Wichtigste Voraussetzung für eine optimale Stomaversorgung und die Vermeidung von Komplikationen ist eine gute Lage des künstlichen Darmausgangs. Vorgabe ist ein Sitz im Musculus rectus abdominis, fern von vorspringenden Knochen, Falten, Narben und dem Nabel. Das Stoma sollte möglichst in einer glatten Fläche von 10 x 10 cm liegen und für den Patienten gut einsehbar sein – eine Forderung, die bei einem durchschnittlichen Homo austriacus mit respektabler Waist-to-Hip-Ratio nicht immer leicht zu erfüllen ist.
Patienten
gut aufklären
Dauerhafte Stomata sind prinzipiell
endständig. Soll ein distaler
Darmabschnitt nur vorübergehend
entlastet werden, wird das Stoma in der Regel doppelläufig angelegt. Dabei wird eine Darmschlinge
über das Hautniveau gezogen,
an der Vorderseite eröffnet
und mittels Nähten und Reiter an der Bauchdecke fixiert, sodass zwei Öffnungen entstehen, die nach der vorgesehenen Schonzeit für den Darm wieder geschlossen werden. Um eine Beunruhigung des Patienten zu vermeiden, sollte nicht vergessen werden, ihn darüber
zu informieren, dass bei allen Stomata mit erhaltenem Schließmuskel
trotz des künstlichen Ausgangs
weiterhin anale Schleimabgänge
aus dem stillgelegten Darmabschnitt möglich sind.
Ileo- oder
Kolostomien
Lage und Anlage des Stomas richten sich nach dem ausgeleiteten
Darmabschnitt (siehe Artikel
unten). Ileostomien werden im rechten Unter- oder Mittelbauch angelegt. Da der Dünndarm nur eine beschränkte Fähigkeit zur Resorption
von Wasser besitzt, ist der Stuhl flüssig-breiig und sehr aggressiv.
Bei durchschnittlich vier bis sechs Entleerungen pro Tag werden insgesamt rund 500 bis
700 ml ausgeschieden. Um ein gutes
Abfließen des Stuhls in den Beutel zu ermöglichen und Hautirritationen
zu vermeiden, sollte
das Ileostoma 1,5 bis 2 cm über das Hautniveau hinaus stehen. Kolostomien
werden im linken Unter-
und Mittelbauch angelegt und sollten eine Prominenz von 3 bis 5 mm aufweisen. Der weniger aggressive
Stuhl ist hier bereits auf etwa 250 ml eingedickt, seine Konsistenz
breiig bis fest geformt.
Es ist mit ein bis drei Ausscheidungen
pro Tag zu rechnen. Bei Patienten, die bereits vor der Operation
obstipiert waren, ist es auch nicht beunruhigend, wenn es nur alle zwei Tage zum Stuhlgang kommt.
Eigene Stomatherapeuten
Die Betreuung der Stomaträger
wurde in den letzten Jahren durch eigens ausgebildete Stomatherapeuten
immer weiter verbessert.
Ziel müsse es aber bleiben, dass der Patient seinen künstlichen
Darmausgang selbst versorgen
kann, betonte DGKS Karin Meyer, Fachschwester für Kontinenz-
und Stomaberatung. Da Stomata sich postoperativ verkleinern,
ist es vor allem in den ersten Tagen und Wochen wichtig, immer
wieder die Schablonengröße zu kontrollieren. Zwischen Hautschutzplatte
und Stoma sollten ungefähr
1 bis 2 mm Platz sein. „Ist der Abstand zu groß, steigt die Gefahr
von Hautirritationen“, warnte die Stomaexpertin. „Wird die Platte
zu knapp ausgeschnitten, kann die Schleimhaut verletzt werden.“
Nicht nur der Umgang mit den unterschiedlichen Stoma-Produkten
will gelernt sein, sondern auch die Pflege des Darmausgangs. „Der Darm ist an Stuhl gewöhnt und muss daher nicht besonders gereinigt
werden“, so DGKS Meyer. „Zu starke Berührung und Manipulation
der schmerzunempfindlichen
Schleimhaut führt nur zu Blutungen und vermehrter Stuhlproduktion.“
Auch die umliegende Haut sollte nicht mit aggressiven Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln behandelt
werden. Wasser und eine pH-neutrale Seife sind für die Säuberung
ausreichend. Nichts verloren
haben im Stomabereich auch Salben, Öle oder Ölbäder, die nur dazu führen dass die Versorgung schlechter auf der Haut haftet.
Internationales Symposium für Ernährung, Stoma, Wunde ESW 2006, Mai 2006