konnte es
21
22
23
Über die Herkunft und den Kontext des porphyrnen Kaiserkopfes an der SO-Ecke der Balustrade der Außengalerie,
dem sog. Carmagnola, ist nichts bekannt, Tigler 1995, 226 –227 Nr. 230.
U. Peschlow, Eine wiedergewonnene byzantinische Ehrensäule in Istanbul, in: O. Feld – U. Peschlow (Hrsg.),
Studien zur spätantiken und byzantinischen Kunst (Bonn 1986) 21–33.
H. Wrede, Der genius populi Romani und das Fünfsäulendenkmal der Tetrarchen auf dem Forum Romanum, BJb
181, 1981, 111–142, bes. 135 –140.
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philipp niewöhner – urs peschlow
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nicht mehr nutzen. Wahrscheinlich war der Säulenstumpf zur Materialbeschaffung gedacht, um
daraus dann in Venedig rotae, also runde Porphyrscheiben für Fußböden, zu schneiden, wie sie
in Byzanz aber auch im mittelalterlichen Italien sehr beliebt waren 24.
Erst nachdem das alles geschehen war, erfolgte die schwere Beschädigung der S-Gruppe im
Bereich der Füße und der Konsole. Das linke Bruchstück wurde, da es wieder angepaßt werden
konnte, geborgen und mitgenommen, das rechte hingegen war so zertrümmert, daß man seine
Reste liegen ließ. Diesem Szenario zufolge wurde von dem Tetrarchenmonument in Konstantinopel nur Stückgut geladen, bei dem man in Venedig zusehen mußte, wie es noch passabel zu
verwenden war.
Zur Neuaufstellung in Venedig
Der hier rekonstruierte Zustand der Stücke vor dem Abtransport legt nahe, daß beide Paare ihrer
unterschiedlichen Zurichtung wegen in Venedig nicht zusammen aufgestellt werden konnten oder
sollten: Das westliche Figurenpaar war noch mit dem hochragenden Schaftsegment verbunden
und hätte als Applikation vor eine Wand gesetzt werden können. Dem südlichen fehlte unten
rechts ein Teil der Konsole mit einem Tetrarchenbein, es war dreigeteilt, wobei das linke Stück – in
welchem Zustand es sich auch immer befand – möglicherweise gar nicht mitgenommen worden
war. Diese amputierte Doppelskulptur war für sich genommen jedenfalls höchst unattraktiv. So
gesehen folgte die Zurichtung der beiden Gruppen in Konstantinopel wahrscheinlich keinem
Plan, wie genau sie in Venedig aufgestellt werden sollten.
Das Konzept dafür wurde erst nach der Ankunft des Transports in Venedig entwickelt und
stellt eine optimale Lösung dar (Abb. 1): Die zwei Paare wurden an der SW-Ecke der Schatzkammer übereck gestellt, so daß sie beide für einen von der Anlegestelle her kommenden Betrachter sichtbar waren. Zuvor waren beide Gruppen auf die gleiche Größe gebracht worden;
der westlichen wurde das lange obere Schaftfragment abgeschlagen, der südlichen vermutlich
der obere Überstand seines Säulenrestes.
Das westliche Paar steht so vor der Wand, daß es über die Flucht der S-Wand vorragt und
zwar so weit, daß seine Konsole mit der des Nachbarpaars fluchtet. Auf diese Weise entsteht der
Eindruck einer um die Ecke herumgeführten einheitlichen Standfläche (Abb. 1. 5). Gleichzeitig
wurden so das Fehlen der linken Körperpartie der S-Gruppe kaschiert und die Schnittfläche der
linken Figur durch den rechts des W-Paars vortretenden Rest seines Säulenschaftes verdeckt.
Dieser wurde im Bereich des linken Kopfes des S-Paars zurückgeschlagen, damit der Kopf des
Kaisers – wie auch alle anderen Köpfe – für einen vom Kai her kommenden Besucher sichtbar war
(Abb. 1). Das mitgeführte linke Fuß- und Konsolenfragment wurde wieder angefügt, das rechte
durch eine Nacharbeit ersetzt. Die hier mit der Neuaufstellung vorgenommenen Herrichtungen
der beiden Paare wurden von grober Hand ausgeführt. Das bestätigt die Hypothese, daß alle
Sägearbeiten in Konstantinopel vorgenommen wurden.
Ergebnis
Das neu gefundene Schaftfragment gehörte mit hoher Wahrscheinlichkeit zu der Säule der WGruppe. Es ermöglicht eine genauere Positionsbestimmung der Skulpturengruppe am Säulen24
Zu spätantiken rotae s. Delbrueck 1932, 27–30. 148–149; D. F. Glass, Studies on Cosmatesque Pavements, BARIntSer
82 (Oxford 1980) passim.
62, 2012
neues zu den tetrarchenfiguren
355
schaft und damit eine verläßlichere Rekonstruktion. Welchem Zweck die vertikale Zerteilung
des S-Paars dienen sollte, bleibt nach wie vor ungeklärt. Diese wird jedenfalls erst erfolgt sein,
nachdem das Figurenpaar sowohl unten als auch oben durch Horizontalschnitte vom Schaft
getrennt war. Folglich muß das neue Schaftsegment von der Säule der W-Gruppe stammen.
Daß es sich in Venedig befindet, spricht dafür, daß es noch im Verband mit dem Skulpturenpaar
dorthin transportiert wurde.
Nach dem Zersägen des S-Paars wurden durch äußere Einwirkung im Bereich der Konsole
und der Beine der Figuren vom mittleren Teil ein Stück abgeschlagen, vom rechten das in Istanbul
gefundene Fragment rechts abgespalten und ein Stück der Unterseite und die Vorderseite dieser
Partie vollständig zertrümmert. Damit ist gesichert, daß die Figurenpaare in Konstantinopel
von den Säulenschäften getrennt wurden.
Für den Transport nach Venedig wurden demnach ganz disparate Teile des Säulenmonuments
geladen: das westliche Skulpturenpaar mit dem oberen Schaftsegment, die drei oder auch nur
zwei Teile des S-Paars, davon auch das linke Bruchstück mit Füßen und Konsolenfragment,
sowie der untere Säulenschaft, die Pietra del bando, der vielleicht zu Scheiben für Fußbodendekor zersägt werden sollte. In Venedig folgte die Herrichtung der Figurengruppe für ihre
Neuanbringung durch Abschlagen störender Teile. Außerdem wurde das fehlende rechte
Konsolenstück der S-Gruppe ergänzt. Wenn man sich den Zustand der Teile in Konstantinopel vergegenwärtigt, gelang den Venezianern für die Neuaufstellung eine bemerkenswert
glückliche Lösung.
Neue Überlegungen zur Aufstellung der Tetrarchenskulpturen
in Konstantinopel und einer damit verbundenen Zerlegung
des Säulenmonuments in frühbyzantinischer Zeit
von Philipp Niewöhner
Die geläufige Annahme, die Venezianer hätten die Tetrarchengruppe von einem konstantinopolitanischen Säulenmonument heruntergeschnitten und dabei oder beim Abtransport sei die
beim Myrelaion gefundene Ferse abgebrochen und verloren gegangen 25, befriedigt mich nicht.
Überprüft man sie an den Skulpturen in Venedig, stellt sich m. E. heraus, daß deren Zustand so
nicht einleuchtend zu erklären ist und die Ferse auf andere Weise verloren gegangen sein muß.
Unter Berücksichtigung des neu gefundenen Schaftstücks sowie der bislang nicht ausgedeuteten
Verstümmelung von Nasen und Ohren wird im Folgenden ein neues Szenario dafür entwickelt,
wie die Tetrarchen am Philadelphion aufgestellt waren und in welchem Zustand sie von den
Venezianern vorgefunden wurden.
25
Zuletzt vertreten von A. Effenberger am 28.10.2010 bei einem Giornata di Studi L’Enigma dei Tetrarchi in Venedig.
Dank der freundlichen Einladung von P. Schreiner durfte ich meine neuen Überlegungen bei derselben Gelegenheit
erstmals zur Diskussion stellen, und inzwischen hat mir Herr Effenberger mitgeteilt, daß er sich nun auch von meiner
Sichtweise überzeugt habe und das in Millenium 10, 2013 publizieren werde.
356
philipp niewöhner – urs peschlow
istmitt
Wann brach die Istanbuler Ferse ab und ging verloren?
Das neu gefundene Schaftstück (Abb. 2) sowie die Beobachtung, daß das Schaftsegment im
Rücken des westlichen Kaiserpaars oben gebrochen ist (Abb. 3), läßt keinen Zweifel daran zu,
daß das tetrarchische Säulenmonument ursprünglich monolithisch war und zersägt wurde.
An der hinteren rechten Ecke der Konsole des südlichen Paares ist der Ansatz des gerundeten
Säulenschafts erhalten und zu erkennen, daß sein Durchmesser nach unten hin zunahm (Abb. 1
und 4). Es handelt sich bei den Figuren also nicht etwa um von vornherein separat gefertigte
Einsätze, wie Delbrueck aufgrund der glatten rückseitigen Schnittflächen meint 26. Letztere
ergaben sich vielmehr aus der besonderen Härte von Porphyr, den zu zersägen einem Schleifen
gleichgekommen sein muß. Das bestätigen die ebenso glatten seitlichen Schnittflächen an den
Stellen, an welchen das südliche Kaiserpaar auseinandergesägt wurde. Daß es ursprünglich
zusammenhing und nicht etwa von vornherein gestückelt war, ist an der Fehlstelle abzulesen,
die von der Säge im Relief zurückgelassen wurde und dazu führt, daß die beiden Figuren heute
nicht mehr nahtlos aneinander passen (Abb. 15).
Der schlechte Erhaltungszustand des südlichen Kaiserpaars lehrt außerdem, daß die Figuren
zunächst zersägt wurden und erst danach zerbrochen sind: Das erhaltene untere Ende des bärtigen
Kaisers und das verlorene untere Ende des bartlosen sind in unterschiedlicher Höhe ge- bzw.
abgebrochen (Abb. 4); das war erst möglich, nachdem die beiden Figuren auseinandergesägt
waren.
Sollen die Venezianer für den schlechten Erhaltungszustand verantwortlich gemacht werden,
müssen sie es einerseits zwar geschafft haben, das Säulenmonument niederzulegen und die
Figuren ab- und auseinanderzusägen, was wegen des Gewichts und der Härte von Porphyr eine
beachtliche Leistung darstellt. Andererseits wäre ihnen dann aber die verhältnismäßig einfache
Aufgabe des Abtransports mißlungen, und zwar bei den kleinsten, am leichtesten zu bewegenden
Teilen des Ensembles, und noch dazu mehrfach: Nicht nur wären ihnen sowohl der bärtige als
auch der unbärtige Kaiser zerbrochen, sondern sie hätten auch noch ein drittes Mal gefehlt, als sie
das untere Ende der bartlosen Figur in Istanbul zurückließen. Das paßt nicht dazu, wie sorgsam
die Venezianer andere Figuren transportierten, etwa die ebenfalls an San Marco ausgestellten
Bronzepferde vom Hippodrom 27, die zugleich größer und empfindlicher waren als die Tetrarchen.
Diese Aporien lassen sich vermeiden, wenn man statt dessen annimmt, daß die Venezianer
die Skulpturen bereits in etwa demselben Zustand zerbrochen und verstümmelt vorfanden, in
dem sie abtransportiert wurden. Damit wären seit der Tetrarchie über acht Jahrhunderte Zeit
gewonnen, in der die Gruppe zunächst ab- und zersägt worden sein könnte, bevor die beiden
Kaiser des südlichen Paares unbestimmte Zeit später zerbrachen und die Ferse dann ebenfalls noch
vor dem Eintreffen der Venezianer verloren ging, weil es sich um das kleinste Fragment handelt.
Tatsächlich kommen die Parastaseis syntomoi chronikai und danach die Patria Konstantinupoleos
bei der Beschreibung des Philadelphion im 8. bzw. 10. Jh. nur für ein Kaiserpaar auf, das sie
mit Konstans identifizieren, der seinen Bruder Konstantios II. bei einem sonst nicht bezeugten
Besuch umarmt 28. Das legt nahe, daß das zweite Kaiserpaar damals bereits getrennt war.
26
27
28
Delbrueck 1932, 86.
S. Bassett, The Urban Image of Late Antique Constantinople (Cambridge 2004) 222–223 Kat. 139.
Parastaseis, Paragraph 70: T. Preger, Scriptores originum Constantinopolitanarum (Lipsiae 1901–1907) I 66, 14 –19;
vgl. A. Cameron – J. Herrin (Hrsg.), Constantinople in the Early Eighth Century: the Parastaseis syntomoi chronikai,
Abb. 15
S-Ansicht
Abb. 16
Ohr und Hinterkopf, Detail
von Abb. 15
Abb. 17
Istanbul,
Esekapı
Mescidi,
Granit
358
philipp niewöhner – urs peschlow
istmitt
Wann und warum wurde die Tetrarchengruppe vom Säulenmonument abgesägt?
Wegen der besonderen Kostbarkeit und Seltenheit porphyrner Tetrarchenskulpturen ist davon
auszugehen, daß die Venezianer Gruppe ursprünglich nicht aus der damals noch kleinen und
unbedeutenden Provinzstadt Byzantion stammt. Sie wird vielmehr in einer tetrarchischen Residenzstadt gestanden haben und erst später nach Konstantinopel gebracht worden sein 29, als
man die neue Hauptstadt mit diversen, anderswo demontierten Standbildern ausschmückte30.
Die Neuaufstellung der Tetrarchengruppe auf dem danach benannten Philadelphion war wahrscheinlich auch der Anlaß, das Säulenmonument zu zersägen.
Dafür lassen sich zwei Gründe benennen. Der eine hängt mit dem in Venedig neu gefundenen
Schaftstück zusammen (Abb. 2). Es belegt, daß allenfalls eine der beiden Porphyrsäulen horizontal
zu Trommeln von der Art der Pietra del bando zersägt wurde (Abb. 12), die andere hingegen der
Länge nach. Nur um die Figurengruppe abzulösen, wäre letzteres nicht nötig gewesen; außerdem
beraubte man sich so der Möglichkeit, die runden Säulentrommeln ober- und unterhalb der
Skulpturen zu den für Opus sectile-Fußböden begehrten runden Scheiben zu zersägen31.
Statt dessen erzeugte man durch das Absägen von Säulensegmenten einen quadratischen Pfeiler
mit einer sich nach oben hin verjüngenden Seitenlänge: Die Rückseite eines jeden Tetrarchenpaares
ist bzw. war über 70 cm breit 32, diejenige des neu gefundenen Schaftstücks hat unten nur 63 cm
und verjüngt sich nach oben weiter. Nachdem diese Säulensegmente abgesägt worden waren,
muß ein Pfeiler in Form eines kleinen Obelisken zurückgeblieben sein: Ausweislich der Pietra del
bando könnte er an seinem unteren Ende gut 90 cm breit gewesen sein, also rund eineinhalbmal
so breit wie am oberen, bei einer Höhe von etwa neunmal der unteren Breite. Eine Reihe antiker
Obelisken haben ähnliche Proportionen 33, einige auch ähnliche Abmessungen34.
Tatsächlich könnte die Erzeugung eines solchen Obelisken einer der Gründe für das Zersägen
des Säulenmonuments gewesen sein. Die Parastaseis berichten vom Philadelphion neben den
Kaiserstatuen auch über eine »vierseitige Porphyrsäule«35, eine Formulierung, die bereits in der
theodosianischen Bauinschrift des ägyptischen Obelisken auf dem Hippodrom zu lesen ist 36
und bestätigt, daß es auf dem Philadelphion einen Porphyrobelisken gab. Die Patria wissen des
weiteren von Kaiserbildern, die Konstantin I. »aus jener Porphyrsäule gemacht«37 habe. Diese
Formulierung scheint das Zersägen des tetrarchischen Säulenmonuments zu reflektieren, auch
wenn die Identifikation mit Konstantin anzuzweifeln ist (s. unten) und die Kaiserbilder nur
teilweise als einander umarmend, teilweise aber als thronend beschrieben werden, was nicht zu
den venezianischen Skulpturen paßt.
29
30
31
32
33
34
35
36
37
Columbia Studies in the Classical Tradition (Leiden 1984). Patria, Buch II Paragraph 48: Preger a. O. II 177, 3–8;
Berger a. O. (Anm. 4) 330 –331.
F. A. Bauer, Stadt, Platz und Denkmal in der Spätantike. Untersuchungen zur Ausstattung des öffentlichen Raumes
in den spätantiken Städten Rom, Konstantinopel und Ephesos (Mainz 1996) 232–233.
Bauer a. O. (Anm. 28) 143–268; Bassett a. O. (Anm. 26).
Zu solchen Porphyrscheiben frühbyzantinischer Zeit s. Delbrueck 1932, 27–30. 148–149.
Delbrueck 1932, 87 Abb. 31; Tigler 1995, 222.
E. Iversen, Obelisks in Exile (Kopenhagen 1968–1972) II 46–47.
Iversen a. O. (Anm. 32) I 93–100 (Piazza della Minerva). 101–105 (Piazza della Rotunda). 106 –114 (Villa Celimontana).
174 –177 (Viale delle Terme di Diocleziano).
Paragraph 58: Preger a. O. (Anm. 27) I 58, 15.
Anth. Pal. 9, 682, 1.
Buch II Paragraph 50: Preger a. O. (Anm. 27) II 178, 12–14.
62, 2012
neues zu den tetrarchenfiguren
359
Der Obelisk stand auf einem Marmorsockel, der sich in der Nähe von Laleli Camii und
Philadelphion fand und heute im Vorgarten der Sophienkirche aufbewahrt wird38. Zwei
benachbarte Seiten sind gebrochen, die beiden anderen tragen eine lateinische und zwei
griechische Inschriften, von denen jeweils ein Großteil abgebrochen ist. Eine der griechischen
Inschriften ist auch in der Anthologia palatina überliefert, und dort heißt es, daß sie »auf der
Porphyrsäule am Philadelphion« zu lesen war39. Was die lateinische Inschrift angeht, überliefern
die Patria die Existenz einer solchen an der »Porphyrsäule«40.
Anhand der Länge der in der Anthologia vollständig wiedergegebenen Inschrift läßt sich auch
die Seitenlänge des Marmorsockels rekonstruieren; sie muß rund eineinhalb Meter betragen
haben. D. Feissel nimmt darüber versuchsweise einen Porphyrobelisken an, der Mitte des
19. Jhs. im Topkapi Serail ausgegraben wurde und heute im Archäologischen Museum steht41.
Es handelt sich um ein Fragment von 1,14 m Breite, das E. Iversen zusammen mit der Spitze
eines Porphyrobelisken im Yerevan Kiosk des Serails zu einem Pfeiler von 1,30 m Seitenlänge
und 12 m Höhe rekonstruiert42. Alternativ könnte der Marmorsockel wohl auch einen aus dem
tetrarchischen Säulenmonument hervorgegangenen Obelisken getragen haben, der an seinem
unteren Ende weniger als einen Meter breit gewesen sein dürfte.
Ein ähnlich kleines Granitfragment von 80 –90 cm Seitenlänge, das am ehesten von einem
Obelisken stammen dürfte, wurde jüngst bei der Esekapı Mescidi gefunden (Abb. 17), etwa
2 km weiter westlich an derselben Hauptstraße, an der auch das Philadelphion mit dem
Porphyrobelisken gelegen war. Die Aufstellung der Obelisken folgte sicherlich dem Beispiel
Roms, wo über ein Dutzend unterschiedlich großer Obelisken bezeugt ist, mit und ohne Relief,
aus ägyptischem und aus anderem Gestein43. Für denjenigen auf dem Philadelphion läßt sich
anhand der Inschriften auf dem Marmorsockel bestimmen, wann er errichtet wurde:
Die bereits erwähnte, auch in der Anthologia palatina überlieferte Inschrift kommemoriert
die Gründung eines der Philologie gewidmeten ›Mouseion‹ durch einen gewissen Mouselios.
Bei letzterem handelt es sich wahrscheinlich um einen vor 420 anzusetzenden Präpositus von
Theodosios II. Derselbe Kaiser reformierte 425 die Universität, die im Kapitol ansässig war,
das ebenfalls am Philadelphion lag und mit dem Mouseion des Mouselios identisch sein dürfte.
Der Sockel stand also wohl vor dem Kapitol, als dieses zum Mouseion umgewidmet wurde und
dann als Sitz der Universität diente44.
Aufgestellt worden waren Sockel und Obelisk schon früher, denn das Chronikon Paschale
berichtet bereits für das Jahr 407, daß das »Christuszeichen vom Kapitol« bei einem Erdbeben
herabfiel45, und Nikephoros Kallistos Xanthopulos identifiziert dieses Christuszeichen mit dem
38
39
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41
42
43
44
45
K. Bittel – A. M. Schneider, Archäologische Funde aus der Türkei im Jahre 1939, AA 1940, 554 –596, 587–591;
D. Feissel, Le Philadelphion de Constantinople. Inscriptions et écrits patriographiques, CRAI 2003, 495 –523.
Anth. Pal. 9, 799. Vgl. Feissel a. O. (Anm. 37) 503–504.
Buch II Paragraph 50: Preger a. O. (Anm. 27) II 178, 14 –16. Vgl. Feissel a. O. (Anm. 37) 509.
Feissel a. O. (Anm. 37) 507–508.
Iversen a. O. (Anm. 33) II 39–50.
Iversen a. O. (Anm. 33) I.
Feissel a. O. (Anm. 37) 503–514. Vgl. P. Speck, Rezension zu P. Lemerle, Le premier humanisme byzantin. Notes et
remarques sur enseignement et culture à Byzance des origines au Xe siècle, Bibliothèque byzantine. Études 6 (Paris
1971), ByzZ 67, 1974, 385 –393, 390; Berger a. O. (Anm. 4) 333; P. Speck, Urbs, quam Deo donavimus. Konstantins
des Großen Konzept für Konstantinopel, Boreas 18, 1995, 143–173.
L. Dindorf, Corpus scriptorum historiae Byzantinae 16 –17 (Bonn 1832) 570.
360
philipp niewöhner – urs peschlow
istmitt
Kreuz46 , von dem die Parastaseis und die Patria wissen, Konstantin I. habe die von ihm auf dem
Philadelphion errichtete »vierseitige Porphyrsäule« damit bekrönt47. Ein Kreuz auf der Spitze
eines Obelisken ist gut zu sehen, davon zeugen etliche neuzeitliche Beispiele in Rom48. Dasjenige
auf dem Philadelphion dürfte allerdings kaum von Konstantin angebracht worden sein, denn
der hatte wahrscheinlich das daneben gelegene Kapitol errichten lassen, das in Anlehnung an
Rom als Tempel für die Kapitolinische Trias gedient haben wird49.
Statt dessen nennt die lateinische Sockelinschrift einen Theodosius. Zwar ist der größere
Teil dieser Inschrift abgebrochen und hat bislang nicht rekonstruiert werden können, aber es
handelt sich offenbar um die Bauinschrift des Obelisken, denn es ist vom »opus« die Rede, das
in der anschließend eingemeißelten zweiten griechischen Inschrift selbst das Wort zu ergreifen
scheint50. Als Bauherr kommt am ehesten der Kaiser in Frage, nicht nur wegen der Autorität,
die dafür nötig war, um über das tetrarchische Säulenmonument zu verfügen und die abgesägten
Kaiserbilder neu aufzustellen, sondern auch in Analogie zu den entlang der Hauptstraße
benachbarten Plätzen, dem Theodosiusforum im Westen und dem Arkadiosforum im Osten 51.
Auch diese Plätze wurden vom jeweiligen Kaiser eingerichtet und mit Säulen versehen, das
Theodosiusforum außerdem mit einem Reiterstandbild jenes Kaisers, bei dem es sich wie bei den
Tetrarchen auf dem Philadelphion um ein wiederverwendetes älteres Herrscherbild gehandelt
zu haben scheint52. In Rom waren bereits unter Konstantin I. diverse ältere Kaiserbilder recycelt
und für den amtierenden Herrscher in Anspruch genommen worden53. Demnach wurden Basis
und Obelisk von Theodosius I. errichtet, denn ausweislich des 407 herabgefallenen Kreuzes
standen sie bereits, als Theodosios II. 408 seine Herrschaft antrat54.
Die Aufstellung des Obelisken paßt am besten in die frühen Herrschaftsjahre von Theodosius
I., bald nachdem er sich 380 taufen ließ und Konstantinopel zu seiner ständigen Residenz
machte55: Zum einen ließ sich mit Porphyrpfeiler und Skulpturen sowie bekrönendem Kreuz
verhältnismäßig schnell und einfach ein gleichermaßen kaiserliches wie christliches Zeichen
setzen, das auch noch als Rombezug verstanden werden konnte, wenn man von den dortigen
Obelisken sowie den Porphyrstatuen der Tetrarchen bzw. deren Genii wußte, die auch in Rom
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Ecclesiasticae historiae, Buch 8, 32: Patrologia Graeca 146 (Paris 1865) 121. Vgl. Berger a. O. (Anm. 4) 333.
Parastaseis, Paragraph 58: Preger a. O. (Anm. 27) I 58, 10 –14. Patria, Buch 2 Paragraph 50: Preger a. O. (Anm. 27)
II 178, 9–12.
Iversen a. O. (Anm. 33) I Abb. 12. 51. 65. 80. 100 und öfter.
C. Mango, Le développement urbain de Constantinople (4e–7e siècles), Traveaux et Mémoires Monographies 2 (Paris
1985) 30; E. Mayer, Rom ist dort, wo der Kaiser ist. Untersuchungen zu den Staatsdenkmälern des dezentralisierten
Reiches von Diocletian bis zu Theodosius II., RGZM Monographien 53 (Mainz 2002) 161–168.
Feissel a. O. (Anm. 37) 500 –501.
Bauer a. O. (Anm. 28) 187–212.
Bassett a. O. (Anm. 26) 208–211 Kat. 117.
E. R. Varner, Mutilation and Transformation. Damnatio Memoriae and Roman Imperial Portraiture, Monumenta
Graeca et Romana 10 (Leiden – Boston 2004) 213–223.
Zu anderen Versuchen, die Tetrarchenguppe mit der theodosianischen Dynastie zu identifizieren, s. M. Cagiano de
Azevedo, I cosidetti tetrarchi di Venezia, Commentari 13, 1962, 160 –181, 168–169 = M. Cagiano de Azevedo, Cultura
e tecnica artistica nella tarda antichità e nell’alto medioevo (Mailand 1986) 109–130, 117–118; H. P. Laubscher 1999,
241–242.
B. Croke, Reinventing Constantinople. Theodosius I’s Imprint on the Imperial City, in: S. McGill – C. Sogno –
E. Watts (Hrsg.), From the Tetrarchs to the Theodosians. Later Roman History and Culture, 284 – 450 CE, Yale
Classical Studies 34 (Cambridge 2010) 241–264.
62, 2012
neues zu den tetrarchenfiguren
361
in Sichtweite des Kapitols auf der Rostra aufgestellt waren56. Zum anderen bleiben sowohl die
Porphyrwerke als auch das Philadelphion hinter dem 390 im Hippodrom errichteten ägyptischen
Obelisken57 bzw. dem 393 eingeweihten Forum des Theodosius zurück und erscheinen später
deshalb nicht mehr angemessen.
Für eine Frühdatierung spricht des weiteren, daß Theodosius sich bei seinem Regierungsantritt
379 zunächst in Thessaloniki aufhielt und das Säulenmonument aus dieser tetrarchischen
Residenzstadt mitgebracht haben könnte, als er 380 nach Konstantinopel umzog. Es macht
Sinn, daß Theodosius nach der Taufe und dem ebenfalls noch in Thessaloniki verabschiedeten
Dreikaiseredikt »Cunctos populos«, das den katholischen Glauben als alleinige Reichsreligion
verordnet58, die bis dato durch den Kaiserkult geschützten Skulpturen demontiert haben soll.
Schließlich lassen sich auch die Bärte, die jeweils einem Kaiser beider Paare nachträglich
hinzugefügt wurden, mit den frühen Regierungsjahren von Theodosius erklären, wie im
Folgenden ausgeführt wird.
Warum wurden Fibeln, Bärte und wahrscheinlich auch Diademe nachgetragen
sowie ein Tetrarchenpaar zersägt?
Neben den bereits genannten Gründen für eine theodosianische Neuaufstellung der Tetrarchen
am Philadelphion weisen darauf auch die Veränderungen hin, die aus diesem Anlaß vorgenommen worden sein dürften: Erstens wurden die Fibeln abgearbeitet und wahrscheinlich durch
andersartige Applikationen ersetzt59. Bei den ursprünglichen Fibeln scheint es sich den Abarbeitungsspuren nach zu urteilen um Kreuz-, Zwiebel- oder Dreiknopffibeln auf rechteckigen Platten
gehandelt zu haben (Abb. 19)60, ähnlich derjenigen der Kairoer Porphyrbüste aus Athribis61 und
des Galerius vom sog. kleinen Bogen in Thessaloniki62. Daneben waren während der Tetrarchie
und der konstantinischen Dynastie auch Bügelfibeln sowie Rundfibeln mit und ohne Pendilien
geläufig63. In der Folgezeit verengte sich das Schema jedoch zunehmend auf eine runde oder
56
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61
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63
H. P. L’Orange, Ein tetrarchisches Ehrendenkmal auf dem Forum Romanum, RM 53, 1938, 1–34; H. Kähler, Das
Fünfsäulendenkmal für die Tetrarchen auf dem Forum Romanum, MAR 3 (Köln 1964); Wrede a. O. (Anm. 23)
111–142 (nicht die Tetrarchen selbst, sondern deren Genii); P. Verduchi, Le Rostre tribunate, in: Roma. Archeologia
nel centro, Lavori e studi di archeologia 6 (Rom 1985) I 29–33 (nicht hinter, sondern auf der Rostra).
J. Bardill, The Monuments and Decoration of the Hippodrome in Constantinople, in: B. Pittarakis (Hrsg.),
Hippodrome/Atmeydani. A Stage for Istanbul’s History, Pera Museum Publication 39 (Istanbul 2010) 149–184,
155 –164.
P. Barceló – G. Gottlieb, Das Glaubensedikt des Kaisers Theodosius vom 27. Februar 380. Adressaten und Zielsetzung,
in: K. Dietz – D. Hennig – H. Kaletsch (Hrsg.), Klassisches Altertum, Spätantike und frühes Christentum. Adolf
Lippold zum 65. Geburtstag gewidmet (Würzburg 1993) 409– 423.
Laubscher 1999, 213.
Delbrueck 1932, 88; Laubscher 1999, 213.
Delbrueck 1932, 92–95; H. P. L’Orange, Das spätantike Herrscherbild von Diokletian bis zu den Konstantin-Söhnen,
284 –361 n. Chr., Das römische Herrscherbild 3, 4 (Berlin 1984) 107 Taf. 19.
Th. Stefanidou-Tiveriou, To mikro toxo tou Galeriou: sto Archaiologiko Mouseio tēs Thessalonikēs, Archaioi topoi
kai mouseia tēs Hellados 9 = Vivliothēkē tēs en Athēnais Archaiologikēs Hetaireias 157 (Athen 1996); Laubscher
1999, 236 Abb. 17.
z. B. Delbrueck 1932, 91–114 (Rundfibeln mit und ohne Pendilien). Ein westliches Konsulardiptychon, auf dem zwei
Kaiser mit Bügelfibeln abgebildet sind, wird allerdings dem frühen 5. Jh. zugewiesen: W. F. Volbach, Elfenbeinarbeiten
der Spätantike und des frühen Mittelalters, Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 7 3(Mainz 1976) 42– 43
Taf. 19 Kat. 35.
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ovale Edelsteinfibel mit drei Pendilien als alleinigem kaiserlichen Insignium64, und das wird
der Grund dafür gewesen sein, die tetrarchischen Kreuzfibeln abzuarbeiten und zu ersetzen65.
Bei der kolossalen bronzenen Kaiserstatue in Barletta, die sicherlich auch aus Konstantinopel
stammt und Leo I. darstellen könnte66 , war von vornherein eine applizierte Fibel vorgesehen67,
wahrscheinlich um das Insignium durch bunte Farbigkeit hervorzuheben.
Zweitens könnten zusammen mit Fibeln auch Diademe appliziert und zu diesem Zweck
die Löcher gebohrt worden sein, von denen die Kappen der Kaiser jeweils zwei aufweisen,
eines auf der Vorder- und eines auf der Rückseite (Abb. 15. 16. 18). Ursprünglich hatten die
Kappen sicherlich keine Löcher, das zeigt der Vergleich mit der unversehrten Kappe eines
Porphyrtetrarchen in Naissus/Niş 68, sowie die Identifizierung mit den pillei pannonici 69, die
etwa auch in den Mosaiken der Villa Romana del Casale bei Piazza Armerina auf Sizilien ohne
Applikationen dargestellt sind70. In theodosianischer Zeit war diese Kopfbedeckung nicht mehr
üblich und statt dessen waren Diademe erforderlich, um die älteren Skulpturen als zeitgenössische
Kaiser umzudeuten.
Drittens ergibt sich aus der Zuschreibung an Theodosius I. auch ein Grund dafür, ein
Tetrarchenpaar zu zersägen, denn damals herrschten zumeist drei, nicht jedoch vier Augusti:
379 bis 383 regierte Theodosius im Osten, während die dienstälteren Augusti Gratian und
Valentinian II. an erster und zweiter Stelle im Westen herrschten. Nach dem Tod Gratians 383
war Theodosius die beherrschende Figur, hielt aber an dem damals zwölfjährigen Valentinian
als nunmehr alleinigem Herrscher im Westen fest, während er seinen Sohn Arkadios als zweiten
Augustus im Osten einsetzte. Diese Konstellation ist möglicherweise auf dem Missorium in
Madrid dargestellt, das 388 anläßlich der Dezennalien von Theodosius hergestellt worden sein
könnte71. Nach dem Tod von Valentinian 392 ersetzte Theodosius ihn 393 durch seinen zweiten
Sohn Honorius als Augustus im Westen.
Viertens läßt sich mit der ersten und frühesten dieser Dreiergruppen, Theodosius, Gratian
und Valentinian, begründen, warum die beiden bereits durch die Fibeln sowie ihre vorgreifenden
Umarmungen dominierenden Kaiser auch noch durch nachträglich eingetragene Bärte weiter
aufgewertet wurden (Abb. 15)72: Für Theodosius machte es Sinn, sich und Gratian bärtig
darstellen zu lassen, denn Theodosius hatte sich vor seinem Herrschaftsantritt als militärischer
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RbK II (1971) 539–540 s. v. Fibel (K. Wessel); RbK III (1978) 411– 412 s. v. Insignien (K. Wessel).
Laubscher 1999, 241–244.
U. Peschlow, Eine wiedergewonnene byzantinische Ehrensäule in Istanbul, in: U. Peschlow – O. Feld (Hrsg.), Studien
zur spätantiken und byzantinischen Kunst. Festschrift für F. W. Deichmann, RGZM Monographien 10 (Bonn 1986)
I 23–33.
R. Delbrueck, Spätantike Kaiserporträts von Constantinus Magnus bis zum Ende des Westreichs, Studien zur
spätantiken Kunstgeschichte 8 (Berlin 1933) 219–220.
M. Bergmann, Studien zum römischen Porträt des 3. Jahrhunderts n. Chr. (Bonn 1977) 165. 176 Taf. 51, 1. 2.
Gehn a. O. (Anm. 2) 82–83 (Literatur).
H. P. L’Orange, Nuovo contributo allo studio del Palazzo Erculio di Piazza Armerina, ActaAArtHist 2, 1965,
65 –104.
M. Almagro-Gorbea – J. M. Álvarez Martinez – J. M. Blázquez Martinez (Hrsg.), El Disco de Teodosio, Publicaciones
del Gabinete de Antigüedades V. Estudios 5 (Madrid 2000); A. Effenberger, Das Theodosius-Missorium von 388.
Anmerkungen zur politischen Ikonographie in der Spätantike, in: C. Sode – S. Takács (Hrsg.), Novum Millennium.
Studies on Byzantine History and Culture Dedicated to Paul Speck (Aldershot 2001) 97–108.
Delbrueck 1932, 86; M. Cagiano de Azevedo, I cosiddetti tetrarchi di Venezia, Commentari 13/14, 1962, 160 –181,
161–162; Laubscher 1999, 232.
62, 2012
neues zu den tetrarchenfiguren
363
Befehlshaber bewährt, und diese Reife zeichnete ihn vor dem dienstälteren, aber unmündigen
Valentinian aus. Demnach war das intakte Kaiserpaar als Gratian zu verstehen, wie er den
kindlich-bartlosen Valentinian umarmt, mit dem zusammen er im Westen herrschte (Abb. 18),
während die bärtige Einzelfigur Theodosius als Gratian gleich und ebenbürtig darstellte
(Abb. 15), was sich Theodosius trotz seines geringeren Dienstalters in seiner Residenzstadt
sicherlich erlauben konnte.
Nach dem Tod von Gratian würde man dort hingegen eine ähnlich deutliche Hervorhebung
von Theodosius als dem nunmehr einzigen mündigen Augustus und de facto Alleinherrscher
erwarten, wie auf dem Missorium in Madrid oder am Sockel des ägyptischen Obelisken auf
dem Hippodrom. Folglich wird das Arrangement von Obelisk, Kreuz und Tetrarchen auf
dem Philadelphion am ehesten zwischen 380 und 383 zu datieren sein, nachdem Theodosius
Konstantinopel zu seiner Residenz gemacht und sich hatte taufen lassen, aber vor dem Tod von
Gratian.
Damit ist noch nicht erklärt, warum die bärtige Einzelfigur (Theodosius) auch an ihrer
rechten Seite beschnitten wurde (Abb. 4 und 15) und was mit dem unbärtigen Kaiser nach seiner
Abtrennung geschah. Der Überlieferung zufolge waren die Kaiserbilder am Philadelphion
»gegenüber« dem Obelisken73, bzw. »auf den beiden Seiten einer Portikus« aufgestellt74, aber
es ist auch von Sitzfiguren die Rede75, und die Interpretation als Konstans, der Konstantios
II. umarmt76 , kommt nur für das eine, intakte Kaiserpaar auf. Letzteres könnte noch mit dem
neu gefundenen Schaftstück verbunden gewesen sein und einem Gebäude (dem Kapitol?) als
Blendsäule vorgestanden haben; das würde erklären, warum das rückwärtige Schaftsegment
oberhalb der Tetrarchen nicht abgesägt, sondern abgebrochen ist (Abb. 3), und warum das
darüber zu rekonstruierende Schaftstück erhalten blieb und zusammen mit den Tetrarchen nach
Venedig gelangte (Abb. 2). Das andere, zersägte Kaiserpaar gehörte demnach zu der horizontal
zersägten Säule, von der auch die Pietra del bando stammen könnte.
Genaueres läßt sich vorläufig nicht sagen und lediglich festhalten, daß der unbärtige Kaiser
offenbar ebenfalls am Philadelphion verblieb; das belegen nicht nur der Fund seiner unbestimmte
Zeit später abgebrochenen Ferse am benachbarten Myrelaion und der Umstand, daß er bis heute
mit den drei anderen Tetrarchen vereint ist, sondern auch die nachträgliche Diadem-Krönung
sowie die im Folgenden noch zu besprechende übereinstimmende Verstümmelung aller vier
Porträts.
Wann, wie und warum wurden Nasen und Ohren verstümmelt?
Nasen und Ohren aller vier Tetrarchen sind in übereinstimmender Weise abgearbeitet worden.
Die Nasen sind in voller Länge bis zum Stirnansatz abgeschlagen, nur bei dem vereinzelten
bärtigen Kaiser war das nicht nötig, weil seine Nase offenbar schon früher kaputtgegangen und
ersetzt worden war, so daß es genügte, den Ersatz wieder zu entfernen (Abb. 15). Bei den Ohren
ist jeweils der rückwärtige, abstehende Teil der Muschel in ganzer Länge abgearbeitet (Abb. 16).
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Patria, Buch 2 Paragraph 50: Preger a. O. (Anm. 27) II 178, 16 –18.
Patria, Buch 2 Paragraph 50, anderes Manuskript: Preger a. O. (Anm. 27) II 178 Apparat zu Zeile 12.
Parastaseis, Paragraph 58: Preger a. O. (Anm. 27) I 58, 14 –16. Patria, Buch 2 Paragraph 50: Preger a. O. (Anm. 27)
II 178, 12–14. 16 –18; vgl. Berger a. O. (Anm. 4) 334 zu spätbyzantinischen Quellen, die auf die offenbar in
Konstantinopel verbliebenen Sitzfiguren zu beziehen sein könnten.
s. o. Anm. 27.
Abb. 18
W-Ansicht
Abb. 20
Reparatur
des Mantels
am Cingulum, Detail
von Abb. 18
Abb. 21
Reparatur
des Mantels
am Schienbein, Detail
von Abb. 18
Abb. 19
Fibel,
Detail von
Abb. 18
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neues zu den tetrarchenfiguren
365
Die Vollständigkeit und Regelmäßigkeit dieser Abarbeitungen bei ansonsten nahezu unversehrten
Gesichtern läßt keinen Zweifel daran, daß die Porträts gezielt verstümmelt wurden77.
Das sollte nicht passiert sein, bevor Theodosius I. den Kaiserkult abschaffte, denn bis dahin
genossen die Tetrarchen kultische Verehrung78. Außerdem ist die Verstümmelung offenbar
später anzusetzen als die Reparatur der Nase der vereinzelten bärtigen Figur. Wären die anderen
Nasen zu diesem Zeitpunkt bereits abgearbeitet gewesen, sollten sie ebenfalls ersetzt worden
sein. Andere Reparaturen betreffen den rechten vorderen Saum des Mantels des bärtigen Kaisers
aus dem intakten Paar. Geglättete Fehlstellen und zwei Dübellöcher in Höhe des Cingulums
(Abb. 20) sowie des Schienbeins (Abb. 21) weisen auf alte Brüche bzw. deren Ausflickung durch
Ersatzteile hin79. Die Reparaturen könnten bei derselben Gelegenheit vorgenommen worden
sein, bei der die Bärte eingeritzt und die Fibeln abgearbeitet wurden, um sie durch zeitgemäße
Applikationen zu ersetzen, also bei der theodosianischen Neuaufstellung auf dem Philadelphion.
Die Abarbeitung von Nasen und Ohren sollte folglich in nachtheodosianischer Zeit erfolgt
sein und legt im Übrigen nahe, daß die Figuren am Philadelphion so niedrig aufgestellt waren,
daß man sie erreichen und die Verstümmelung sehen konnte. In der ursprünglichen Position
der Tetrarchen hoch oben am Säulenmonument wären sie von einem ebenerdigen Betrachter
ebensowenig wahrzunehmen gewesen wie die wohl anläßlich der Konstantinopler Neuaufstellung
nachgetragenen Bärte und Fibeln (Abb. 11). All das bestätigt einmal mehr, daß die Reliefs am
Philadelphion als bereits abgesägt zu rekonstruieren sind.
Seit dem 5./6. Jh. war die Verstümmelung von Skulptur im byzantinischen Reich weit
verbreitet und richtete sich neben Nasen und Ohren, die traditionell auch schon im Rahmen
der kaiserzeitlichen Damnatio memoriae abgearbeitet worden waren80, neuerdings auch auf
Geschlechtsmerkmale81. Ergänzend aufgemalte und/oder eingemeißelte Kreuze bringen diesen
Vorgang mit der Christianisierung in Verbindung und deuten darauf hin, daß Skulptur als
anstößig und bedrohlich empfunden wurde und entsühnt werden sollte82. Wahrscheinlich
waren pagane Kultbilder und nicht zuletzt die kultische Verehrung des Kaiserbilds der Stein des
Anstoßes83, das belegt zum Beispiel der porphyrne Tetrarchenkopf aus Gamzigrad/Romuliana:
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83
Varner a. O. (Anm. 52) 215 Anm. 8; F. Trombley, The Destruction of Pagan Statuary and Christianization (Fourth
– Sixth Century C. E.), in: Y. Z. Eliav – E. A. Friedland – S. Herbert (Hrsg.), The Sculptural Environment of the
Roman Near East, Interdisciplinary Studies in Ancient Culture and Religion 9 (Leuven 2008) 143–164, 152 Anm. 35
(»noses chiselled off«); F. Barry, Disiecta membra. Ranieri Zeno, the Imitation of Constantinople, the Spolia Style,
and Justice at San Marco, in: H. Maguire – R. S. Nelson (Hrsg.), San Marco, Byzantium, and the Mythos of Venice
(Washington, D. C. 2010) 7– 62, 37.
Trombley a. O. (Anm. 76) 151–152.
Delbrueck 1932, 86; Tigler 1995, 222–226 Kat. 229; Barry a. O. (Anm. 76) 37 Anm. 87.
Varner a. O. (Anm. 52).
Y. Tsafrir, The Classical Heritage in Late Antique Palestine. The Fate of Freestanding Sculptures, in: Y. Z. Eliav –
E. A. Friedland – S. Herbert (Hrsg.), The Sculptural Environment of the Roman Near East, Interdisciplinary Studies
in Ancient Culture and Religion 9 (Leuven 2008) 117–142, 129–137; O. Dally – M. Maischberger – P. I. Schneider –
A. Scholl (Hrsg.), Zeiträume. Milet in Kaiserzeit und Spätantike (Regensburg 2009) 104 –105 Abb. 9–10; 125 Abb. 7;
137 Abb. 22; 180 –181 Kat. 11; 184 –185 Kat. 13; 196 –199 Kat. 19–20; R. Bol, Marmorskulpturen der römischen
Kaiserzeit aus Milet. Aufstellungskontext und programmatische Aussage, Milet 5, 2 (Berlin 2011) 11–12.
Trombley a. O. (Anm. 76) 152; T. M. Kristen, Embodied Images. Christian Response and Destruction in Late Antique
Egypt, Journal of Late Antiquity 2, 2009, 224 –250.
Zu römischen Kaiserbildern mit nachträglichen Kreuzen s. z. B. G. Langmann, Eine Kaisertaufe (?) in Ephesos, ÖJh
56, 1985, 65 – 69; Ö. Hjort, Augustus Christianus – Livia Christiana. Sphragis and Roman Portrait Sculpture, in:
L. Rydén – J. O. Rosenqvist (Hrsg.), Aspects of Late Antiquity and Early Byzantium, Svenska forskningsinstitutet
366
philipp niewöhner – urs peschlow
istmitt
Nase, Ohrläppchen und vier in das Diadem integrierte Büsten sind offensichtlich vorsätzlich von
dem ansonsten unversehrten Kopf abgeschlagen worden84. Die Büsten stellten die Genien der
Tetrarchen dar, Jupiter, Herakles, Sol und Mars, was an sich schon anstößig war und außerdem
an die Büstenkronen von Kaiserkult-Priestern erinnert haben mag, welche die Christen ebenfalls
regelmäßig entfernten85. War das einmal geschehen, konnten die Figuren durchaus bestehen
bleiben, galten nun anscheinend als unverfänglich und werden als antike Kunstwerke geschätzt
worden sein. Dies war offenbar auch bei den Tetrarchen der Fall.
Zusammenfassung: Im Chiostro di Sant’Apollonia östlich neben San Marco in Venedig gibt es
ein bislang unbekanntes Schaftfragment einer Porphyrsäule. Es stammt sicherlich von demselben Säulenmonument wie die Tetrarchenfiguren an der Schatzkammer von San Marco, und
wahrscheinlich gehörte auch die davor auf dem Markusplatz aufgestellte Pietra del bando dazu.
Ein weiteres, zweifellos zugehöriges Fragment derselben Figurengruppe hat sich in Istanbul
gefunden und belegt, daß das Säulenmonument dort bereits zersägt war und in Einzelteilen
nach Venedig gelangte, sicherlich im Anschluß an den vierten Kreuzzug und die venezianische
Eroberung Konstantinopels. Vielleicht sägten die Venezianer die Stücke selbst auseinander,
damit sie leichter zu transportieren waren, oder das geschah bereits in frühbyzantinischer Zeit,
als das Monument aus einer tetrarchischen Residenzstadt in die neue Hauptstadt Konstantinopel gebracht wurde. Damals könnte das Zersägen nicht zuletzt dazu gedient haben, aus einer
der Säulen einen kleinen Porphyrobelisken herauszuschälen, den Theodosios I. auf demselben
Platz aufstellen ließ, der nach den einander umarmenden Figuren Philadelphion genannt wurde.
New Findings on the Tetrarch Figures in Venice
and Their Display in Constantinople
Abstract: The Chiostro di Sant’Apollonia to the east of San Marco in Venice houses a hitherto
unpublished fragment of a porphyry column. The fragment can be identified as a part of the
columns that once carried the porphyry Tetrarchs, which are today built into the treasury of
San Marco. The Pietra del bando on the square in front of San Marco may also have belonged
to the same monument. A heal that is missing from the Tetrarchs in Venice was found near the
Philadelphion at Istanbul, and the name of the Philadelphion derives from the Tetrarchs being
linked in a brotherly embrace; the heal proves where the columns came from and that they had
already been fragmented before they left Constantinople. The Venetians may have taken the
84
85
i Istanbul, Transactions 4 (Stockholm 1993) 99–112; J. Auinger – E. Rathmayer, Zur spätantiken Statuenausstattung
der Thermen und Nymphäen in Ephesos, in: F. A. Bauer – C. Witschel (Hrsg.), Statuen in der Spätantike, Spätantike
– Frühes Christentum – Byzanz 23 (Wiesbaden 2007) 237–269, 256 –257 Abb. 10; Kristen a. O. (Anm. 81) 230 –231
Abb. 2 (Germanicus im British Museum mit abgearbeiteter Nase und Kreuz auf der Stirn). Zur Verstümmelung der
Standbilder von Kaiserkultpriestern s. J. Pollini, Gods and Emperors in the East. Images of Power and the Power of
Intolerance, in: Y. Z. Eliav – E. A. Friedland – S. Herbert (Hrsg.), The Sculptural Environment of the Roman Near
East, Interdisciplinary Studies in Ancient Culture and Religion 9 (Leuven 2008) 165 –194, 169–184.
D. Srejović, The Representations of Tetrarchs in Romuliana, Antiquité tardive 2, 1994, 143–152 Abb. 10 –17;
G. Sommer – G. von Bülow – U. Wulf-Rheidt, Felix Romuliana. Der Palast des Kaisers Galerius und sein Umfeld
(Berlin 2009) 17 Abb. 1. 2 (Farbabbildung).
Vgl. Pollini a. O. (Anm. 82).
62, 2012
neues zu den tetrarchenfiguren
367
monument to pieces themselves in order to facilitate transportation, after they had conquered
the Byzantine capital during the Fourth Crusade. Alternatively the fragmentation may already
have effected in the Early Byzantine period, when the columns, that must originally have been
standing in one of the residential cities of the Tetrarchy, were brought to Constantinople for
the decoration of the new capital. At that time the columns may have been taken to pieces in
order to re-cut one shaft in the form of an obelisk that was also erected on the Philadelphion.
Venedk’tek Tetrarkh Heykeller ve
Konstantnopols’tek Düzenlenmeler Üzerne Yenlkler
Özet: Venedik’te San Marco’nun doğusunda, Chiostro di Sant’Apollonia’da, şimdiye dek bilinmeyen bir porfir sütunun gövde parçası bulunmaktadır. Bu parça kesin olarak San Marco
hazine odasındaki tetrarkh heykelleri gibi aynı sütun anıtından gelmektedir ve kuşkusuz Markus
Meydanı’na dikilmiş olan Pietra del bando’ya da aittir. Venedik’teki heykel grubunda eksik olan
bir topuk, İstanbul’da Philadelphion yakınında bulunmuş; Philadelphion’un adı da, kollarını
birbirlerinin omzuna dostça atmış olan heykel grubuyla açıklanmıştır. İstanbul’da bulunan
topuk, Venedik sütun anıtının kesilmiş ve parçalar halinde Venedik’e ulaştırılmış olduğunu
kanıtlamıştır. Bu parçaların Venedik’e gidişi, 4. Haçlı Seferi’nin sonu ile Konstantinopolis’in
Venedik istilasına uğrayışı sırasında olmalıdır. Venedikliler anıtı daha kolay taşımak amacıyla
kendileri parçalara ayırmış olabilecekleri gibi, alternatif olarak sütunlar, henüz erken Bizans
döneminde, anıt tetrarşik başkentten yeni başkent Konstantinopolis’e taşınırken de parçalanmış
olabilir. O dönemde kesim işlemi aynı zamanda, I. Theodosisus’un Philadelphion’a diktirdiği,
küçük porfir dikilitaşı sütunlardan birinden çıkarmaya da yaramış olma ihtimali de vardır.
INHALT
Jürgen Borchhardt − Erika Bleibtreu, Ein elamischer Page in der Entourage des
persischen Großkönigs im Westfries des Heroons von Ze~muri/Limyra . . . . . . . . . . . . . . . 119
Thomas Corsten − Oliver Hülden, Zwischen den Kulturen.
Feldforschungen in der Kibyratis. Bericht zu den Kampagnen 2008–2011.
Mit Beiträgen von Jörg Gebauer und Kathrin B. Zimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Serra Durugönül – Ahmet Mörel, Nachweis des Judentums im Rauhen Kilikien
und seine Beziehungen zum Heidentum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
Şehrazat Karagöz – Denis Mohr, Neue Fragmente sepulkraler Reliefplastik
im Archäologischen Museum Istanbul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323
Manolis Manoledakis, Hekate mit Apollon und Artemis auf einer Gemme
aus der südlichen Schwarzmeer-Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
Philipp Niewöhner − Urs Peschlow, Neues zu den Tetrarchenfiguren in Venedig
und ihrer Aufstellung in Konstantinopel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341
Richard Posamentir − Holger Wienholz, Gebäude mit litterae aureae in den
kleinasiatischen Provinzen, die Basilika von Berytus und der Jupitertempel
von Baalbek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
Volker Michael Strocka, Bauphasen des kaiserzeitlichen Asklepieions von Pergamon.
Mit einem Beitrag von Michael Wörrle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
KURZMITTEILUNGEN
Jesko Fildhuth, 500 Reiter und 300 Mönche. Zwei Schriftquellen zu Priene
und Umland aus mittelbyzantinischer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383
Oliver Hülden, Ein archaisches Felsgrab mit Löwenrelief nahe Alanköy
(Provinz Burdur) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
Ute Kelp, Corrigendum zu »Der Tumulus auf dem İlyastepe
und die pergamenischen Grabhügel«, IstMitt 61, 2011, 117−203 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391
2
INHALTSVERZEICHNIS
istmitt
Anschriften der Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393
Hinweise für Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395
3
TABLE OF CONTENTS
Jürgen Borchhardt − Erika Bleibtreu, An Elamite Page in the Entourage
of the Persian King in the West Frieze of the Heroon at Ze~muri/Limyra . . . . . . . . . . . . . . 119
Thomas Corsten − Oliver Hülden, Between the Cultures. Fieldwork in the Kibyratis.
Report on the Campaigns of 2008−2011. With Contributions by J. Gebauer
and K. B. Zimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Serra Durugönül – Ahmet Mörel, Evidence of Judaism in Rough Cilicia
and its Associations with Paganism . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
Şehrazat Karagöz – Denis Mohr, New Fragments of Sepulchral Relief Carving
in the Istanbul Archaeological Museum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323
Manolis Manoledakis, Hekate with Apollo and Artemis on a Gem
from the Southern Black Sea Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
Philipp Niewöhner − Urs Peschlow, New Findings on the Tetrarch Figures in Venice
and Their Display in Constantinople . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341
Richard Posamentir − Holger Wienholz, Buildings with litterae aureae in the
Provinces of Asia Minor, the Basilica of Berytus and the Temple of Jupiter
at Baalbek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
Volker Michael Strocka, Construction Phases of the Imperial-Era Asklepieion
of Pergamon. With a Contribution by Michael Wörrle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
NOTES
Jesko Fildhuth, 500 Horsemen and 300 Monks. Two Literary Sources on Priene
and its Hinterlands in the Middle Byzantine Period . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383
Oliver Hülden, An Archaic Rock-Cut Tomb with a Lion Relief Near Alanköy
(Burdur Province) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
Ute Kelp, Corrigendum to »The Tumulus on İlyastepe and the Pergamene Burial
Mounds«, IstMitt 61, 2011, 117−203 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391
4
TABLE OF CONTENTS
istmitt
Adresses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393
Information for authors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395