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Juden in Hamburg - 08 - Wohngebiete und Wohnverhältnisse

In Hamburg gab es kein ausschließliches Wohngebiet der jüdischen Bevölkerung wie in anderen Städten Deutschlands und in Osteuropa. Verordnungen über das Wohnrecht der Juden, ihre wirtschaftliche Lage und besonders ihr Bedürfnis, in der Nähe gemeinschaftlicher Institutionen wie der Synagogen zu leben bestimmten jedoch ihr Wohnverhalten im Laufe der Zeit und führten zu Siedlungskonzentrationen.
Von den ersten portugiesischen Juden ist bekannt, dass sie um 1612 im Westen der Stadt verteilt am Rödingsmarkt, dem Mönkedamm, der Herrlichkeit und dem Dreckwall (Alter Wall) wohnten. Einen Friedhof besaßen sie nur kurzzeitig auf den Kohlhöfen, mussten ansonsten ihre Toten außerhalb der Stadt auf dem Altonaer Friedhof an der späteren Königstraße beerdigen, der bis 1877 benutzt wurde. 1650 wurde ihnen vorgeschrieben, sich in der Neustadt Wohnungen zu suchen, einem Gebiet, das damals nur zum Teil bebaut war und günstige Ansiedlungsbedingungen bot. Gut ein Jahrhundert später versuchten Bürgerschaft und Geistlichkeit der Stadt, den Senat zur Festlegung nur bestimmter Straßen in der Alt- und Neustadt als Wohnplätze für die Juden zu bewegen. Hierin unterschied sich Hamburg von den liberaleren Wohnbedingungen in Altona und Wandsbek.
Während der rasanten Entwicklung Hamburgs zur Millionenstadt am Ende des 19. Jahrhunderts führte die starke Zuwanderung zu Wohnungsproblemen und innerstädtischen Wanderungsbewegungen. Ein Neustadt zog in die neu entstehenden Stadtteile Rotherbaum, Harvestehude und Eimsbüttel. Im Gebiet des Grindel entstand eine Siedlungskonzentration der jüdischen Bevölkerung Hamburgs, die ironisch als "Klein-Jerusalem" bezeichnet wurde.
Sichtbarer Ausdruck der Wohnpräsenz der Juden waren ihre Synagogen. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts noch versteckt in Privathäusern und auf Hinterhöfen, wurden diese mit der zunehmenden Emanzipation und dem Selbstbewußtsein der Juden im Stadtbild "sichtbarer": Die Hauptsynagoge am Bornplatz (1906) und die daneben liegende Schule waren frei stehende Gebäude.
Um 1925 erreichte die Zahl der jüdischen Bewohner Hamburgs ihren Höhepunkt mit rund 20.000, etwa 1,73 % der Gesamtbevölkerung der Stadt. Die Wohnsituation der Juden und die Einrichtung ihrer Wohnungen unterschieden sich grundsätzlich nicht von denen der übrigen Hamburger Bevölkerung, sie waren wie diese von den wirtschaftlichen Verhältnissen der Bewohner, deren Herkunft und modischen Zeitströmungen abhängig.
Erst mit der Verfolgung und Entrechtung durch die Nationalsozialisten wurden die Hamburger Juden in eine Art Ghetto getrieben. Seit 1940 wurden Hausgemeinschaften zwischen Juden und Nichtjuden aufgelöst und Juden in Häuser eingewiesen, die sich noch in jüdischem Besitz befanden. Auf diese Weise wurden in Hamburg - zumeist im Grindelviertel - 78 sogenannte "Judenhäuser" geschaffen, die zusammen mit der Einschränkung der Bewegungsfreiheit der jüdischen Bewohner deren Überwachung und spätere Deportation und Vernichtung erleichterten.


Juden in Hamburg
- Die ersten Juden kommen nach Hamburg
- Aufklärung und Emanzipation
- Im Deutschen Kaiserreich
- In der Weimarer Republik
- Verfolgung und Vernichtung unter der NS-Herrschaft
- Jüdische Schulen
- Juden im Hamburger Wirtschaftsleben
- Wohnverhältnisse und Wohngebiete
- Die Synagoge